Meine Freunde, die Spione (original) (raw)

stern-classic Meine Freunde, die Spione

Ein Foto von Cindy und Rick beim Frühstück in einer Bilderrahmen an der Wand

Er kannte Cindy und Rick nur als nettes Paar mit russischem Akzent. Dann erfuhr _stern_-Cartoonist Til Mette, wer seine Nachbarn wirklich waren

Wir kannten sie nicht als Cynthia und Richard Murphy, sondern nur als Cindy und Rick. Und als die ersten Meldungen über den aufgeflogenen Agentenring in der Zeitung standen, traute ich erst meinen Augen nicht, erzählte es sofort meiner Frau, die nur sprach: „Til, bitte keinen Blödsinn schon am frühen Morgen.“ Aber das war ausnahmsweise kein Blödsinn am frühen Morgen. Da stand es ja: Elf russische Spione festgenommen. Alle gut getarnt mit bürgerlichen Existenzen, etwa als Zeitungskolumnistin oder Party-Girl oder Hausfrau und Hausmann und Finanzfachkraft. Sie sollten Kontakte herstellen in die Politik und Hochfinanz. Das FBI fand Kurzwellensender in ihren Wohnungen und Häusern und in ihren Schließfächern Bargeld, 80 000 Dollar in brandneuen Scheinen, außerdem falsche Pässe und geheime, 27-stellige Codes. Mittendrin, ganz zweifelsfrei, unsere alten Bekannten Rick und Cindy Murphy aus Montclair, New Jersey. Dort lebten wir damals, und dort trafen wir bei gemeinsamen Freunden die Murphys zum ersten Mal. Und dann immer wieder.

Erster Gedanke: Das kann doch nicht wahr sein. Zweiter Gedanke: Das kann immer noch nicht wahr sein.

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