Elektroauto-Vergleichstest: So schlägt sich der BYD Seal gegen den BMW i4 eDrive 35 (original) (raw)
Die ersten konkurrenzfähigen Elektroautos aus China entern Europa und setzen dabei selbst die Premiumhersteller mächtig unter Druck. Die chinesische Erfolgsmarke BYD tritt mit seinem Mittelklassemodell Seal gegen der ähnlich dimensionierten BMW i4 an.
Keine Marke hat weltweit im vergangenen Jahr mehr elektrisierte Fahrzeuge verkauft als BYD. Drei Millionen Modelle mit Stecker sind eine gigantische Zahl, von der die meisten Hersteller nur träumen können. 50 Prozent davon waren reine Elektromodelle, was Platz zwei hinter Tesla sichert. Nach der fünf Meter langen Limousine Han, sowie den Modellen Tang, Atto 3 und Dolphin tritt nun der Seal auch in Europa an.
Das 4,80 Meter lange Mittelklassemodell basiert auf der 3.0-Elektroplattform des BYD-Konzerns, die eine wichtige Neuerung aufweist: Bei der sogenannten Cell-to-body-Konstruktion (CTB) anstelle einer Cell-to-pack-Konstruktion (CTP) sind die Batteriezellen direkt mit der Karosseriestruktur verwoben. Der obere Teil der Batterie und der Boden des Fahrzeugs sind ein und dasselbe Teil, was zu einer Verringerung der Bodenfreiheit führt, die Kopffreiheit begünstigt und ganz nebenbei die Torsionssteifigkeit erhöht. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,22 liegt der Seal - entworfen von Ex-Audi-Kreativkraft Wolfgang Egger – unter den besten Autos überhaupt.
BYD punktet mit Blade-Batterie
Die in allen europäischen BYD-Modellen eingesetzte Blade-Batterie verwendet die Lithium-Eisenphosphat-Chemie und ist dank der Integration aller Komponenten in einem einzigen Modul besonders niedrig. Der Seal wird mit Hinterradantrieb mit einem Synchronmotor (Permanentmagnet) angeboten, der 230 kW / 313 PS / 360 Nm leistet und von einer 82-kWh-Batterie gespeist wird, die eine Reichweite von 570 Kilometern verspricht. Auf Wunsch ist der Seal auch mit einem zusätzlichen Frontmotor mit 218 PS (Asynchronmotor) verfügbar, der eine Gesamtleistung von 531 PS bietet. Die Höchstgeschwindigkeit des Hecktrieblers: überschaubare 180 km/h.
Der Innenraum des BYD Seal wird von einem großen Display dominiert – Schalter und Knöpfe gibt an Lenkrad und in der Mittelkonsole.
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Der BYD Seal trifft im ersten Vergleich auf den BMW i4, der in seiner Einstiegsversion mit Heckantrieb 210 kW / 286 PS / 400 Nm leistet. Die fast identischen Abmessungen (4,80 Meter Länge, 1,87 Meter Breite und 1,46 Meter Höhe) bestätigen, dass die beiden Autos echte Wettbewerber sind, wobei der Seal sieben Zentimeter mehr Radstand bietet. Der BMW i4 glänzt mit seiner großen Heckklappe und einem Stauvolumen von 470 Litern gegenüber den 400 Litern des Chinesen. Dieser versucht dies durch ein zweites Staufach unter der vorderen Haube zu kompensieren, das nützlich ist, um das Ladekabel leicht zu erreichen, wenn der Kofferraum voll beladen ist. Bei beiden Konkurrenten können die Rücksitzlehnen umgeklappt werden, wobei der Laderaum des i4 flacher ist als der des asiatischen Konkurrenten.
Qualität bei BYD stimmt
Von der soliden und im Vergleich zum BMW besseren Schließung der Türen bis zu den Soft-Touch-Oberflächen oder dem doppelten Verbundglas in den vorderen Türfenstern, bietet der BYD Seal ein in dieser Klasse hohes Maß an subjektiv erlebbarer Qualität. Der zentrale Touchscreen mit seiner 15,6-Zoll-Diagonale kann auf Knopfdruck vertikal wie horizontal verwandt werden. Der BMW i4 verfügt über zwei nebeneinander liegende Bildschirme - 12,3 Zoll für die Instrumente und 14,9 Zoll für das Infotainment -, die beide im gleichen Rahmen mit einer leichten Wölbung untergebracht sind. Das Betriebssystem arbeitet intuitiver, funktioneller und verwendet ein besseres Vokabular.
Die Vordersitze beider Modelle sind breit und bequem, mit ausreichendem Seitenhalt und integrierten Kopfstützen. Die Sicht nach hinten ist wegen der wuchtigen C-Säulen jedoch schlecht, was durch Rückfahrkameras ausgeglichen wird. Beim Platzangebot im Innenraum ist der Seal klar im Vorteil, vor allem, weil er auf einer speziellen EV-Plattform aufgebaut ist, während der BMW eine Mischarchitektur verwendet, da das 4er Gran Coupé auch mit Verbrennern zu bekommen ist.
10. Januar 2024,16:46
Der Seal bietet sechs Zentimeter mehr Beinfreiheit im Fond und vier Zentimeter mehr Innenbreite in der zweiten Reihe zusätzlich zu mehr Kopffreiheit im Fond als sein bayerischer Konkurrent. So reisen die vorderen Insassen im BYD komfortabler und obwohl zwei Personen bis zu einer Körpergröße von 1,80 m in beiden Wettbewerbern gut in den Fond passen, werden sich größere Passagiere in dem Chinesen wohler fühlen. Ein weniger relevanter Ausgleich im i4: Die Rückbank ist flacher und die Sitzlehnen sind senkrechter. Der Seal ist serienmäßig mit einem Panoramadach ausgestattet, das sich über die gesamte Länge der Kabine erstreckt und für mehr Helligkeit sorgt.
BMW insgesamt deutlicher sportlicher
Die Abstimmung der Einzelradaufhängung im knapp über zwei Tonnen schweren Seal ist auf Komfort ausgelegt, da sie die Auswirkungen der meisten Fahrbahnunebenheiten wirksam abfedert. Die sehr gute Isolierung macht die Fahrt bei allen Tempi sehr leise; auch dank der Doppelverglasung vorne, der besseren Aerodynamik und einer Innenverkleidung der vorderen Haube. Dynamisch jedoch ist der Bayer in vielen Punkten überlegen. Das gilt insbesondere für die Bremsen, mit einem direkteren Ansprechen des linken Pedals als beim Seal. Auch wenn die Lenkung des BYD direkter ist (2,5 gegenüber 2,7 Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag), ist die des ebenfalls knapp 2,1 Tonnen schweren BMW deutlich präziser und kommunikativer, so dass der Fahrer ein präziseres Gefühl dafür hat, wie Auto und Fahrweg zueinanderstehen.
Klassisches BMW-Layout im BMW i4 eDrive: Der mittlere Bildschirm ist merklich kleiner als beim BYD.
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So fühlt sich der BMW i4 eher wie ein Auto mit Hinterradantrieb an; auch, weil sein maximales Drehmoment höher ist, was dazu beiträgt, dass der Probleme hat, die Kraft auf den Boden zu bekommen. So wirkt der i4 bissiger und auch sportlicher als der kommodere Seal. Doch auch sein Maximaltempo von 190 km/h in wenig beeindruckend in dieser Klasse und lässt viele Wünsche offen.
Für vergleichbare Reichweite müssen BMW-Kunden mit einem Aufpreis rechnen
Bei der Rekuperation gibt es unterschiedliche Strategien. Der BYD zeigt geringe Amplituden bei der Energierückgewinnung in den beiden Stufen, die auf dem zentralen Bildschirm ausgewählt werden können: Beim Abbremsen aus 120 km/h werden etwa 52 kW in "High" und 19 kW in "Standard" zurückgewonnen, während beim BMW die Rückgewinnung bei der gleichen Geschwindigkeit 60 kW im Fahrmodus B und nahezu null im Drive-Modus beträgt. Darüber hinaus verfügt der BMW über die Funktion des "One Pedal Drive", der die Fußbremse nahezu arbeitslos macht; der BYD verzichtet darauf.
In Bezug auf die Reichweite schneidet der Seal jedoch besser ab, denn seine Batterie ist mit 82 gegenüber 70 kWh nennenswert größer, was ihm in Verbindung mit dem niedrigeren Testverbrauch (etwa 19 kWh/100 km gegenüber 22 kWh beim BMW i4) eine Reichweite von fast 500 Kilometern mit voller Batterieladung ermöglicht, während der Konkurrent kaum über 350 Kilometer hinauskommt.
Billiger stromern: Diese günstigen Elektroautos sollen schon bald auf den Markt kommen
Elektroauto Renault Twingo
Renault geht bei den geplanten Elektroautos einen etwas anderen Weg als andere Hersteller und greift auf bekannte Erfolgsmodelle der Firmengeschichte zurück. So soll 2025 ein neuer Twingo auf den Markt kommen, der nicht nur rein elektrisch sein wird, sondern soll Medienberichten zufolge bei unter 20.000 Euro starten soll.
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Für Kunden, für die die Reichweite ein entscheidendes Kriterium ist, gibt es andere i4-Versionen mit größerer Batterie und größerer Reichweite.
Top-Seal liegt preislich unter BMW-Einstiegsmodell
In beiden Autos sind die Batterien darauf vorbereitet, sich eine volle Ladung bei Wechselstrom mit maximal elf kW in 8,5 Stunden (BYD) und sieben Stunden (BMW) zu gönnen. An Schnellladern tankt der BYD jedoch nur mit schmalen 150 kW, während der BMW i4 immerhin 180 kW vertragen kann. In jedem Fall dauert es etwas mehr als eine halbe Stunde, um den Energiegehalt der Batterie von 10 auf 80 Prozent zu erhöhen. Die Batteriegarantie des i4 ist besser: zehn Jahre oder 250.000 km gegenüber acht Jahren oder 200.000 km für den Seal.
Der BYD Seal in der Ausstattungsvariante Design hat seinen großen Vorteil beim Preis, denn er wird bereits ab 44.990 Euro angeboten. Die Allradversion mit über 530 PS und reichhaltiger Ausstattung kostet nur 50.990 Euro und liegt damit noch immer deutlich unter dem BMW i4 eDrive35, der bei 56.500 Euro startet. Unter dem Strich ist der BMW i4 eDrive 35 das Auto, das mehr Fahrspaß bereitet und für einen spürbaren elektrischen Premiumanspruch steht; doch der günstige Preis und der größere Innenraum lassen den BYD Seal diesen Vergleich letztlich knapp gewinnen. Bleibt die Frage, wie wichtig dem Kunden der Markenname BMW und das Plus an Fahrdynamik ist.
ch