Christine Repond: �Mir war wichtig, keinen Voyeurismus zu bedienen� (original) (raw)

Die Regisseurin von �Marie Brand und das tote Au-pair� spricht im Interview �ber das sensible Thema Machtmissbrauch, das in der neuen Folge angesprochen wird.

Was erwartet uns in dem neuen �Marie Brand�-Spielfilm?
Alice, eine junge Britin wird tot unter einer Br�cke gefunden. Offenbar ist sie mit ihrem Motorroller verungl�ckt. W�hrend J�rgen Simmel das Ganze f�r einen Unfall h�lt, zweifelt Marie Brand an der Unfalltheorie. Alice arbeitete als Au-pair bei einer wohlhabenden K�lner Familie und nahm Fahrstunden beim Vater ihres Freundes. Je tiefer Marie Brand und J�rgen Simmel in das Umfeld der jungen Frau eintauchen, desto dichter wird das Netz aus L�gen und Intrigen, das sich beiden offenbart.

Der Film beginnt mit dem Fund des toten Au-pairs unter einer einsamen Br�cke. Wie haben Sie die Stimmung dieser Szene inszeniert, um den Ton f�r den gesamten Krimi zu setzen?
Die latente Spannung einer allt�glichen Situation und das Unvermittelte waren zentrale Elemente f�r den Einstieg in die Geschichte. Der Film beginnt mit dem Taxifahrer Enriquo Seifert, der seinen Hund unter einer Br�cke Gassi f�hrt. In der gestalterischen Umsetzung ging es vor allem darum, das Unheilvolle, Unerwartete, das im n�chsten Moment passieren wird, �ber Bilder und die Tonebene vorzubereiten und die Zuschauer auf die Geschichte und eine r�tselhafte Tat neugierig zu machen.

Welche besonderen Herausforderungen gab es, die komplexen Beziehungen zwischen den Figuren � insbesondere innerhalb der Familie Keuber � auf der Leinwand nachvollziehbar und spannend zu gestalten?
Der Film behandelt komplexe Themen wie Abh�ngigkeit in Beziehungen und sexuellen Machtmissbrauch. In meiner Regiearbeit geht es u.a. darum, die Figuren pr�zise zu besetzen, zu �berlegen, welcher Schauspieler, welche Schauspielerin, die Figur spielt und diese dann m�glichst nah an die Filmfiguren zu geleiten. Da in einem Krimi stets Handlungsstr�nge miteinander verwoben sind und Verd�chtige auftauchen, sind diese im Drehbuch eher skizzenhaft angelegt. Die optimale Besetzung und Ausgestaltung kann einer Figur Dreidimensionalit�t und Tiefe verleihen. Ich hatte gro�es Gl�ck, Andreas Lust und Alexandra Schalaudek f�r das Fahrlehrerpaar gewinnen zu k�nnen, sie verk�rpern diese Figuren differenziert, glaubw�rdig und zugleich abgr�ndig.

Der Film ber�hrt sensible Themen wie Machtmissbrauch und toxische Familienstrukturen. Wie haben Sie sich diesen Themen gen�hert, um sie sowohl realistisch als auch respektvoll darzustellen?
Mir war wichtig, keinen Voyeurismus zu bedienen und die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Fokus zu stellen. Beispielsweise in der Szene, in der der Fahrlehrer gegen�ber Alice sexuell �bergriffig wird, war mir wichtig, die d�nne Trennlinie von situativer N�he und beruflicher Distanz aufzuzeigen. Der Fahrlehrer gibt sich Alice gegen�ber freundschaftlich und g�nnerhaft, bis die Situation irgendwann kippt. Diese psychologische Ebene macht den �bergriff auch so perfid. Gleiches gilt f�r die toxische Familienstruktur, auch da hat mich in erster Linie die Psychologie der Figuren interessiert. Die Kameraarbeit von Timo Moritz gab mir und den Schauspielern Raum und erm�glichte einen behutsamen Blick auf die Zerrissenheit der Figuren.

Szenen wie Simmels Fahrpr�fung bringen eine humorvolle Leichtigkeit in die d�stere Geschichte. Wie wichtig ist Ihnen als Regisseurin dieser Balanceakt?
Bei einem Format wie Marie Brand ist mir dieser Balanceakt sehr wichtig, da die Reihe auch wegen ihrer Leichtigkeit beliebt ist. Die Schauspieler Mariele und Hinnerk tragen viel zu dieser Grundstimmung bei, da sie die kom�diantische Komponente ihrer Figuren verinnerlicht haben und jeden Tag mit vielen neuen sch�nen Ideen ans Set kommen, und ihre Szenen pointiert, lebendig und humorvoll darstellen.

Wie haben Mariele Millowitsch und Hinnerk Sch�nemann als Ermittlerduo Marie Brand und J�rgen Simmel Ihre Vision des Films umgesetzt?
Sie waren brav, ich musste sie nicht auswechseln. Nein Spa�, sie kennen ihre Filmfiguren �ber eine so lange Zeit und brennen jedes Mal aufs Neue daf�r, das war f�r mich als Regisseurin ein Geschenk. Da sind einfach sehr viel Wissen, Erfahrung und Spiellust vorhanden. Es war mir eine Ehre und gro�e Freude, mit den Beiden zu drehen. Unsere Zusammenarbeit war gepr�gt durch gegenseitigen Respekt, letztlich geht es ja darum, gemeinsam das Drehbuch bestm�glich umzusetzen.

Mit Schauspielern wie Luke Matt R�ntgen und Saron Degineh haben Sie auch junge Talente in zentrale Rollen integriert. Was hat Sie an ihrer Leistung besonders beeindruckt?
Saron und Luke haben ein ausgesprochen gutes Gef�hl f�r Timing, wie ich es noch nicht oft erlebt habe bei jungen Schauspielern. Es ist ihnen gelungen, das Liebespaar nuanciert, schwebend zwischen jugendlicher Leichtigkeit und der Tragik der Geschichte zu verk�rpern.

Was macht Ihre Regiearbeit bei �Marie Brand und das tote Au-pair� besonders, und wie haben Sie die Geschichte durch Ihre Perspektive gepr�gt?
Die Beantwortung dieser Frage �berlasse ich den Zuschauern und den Kritikern.

Was reizt Sie als Regisseurin daran, Krimis wie �Marie Brand� zu inszenieren, und was unterscheidet diese Arbeit von Ihren anderen Projekten?
Speziell bei diesem Fall waren es vor allem die psychologischen Aspekte des Stoffs, die mich gereizt haben, aber auch die Herausforderung, eine stimmige Balance zu finden, zwischen den Abgr�nden des Stoffs, und der Leichtigkeit, die das Format auszeichnet. Und es ist nat�rlich reizvoll f�r eine Reihe inszenieren zu d�rfen, die so beliebt ist bei den Zuschauern.

Die Schaupl�tze � von der Br�cke bis zur Fahrschule � sind atmosph�risch dicht gestaltet. Wie haben Sie die Drehorte ausgew�hlt und in Szene gesetzt?
Zusammen mit meinem Kameramann Timo Moritz und dem Szenenbildner Roland Wimmer habe ich viele Motive angeschaut. Der Look und die spezifische Atmosph�re entstanden dann in gemeinsamem Austausch und Brainstorming. Bei TV-Formaten muss ein Motiv viel mitbringen, da man mit dem begrenzten Budget nicht die M�glichkeit hat, ein Motiv komplett umzugestalten, oftmals reicht das Geld nicht mal, um W�nde neu zu streichen. Roland Wimmer und sein Team haben aus jedem Motiv das Maximum herausgeholt und es so gestaltet, dass meine filmische Vision eingel�st wurde und man glaubt, dass die Figuren in dem jeweiligen Motiv leben und arbeiten. Beim Dreh selbst hat Timo Moritz mit der Lichtgestaltung und sensiblen Kameraarbeit dem Geschehen viel Atmosph�re eingehaucht.

Die Musik von Hansj�rg Kohli tr�gt zur Spannung und Atmosph�re bei. Wie eng haben Sie bei der musikalischen Gestaltung des Films zusammengearbeitet?
Hansj�rg hat schon mehrmals f�r Marie Brand komponiert, trotzdem ist es ihm gelungen, eine ganz individuelle Musik f�r diese Folge zu komponieren. Wir standen in regem Austausch, auch meine Cutterin Friederike D�rffler habe ich in diesen Austausch miteinbezogen, sie hat ein sehr gutes Gesp�r f�r Musik und wertvollen Input geliefert.

Vielen Dank f�r Ihre Zeit!

�Marie Brand und das tote Au-pair� ist am Mittwoch, den 15. Januar, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.