"Versöhnung aller Menschen": Holocaust-Überlebende offenbart Herzenswunsch im Bundestag (original) (raw)

Sehen Sie im Video: Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher spricht im Deutschen Bundestag.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Donnerstag im Deutschen Bundestag. Zum Auftakt der Veranstaltung rief Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu Wachsamkeit auf: "Das Wissen um die Geschichte hat nicht verhindert, dass ein Drittel der deutschen Bevölkerung meint, die Juden hätten vielleicht doch zu großen Einfluss, dass 70 Prozent ganz oder teilweise finden, die israelische Politik im Nahen Osten sei, Zitat, genauso schlimm wie die Politik der Nazis im Zweiten Weltkrieg und dass die Pandemie auf ohnehin grassierenden Judenhass wie ein Brandbeschleuniger wirkt. Der Antisemitismus ist da. Er findet sich nicht nur am äußersten Rand, nicht nur bei den ewig Unbelehrbaren und ein paar antisemitischen Trollen im Netz. Er ist ein Problem unserer Gesellschaft, der ganzen Gesellschaft. Der Antisemitismus ist mitten unter uns." In der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus sprach unter anderem die 87-jährige Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher über ihre Erinnerungen und rief zur Versöhnung auf. Auerbacher war als Siebenjährige 1942 mit ihren Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden: "So viel ich weiß, bin ich das einzige Kind, das unter all den Deportationen aus Stuttgart zurückkehrte. 20 Personen von unserer Familie sind von den Nazis ermordet worden. Drei Jahre im KZ Theresienstadt, vier Jahre im Bett wegen der schweren gesundheitlichen Folgen. Acht Jahre Schulverlust. Vier Jahre Stigmatisierung der Juden, Stern zu tragen. Stigma wegen der bösen Krankheit, die Partner daran hinderte, mich zu heiraten. Ich durfte nie ein Brautkleid tragen. Ich werde nie Mama oder Oma werden. Aber ich bin glücklich. Und die Kinder der Welt sind meine." // "Ich schließe mit einem Herzenswunsch: Menschenhass ist etwas Schreckliches. Wir sind alle als Brüder und Schwestern geboren. Mein innigster Wunsch ist die Versöhnung aller Menschen." Zum 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz darf die Erinnerung nicht verblassen, da sind sich alle einig. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier legte zusammen mit dem Präsidenten des israelischen Parlaments, Mickey Levy und Bundeskanzler Olaf Scholz am Denkmal für die ermordeten Juden Europas Kränze nieder. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Auschwitz-Überlebenden im besetzten Polen. Die Nationalsozialisten hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet.