Umweltbezogener Gesundheitsschutz - Quallen in Nord- und Ostsee (original) (raw)

Vorkommen und Biologie

Quallen gehören zu den Nesseltieren (Cnidaria). Namensgebend sind die auf der Außenhaut befindlichen Nesselzellen mit Nesselkapseln, die insbesondere auf den Tentakeln (Nesselfäden) sitzen ( Abb. 1).

Kompassqualle mit Schirm, Tentakel und Mundarm

Abb. 1 Kompassqualle

Mit Hilfe der Nesselzellen lähmen und fangen sie ihre Beute. Bei Berührung öffnet sich die mikroskopisch kleine Nesselkapsel, ein Faden mit Stachel und Stilett wird ausgeschleudert und ein lähmendes Gift tritt aus – die Qualle nesselt.

Der große gallertige Schirm dient den Quallen als Schwimmorgan. Durch rhythmisches Zusammenziehen des Schirms bewegen sich Quallen stoßweise voran. Weil ihre Schwimmbewegungen jedoch nur schwach sind, werden sie vor allem durch die Strömungen des Meeres passiv verdriftet. Bei stärkeren Winden können sie je nach Wind- und Strömungsrichtung an den Küsten der Nord- und Ostsee zu Massenansammlungen zusammengetrieben werden. Zudem sammeln sich die Quallen oft in „Bändern“ an der Wasseroberfläche ( Abb. 2), da sie hier das meiste Plankton, ihre Hauptnahrung, finden.

Ohrenquallenbänder

Abb. 2 Massenansammlung von Ohrenquallen in "Bändern" an der Wasseroberfläche

Die meisten in Nord- und Ostsee vorkommenden Quallen sind für den Menschen ungefährlich. Es gibt aber auch Quallenarten, deren Gift auf der menschlichen Haut stärkere Reizungen oder verbrennungsähnliche Symptome verursachen kann (stark nesselnde Quallen).

Schwach oder gar nicht nesselnde Quallen sind für Badende ungefährlich. Die in Nord- und Ostsee häufigste in Massen vorkommende Art ist die Ohrenqualle Aurelia aurita ( Abb. 3 und 4). Der Schirm der Ohrenqualle ist flach, tellergroß, durchsichtig undweist viele kurze Randtentakel auf. Typisch sind die vier ring- oder ohrenförmigen Geschlechtsorgane, die oft violett aber auch weiß bis rotorange sein können. Sie besitzt vier kräftige Mundarme.

Männliche Ohrenqualle mit vier ringförmigen Geschlechtsorganen

Abb. 3 männliche Ohrenqualle mit vier ringförmigen Geschlechtsorganen

Eine weitere ungefährliche und häufig in Nord- und Ostsee zu beobachtende Qualle ist die Seestachelbeere Pleurobrachia pileus: Der Körper ist rund bis eiförmig, durchsichtig, klein (ca. 2 cm), und besitzt Längsrippen sowie zwei lange Fangtentakel. Die Seestachelbeere gehört zu den Rippenquallen und ist keine echte Qualle. Es fehlen ihr die charakteristischen Nesselzellen.

Weibliche Ohrenqualle mit Bruttaschen, in denen sich Larven entwickeln

Abb. 4 weibliche Ohrenqualle mit Bruttaschen, in denen sich Larven entwickeln

Stark nesselnde Quallen können hingegen für Badende unangenehm werden. Die Quallen greifen sie zwar nicht an, aber eine leichte Berührung der Tentakel reicht schon aus, um die Qualle zum Nesseln zu bringen.

Die häufigste stark nesselnde Qualle in Nord- und Ostsee ist die Gelbe Nesselqualle oder Haarqualle (umgangssprachlich „Feuerqualle“; Abb. 5) Cyanea capillata: Der Schirm ist innen gelbbraun und tellergroß, sie können aber auch wesentlich größer werden. Die Tentakel sind fädig und entspringen nicht am Schirmrand, sondern hängen von der Unterseite des Schirms herab.

Gelbe Nesselqualle

Abb. 5 Gelbe Nesselqualle (Cyanea capillata)

Vorwiegend in der Nordsee sind noch zwei weitere stark nesselnde Quallenarten anzutreffen:
Blaue Nesselqualle Cyanea lamarckii: Der Aufbau ähnelt der Gelben Nesselqualle, sie ist jedoch kleiner. Die Schirmfärbung kann variieren (zum Beispiel hellblau bis kräftig blau, durchsichtig bis blassgelb oder grau).
Kompassqualle Chrysaora hysoscella ( Abb. 1 und 6): Der Schirm weist eine charakteristische Strichzeichnung auf, an dessen Rand lange Tentakel entspringen. Zudem trägt sie vier lange Mundarme.

Erkrankungen durch Hautkontakt

Nach Hautkontakt können starke, brennende Schmerzen auftreten, gefolgt von Juckreiz, Schwellungen und gegebenenfalls striemenförmiger Blasenbildung ( Abb. 7). Sehr selten kommt es zu systemischen Körperreaktionen, wie zum Beispiel Magen- und Darmbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen bis zu Atem-, Herz-Kreislauf- und / oder Bewusstseinsstörungen.

Kompassquallen

Abb. 6 Kompassqualle (Chrysaora hysoscella)

Maßnahmen nach Kontakt mit stark nesselnden Quallen

Entfernen Sie umgehend alle auf der Haut klebenden Tentakel, indem Sie die betroffenen Hautstellen mit Meerwasser abspülen.
Versuchen Sie auf keinen Fall, die Fäden mit der Hand oder dem Handtuch abzureiben. Lösen sich die Tentakel schlecht, kann es hilfreich sein, Sand auf den betroffenen Bereich zu streuen, diesen kurz antrocknen zu lassen und dann mit Hilfe einer Plastikkarte (zum Beispiel Kreditkarte) oder einem Messerrücken vorsichtig abzuschaben. Auch Rasierschaum eignet sich (gegebenenfalls Wasserwacht ansprechen). Diesen sprühen Sie schnellstmöglich auf die Haut auf und lassen ihn für ca. 5 Minuten antrocknen. Den Schaum schaben Sie anschließend, wie bereits beschrieben, ab.
Achtung: Auf keinen Fall mit Süßwasser oder Alkohol abwischen, da dann weitere Nesselkapseln platzen!
Nach dem Entfernen der Tentakel wird die Verwendung von Brandsalbe, gegebenenfalls auch juckreizlindernder Salbe empfohlen. Bei schwerer Symptomatik suchen Sie bitte umgehend die Wasserwacht oder eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt auf.

Hautirritation

Abb. 7 Hautirritation nach Kontakt mit Feuerquallen

Vorsichtsmaßnahmen

Bei einem sichtbaren Massenvorkommen von nesselnden Quallen sollten Sie auf das Baden verzichten. Die feinen Tentakel sind im Wasser fast unsichtbar und können auch noch nesseln, wenn sie bereits von der Qualle abgetrennt sind. Entdecken Sie beim Schwimmen eine stark nesselnde Qualle, entfernen Sie sich mit ruhigen Schwimmbewegungen. Zu schnelle Bewegungen können einen Sog erzeugen, durch den die Qualle angezogen wird. Da auch tote an den Strand angespülte Quallen noch nesseln können, empfiehlt sich gegebenenfalls das Tragen von Badeschuhen. Weisen Sie auch spielende Kinder auf die Gefahr hin. Wer dennoch baden möchte, sollte in Ufernähe bleiben, um nach einem Quallenkontakt schnell aus dem Wasser zu kommen.Öffnen Sie unter Wasser nicht die Augen, da diese bei einem Kontakt mit Nesselfäden ebenfalls verletzt werden können.

Bei Fragen zu Badegewässern und Gesundheit

  1. Zuständige Gesundheitsbehörde der Kreise und kreisfreien Städte
  2. Landesamt für soziale Dienste (siehe Kontaktbox)

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