Reinhard Jirgl - Autorenlexikon (original) (raw)

© Renate von Mangoldt (1998)

Steckbrief

geboren am: 16.1.1953 geboren in: Berlin (DDR) lebt in: Berlin, Friedenau

Kontakt: Wiesbadener Str. 3, 12161 Berlin

Telefon: 030/85966777

Vita

Reinhard Jirgl wurde 1953 in Berlin (DDR) geboren. Noch im selben Jahr erfolgte aus familiären Gründen sein Umzug zur Großmutter nach Salzwedel/Altmark. Dort besuchte er die 10-klassige, polytechnische Oberschule, bis er nach dem 4. Schuljahr -1964- zurückkehrte nach Berlin (DDR) zu seinen Eltern, beide von Beruf Dolmetscher. Hier lebt er bis heute.
Gleichzeitig mit dem Beginn des achten Schuljahrs -1967- trat er eine Lehre als Elektromechaniker an, die er, nach dem Ende der 10. Klasse der polytechnischen Oberschule, dann im Jahr 1970 ebenfalls abschloß. Während seiner Arbeit als Elektromechaniker holte er auf Abendkursen die Hochschulreife nach für ein Studium der Elektronik, zu dem er sich 1971 an der Berliner Humboldt-Universität immatrikulierte.
Im Jahr 1973, noch während des Studiums, begann er mit den ersten Prosaarbeiten.
Nach dem Ingenieursexamen ab 1975 arbeitete er als Service-Ingenieur an der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Adlershof. Seine Schreibarbeiten, die er gegen den ungeliebten Ingenieursberuf setzte, beanspruchte mehr an Zeit, als der Beruf zuließ; Ende 1978 schließlich gab er den Ingenieursberuf auf und ging als Beleuchtungs- und Servicetechniker an die Berliner Volksbühne.
Der Bekanntschaft u.a. mit dem Dramatiker Heiner Müller folgte eine intensive Phase in der eigenen Schreibarbeit. Seinem ersten, umfangreichen Manuskript "Mutter Vater Roman", im Sommer 1985 beim Aufbau-Verlag Berlin eingereicht, widerfuhr wegen darin vermuteter "nichtmarxistischer Geschichtsauffassung" zwar keine direkte Ablehnung, doch wurde sowohl diesem, als auch seinen anderen, etwas später entstandenen Manuskripten die Veröffentlichung verweigert. Daraus folgernd blieb er auch von Förderungen (Stipendien etc.) ausgeschlossen, so daß er, bis zum Fall der innerdeutschen Grenze, als Schriftsteller der deutsch-deutschen Öffentlichkeit unbekannt bleiben mußte.
Dessen ungeachtet schrieb er in der Anonymität weiter; zur "Wende" 1989 lagen von ihm sechs fertige Manuskripte vor.
In der unmittelbaren Nachwende-Zeit 1990 konnte sein erstes Buch "Mutter Vater Roman" in einem von Gerhard Wolf edierten Literaturprogramm beim Aufbau-Verlag schließlich erscheinen.
Zu allen weiteren Publikationen: siehe ff.

Würdigung

1993 Alfred-Döblin-Preis
1994 Marburger Literaturpreis
1998 Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung
1998 Johannes-Bobrowski-Medaille
1999 Josef-Breitbach-Preis
2003 Kranichsteiner Literaturpreis
2003 Rheingau Literatur Preis
2004 Dedalus-Preis für Neue Literatur
2004 Eugen Viehof Ehrengabe der Deutschen Schillergesellschaft von 1859
2005 Bremer Literaturpreis
2009 Lion-Feuchtwanger-Preis
2009 Grimmelshausen-Litertaurpreis
2010 Georg-Büchner-Preis

2006 Anna-Seghers-Stipendium
Stipendium des Künstlerdorfes Schöppingen
Stipendium des Berliner Kultursenats
International Writers' Colony
Ledig Rowohlt House Ghent, New York (USA)
Alfred-Döblin-Haus in Wewelsfleth
Stipendium am Künstlerhof Schreyahn
Heinrich-Heine-Stipendium Lüneburg
Villa Waldberta Feldafing
Deutscher Literaturfonds Darmstadt
Stipendium der Preußischen Seehandlung Berlin
Arno-Schmidt-Stipendium 2005/2006
2008 Deutscher Literaturfonds Darmstadt

Aktuelles

Lesungen:
Inland (zum Teil mehrfach): u.a. im Berliner Ensemble; in den Literaturhäusern Fasanenstraße Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Köln, München; Literarisches Colloquium Berlin; Buchhändlerkeller Berlin; Bertolt-Brecht-Forum Berlin; Hamburger Bücherhallen; Leipziger Buchmesse; Kleines Theater Münster; Buchhandlung Backhaus Aachen; Alte Münze Salzwedel; Heinrich-Heine-Haus Lüneburg; Tukan-Kreis München.
Ausland: u.a. an den Goethe-Instituten Amsterdam, Barcelona, Brno, Kopenhagen, Prag, Zagreb, Bordeaux und Nancy; "Salon du Livre" Paris; "Maison Heinrich Heine" Paris; Literaturhaus Basel; Steirischer Herbst in Graz; New York City: Deutsches Haus Columbia University; Young Executive Committee, German Chamber of Commerce; United Nations International School.

In andere Sprachen übersetzt:
"Hundsnächte" ins Russische: "Sobatschi notschi", Kolonna Verlag Moskau 2007. ins Französische "Les Inachevés", 2007 bei Quidam Editeur,"Abschied von den Feinden" ins Schwedische: "Avsked fran fienderna", Östlings Bokförlag Symposion Stockholm/Stehag, 1996 In Arbeit: "Die Unvollendeten" ins Spanische und Polnische; "Abtrünnig" ins Französische.

Publikationen in deutschen und ausländischen Literaturzeitschriften (mitunter mehrfach) u.a. in: "Sinn und Form", "text + kritik", "Res publica" (Schweden), "iDag" (schwed. Kulturzeitung), "Monatshefte" der University of Wisconsin, U.S.A.; "Schreibheft" (Essen); "Litfass", "Die Horen" und "NDL".
Desweiteren Beiträge in "Akzente", Kulturzeitschrift "du" (Schweiz), "Deus ex machina" (Belgien) und "Sprache im technischen Zeitalter" (Berlin). Daneben einige Beiträge für überregionale Tageszeitungen im Ausland sowie in Deutschland: Tages-Anzeiger (Schweiz), Neue Zürcher Zeitung (Schweiz); Frankfurter Rundschau, Die Zeit, Die Woche, Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Veröffentlichungen in Anthologien

Planetengeschrei, in: Neue Rundschau

S. Fischer Verlag Heft 1/2009

From Dusk to Dawn or the Identification Trap, in: P.E.N. International, 72nd World Congress Issue, Vol. 56, No. 1

2006

Heimat und imperialistische Utopie, in: Sarmatische Landschaften

2005 Essay

Das Verlöschen des Helden, in: Damals hinterm Deich

2002 Essay

Stadt ohne Eigenschaften, in: Konkursbuch 38

2000 Essay

Hundsnächte, in: Bahnhof Berlin

1997

Theater ist draußen, in: Die Nacht in der die Mauer fiel...

Suhrkamp Taschenbuch 4073 2009 Anthologie

Arbeit ist Hoffnung, in: Small Talk im Holozän. Neue deutsche Literatur

2005

Abschied von den Feinden, in: Inventur. Deutsches Lesebuch 1945-2003

2003

Hundsnächte, in: Die deutsche Literatur seit 1945 (Flatterzunge, 1996-1999)

2000

Im offenen Meer, in: Die deutsche Literatur seit 1945 (Augenblicke des Glücks, 1990-19950)

1999

Des Bruders Schatten, in: Von Abraham bis Zwerenz

1995

Einträge im Register der Literaturzeitschriften

Über Werk / Autor

Arne De Winde: Palimpsest der Gespenster. Intertextualität, Genealogie und Spektralität im Werk von Reinhard Jirgl

Leuven, Belgien 2008

sonstige Werke

Szenische Lesung von "Mamma Pappa Tsombi" (aus "Genealogie des Tötens") in der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, 2001
Hör-CD "Gewitterlicht", Revonnah Verlag Hannover, 2005
Hörspiel in 3 Teilen nach "Abtrünnig", Bayerischer Rundfunk, Mai 2006