Ein-Sterne-Koch im Null-Sterne-Knast: Der Ort, an dem Alfons Schuhbeck die nächsten Jahre verbringen könnte (original) (raw)

Die Justizvollzugsanstalt Landsberg macht Platz für Alfons Schuhbeck. Der gefallene Starkoch wird hier wegen Steuerhinterziehung eine ganze Weile einsitzen.Schuhbeck war im Oktober vergangenen Jahres wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Dieses Urteil bestätigte der Bundesgerichtshof (BGH) im Juni weitgehend, nun wurde Schuhbeck zum Haftantritt geladen.

Schuhbeck im Teatro in München

Ein Knast mit viel Geschichte – und "Hitlerzelle"

Das Gefängnis am Fuße der Alpen ist ein altes Gemäuer: 1908 in "zurückhaltend barockisierendem Reformstil" (Wikipedia) erbaut, diente der Knast als Haftanstalt der Weimarer Republik. Auch die dunkle Zeit des Nationalsozialismus prägte die Geschichte der Haftanstalt.

Noch heute gilt Zelle Nummer Sieben als "Hitlerzelle", denn 1924 saß der spätere Diktator in der damaligen Festung Landsberg. Dort diktierte er Teile seines Buches "Mein Kampf" und machte seine Zelle später zum Teil der NS-Propaganda.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs tauften die Amerikaner die heutige JVA "War Criminal Prison No. 1", Freiheitsstrafen und Todesurteile aus diversen Prozessen wurden dort vollstreckt. Die letzte Hinrichtung fand im Juni 1951 statt, zwei Jahre nach der Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik.

Das Kriegsverbrechergefängnis Nummer Eins wurde am 9. Mai 1958 aufgelöst, der Betrieb als JVA folgte ab 1959. Zu den bekannteren Insassen der Anstalt gehören Fußballfunktionär Karl-Heinz Wildmoser Junior, Klatten-Erpresser Helg Sgarbi, Anlageberater Josef Müller und Bayern-Boss Uli Hoeneß.

581 Haftplätze – immer kalt

Das Gefängnis bietet 581 sogenannte Haftplätze hinter dicken, orangenen Türen. Die Einrichtung der Zellen ist erwartungsgemäß extrem karg, schon 2014 erzählten ehemalige Gefangene, dass die Unterkunft kein Zuckerschlecken ist. So hieß es damals zum Einzug von Hoeneß, dass warmes Wasser Mangelware sei, die Besuchszeit auf zwei Stunden monatlich beschränkt sei und Kontakt zur Außenwelt nur in absoluten Ausnahmefällen möglich sei.

Auch der stern durfte seinerzeit einem Rundgang im Gefängnis beiwohnen. In seinem Text "Zu Knast bei Hoeneß" schrieb Reporter Felix Hutt: "Jede Zelle hat eine Toilette, ein Waschbecken, einen Schreibtisch, einen Schrank und ein Bett, wobei Pritsche das bessere Wort dafür ist. Etwa zwei Meter lang, 70 Zentimeter breit, und so stabil, dass schon ein halber Hoeneß zu reichen scheint, um sie zusammenkrachen zu lassen. Groß herumwälzen wird Hoeneß sich in seinen schlaflosen Landsberger Nächten auch nicht können, denn einmal gewälzt, landet er schon auf dem Boden. Der ist kalt, wie alles hier, bei den Heizkosten wird gespart."

Keine guten Aussichten für den einstigen Star der Münchener Schickeria.