Freie Wähler vor Bayern-Wahl im Aufwind (original) (raw)
STORY: Dass Ministerpräsident Markus Söder nach der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober mit seinem Vize und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger weiterregiert, gilt in Bayern als "gmahde Wiesn" - als ausgemachte Sache. Der CSU-Vorsitzende und der Freie-Wähler-Chef wollen ihre bürgerliche Koalition fortsetzen und können eine komfortable Mehrheit erwarten. Zuletzt konnte das Regierungslager in Umfragen sogar zulegen: von 48,8 Prozent bei der Wahl 2018 nun auf zusammen mehr als 50 Prozent. Markus Söder (CSU) / Ministerpräsident Bayern: "Am 8. Oktober ist Landtags- und Bezirkstags-Wahl in Bayern. Und ich möchte überhaupt keinen Zweifel lassen: Wir werden diese Wahl als Christlich-Soziale Union gewinnen." Doch ging der Aufwärtstrend zuletzt allein auf das Konto der Freien Wähler, während die CSU eine weitere Talfahrt befürchtet. Ein schwaches Ergebnis für die Christsozialen wäre ein Dämpfer für Söders Einfluss in den Unionsparteien und könnte den Spekulationen auf erneute Kanzler-Ambitionen des 56-Jährigen ein Ende bereiten. Bei den Freien Wählern würde ein starkes Abschneiden Hoffnungen beflügeln, in zwei Jahren gar in den Bundestag einzuziehen. Die Freien Wähler, die vor fünf Jahren 11,6 Prozent erhielten, kamen in Umfragen zuletzt auf 15 bis 17 Prozent. Rückenwind verschaffte ihnen ausgerechnet die Affäre um ein antisemitisches Flugblatt, das Aiwanger als Gymnasiast mit sich getragen hatte. Nachdem die "Süddeutsche Zeitung" Ende August den Vorfall bekannt gemacht hatte, stellte der 52-Jährige sich als Opfer einer Medienkampagne dar: Er solle "politisch vernichtet" werden, so Aiwanger. In Umfragen legen die Freien Wähler seitdem zu - auf Kosten der CSU, deren Zustimmungskurve abknickte. Die Partei, die seit 66 Jahren den Ministerpräsidenten stellt und lange allein regierte, könnte bei der Wahl erneut Stimmen verlieren. Unter Söder war sie im Jahr 2018 um mehr als zehn Punkte auf 37,2 Prozent abgestürzt. Nun kommt sie in Umfragen nur noch auf 36 Prozent. Für die vor allem auf dem Land verwurzelten Freien Wähler hingegen geht es seit Jahren aufwärts. Landwirt Aiwanger beansprucht für sich, Politik für "normale Menschen" zu machen. Hubert Aiwanger (Freie Wähler) / Vize-Ministerpräsident Bayern "Und ich sage das ganz klar, meine Damen und Herren, wir Freien Wähler sind diejenigen, die schon mal Dreck unterm Fingernagel gehabt haben, die schon mal ein Hammer und eine Schaufel in der Hand gehabt haben. Und genau das brauchen wir in diesen schwierigen Zeiten." Inhaltlich vertreten Söder und Aiwanger ähnliche Positionen. Das ermöglichte ihnen 2018 eine rasche Koalitionsbildung. Ihre Zusammenarbeit praktisch ohne Richtungsstreit preisen beide als Gegenmodell zur Ampel im Bund. Ihr Wahlkampfgegner ist die Bundesregierung, die ihnen mit Koalitionskrach, Heizungsgesetz und dem neuen Bundestagswahlrecht Munition lieferte und die bayerischen Landesverbände der Ampel-Parteien in die Defensive brachte.