Man sah die Schwedin 1938 als Seraphine, die in dem Krimi "Verwehte Spuren"1) in Paris ihre verschwundene Mutter sucht, in dem Melodram "Das unsterbliche Herz"1) mimte sie 1939 an der Seite von Heinrich George als Nürnberger UhrenerfindersPeter Henlein1) dessen sexuell vernachlässigte Ehefrau Ev, in der Adaption "Die Reise nach Tilsit"1) (1939) nach der gleichnamigen Novelle1) von Hermann Sudermann1) zeigte sie sich als Elske Settegast, die ihrem untreuen Mann Endrik (Frits van Dongen) im Fall einer Scheidung droht, das gemeinsame Kind zu töten. Wegen ihrer Hauptrolle der Dorothea in dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß"1) (1940) musste sich auch die Söderbaum nach dem Krieg gerichtlich verantworten. Der berüchtigte und perfide Streifen gilt als folgenreichster Propagandafilm der Nazis, wurde unter anderem SS-Kommandos vor deren Einsätzen gegen Juden vorgeführt und zählt bis heute zu den so genannten "Vorbehaltsfilmen"1).Bis Ende des 2. Weltkrieges folgten dann beispielsweise die Harlan-Produktionen "Der große König"1) (1942) mit Otto Gebühr in der Titelrolle des Preußenkönigs Friedrich II.1), in der Storm-Adaption "Immensee"1) (1943) sowie dem Melodram "Opfergang"1) (1944) hatte sie Carl Raddatz als Partner. In dem Nazi-Duchhaltestreifen "Kolberg"1) (1945)trat sie mit der Figur der Maria neben Heinrich George als "Volksheld" Joachim Nettelbeck1) und Horst Caspar als junger Major Gneisenau1) in Erscheinung. Auch dieser Propagandastreifen, der die Belagerung Kolbergs 18071) thematisierte, gehört zu den "Vorbehaltsfilmenen", die nur mit Zustimmung der "Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung"1) und zu ihren Bedingungen gezeigt werden dürfen.
1947 wurde Veit Harlan zwar als "Entlasteter" eingestuft, auf Intervention der Öffentlichkeit aber Ende Juli 1948 erneut wegen "Verbrechens gegen die Menschlichkeit" angeklagt und 1950 von der Anklage freigesprochen. Erst danach wirkte die Söderbaum wieder in Filmen ihres Mannes mit, konnte aber nicht mehr so recht an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Sie hatte zunächst Theater gespielt und aus Solidarität mit ihrem mit einem mehrjährigen Berufsverbot belegten Mann zudem internationale Filmangebote abgelehnt.
Ab 1950 drehte sie dann wieder mehrere Film unter der Regie ihres Mannes; die "Gloria-Filmproduktion" schickte sie und Harlan unter anderem nach Asien, um dort Filme zu produzieren, in denen neben einer unechten Handlung auch echte Elefanten und echte Palmen zu sehen waren – die zwar künstlerisch missglückten, aber die Sehnsucht des Publikums nach der weiten Welt und Exotik befriedigten. Bis zum Tode Veit Harlans im Jahre 1964 entstanden die Melodramen "Unsterbliche Geliebte"1) (1951), "Hanna Amon"1) (1951) und "Ich werde Dich auf Händen tragen"1) (1958), die Komödie "Die blaue Stunde"1) (1953), die beiden Abenteuer "Sterne über Colombo"1) (1953) und "Die Gefangene des Maharadscha"2) (1954) sowie der Streifen "Verrat an Deutschland"1) (1955) um den Spion Dr. Richard Sorge1). August Strindbergs Drama "Ein Traumspiel"1), eine teilweise boykottierte Theatertournee bzw. Theaterinszenierung in Aachen, war 1963 die letzte gemeinsame Arbeit von Söderbaum und Harlan. Während dieser gesamten Zeit hatte sie nur ein Mal für einen anderen Regisseur vor der Kamera gestanden, zeigte sich in der mit zahlreichen Liedern durchsetzten rührseligenLiteraturadaption "Zwei Herzen im Mai"1) (1957) unter der Regie von G�za von Bolv�ry1) als Partnerin Dieter Borsches.Erst nach dem Tod ihres Mannes im April 1964 begann die Schauspielerin sich aus den Schatten ihrer Vergangenheit zu lösen, die Respekt abnötigte: Nach 25 Jahren Gattentreue und freiwilliger Abhängigkeit stand die Witwe mit einem Berg Schulden da. Die Mutter zweier Söhne ließ sich bei "Photo Porst"1) in Nürnberg zur Fotografin ausbilden, arbeitete anschließend erfolgreich als Mode- und Porträt-Fotografin und lichtete andere Stars mit der Kamera ab. Ihre erste Foto-Ausstellung unter dem Titel "Begegnungen" fand 1972 in Graz statt.
Nur noch vereinzelt stand sie selbst vor der Filmkamera: So als Emma May1), erste Frau des Schriftstellers Karl May1) (Helmut Käutner1)), in Hans-Jürgen Syberbergs Biopic "Karl May"1) (1974), mit kleinen Parts in Giorgio Cristallinis "Lets go crazy" (1986) und in Carlo U. Quinterios Thriller "Night Train to Venice"1) (1993) sowie in der Episode "Der Sinn des Lebens" aus der TV-Serie "Der Bergdoktor"1) mit Gerhart Lippert → Übersicht Filmografie. Am 12. Februar 2001 starb der einstige Ufa-Star Kristina Söderbaum, die in den letzten Jahren meist in München bei einem ihrer Söhne lebte, im Alter von 88 Jahren in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hitzacker1). Die letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof in Seeshaupt1) am Starnberger See → Foto der Grabstelle bei knerger.de. Christina Söderbaum hinterließ die Söhne Kristian Veit (geb. 1939) und Caspar Harlan (geb. 1946). Kristian Veit Harlan, der als Kind in dem Film "Der große König" (1942) neben seiner Mutter auftrat, arbeitet als Filmregisseur, auch Bruder Caspar realisierte als Autor und Regisseur unter anderem einige Kinderfilme → freiebuehnewendland.de. Ihre Erinnerungen hatte die Söderbaum 1983 unter dem Titel "Nichts bleibt immer so. Rückblenden auf ein Leben vor und hinter der Kamera" veröffentlicht; in der Neufassung (1993) hatte sie gefragt: "Verjährt nicht auch einmal für mich die Schuld?". Kristina Söderbaum 1983Das Foto wurde mir freundlicherweise von der FotografinVirginia Shue (Hamburg) zur Verfügung gestellt. Das Copyright liegt bei Virginia Shue.
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