Israelische Armee verkündet: 55 Meter langer Tunnel unter Schifa-Krankenhaus entdeckt (original) (raw)

Krieg in Gaza Israelische Armee verkündet: 55 Meter langer Tunnel unter Schifa-Krankenhaus entdeckt

Israelische Soldaten beim Militäreinsatz im Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt

Israelische Soldaten beim Militäreinsatz im Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt

© Israeli Armee / AFP

Seit Tagen steht das Schifa-Krankenhaus im Zentrum der Kämpfe in Gaza. Nun will Israel nach eigenen Angaben einen langen Tunnel unter der Klinik entdeckt haben. Unterdessen wächst die Hoffnung auf die Freilassung Dutzender Geiseln.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen 55 Meter langen Tunnel unter dem Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza entdeckt. Dieser befinde sich zehn Meter unter der Klinik, teilte die Armee am Sonntag mit. Israelische Soldaten sind seit Tagen auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses im Einsatz, unter dem sie eine Einsatzzentrale der radikalislamischen Hamas vermuten.

Die Soldaten entdeckten nach Armeeangaben außerdem ein Versteck, in dem sich "Granatwerfer, Sprengstoff und Kalaschnikow-Gewehre befanden". Eine steile Treppe führe zum Eingang des Tunnels, der unter anderem mit einer gepanzerten Tür gesichert sei. Solche Türen würden von der Hamas verwendet, "um die israelischen Streitkräfte daran zu hindern, in ihre Kommandozentralen einzudringen", erklärte die Armee weiter. Die israelischen Streitkräfte hatten das größte Krankenhaus im Gazastreifen am Mittwoch gestürmt.

11. November 2023,19:40

Bei Kämpfen zwischen dem israelischen Militär und der Hamas im Gazastreifen steigt Rauch auf

31 Frühgeborene aus Schifa-Krankenhaus evakuiert

Inzwischen schreitet die Evakuierung der umkämpften Klink voran. Am Sonntag waren 31 Frühgeborene evakuiert worden. Die "sehr kranken" Babys seien unter "extrem intensiven und risikoreichen Sicherheitsbedingungen" aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza in eine Klinik in Rafah im Süden des Gazastreifens verlegt worden, schrieb der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf X (vormals Twitter). Die Frühgeborenen würden nun auf der Neugeborenen-Intensivstation versorgt, schrieb Tedros weiter. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP sah die winzigen Babys im Krankenhaus, die teils zu dritt oder viert in Bettchen lagen und von Ärzten versorgt und Krankenpflegern mit Fläschchen gefüttert wurden.

Dem WHO-Chef zufolge wurden die Frühgeborenen in sechs Krankenwagen der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft nach Rafah gebracht. Neben den Frühchen wurden demnach auch sechs medizinische Mitarbeiter und zehn Familienangehörige des Personals transportiert. Es seien "weitere Missionen" zum Transport von Patienten und Personal aus dem Al-Schifa-Krankenhaus geplant, jedoch müssten die Konfliktparteien dafür eine sichere Passage garantieren. Die WHO hatte die Klinik nach einem einstündigen Besuch von WHO-Mitarbeitern als "Todeszone" beschrieben.

Am Samstag hatten bereits hunderte Menschen den Krankenhauskomplex zu Fuß in Richtung Süden verlassen. Israelische Soldaten befinden sich seit Tagen auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses, unter dem sie eine Einsatzzentrale der Hamas vermuten.

17. November 2023,18:05

Aufnahme von Waffen, die Soldaten um IDF-Oberstleutnant Jonathan Conricus im Schifa-Krankenhaus gemacht haben wollen

Frankreich will Kriegsschiff mit medizinischer Hilfe schicken

Am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. In Israel wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, etwa 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff der Hamas begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Am Samstag erklärte Israel, seine Armee sei dabei, "ihre operativen Aktivitäten in weitere Nachbarschaften" des Gazastreifens auszuweiten. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor sechs Wochen rund 13.000 Menschen im Gazastreifen getötet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte am Sonntag bei X, dass "verletzte oder kranke Kinder" aus dem Gazastreifen mit dringendem Behandlungsbedarf in Frankreich behandelt werden könnten, wenn dies "nützlich und notwendig" sei. Der Elysée-Palast erklärte überdies, dass Frankreich ein Kriegsschiff vorbereite, um es zur medizinischen Hilfe für den Gazastreifen in das östliche Mittelmeer zu schicken.

Ein Krankenhaus vor dem Kollaps: So schlimm steht es um die umkämpfte Schifa-Klinik

Zerstörung, so weit das Auge reicht. Dieses Satellitenbild zeigt Schäden und aufsteigende Rauchschwaden rund um das Schifa-Krankenhaus im Stadtviertel Rimal (aufgenommen am 12. November).

Zerstörung, so weit das Auge reicht. Dieses Satellitenbild zeigt Schäden und aufsteigende Rauchschwaden rund um das Schifa-Krankenhaus im Stadtviertel Rimal (aufgenommen am 12. November).

© Satellitenbild 2023 Maxar Technologies / AFP

Hoffnung auf Freilassung Dutzender Geiseln

Unterdessen erklärte Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen hänge von "geringfügigen" Hindernissen von "logistischer und praktischer" Natur ab. Al-Thani zeigte sich nach einigen "Aufs und Abs" in den Gesprächen "zuversichtlicher, dass wir ziemlich nahe vor einer Übereinkunft sind, die die Leute sicher nach Hause zurück bringen kann". Einen Zeitplan nannte der katarische Ministerpräsident nicht.

Katar, wo sich sowohl ein großer US-Militärstützpunkt als auch das politische Büro der Hamas befindet, hatte in den vergangenen Wochen in Verhandlungen über die Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und über eine vorübergehende Waffenruhe in dem Krieg vermittelt. Im Zuge dieser Vermittlung waren bisher vier Geiseln freigekommen. Die US-Regierung bekräftigte am Samstag, sie arbeite "weiter hart daran, eine Einigung zu erzielen". Das Weiße Haus dementierte allerdings einen Bericht der "Washington Post" über eine vorläufige Einigung.

19. November 2023,16:00

USA und Israel

Kämpfe im Gazastreifen halten an

Unterdessen dauerten die Kämpfe im Gazastreifen an. Fünf weitere israelische Soldaten seien im Norden des Küstengebiets getötet worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten israelischen Soldaten stieg damit auf 64.

Am Samstag trafen zwei Angriffe Ziele die Flüchtlingssiedlung Dschabalia im Norden des Gazastreifens. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden die von der UNO betriebene und als Flüchtlingsunterkunft genutzte Al-Fachura-Schule und ein weiteres Gebäude getroffen, mehr als 80 Menschen wurden demnach getötet.

Die israelische Armee erklärte gegenüber AFP, sie habe "Berichte über einen Vorfall in der Region Dschabalia" erhalten und untersuche diese derzeit.

Die Ereignisse der vergangenen 48 Stunden "übersteigen das Vorstellungsvermögen", erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Bei Angriffe auf zu Notunterkünften umfunktionierte Schulen würden Menschen getötet, Hunderte müssten aus dem Al-Schifa-Krankenhaus flüchten, während Hunderttausende in den südlichen Gazastreifen vertrieben würden. Das seien Ereignisse, die gegen den grundlegenden Schutz verstießen, "der Zivilisten nach internationalem Recht gewährt werden muss", betonte der Menschenrechtskommissar.

AFP

Adel Zaanoun und Sarah Benhaida / les