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Georg Friedrich Prinz von Preußen Hohenzollern ziehen Klagen auf Entschädigung zurück

Georg Friedrich Prinz von Preußen

Der Prinz von Preußen hat angekündigt, seine Klagen zurückzuziehen. Es geht um Millionen-Entschädigungen für enteignete Schlösser und Villen sowie die Rückgabe von Kunstwerken und Inventar

© Bernd von Jutrczenka / DPA

Jahrelang verhandelte die Familie von Hohenzollern um Millionen-Entschädigungen für enteignete Schlösser und Villen und um Kunstwerke. Nun sollen die Nachfahren des letzten deutschen Kaisers die Klage zurückgezogen haben.

Hohenzollern-Chef Georg Friedrich Prinz von Preußen hat nach eigenen Angaben zwei Klagen gegen die öffentliche Hand um Entschädigung in Millionenhöhe zurückgezogen. Das bestätigte der 46-Jährige am Donnerstag in Berlin. Von Seiten des zuständigen Verwaltungsgerichts in Potsdam lag dafür weiter keine Bestätigung vor. "Aber Sie können davon ausgehen, dass ich auch dazu stehe", sagte von Preußen am Rande einer Historikerdiskussion um die Rolle seiner Familie im Nationalsozialismus.

Die Klage der Hohenzollern beläuft sich auf 1,2 Millionen Euro

Der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin verhandeln mit den Hohenzollern seit 2014 über die Rückgabe von zahlreichen Kunstobjekten und über Entschädigungen. Nach dem Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System "erheblichen Vorschub geleistet hat". In dieser Frage ist die Rolle des Urgroßvaters Wilhelm Kronprinz von Preußen (1882-1951) entscheidend.

23. Januar 2023,12:55

Caroline von Hannover

Die Gespräche ruhen, nachdem Brandenburg einen seit 2015 laufenden Prozess um enteignete Immobilien wie das Schloss Rheinsberg, das Krongut Bornstedt und etliche Villen in Potsdam wieder aufgenommen hat. Brandenburg hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen hatten die Hohenzollern geklagt. Es geht um 1,2 Millionen Euro.

In der zweiten Klage geht es unter anderem um Inventar aus den Schlössern Rheinsberg und Cecilienhof in Potsdam. Auch in diesem Fall hatte das Land eine Entschädigung mit derselben Begründung abgelehnt.

Es geht auch um die Rolle der Familie im Nationalsozialismus

Von Preußen sieht zeitweilige Sympathien seines Urgroßvaters für die Nationalsozialisten, mehr aber nicht. "Auch wenn ich selbst weder Historiker noch Jurist bin, lässt sich aus meiner Sicht nicht nachweisen, dass mein Urgroßvater dem Regime erheblichen Vorschub geleistet hat, selbst wenn er dies vielleicht gewollt hätte", sagte er. "Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Kronprinz Wilhelm zeitweise mit den Nationalsozialisten sympathisiert hatte." Mit Blick auf die Familiengeschichte sagte er: "Wer sich dem Rechtsextremismus anbiedert, kann nicht traditionsstiftend für das Haus sein."

Von Preußen verwies auf ungeklärte Eigentumsverhältnisse von Kunstwerken und Objekten, die abschließend geregelt werden sollten. "Für die Zuordnung von 4000 dieser mehr als 10.000 Objekte ist das Handeln meines 1951 verstorbenen Urgroßvaters relevant", sagte er. Er habe entschieden, auf die Rückgabe von jenen 4000 Kunstwerken und damit verbundene Entschädigungen zu verzichten. "Damit möchte ich den Weg freimachen für eine unbelastete Debatte in der Geschichtswissenschaft zur Rolle meiner Familie im 20. Jahrhundert." Ähnlich hatte er sich zuvor in der "Welt" geäußert.

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© Britta Pedersen / DPA

Prinz von Preußen will Rolle seiner Familie in der NS-Zeit aufarbeiten lassen

Es bleibe sein Ziel, das Kunst- und Kulturerbe dauerhaft für die Öffentlichkeit zu erhalten. "Daher bin ich zuversichtlich, dass es in den nächsten Jahren gelingen wird, auch Lösungen für die übrigen Kunstwerke zu finden, deren rechtliche Zuordnung nicht von der historischen Rolle meines Urgroßvaters abhängig ist." Von Seiten des Bundes und Brandenburgs war der angekündigte Verzicht auf die Klagen bereits als positives Zeichen für Gespräche gewertet worden.

Die von ihm organisierte Historikerdebatte bezeichnete von Preußen als Beitrag "zur Aufarbeitung unserer wechselvollen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert". Dabei erneuerte der Historiker Lothar Machtan seine Einschätzung. "Der ehemalige Kronprinz war politisch unfähig, dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub zu leisten, obwohl er das punktuell sogar gewollt hat", sagte der Professor an der Universität Bremen. "Ihm fehlte die real existierende Möglichkeit, nennenswerten Einfluss auf politische Meinungsbildungsprozesse zu nehmen."

Der Historiker Peter Brandt, dessen Gutachten eine Grundlage für die Haltung Brandenburgs war, schrieb dem Kronprinzen "nach wie vor" eine Rolle zu, dem NS-System erheblichen Vorschub geleistet zu haben. Eine ähnliche Position vertreten auch zahlreiche andere Historikerinnen und Historiker.

DPA

mkb