Sie überlebte den Holocaust: Inge Auerbacher hält Gedenkrede im Bundestag (original) (raw)

Eine ältere Frau dunklen, kurzen Haaren, Ohrringen und einem blauen Schal

Die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher hält im Bundestag zur Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus eine Rede

© Mark Reinstein/ / Picture Alliance

Inge Auerbacher ist Shoa-Überlebende. Im Bundestag, wo an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz 1945 und die Opfer der Nationalsozialisten erinnert wird, spricht sie zur Gedenkfeier. Noch heute hält Auerbacher in Schulen Vorträge über ihr Schicksal.

Der Bundestag begeht den Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz 1945 am Donnerstag (10.00 Uhr) mit einer Gedenkstunde. Erinnert wird an die Opfer der Nationalsozialisten, darunter Millionen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner des NS-Regimes. Sprechen wird der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy sprechen. Teilnehmen sollen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke).

Bei der Gedenkstunde werden unter anderem Musikstücke von einem Komponisten und einer Komponistin gespielt, die ebenfalls in Theresienstadt interniert waren. Auch zwei Lieder des jüdischen Widerstands gegen die nationalsozialistische Besatzungsherrschaft in Osteuropa werden gesungen.

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Inge Auerbacher überlebte das KZ Theresienstadt

Eine Rede vor dem Plenum wird auch die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher halten. Auerbacher war 1942 als Siebenjährige ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden und war dort bis zur Befreiung durch die Rote Armee 1945 interniert.

Auerbacher wurde am 31. Dezember 1934 in Kippenheim in Baden-Württemberg geboren. Später zog sie mit ihren religiösen Eltern nach Jebenhausen, nahe Göppingen. Im Zuge des Holocaust erhielt sie im November 1941, damals war sie nur sieben Jahre alt, zusammen mit ihren Eltern und der Großmutter den Befehl zum Abtransport in die östlich gelegenen Konzentrationslager des NS-Regimes. Danke eines Einspruchs des Vaters, der im Ersten Weltkrieg als Soldat gedient hatte, wurde dieser Befehl zunächst für Auerbacher und ihre Eltern ausgesetzt – allerdings nicht für die Großmutter.

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Im August 1942 erfolgte schließlich die Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt. Bei ihrer Ankunft wurde ihnen alles weggenommen. Nur die Kleidung, die sie trugen, durften sie behalten – Inge nur ihre Puppe Marlene. Dort war die kleine Familie bis zur Befreiung 1945 interniert. Die Lebensbedingungen in Theresienstadt waren unmenschlich. Es herrschten Hunger und Krankheit. Auch Inge litt darunter.

Wenige Jahre nach der Befreiung wanderte die Familie in die USA aus und ließ sich in New York nieder, wo Inge Auerbacher 38 Jahre lang als Chemikerin tätig war. 1953 erhielt sie dort die amerikanische Staatsbürgerschaft.

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Noch heute kehrt sie häufig in ihre frühere Heimat zurück, wo sie an vielen Schulen Vorträge über ihr persönliches Schicksal sowie ihr Überleben im Konzentrationslager hält. In ihrem Buch "Ich bin ein Stern", das 1986 erschien und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, hielt sie ihre Erinnerungen fest.

Für ihr soziales Engagement sowie ihrer Tätigkeit als "Botschafterin der Versöhnung, der Toleranz und des Friedens" erhielt Inge Auerbacher mehrere Auszeichnungen, unter anderem mit das Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg und das Bundesverdienstkreuz.

rw / mit Material der Nachrichtenagenturen DPA und AFP

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