"Retro, Bollywood und Nostalgie" (original) (raw)

Konsumgütermesse Ambiente "Retro, Bollywood und Nostalgie"

Neue Kitsch-Kultur auf der weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente. Rund 4600 Anbieter aus 87 Ländern zeigen neue Wohnideen bei Möbeln, Küchen oder Geschirr. Neben all dem ist auch König Fußball unübersehbar.

In den Wohnzimmern wird es multikulti. Da plätschert der Buddha-Springbrunnen unter dem Marienbild, und die arabische Mosaik-Leuchte wirft ihr Licht auf einen Bauern-Esstisch mit bayerischem Blumenmotiv. Auf der weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt stehen Möbel und Dekorationen verschiedenster Kontinente beschaulich nebeneinander.

"Cross-Culture" heißt der neue Trend beim Einrichten und Wohnen, sagt Ina Stoltze von der Messe Frankfurt. Verschiedene Kulturen, Stile und Essgewohnheiten könnten munter gemischt werden, alles dürfe etwas bunter und üppiger sein. Rund 4600 Anbieter aus 87 Ländern zeigen auf der Ambiente neue Wohnideen bei Möbeln, Geschenkartikeln und Geschirr. Die Messe erwartet 140.000 Fachbesucher - etwa so viele wie im Vorjahr.

"Die Leute wollen sich die heile Welt in die Wohnstube holen"

"Ein Stil-Mix ist nicht mehr kitschig, Blümchen neben dem Mosaik dürfen heute sein", sagt Jaqueline Wand von einem Aussteller aus München. Sie nennt das bunte Durcheinander an ihrem Stand "Ibiza Lounge" und "Garten von Versailles". Dort lächeln Putten-Engel von den gülden tapezierten Wänden, asiatisch-orientalische Kissen häufen sich in Ecken und ein dreistöckiger, glitzernder Kronleuchter wartet für etwa 4000 Euro auf einen Käufer.

Ein anderer Unternehmer sieht sein Sortiment kritischer: "Das ist schon alles leicht kitschig und süßlich, dazu stehe ich", sagt Arne Rodenbach aus der Nähe von Hamburg. Er beschreibt die neuen Trends als "Retro, Bollywood und Nostalgie" und preist an seinem Stand unter anderem lebensgroße, blinkende Palmen in knalligem Gelb an oder einen Duschvorhang mit Elvis-Motiv. "Die Leute wollen sich die heile Welt in die Wohnstube holen und an die gute alte Zeit erinnert werten", erklärt Rodenbach sich den neuen Kitsch-Trend. Das Wiederaufleben alter Stile und Motive wie Herzen und Blumen wirke vertraut und gebe in einer hektischen Umwelt den Konsumenten Halt. Für die Vollendung der inneren Ruhe bietet sein Unternehmen die Dusch-Serie "Wash away your sins - wasche deine Sünden ab" an.

Das "Smile"-Motiv feiert seine Rückkehr

An einem anderen Stand feiert das "Smile"-Motiv aus den siebziger Jahren - ein gelbes Grinsegesicht - seine Rückkehr. Es prangt auf Liegestühlen und Seifenspendern und fordert auf einer Fußmatte mit dem Satz "Smile to enter - Lächle um einzutreten" zu guter Laune auf. "Unser Motiv soll in dieser tristen Zeit die Menschen auffordern, Freude zu geben und zu empfangen", sagt Geschäftsführer Dieter Schmidt. An einem weiteren Stand stehen bunt beschriftete Plastikherzen in verschiedenen Größen. Für den Partner, der auf Geschäftsreise geht, gibt es das Modell "Wish you were here - Ich wünschte, du wärest hier".

Neben all dem Süßlich-Bunten ist auch König Fußball unübersehbar. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft bietet beispielsweise ein großer deutscher Porzellanhersteller ein Schalen-Set für Erdnüsse und Chips an. Gibt der Fan 280 Euro aus, ergeben die Schalen zusammengesetzt ein komplettes Fußballfeld. Die dazu passenden schwarz-weißen Tassen in Ball-Form kosten weitere 12 bis 18 Euro pro Stück. "Die können sie ja dann nach der WM auch für die Bundesliga nehmen", rät ein Mitarbeiter am Stand.

Miriam Bandar/DPA