US-Polizist erschießt unbewaffneten Schwarzen – und erhält weniger als zwei Jahre Haft (original) (raw)

Die Polizei in den USA ermittelt wegen Kindesmisshandlung gegen eine Lehrerin (Symbolfoto)

Ein 34-jähriger Ex-US-Polizist wurde Totschlags im Affekt verurteilt (Symbolbild)

© Getty Images

2017 erschoss in Philadelphia ein weißer Polizist nach einer Verfolgungsjagd einen unbewaffneten Schwarzen. Dem Schützen drohten 20 Jahre Haft – am Ende wurden es zwei, womöglich sogar noch weniger. Die Begründung: Der inzwischen Ex-Beamte habe sich seit der Anklage gut benommen.

Sechs Sekunden, nachdem der Polizeibeamte am Tatort eintraf, soll er geschossen haben. Sein Ziel: ein unbewaffneter Schwarzer. Der saß Medienberichten zufolge benommen auf dem Bürgersteig, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd ein Auto gerammt hatte. Der 25-Jährige starb am nächsten Tag.

Erst Monate später wurde der Officer aus den Diensten der Polizei Philadelphia entlassen. Zur Anklage kam es 2020, drei Jahre nach der tödlichen Schussabgabe. Im September diesen Jahres wurde der 34-Jährige schließlich wegen Totschlags im Affekt schuldig gesprochen. Die Staatsanwaltschaft, so berichtet unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP, hatte 20 Jahre Gefängnis gefordert. Stattdessen erhielt er am Donnerstag eine Haftstrafe von elfeinhalb bis maximal 23 Monaten.

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Begründung: Polizist habe sich seit Anklage gut benommen

Als Begründung führte die zuständige Richterin an, der Ex-Polizist habe sich seit seiner Anklage gut benommen – eine längere Zeit hinter Gittern hätte keinen Einfluss auf dessen Rehabilitation. "Nichts, was er im Gefängnis tun wird, wird ihn zu einem besseren Menschen machen", zitiert AP die Richterin. Außerdem könne auch die verkürzte Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Ein Geldstrafe sei ebenfalls nicht vorgesehen. Bezirksstaatsanwalt Larry Krasner sagte laut der Lokalzeitung "Philadelphia Inquirer", dass Verurteilungen mit identischen Anklagen durchschnittlich zu fünfeinhalb bis elf Jahren Haft geführt hätten, seit er 2018 sein Amt angetreten habe. "Dieses Urteil liegt weit unter den staatlichen Richtlinien", so Krasner.

"Ich war nicht überrascht, aber ich war enttäuscht", sagte die Witwe des getöteten Mannes nach der Urteilsverkündung gegenüber dem "Philadelphia Inquirer. "Wer verschwendet fünf Jahre mit Gerichtsterminen, um dann elf bis 23 Monate zu hören?" Sie fühle sich von der Justiz abgespeist, so die Witwe.

Angeklagter erklärt vor Gericht, er habe um sein Leben gefürchtet

Vor Gericht habe der Angeklagte erklärt, dass er um sein Leben gefürchtet und nur deswegen geschossen habe. Der 25-Jährige, so der ehemalige Officer weiter, habe trotz Aufforderung die rechte Hand in der Hosentasche behalten. Die Staatsanwaltschaft, so berichtet AP, hielt dagegen, dass dies keine Rechtfertigung sei – schließlich seien die anderen Polizisten in Deckung gegangen – ohne einen Schuss abzugeben.

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Die Geschworenen, so habe der Verteidiger angeführt, sollten die vorangegangene, zweiminütige Verfolgungsjagd berücksichtigen. Zudem sei die Polizei zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass das Auto des Opfers, mit einem Mord in Verbindung stand. Das stellte sich allerdings später als Fehlannahme heraus. Die Geschworenen lehnten eine Anklage wegen Mordes dritten Grades ab.

Die Witwe des Toten habe von der Stadt Philadelphia eine Entschädigung in Höhe von 1,2 Millionen US-Dollar erhalten. Der Tote hinterlasse laut dem stellvertretenden Staatsanwalt zwei Kinder und drei Stiefkinder. Die Anklage habe nun 30 Tage Zeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

yks