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Meta Verified Das schlechteste aus beiden Welten: Warum wir im Internet jetzt dafür zahlen sollen, ausgehorcht zu werden

!["Die Zukunft ist privat", versprach Marc Zuckerberg noch im letzten Jahr.](https://image.stern.de/33216088/t/Nv/v4/w1440/r1.7778/-/mark-zuckerberg--facebook.jpg ""Die Zukunft ist privat", versprach Marc Zuckerberg noch im letzten Jahr. ")

"Die Zukunft ist privat", versprach Marc Zuckerberg noch im letzten Jahr. Doch das Privatleben der Meta-Nutzer will er sich nicht nur bezahlen lassen, sondern damit auch selbst Geld verdienen.

© ZUMA Wire / Imago Images

Wir bekommen Internet-Dienste kostenlos, dafür sehen wir mehr Werbung - das war lange der Deal zwischen den Unternehmen und den Nutzern. Doch mit dem neuen Twitter-Abo scheint ein Damm gebrochen zu sein. Für die Kunden hat das nur Nachteile.

Was wir wo kaufen, mit wem wir wann sprechen und worüber: Die Internet-Giganten wie Google, Facebook oder Tiktok wissen nahezu alles über uns. Dafür boten sie uns kostenlos Zugang zu ihren Diensten. Doch mit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk scheint ein Damm gebrochen: Immer mehr Unternehmen packen Teile ihrer Dienste hinter die Bezahlschranke. Das Schnüffeln stellen sie deshalb aber nicht ein.

Das neueste Bezahlmodell wurde heute von Meta-Chef und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg persönlich verkündet: Meta Verified ist "ein Abo-Service, mit dem man sich per Ausweisdokument verifizieren kann und einen blauen Haken und zusätzlichen Schutz vor Nachahmungen erhält", wirbt er in einem Facebook-Post. Tatsächlich dürfte es vor allem eines sein: Ein weiterer Schritt in Richtung zum Ende des kostenlosen Internets.

03. Oktober 2022,08:19

Gehackte Faceboo

Facebook plötzlich kostenpflichtig

Denn Zuckerberg und sein klares Vorbild Elon Musk tun vor allem eines: Sie erklären Angebote, die es bislang kostenlos gab, zu Premium-Funktionen - und packen sie hinter eine Bezahlschranke. Mit Meta Verified bekommt man zusätzlich direkten Zugang zum Kundenkontakt. Bei Twitter Blue, das von Musk in den letzten Wochen als Haupteinnahmequelle des Kurznachrichtendienes erkoren wurde, zahlt man plötzlich sogar für die Möglichkeit, seinen Account per Zwei-Faktor-Authentifizierung über SMS sichern zu können.

Dass beide Firmen die vermeintliche zusätzliche Sicherheit seiner Nutzer in den Fokus der Premium-Abos ist vor allem deshalb spannend, weil die Verifikation eigentlich auch für die Firmen ein Vorteil ist. Lässt man sich die Identität der Nutzer bestätigen, senkt das nicht nur die Gefahr von falschen Accounts. Es bringt auch bei den Werbekunden einen Vorteil: Die Firmen erhalten amtlich bestätigte Informationen wie das Geburtsdatum und die Adresse. Und können diese dann wieder für das Werbegeschäft nutzen.

Das Hauptgeschäftsmodell der beiden Unternehmen ist nämlich weiterhin: Werbung. Und damit bleibt auch der größte Nachteil des kostenlosen Internets erhalten: Obwohl die Kunden für die Dienste zahlen sollen, werden sie weiter von den Unternehmen dauerüberwacht. Es ist des schlechteste beider Welten für die Konsumenten.

Ende einer Ära

Die hatten sich in der Kinderzeit des Internets mit den Unternehmen auf eine Art stillschweigenden Vertrag geeinigt. Dienste wie E-Mail, Messenger und die Informationen auf den meisten Webseiten wurden nicht gegen Gebühr angeboten, sondern mit Werbung finanziert. Damit die möglichst genau auf die Kunden zugeschnitten werden konnte, sammelten die Webseitenbetreiber eine immer größere Menge an Daten über sie.

Dass dieser Deal von Seiten der Unternehmen nun gebrochen wird, dürfte vor allem einen Grund haben: Der Druck auf dem Werbemarkt hat im letzten Jahr erheblich zugenommen. In Folge der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise und in Twitters Fall durch die Unsicherheit während der Übernahme durch Elon Musk haben zahlreiche Firmen ihre Werbebudgets zurückgehalten. Um diese Einbußen wieder wett machen zu können, benötigen die Firmen Zusatzeinnahmen - so wie die durch die Abos.

Die Nachteile bleiben

Sollte sich das Modell als Erfolg erweisen, dürfte es für die Konsumenten unbequem werden. Schon jetzt beschränkt Twitter viele neue Funktionen wie extrem lange Tweets oder die Korrekturfunktion auf Premium-Abonnenten. Sind viele Personen dafür zu zahlen bereit, dürften die Funktionen, die den Bezahlkunden vorbehalten sind, nur noch weiter zunehmen.

Gleichzeitig behalten aber auch die Premium-Kunden die Nachteile des Kostenlos-Modells. Weil sie trotz der Zusatzeinnahmen nicht auf die Werbegelder verzichten können, stellen die Firmen ihre Datensammelei nicht ein. Zwar dachte Musk bereits laut darüber nach, die Menge der gezeigten Werbung für Abonnenten von Twitter Blue zu senken, ein komplett werbefreies Geschäftsmodell dürfte aber auch dann nicht anstehen.

Das schlechteste beider Welten

Für die Kunden bedeutet das, dass sie nun das schlechteste aus beiden Welten erleben. Sie sollen für viele Funktionen plötzlich Geld auf den Tisch legen, werden als gläserne Konsumenten aber trotzdem von den Konzernen als Datenquelle genutzt. Und müssen die damit gezeigte Werbung ertragen.

Da tröstet es wenig, dass es vermutlich auch aus der anderen Richtung nicht anders gelaufen wäre. Im Streaming-Markt setzte sich von Anfang an das Konzept durch, für die Dienste zahlen, dafür aber keine Werbung mehr zu erhalten. Auch das weicht sich aber immer mehr auf. Nicht nur der langjährige Platzhirsch Netflix experimentiert mit einem Modell, das neben einer leicht niedrigeren Abogebühr mit Werbeeinnahmen finanziert wird. Da die Abokosten im Streaming in letzter Zeit zuverlässig stiegen, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch dieses Modell soviel kostet wie die alten Tarife. Nur eben mit zusätzlicher Werbung.