Warum Apple begeisterte – aber auch enttäuschte (original) (raw)
Bei seinem September-Event hat Apple das iPhone 16 und die Apple Watch 10 vorgestellt. Der Star des Abends sorgte in Deutschland aber eher für eine Enttäuschung.
"Es sind die ersten iPhones, die von Grund auf mit KI im Hinterkopf entworfen wurden", bekräftigte CEO Tim Cook bei Apples wichtigster Produkt-Präsentation des Jahres. Und tatsächlich: Die neuen Produkte wie das iPhone 16 und 16 Pro sind nicht nur technisch besser, sondern auch smarter. Leider fehlt ihnen dadurch in der EU eines der wichtigsten Features.
Denn die KI-Offensive des Konzerns namens Apple Intelligence, die im Juni vorgestellt wurde und nun auch beim iPhone-Event prominent demonstriert wurde, kommt leider vorerst nicht nach Europa. Im Streit mit der EU um den Digital Markets Act (DMA), kündigte Apple an, die KI-Funktionen hier vorerst nicht anzubieten. Auch wenn sie zu den wichtigsten Funktionen der neuen iPhones gehören.
Das ist insofern besonders enttäuschend, weil Apple ansonsten wirklich geliefert hat. Mit der neuen Apple Watch Series 10, gleich drei neuen Airpods und vier Modellen des iPhone 16 hat der Konzern viel zu bieten. Vor allem die Nicht-Pro-Modelle sind so attraktiv wie schon lange nicht mehr.
Apple Watch Series 10: ein echter Sprung
Für das Jubliäumsmodell zum zehnten Geburtstag der Apple Watch hat Apple das bisher größte Redesign der Watch gewagt. Apple verringert den Abstand zum Ultramodell deutlich.
Das Display ist nun sogar größer als das der Apple Watch Ultra. Als erstes Weitwinkel-OLED-Display von Apple lässt es sich besser aus einem Winkel ablesen, um etwa mehr Infos bei einem schnellen Blick zu erhaschen. Zudem aktualisiert es sich nun im Always-on-Modus jede Sekunde statt einmal die Minute.
Apple Watch Series 10, iPhone 16 und neue Airpods: Die Neuheiten im Überblick
Die Airpods, also das Basismodell der Apple-Kopfhörerfamilie, haben ein größeres Update erfahren. Sie bieten gegen Aufpreis jetzt auch eine aktive Geräuschunterdrückung, sollen noch besser ins Ohr passen und arbeiten mit dem H2-Chip von Apple. Das Case lädt per USB-C und kabellos und hat einen Lautsprecher, damit man es findet. Preislich geht es bei 149 Euro los, mit Geräuschunterdrückung (ANC) sind es 199 Euro.
© Apple / PR
Das Gehäuse ist schlanker geworden, die Watch leichter. Die neue Metallrückseite erlaubt schnelleres Laden, in 30 Minuten ist der Akku bis 80 Prozent gefüllt. Vor allem gibt es aber nun ein neues Titan-Modell, das in direkte Konkurrenz mit der Apple Watch Ultra tritt.
Gleichziehen mit der Apple Watch Ultra
Das ist vor allem aus einem Grund bemerkenswert: Das Ultra-Modell bekommt dieses Jahr keine neue Version, es wird lediglich in einem neuen schicken Schwarz angeboten. Damit ist die Apple Watch Series 10 moderner als das Edelmodell.
Gut: Auch ältere Watches bekommen die neue Gesundheits-Funktion. Mit der Schlaf-Apnoe-Erkennung kann die Uhr beim Schlaf analysieren, ob man unter Atemregulationsstörungen leidet, also Atmenaussetzer im Schlaf hat. Laut Apple gibt es Millionen Menschen, bei denen diese Krankheit bislang nicht diagnostiziert wurde, aber bereits für Probleme im Alltag der Betroffenen sorgt.
Apples neue Airpods: starke Mittelklasse
Bei den Airpods zeigt sich ein ähnliches Bild. Airpods 4 sind im Design eine Mischung aus Airpods Pro und den Vorgängern, sie sollen für noch mehr Menschen angenehm im Ohr sitzen.
Bei den Funktionen rutschen sie noch näher an die Pro-Modelle heran. Trotz des weiter offenen Designs sollen sie noch besser klingen, mit KI-Hilfe werden Hintergundgeräusche effizienter unterdrückt.
12. Juli 2024,06:51
Das gilt besonders für die überraschend vorgestellte zweite Version der Airpods 4. Zum ersten Mal gibt es zwei Versionen des herkömmlichen Airpods-Modells. Die neben dem günstigen Basismodell angebotenen teureren Modelle bieten zusätzlich aktive Geräuschunterdrückung und den von den Airpods Pro bekannten Transparenzmodus. Ob sie den beliebten Pro-Modellen damit tatsächlich Konkurrenz machen, kann erst ein Test zeigen. Das offene Design der herkömmlichen Airpods dürfte den Effekt schwächen.
Stark ist eine Software-Ankündigung für die Airpods Pro 2: Sie werden mit einem Update zum Hörgerät, das abgestimmt auf den Träger bestimmte Frequenzen betonen und so das Hören erleichtern kann.
Die Airpods Max gibt es nun übrigens erstmals mit USB-C. Sonst ändert sich abseits neuer Farben nichts.
iPhone 16: das attraktivste Basismodell seit langem
Die Basis-iPhones sind attraktiv wie lange nicht. iPhone 16 und iPhone 16 Plus schließen mit einem neuen Chip, jeder Menge KI-Funktionen und einer deutlich besseren Kamera nicht nur zum iPhone 15 Pro auf, sondern überholen zum ersten Mal seit langem wieder das Pro-Modell des Vorgängers.
Ein Beispiel ist der neue Kamera-Button, den alle neuen iPhones bekommen. Die auf der rechten Seite platzierte Taste ermöglicht es, mit einem Wischen zahlreiche Funktionen für Fotografie zu starten. Einmal klicken öffnet die Kamera. Ein erneuter Klick löst dann aus. Dazu gibt es Touchgesten: Drückt man leichter, kommen neue Bedienelemente hinzu. Wischt man darüber, steuert man etwa den Zoom. Toll: Apps können die Gesten selbst belegen.
09. September 2024,20:59
In anderen Ländern kann die Taste allerdings noch mehr: Sie erlaubt es etwa, ein Motiv wie einen Hund ins Bild zu nehmen, kurz zu klicken – und Informationen zu der Rasse zu bekommen. Genauso funktioniert es auch mit Restaurants, Konzertplakaten oder Produkten.
Die neuen iPhone 16 Pro und iPhone Pro 16 haben natürlich immer noch deutlich mehr Features. Der neue Chip ist schneller – auch bei der Verarbeitung der neuen KI-Funktionen. Mit neuen Foto- und Film-Funktionen macht Apple vollwertigen Kameras immer mehr Konkurrenz. Mehr zum iPhone 16 Pro erfahren Sie hier.
KI-Enttäuschung
Der neue Fokus auf KI dürfte einen einfach Grund haben: In der Wahrnehmung vieler Beobachter hinkt Apple hier hinterher. Der Konzern nutzt zwar seit Jahren KI für alle möglichen Features, vermied den Begriff aber lange. Mit Apple Intelligence will man nun endlich zeigen, dass man mit den Konkurrenten mithalten kann.
Dass viele Nutzer dann eher enttäuscht sein dürften, hat nicht nur mit der EU-Entscheidung zu tun. Für Apple eher untypisch hat der Konzern heute viele Features gezeigt, die erst "Ende des Jahres" oder "später" kommen – auch in der Heimat USA und in anderen Ländern. Das gab es zwar auch früher mal, dass es einen so integretalen Teil wie die KI-Funktionen betrifft, ist aber für Apple enorm ungewöhnlich.
Vielleicht muss man sich die neuen Geräte einfach mit einem neuen Bewusstsein betrachten: Sie sind jetzt schon gut. Und vielleicht werden sie noch besser. Wie gut die Kunden das finden, ist eine andere Frage.