"Wir kümmern ihn kein bisschen": Gewerkschaftsboss zerpflückt Trumps Auftritt vor Streikenden (original) (raw)

Ex-US-Präsident Donald Trump

Ex-US-Präsident Donald Trump darf nicht mehr so viele Menschen beleidigen

© Scott Olson / Getty Images / AFP

Donald Trump hat sich als Vertreter der Arbeiterklasse präsentiert und einen Betrieb der Autobranche besucht, in der gerade historische Streiks stattfinden. Gewerkschaftschef Shawn Fain ließ schon im Vorfeld kein gutes Haar an Trumps Auftritt.

Die mächtige Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) hat Donald Trump angesichts der Kundgebung des Republikaners bei einem Fahrzeugzulieferer in Michigan heftig attackiert. "Ich finde es eine erbärmliche Ironie, dass der ehemalige Präsident eine Kundgebung für Gewerkschaftsmitglieder in einem nicht gewerkschaftlich organisierten Unternehmen abhalten wird", wetterte UAW-Präsident Shawn Fain vorab im US-Sender CNN. "Man muss sich nur seine Erfolgsbilanz ansehen – seine Erfolgsbilanz spricht für sich selbst."

Trump, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewirbt, war am Mittwochabend (Ortszeit) im umkämpften Bundesstaat Michigan unterwegs, um Arbeiterwähler für sich zu gewinnen, während sich seine Vorwahlkonkurrenz in Kalifornien in ihrer zweiten TV-Debatte duellierte. "Ich werde unter keinen Umständen zulassen, dass die amerikanische Autoindustrie stirbt", verkündete der 77-Jährige bei Drake Enterprises, einem nicht gewerkschaftlich organisierten Autozulieferer nahe Detroit. Trumps Auftritt kam einen Tag nachdem sein Nachfolger im Weißen Haus, Joe Biden, als erster amtierender US-Präsident einen Streikposten besucht hatte.

"Trump kümmert sich um die Milliardärsklasse"

Nur wenige Stunden vor Trumps Besuch bei Drake Enterprises postete die UAW im Internet ein Video, in dem sie gegen die Werksschließungen der Detroiter Autobauer protestiert. Der Clip enthält auch Aufnahmen aus dem Jahr 2017, auf denen der damalige Präsident Trump einer Menschenmenge in Ohio verspricht, dass die verloren gegangenen Arbeitsplätze in der Autoindustrie unter seiner Regierung zurückkehren würden. Zwei Jahre später schloss General Motors ein großes Montagewerk in Lordstown, Ohio, was Tausende Arbeitsplätze kostete.

28. August 2023,09:15

Joe Biden mit Basecap und Smoothie in der Hand

"Ich glaube nicht, dass er sich auch nur ein bisschen um die Menschen der Arbeiterklasse kümmert. Ich denke, er kümmert sich um die Milliardärsklasse, er kümmert sich um die Interessen der Unternehmen", kommentierte Fain Trumps Kundgebung im Vorwege. "Ich denke, er versucht nur, den Leuten zu schmeicheln und zu sagen, was sie hören wollen, und das ist eine Schande."

Während der Rezession im Jahr 2008 habe Trump den UAW-Mitgliedern die Schuld an den wirtschaftlichen Problemen gegeben und deren Verträge für alles verantwortlich gemacht, was mit den Unternehmen nicht in Ordnung war, konstatierte der Gewerkschaftsführer. Das sei eine komplette Lüge gewesen.

Mike Pence beendet Kandidatur – diese Republikaner wollen ins Weiße Haus einziehen

Ex-US-Präsident Donald Trump Ende März bei einem Wahlkampfauftritt in Waco, Texas

Donald Trump. Der ehemalige Präsident hat beste Chancen, erneut von den Republikanern ins Rennen ums Weiße Haus geschickt zu werden. In den Umfragen liegt der 77-Jährige seit Monaten unangefochten vor seinen Konkurrentinnen und Konkurrenten aus der eigenen Partei. Daran haben auch seine wachsenden Probleme mit der US-Justiz nichts geändert. Derzeit unterstützen ihn im landesweiten Durchschnitt rund 63 Prozent der Befragten. Trump ist vor allem bei der rechten Basis der beliebteste Politiker und wird von seinen Anhängern fast kultisch verehrt.

© Suzanne Cordeiro / AFP

"Der ultimative Beweis dafür, wie sehr Trump sich um unsere Arbeitnehmer kümmert, war 2019, als er Präsident der Vereinigten Staaten war. Wo war er da?", fragte Fain. "Unsere Arbeiter [bei General Motors] haben 60 Tage lang gestreikt. Zwei Monate lang waren sie auf Streikposten. Ich habe nicht gesehen, dass er eine Kundgebung abgehalten hat. Ich habe ihn nicht bei den Streikposten auftauchen sehen."

Trotz ihrer scharfen Attacken gegen Trump hält sich die UAW bislang mit einer Unterstützungserklärung für die Präsidentschaftswahlen 2024 zurück. "Wir konzentrieren uns im Moment zu 100 Prozent darauf, ein gutes Abkommen für unsere Mitglieder zu erreichen", sagte Fain CNN. "Befürwortungen und ähnliche Dinge werden wir zu gegebener Zeit erledigen. Es gibt noch einiges zu tun."