Ein Klettersteig in den Dolomiten führt den Wanderer tief in die Geschichte – zu Korallenriffen und auf Kriegswege (original) (raw)

„Dolomiten ohne Grenzen“ Ein Klettersteig in den Dolomiten führt den Wanderer tief in die Geschichte – zu Korallenriffen und auf Kriegswege

Der Klettersteig „Dolomiten ohne Grenzen“ führt entlang der Frontlinie im Ersten Weltkrieg, gezogen vor etwas mehr als 100 Jahren, als sich österreichische Kaiserjäger und italienische Alpini sinnlose Schlachten lieferten. Heute biete er grandiose Ausblicke – und Einblicke in die Geschichte der Region.

Es ist Abend geworden in einer der kleinsten Berghütten Südtirols. Im Gastraum der Büllelejochhütte, 2528 Meter hoch, wird das Abendessen serviert. 18 Wanderer wollen hier nächtigen; für sie gibt es Schlutzkrapfen, Roastbeef und zum Nachtisch einen Espresso. Die einen studieren Karten, andere erzählen von ihrem Plan für den nächsten Tag. Ein Tisch ist reserviert für das Hüttenteam, angeführt von der jungen Wirtin Steffie Rogger und ihrer Mutter Greti, die schon mehr als 40 Sommer im Büllelejoch verbracht hat, meist von Juni bis Anfang Oktober. Etwa acht Leute leben in dieser Zeit dauerhaft in der Hütte, unter ihnen Saisonkräfte, die für ein paar Wochen ihr normales Leben abstreifen. Am Tisch sitzt auch eine junge Frau aus Bozen, die gerade mit der Schule fertig geworden ist. Sie erzählt, sie müsse jedes Mal aufpassen, wenn sie zurück in die Stadt komme: Die Existenz von Verkehr könne man in der Entlegenheit durchaus vergessen. Das einzige Fahrzeug, das hier auftaucht, ist der kleine Traktor, mit dem die Hüttenwirte die Lebensmittel transportieren. Essen und Getränke gelangen über verschlungene Wege in die Höhe. Vor allem Wasser ist Mangelware; es reicht nicht für eine Dusche. Auch die Tagesgäste müssen sich einschränken: Für sie steht nur eine Biotoilette bereit, ein schöneres Wort für Plumpsklo.

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Erschienen in stern 38/2020