Krankenhaus-Techniker verging sich an über 100 toten Frauen – Bericht zeigt nun, wie er damit durchkam (original) (raw)

England Krankenhaus-Techniker verging sich an über 100 toten Frauen – Bericht zeigt nun, wie er damit durchkam

Hunderte Male war die Leichenhalle des Krankenhauses im englischen Pemburry zum Tatort geworden (Symbolbild)

Hunderte Male war die Leichenhalle des Krankenhauses im englischen Pemburry zum Tatort geworden (Symbolbild)

Mehr als 15 Jahre konnte sich ein Elektriker eines britischen Krankenhauses an Toten vergehen. Entdeckt wurde es nur wegen einer anderen Tat. Jetzt zeigt eine behördliche Untersuchung das Versagen der Sicherheitsmaßnahmen.

Es war eine unvorstellbare Entdeckung. Als Polizisten das Wohnhaus von David Fuller durchsuchten, stießen sie dort auf Unmengen von Fotos, die ihn beim Sex mit Frauen zeigten. "Warum sehen sie tot aus", fragte offenbar einer der Beamten. Dann realisierten sie, dass es sich um Bilder von Leichen handelte, die Fuller an seiner Arbeitstätte geschändet hatte.

Dass Fuller aufflog, war Zufall. Die Beamten hatten sein Haus durchsucht, weil seine DNA zwei Morden zugerechnet werden konnte, die mehr als 30 Jahre zurücklagen. Im Haus des vierfachen Familienvaters stießen sie dann völlig überraschend auf die schockierende Sammlung von 900.000 Aufnahmen. Fuller hatte seinen Missbrauch der Verstorbenen ausgiebig dokumentiert – über 15 Jahre lang.

15. Juni 2022,06:00

Autorin Christine Brand

Unbeschreibliche Taten in einem Krankenhaus in England

Wie es dazu kommen konnte, hat nun ein Untersuchungsausschuss ausführlich aufgearbeitet. 308 Seiten lang ist der Bericht, der diese Woche vorgelegt wurde. "Was David Fuller begangen hat, ist wirklich schockierend", heißt es darin. "Nichtsdestotrotz haben erst ein Versagen im Management, der Verwaltung, der Regulierung und der Prozesse sowie ein anhaltender Mangel an Neugierde zur Schaffung eines Umfelds beigetragen, in dem er seine Taten begehen konnte", geht der Bericht hart mit den Verantwortlichen ins Gericht. "David Fullers Opfer und ihre Angehörigen wurden immer wieder von all denjenigen im Stich gelassen, deren Aufgabe es war, sie zu schützen und zu betreuen."

Tatsächlich ist kaum zu glauben, wie lange Fullers Taten unentdeckt bleiben konnten. Mindestens 140 Mal hatte er zwischen 2005 und 2020 Sex mit den Leichen von 101 Frauen und Mädchen, die im Alter zwischen 9 und 100 Jahren verstorben waren. Minutiös mit Datum und Uhrzeit versehen sammelte er dann die Aufnahmen der Taten. Nach eigenen Angaben war Fuller gut vorbereitet. Er suchte sich in den Datenbanken neue Opfer heraus, vermied bewusst solche, die an infektiösen Krankheiten wie Covid verstorben waren.

Bericht lässt offene Fragen

Immer wieder betrat Fuller demnach die Leichenhallen, alleine in einem Jahr sollen es 444 Mal gewesen sein. Oft kam es zu normalen Arbeitszeiten zu den Taten. "Es ist schwer vorstellbar, dass er nicht nur das Risiko einging, seine Taten während der normalen Arbeitszeiten der Leichenhalle zu begehen, sondern dabei nicht von Mitarbeitern erwischt worden zu sein, die unseres Wissens zu dieser Zeit dort arbeiteten", heißt es im Bericht.

Dass Fuller erwischt wurde, hing mit zwei anderen, nicht weniger schrecklichen Taten zusammen. Im Jahr 1987 waren innerhalb kurzer Zeit zwei junge Frauen vergewaltigt und ermordet worden. Erst als 2020 DNA-Spuren mit Fuller in Verbindung gebracht werden konnten, wurden die beiden Morde aufgeklärt – und Fullers grausiges Archiv entdeckt. Seitdem wurde Fuller zweimal der Prozess gemacht, er war geständig. Aktuell sitzt er eine lebenslängliche Haftstrafe für die Morde sowie zwölf weitere Jahre für die Leichenschändungen ab.

Leid über den Tod hinaus

Für die Angehörigen der Opfer ist das indes wenig Trost. "Es beraubt mich um 25 Jahre schöner Erinnerungen", zitiert der Bericht den Ehemann eines der Opfer, mit dem im Rahmen der Untersuchung gesprochen worden war. "Immer, wenn ich an meine Frau denke, denke ich daran, was David Fuller ihr angetan hat." Er habe sich daher entschieden, den Rest der Familie nicht zu informieren, erklärte er. "Für sie macht es keinen Unterschied, sie wissen nichts davon."

Zumindest in Zukunft soll so etwas aber nicht mehr möglich sein. Mit Sicherheitskameras sollen Leichenhalle und Sterbezimmer überwacht werden, externe Arbeiten sollen nur noch in Begleitung der verantwortlichen Mitarbeiter erledigt werden. Von den im Bericht empfohlenen 17 Maßnahmen sei der Großteil bereits umgesetzt, erklärte der Direktor der für das Krankenhaus verantwortlichen Gesundheitsbehörde, Miles Scott, gegenüber "AP". Das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen löse in ihm "tiefes Bedauern" aus.