Streit um Unkrautvernichter – Bayer soll Schadenersatz in Milliardenhöhe zahlen (original) (raw)

Bei dem Streit geht es um das Mittel Roundup. Hersteller ist das von Bayer vor einigen Jahren aufgekaufte US-Unternehmen Monsanto.

Bei dem Streit geht es um das Mittel Roundup. Hersteller ist das von Bayer vor einigen Jahren aufgekaufte US-Unternehmen Monsanto.

© Martin Wagner / Imago Images

Der Bayer-Konzern ist in den USA zu einem milliardenschweren Schadenersatz verurteilt worden. Es ist der bisher höchste Betrag, den das Unternehmen im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat zahlen soll.

Bayer hat bei einem Glyphosat-Prozess eine Niederlage kassiert: Mit einem Betrag von 2,2 Milliarden Dollar haben US-Geschworene den Agrarchemie- und Pharma-Konzern zur bisher höchsten Schadenersatz-Zahlung in Prozessen um glyphosathaltige Unkrautvernichter verurteilt. Der an Krebs erkrankte Kläger in Philadelphia nutzte das Mittel Roundup als Landschaftsbauer und auch privat. Er macht den Unkrautvernichter dafür verantwortlich, dass er an dem Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt ist.

Bayer will in Berufung gehen. Der Konzern bestreitet, dass Glyphosat krebserregend ist. Das Urteil stehe im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Bewertungen der Behörden, kritisierte ein Sprecher am Samstag. In der Wissenschaft ist die Frage seit Jahren umstritten. Die EU-Kommission verlängerte im November die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels um zehn Jahre.

Der Betrag für den Schadenersatz von rund 2,2 Milliarden Dollar (gut 2 Mrd. Euro) setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Die Geschworenen sprachen dem Mann 250 Millionen Dollar als Ausgleich für Verluste sowie 2 Milliarden Dollar als Schadenersatz zu, wie der Finanzdienst Bloomberg aus dem Gerichtssaal am Freitag berichtete.

Bayer will das Urteil anfechten

"Wir sind überzeugt, dass wir in der Berufung starke Argumente haben, um dieses Urteil aufzuheben oder zumindest den verfassungswidrig überhöhten Schadenersatz zu reduzieren", hieß es in der Bayer-Stellungnahme. Auch bei bisher verlorenen Prozessen sei der Schadenersatz insgesamt um mehr als 90 Prozent reduziert worden. Bayer verweist darauf, dass der Konzern sich in zehn der jüngsten 16 Fälle vor Gericht durchgesetzt habe.

Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der mehr als 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. Der Konzern wurde in einer Reihe von Glyphosat-Urteilen zu Schadenersatz verurteilt, in anderen Verfahren aber freigesprochen. In zahlreichen Fällen wurden Vergleiche geschlossen.

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2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen. Rund 113.000 der 160.000 von mutmaßlichen Opfern angestrengten Verfahren wurden nach Angaben von Bayer bislang abgeschlossen. Der Konzern hat dafür Rückstellungen in Höhe von 16 Milliarden Dollar gebildet. Bayer betont, weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt zu sein.

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