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Notstand im Pantanal: Das größte Feuchtgebiet der Erde steht in Flammen
Notstand im Pantanal Wenn das größte Feuchtgebiet der Erde in Flammen aufgeht
Das Pantanal ist ein Naturwunder: Hunderte Tier- und noch mehr Pflanzenarten bewohnen die blau-grüne Flusslandschaft. Doch der Klimawandel und El Nino verwandeln das Paradies in ein Inferno.
Es brennt im Pantanal. Eigentlich ist das nicht ungewöhnlich. Während der Trockenzeit von Mai bis November verwandelt sich das Feuchtgebiet in eine trockene Savannenlandschaft. Dann lodern dort hin und wieder Flammen auf. In diesem Jahr geraten die Brandherde allerdings zur Katastrophe: In den ersten sechs Monaten gab es 3.538 Feuerausbrüche. Allein im Juni waren es 2.639 Brände. Das sind mehr als sechsmal so viele wie im Rekordbrandjahr 2020. Damals haben die Flammen ein Drittel der gesamten Fläche zerstört, schätzt die Umweltorganisation WWF.
Das Pantanal zählt zu den artenreichsten Gebieten des Planeten und ist Heimat seltener Arten. Dort leben etwa Jaguare, Tapire oder Hyazinth-Aras. Wirtschaftlich wird in dem Gebiet vor allem Rinderhaltung betrieben. Die Farmer brennen traditionell Waldgebiete ab, um neue Weideflächen zu schaffen. Geraten diese Feuer außer Kontrolle, können riesige Flächenbrände entstehen.
Dürre und Trockenheit haben dazu geführt, dass die Lage schon jetzt angepannt ist. Das sonst überwiegend feuchte Pantanal dörrt seit Monaten vor sich hin. Wissenschaftler und Umweltschützer befürchten schon länger, dass das einmalige Naturwunder zur Wüste wird. Im Mai mussten die brasilianischen Behörden die zweithöchste Trockenheitsstufe für das Feuchtgebiet ausrufen.
21. Dezember 2023,06:13
Schuld daran sind die globale Erderwärmung und das Naturphänomen El Nino an der südamerikanischen Westküste. Ungewöhnlich warme Oberflächentemperaturen im Pazifik haben dazu geführt, dass die ergiebigen Regenfälle und folgenden Überschwemmungen zwischen Dezember und April weitestgehend ausgeblieben sind.
Die Brandsaison startete in diesem Jahr bereits im Juni – zwei Monate früher als gewöhnlich. Erste Feuer registrierten die brasilianischen Behörden noch während der eigentlichen Regenzeit. Nach Einschätzung der brasilianischen Weltraumforschungsbehörde ist in diesem Jahr bereits eine Fläche von der größe Hamburgs verbrannt. Der Bundesstaat Mato Grosso do Sul hat deshalb den Umweltnotstand ausgerufen und im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso ist die Brandgefahr nach Einschätzung von Wissenschaftlern der US-Weltraumbehörde Nasa so hoch wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000.
Heftige Brände zuletzt im Jahr 2020
"Das Pantanal ist mit der größten Trockenperiode seit 70 Jahren konfrontiert, verschärft durch den Klimawandel und einen der stärksten El Niños in der Geschichte", teilte das Umweltministerium am Sonntag mit. Einige Gebiete des Pantanals könnten laut der Umweltbehörde Ibama irreversible Schäden erleiden. "Nach Katastrophen wie dieser kehrt die Natur in vielen Gebieten zurück. Aber an einigen Stellen ist der Verlust beträchtlich. An manchen Orten könnten sie sogar irreversibel sein. Wir sind sehr erschrocken darüber, dass das Pantanal das sechste Jahr in Folge keine Überschwemmungssaison erlebt", sagte Ibama-Präsident Rodrigo Agostinho dem Nachrichtenportal "G1".
27. Juli 2018,09:02
In diesem Jahr sind demnach etwa 700.000 Hektar Fläche verbrannt worden – das sind fast fünf Prozent des gesamten Bioms. Eine Fläche fast dreimal so groß wie das Saarland.
Die Brände wecken Erinnerungen an das historische Inferno 2020. Gut ein Drittel des gesamten Pantenals brannte damals ab. Umweltschützer kritisierten die Regierung von Jair Bolsonaro, weil diese erst spät eingriff und Rettungskräfte ins Brandgebiet schickte. Ähnlich schlimm war es auch im vergangenen Jahr. Zwei Bundesstaaten mussten den Notstand ausrufen. Die unter Lula da Siva richtete damals ein Krisenkabinett ein. Medienberichten zufolge sind derzeit 500 Feuerwehrleute im Pantanal im Einsatz. Weitere sollen folgen. Allerdings monieren Umweltschützer, dass die Rettungskräfte schon deutlich früher hätten eingesetzt werden müssen.