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EM-QUALIFIKATION Schützenfest als Wunschprogramm

Obwohl die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch lediglich gegen »Platz 119« der Weltrangliste spielt, setzt Völler auf seine stärkste Elf. Frei nach dem Motto: Sicher ist sicher.

Mit Michael Ballack soll alles besser werden, doch unabhängig von der Rückkehr des Erfolgsgaranten in die deutsche Startelf ist für den Vize-Weltmeister gegen »Fußball-Zwerg« Färöer-Inseln ein Schützenfest im Grunde Pflicht. »Bei allem Respekt vor dem Gegner: Alles andere als ein Sieg wäre eine Frechheit«, sagte Torsten Frings. »Wir wollen niemanden groß reden. Das ist ein Gegner, den man schlagen muss. Nach Möglichkeit auch hoch«, ergänzte Ballack, der ebenfalls mit einem Torfestival rechnet, aber trotzdem betonte: »Für das erste Tor müssen wir hart arbeiten.«

Volle Konzentration

Auch Rudi Völler verlangt volle Konzentration und setzt darum im EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch (20.30 Uhr/live ARD) im noch nicht ausverkauften Niedersachsenstadion von Hannover auf seine stärkste Elf. »Gegen die Färöer-Inseln geht es ebenso um drei Punkte, wie gegen Schottland oder Island. Es wird darum die Mannschaft auflaufen, mit der wir im Moment den erfolgreichsten und attraktivsten Fußball spielen«, kündigte der DFB-Teamchef am Montag einen Verzicht auf Experimente an: »Wenn man es zu Beginn nicht richtig angeht, ist es schwierig, während des Spiels den Hebel umzulegen.«

Position 119 im Weltfußball

Selbst Völler konnte aber nicht verhehlen, dass der Gegner, der in der FIFA-Weltrangliste auf Position 119 hinter »Fußball-Großmächten« wie Vietnam, Barbados, Sudan und Singapur geführt wird, einer der letzten so genannten »Kleinen« im Weltfußball ist: »Vor 15, 20 Jahren gab es Gegner, da konnte man vorher schon das Ergebnis eintragen. Die Zeiten sind vorbei. Bei Färöer-Inseln ist das vielleicht nicht so.«

Ballacks Zustand

Völler war dennoch erleichtert, dass Ballack nach dem ersten Training nach überstandener Grippe noch auf dem Übungsplatz in Barsinghausen das erhoffte grüne Licht für seinen Einsatz im ersten Heimspiel nach der Weltmeisterschaft gab. »Es geht mir besser. Ich gehe davon aus, dass ich spiele«, sagte der Münchner, der in seinen letzten vier Länderspielen stets ein Tor erzielte. Er habe zwar wegen der Grippe nicht die gesamte vergangene Woche daheim im Bett gelegen, aber die Behandlung zog sich zeitlich hin: »Als Fußballer nimmt man nicht so starke Medikamente. Da muss man vorsichtig sein«, erläuterte der 26-Jährige mit Verweis auf etliche Arzneimittel, die auf der Doping-Liste stehen.

Stabilität, Kreativität und Durchschlagskraft

Bei der ersten verschärften Trainingseinheit am Montag wurde der Rückkehrer gleich intensiv gefordert. »Michael hat gleich zu spüren bekommen, dass die paar Tage Erholung zu Ende sind«, meinte Völler: »Die Pause gegen Bosnien-Herzegowina hat ihm gut getan - aber das reicht.« Auch Dietmar Hamann und Bernd Schneider, die Völler beim 1:1 in Sarajevo ganz oder teilweise geschont hatte, werden gegen die Färöer-Inseln auf ihre Stammpositionen im Mittelfeld zurückkehren, was dem deutschen Spiel in Offensive und Defensive wieder mehr Stabilität, Kreativität und Durchschlagskraft geben soll.

Zur Mannschaftsaufstellung

Beim 3:0-Trainingssieg des A-Teams, in dem nur Ballack fehlte, deckte Völler am Montag die Karten auf. Er kehrt gegen den vermutlich nur mit einer Spitze auflaufenden Gegner zur Dreierkette mit Marko Rehmer, Carsten Ramelow und dem trotz der roten Karte von Sarajevo spielberechtigten Christian Wörns zurück. Hamann, Ballack und Schneider besetzen wieder die zentralen Mittelfeldpositionen. Auf links muss erneut der Dortmunder Torsten Frings den Notnagel spielen, während auf der rechten Außenbahn der Bochumer Paul Freier als Punktsieger des Bosnien-Spiels den Vorzug vor Gerald Asamoah erhalten soll. Im Angriff setzt Völler wieder auf das Duo Carsten Jancker und Miroslav Klose, die beide im Trainingsspiel trafen.

Konsequentes Flügelspiel

Mit konsequentem Flügelspiel sollen die Amateure von den 18 Inseln im Nordatlantik unter Druck gesetzt werden. Großartig Gedanken über die kickenden Angestellten und Arbeiter, für die die Partie gegen Deutschland das Spiel ihres Lebens ist, haben sich die deutschen Fußballer noch nicht gemacht. Das verriet Frings mit einem ehrlichen Spruch: »Ich weiß nur, dass der Trainer ein Däne ist und der Torwart eine Mütze auf hat.«

Die voraussichtliche Aufstellung:

Kahn - Rehmer, Ramelow, Wörns - Freier, Hamann, Frings - Schneider, Ballack - Jancker, Klose

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