Franko-IAA an der Seine (original) (raw)

Pariser Salon 2012 Franko-IAA an der Seine

So schwach hat man die Franzosen auf ihrer heimischen Automesse wohl noch nie gesehen. Die deutschen Nachbarn schießen aus allen Rohren und am Golf kommt sowieso niemand vorbei.

Das Image steht: die Franzosen mögen keine großen Autos, keine luxuriösen Limousinen, urwüchsige Crossover oder gar Sportskanonen. Doch eben auch keine Elektromodelle. Ein Faktum, das den französischen Autobauern bei Ihrer Heimmesse an der Seine schmerzhafter denn je um die Ohren fliegt. Denn auf dem europäischen Automarkt sieht es düster aus. Lokale Märkte wie bekannte Segmente sind gesättigt und Südeuropa wird sich in den nächsten Jahren kaum erholen. Wenn es um die eigene Existenz geht, haben Italiener, Griechen, Spanier und Portugiesen etwas anderes im Sinn, als sich für neue Autos zu begeistern.

Der Pariser Salon ist im Herbst 2012 einmal mehr ein Spiegel der Autobranche. Die Hersteller, die sich insbesondere auf den europäischen Heimatmarkt konzentrieren, schauen auf der Messe am Porte de Versailles im Süden der Stadt in eine düstere Seine-Brühe. Strahlen können nur die, die mit großen Modellen, Sportlern und besonders SUVs aktuell in China, den USA, Südamerika oder Russland Rekordverkäufe generieren. Da sieht es bei Peugeot / Citroen aktuell schlechter denn je aus. Trotzdem eine Überraschung, dass sich das renommierte Pariser Doppelpack in seiner Heimatstadt derart indisponiert zeigt. Ein Citroen DS3 Cabrio, der ganz nebenbei ein Targa und kein Cabrio ist und windige Elektro-Spielereien sind zu wenig, um Lust auf Citroen zu machen. Peugeot träumt mit der Karbonflunder Onyx irgendwelche wirren Sportwagenträume ohne Realitätsbezug. Immerhin zeigen die Franzosen die Studie des crossigen Peugeot 2008. Renault lässt schmucken den neuen Polo-Konkurrenten Clio in 20facher Ausführung von der Leine. Gut, wenn man sonst nichts hat. Einer der wenigen französischen Lichtblicke im Messezentrum. Ansonsten glänzt nur der Billigheimer Dacia mit dem neuen Traumdoppel aus Sandero und Stepway. Das Design ist solide, der Einstiegspreis von 6.790 Euro ein Knaller.

Die deutschen Hersteller haben die Schwäche der Franzosen frühzeitig erkannt und haben den imaginären Frankfurter Messeturm kurzerhand ein paar hundert Kilometer weiter westlich aufgestellt. Der neue VW Golf VII zeigt auf dem knapp 2.800 Quadratmeter großen Strahlemann-Stand in Halle vier, wie man ein Volumenmodell recht in Szene setzt. Neun Monate wurde der Stand designt und neun Wochen aufgebaut. In dieser Zeit würden andere Hersteller ein neues Auto umsetzen. Beim Golf, Europas Nummer eins, reicht das nur zum Messestand in Paris. VW macht es richtig - nur den neuen Golf. Sonst gibt es nichts zu sehen. "Wir wollen mit unserem Messestand in Paris Kundennähe und Emotionalität beweisen und gleichzeitig den neuen Golf optimal in Szene setzen", erklärt Giovanni Perosino, Leiter Marketing und Kommunikation bei VW. Gleich mit in Paris am Start der neue Golf GTI.

Im Fahrwasser des Golf werden andere Kompaktklasse-Neuheiten wie der Toyota Auris, die Kombiversion Auris Hybrid oder ein sehr sehenswerter Seat Leon nur zu Statisten am Rande. Mercedes zeigt mit einem SLS-Doppelpack aus 591 PS starker GT-Version und dem Elektromodell SLS Electric Drive, in welchem Spagat sich viele Entwicklungsabteilungen derzeit befinden. Jaguar lässt es da selbstbewusster angehen, denn während die seriennahe Studie des Jaguar F-Type vor einem Jahr in Frankfurt noch über ein Hybridmodul verfügte, wird an der Seine dazu nur geschmunzelt. Der sehenswerte Roadster ist einer der Pariser Messestars und 340 bis 495 PS stark - ohne Hybrid. Mit Hybridmodul ist dagegen die Studie des Porsche Panamera Sport Turismo unterwegs. der 4,95 Meter lange Shooting Brake zeigt, dass der Panamera in absehbarer Zukunft einen Bruder bekommen wird. Ebenfalls noch eine Studie zeigt Audi mit dem Crosslane Concept. Der kompakte Crossover gibt einen Ausblick auf den Q2, auf den nicht nur Audi-Fans sehnsüchtig warten.

Mehr als eine kleine Revolution gibt es derzeit bei BMW. Nicht genug, dass mit aufgeladenen Vierzylindern, die die grandiosen Reihensechszylindern ersetzten, derzeit große Teile der Historie über den Haufen geworfen werden. Ganz nebenbei zeigen die Bayern in Paris erstmals öffentlich den BMW Concept Active Tourer. Der erste Van der Marke soll Modelle wie den VW Touran oder die Mercedes B-Klasse ins Visier nehmen. Für den Antrieb über die Vorderachse sorgen Motoren mit drei Zylindern. Ab Mitte 2014 dürfte man sich mit dem langjährigen Werbeslogan "Freude am Fahren" schwerer tun. Sehen lassen kann sich der erste Fronttriebler der BMW-Geschichte trotzdem. Ähnlich familiär bringt sich im Messezentrum am Port de Versailles allenfalls noch der Kia Carens in Position. Für den Antrieb des koreanischen Siebensitzers stehen vier Motoren mit 115 bis 177 PS zur Auswahl.

Während die Konzerntöchter Rolls-Royce und Mini mit dem elitären Sondermodell Aviator und dem sportlichen Countryman-Ableger Paceman Nebendarsteller präsentieren, will Opel über seine Krise hinwegstrahlen. Mit dem Opel Adam feiert in Frankreich ein vielfältig individualisierbarer Kleinwagen seine Weltpremiere, der sich mehr am Mini als am VW Up orientiert. "Wir wollen mit unserem Opel Adam Begeisterung wecken. Er bietet eine außergewöhnliche Mischung aus unverwechselbarem Charakter, moderner, flotter Mobilität und dem Gefühl von Freiheit", sagt Thomas Sedran, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Opel. Eine Nummer größer ist das koreanische Doppel aus dem sportiven Kia Pro Ceed und dem weniger dynamisch gezeichneten Dreitürer Hyundai i30.

An die Massen soll sich der neue Ford Mondeo richten, der nahezu baugleich mit dem US-Modell des Ford Fusion jedoch erst 2013 kommt. Moderne Triebwerke, kraftvolles Design und ein überfälliger Allradantrieb sollen über die Nachrichten hinwegtäuschen, dass in Europa nicht viel läuft und tausende von Arbeitsplätzen zur Disposition stehen. In der Mittelklasse tritt in Paris nicht nur der neue Ford Mondeo, sondern auch der neue Mazda 6 Kombi an. 145 bis 192 PS, schickes Kodo-Design und die neuen Skyactiv-Motoren. Vielleicht wird der Sechser ein ähnlicher Erfolg wie die erste Mazda-6-Generation vor rund zehn Jahren.

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