Moneten aus Müll (original) (raw)

Defekte Toaster, durchgebrannte Computer und allen anderen Elektro- und Elektronikschrott aus privaten Haushalten müssen die Gerätehersteller vom kommenden Jahr an für die Bürger kostenlos zurücknehmen.

Dies sieht eine EU-Richtlinie vor, die in Deutschland von August 2005 an die Sammlung, Erfassung und Verwertung aller Elektro-Altgeräte regeln soll. Entsorgungswirtschaft, Handel und Politik diskutieren bereits seit Monaten unter anderem über die Verteilung der Kosten, die Verfahren der Registrierung und die künftige Rolle der kommunalen Sammel- und Zerlegebetriebe.

Neue Schrottrichtlinie

350 bis 500 Millionen Euro Mehrkosten jährlich kommen nach Angaben des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Deutschland auf die Hersteller zu. Erwartet werden rund 1,1 Millionen Tonnen Altgeräte, 200.000 Tonnen mehr als bislang. Fast drei Viertel davon sind Großgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen oder Geschirrspüler.

Die Recyclingindustrie sieht in der Verordnung entsprechend große Chancen für sich: größere Mengen an verwertbaren Materialien als bisher werden erwartet. Rund 100 vor allem mittelständische Unternehmen sind bundesweit nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) mit der Demontage und Aufbereitung von Elektrogeräten beschäftigt.

Recyclingfirmen hoffen

Eines davon ist die Firma Electrocycling GmbH in Goslar. Rund 100 Beschäftigte verwerten dort jeden Monat rund 1.600 Tonnen Elektro- und Elektronikschrott. Rund 80 Prozent werden dabei als Metalle, Kunststoffe, Glas oder Bauteile wiederverwertet. 17 Prozent werden zur Energiegewinnung eingesetzt. Die restlichen drei Prozent müssen beseitigt oder deponiert werden. "Einzelne Geräte enthalten bis zu 50 Prozent Eisen", erklärt Geschäftsführer Georg Fröhlich. Bis zu 30 Prozent Kupfer und andere Metalle kommen hinzu. Das Verfahren ist dabei immer gleich: Der Zerlegung der Geräte von Hand folgt die maschinelle Aufbereitung unter anderem mit Schreddern und Mühlen. Die gewonnenen Metallprodukte wandern anschließend in Stahlwerke, Aluminium- und Kupferhütten.

Zum Beispiel zum größten Kupferrecycler der Welt, den Hüttenwerken Kayser im westfälische Lünen (Landkreis Unna). Die Tochterfirma der Norddeutschen Affinerie AG (NA, Hamburg) produzierte dort im vergangenen Jahr 157.000 Tonnen Kupfer. Rund die Hälfte der eingesetzten Materialien waren Recyclingrohstoffe. 40 Prozent davon kamen aus Deutschland. Darunter sind Leiterplatten aus Computern, Granulate aus der Kabelaufbereitung aber auch Motoren und Sicherungen.

Begehrter Kupfer im Müll

Das Verfahren ist aufwendig. In speziellen Öfen werden zunächst Kupferplatten hergestellt, die dann über ein spezielles Elektrolyse-Verfahren in neue Platten als Ausgangsprodukte für die Weiterverarbeitung umgewandelt werden. Diese enthalten zu 99,99 Prozent das begehrte Kupfer.

Doch nicht nur das "rote Gold" lässt die Kassen bei der Norddeutschen Affinerie klingeln. So tritt Kupfererz oft zusammen mit Edelmetallen wie Silber und Gold auf. Und auch in den eingesetzten Recyclingprodukten finden sich diese Materialien. So enthält eine Tonne Leiterplatten bis zu 1,1 Kilogramm Silber und 30 bis 250 Gramm Gold. Bei im Jahr 2003 bei der NA rund 800.000 Tonnen produzierten Kupferprodukten summierte sich die Menge auf satte 831 Tonnen Silber und 25 Tonnen Gold. Das Geschäft mit Edelmetallen trug entsprechend fast ein Viertel zum Konzernumsatz von 1,8 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2002/03 (30. September) bei.

China schuld am Rohstoffmangel

Zu schaffen macht den Kupferrecyclern unterdessen die Globalisierung. Vor allem der Rohstoffbedarf Chinas habe den Markt belastet. "Chinesische und indische Altkupferkäufer haben mit aggressiven Einkaufsstrategien und staatlich gefördert eine weltweite Rohstoffknappheit hervorgerufen", erklärt NA-Recyclingchef Hans-Gerd Hoffmann. 2003 habe dies der europäischen und amerikanischen Kupferindustrie stark zugesetzt. Momentan hätten sich die chinesischen Aufkäufer allerdings ein wenig aus den Märkten zurückgezogen, eine Folge der staatlich verordneten Abkühlung der chinesischen Konjunktur. Dennoch: "In wenigen Jahren wird China den größten Kupferbedarf der Welt haben."

DPA

Helge Toben, dpa