Stromer, neu, ab 12.500 Euro: In den E-Auto-Markt kommt plötzlich Bewegung (original) (raw)

Bis zu 7735 Euro billiger: Neuwagen des Typs VW ID.3 und ID.4  auf einem Parkplatz im Zwickauer Volkswagen-Werk.

Bis zu 7735 Euro billiger: Neuwagen des Typs VW ID.3 und ID.4 auf einem Parkplatz im Zwickauer Volkswagen-Werk.

© Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

In den Markt für Elektrofahrzeuge kommt Schwung - weil die staatlichen Subventionen gestrichen wurden. Ein Segen für Verbraucher und fürs Klima.

So schnell kann’s gehen. Kaum hat die Ampelregierung die Umweltprämie für E-Autos zum 18. Dezember 2023 gestrichen, gerät der Markt heftig in Bewegung. Autohersteller zeigen sich plötzlich großzügig bei Rabatten, anstatt nur über die Streichung der staatlichen Subventionen zu lamentieren. Ihre vollelektrischen Wagen rücken preislich an vergleichbare Verbrenner heran, ohne dass der Staat noch Milliarden Steuergeld zuschießen muss.

Überraschend agiert in diesen Tagen VW. Die Wolfsburger haben schlagartig sämtliche E-Fahrzeuge der ID-Reihe drastisch im Preis gesenkt. Meist liegen die Anschaffungskosten nun unter der Summe, die man noch 2023 abzüglich staatlicher Subventionen hätte hinblättern müssen. Der ID.3 Pro, der Golf unter den E-Autos, ist jetzt im Einstieg 5235 Euro billiger. „Aktionsprämie“ nennt VW das, und gewährt zudem einen „E-Mobilitätsbonus“ von 1785 Euro. So kommt es, dass das recht gut ausgestattete Einstiegsmodell des ID.3 nun 32975 Euro kostet und der eher schmächtige Einstiegs-Golf kaum weniger, nämlich 29.275 Euro.

Preise runter: BMW-Produktion BMW im Stammwerk. Der vollelektrische I4 ist inzwischen mit 14 Prozent Rabatt zu haben.

Preise runter: BMW-Produktion BMW im Stammwerk. Der vollelektrische I4 ist inzwischen mit 14 Prozent Rabatt zu haben.

© picture alliance/dpa | Sven Hoppe / Picture Alliance

Auch bei den größeren Modellen hat VW den Rotstift angesetzt. Der ID.4 und ID.5 verbilligen sich jeweils um insgesamt 7735 Euro. Sogar der nagelneue ID.7 Pro, der noch nicht einmal richtig auf dem Markt ist, wird 4760 Euro günstiger. VW hat die Rabattaktion zunächst bis Ende März begrenzt. Aber kein Experte rechnet ernsthaft damit, dass der Konzern anschließend wieder zu den alten, höheren Preisen zurückkehren kann.

Die Zeichen stehen also gut, dass nun auch im E-Auto-Markt ein echter Preiswettbewerb einsetzt. Bislang spürten Hersteller wenig Druck, ihre Listenpreise zu senken, da der Staat durch die Umweltprämie stellvertretend und ohne Murren die Rabatte übernahm. Geschäftlich funktionierte das Subventionssystem für deutsche Hersteller, die fast allesamt stark auf E-Mobilität setzen, offenbar sehr gut. Trotz Krisen und Inflation. VW konnte im dritten Quartal 2023 Umsatz und Gewinn kräftig steigern. BMW weist für vergangenes Jahr sehr hohe Margen aus und peilt neue Geschäftsrekorde an. Und Mercedes meldet bereits für das dritte Quartal Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn.

Trotz des Wegfalls der Staatshilfen können potenzielle Käufer von E-Autos nun spannende Zeiten erwarten. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, prognostiziert eine „Intensivierung des Preiskampfes“. Das wäre gut für Verbraucher in Deutschland. Und gut für das Klima. Denn anders als befürchtet, könnte der Elektro-Boom nun erst richtig losgehen, weil das Business endlich marktwirtschaftlichen Regeln unterliegt.

Der Markt ist sogar schon in Bewegung – nicht nur bei VW. Wer über Portale wie Carnow.de einen BMW i4, Cupra Born, Nissan Leaf oder Kia e-Soul bestellt, bekommt inzwischen bis zu 23 Prozent Rabatt, hat das Portal efahrer.com ausgemacht. Noch besser entwickelt sich das Kleinwagensegment. Hier haben vor allem ausländische Anbieter vorausschauend Modelle, die bald in die Läden kommen, auf ein attraktives Preis-Niveau gedrückt.

Im Frühjahr bringt Stellantis unter anderem den Citroën ë-C3 in den Handel. Der Vier-Meter-Kleinwagen wird eine Reichweite von über 300 Kilometer aufweisen und schon für 23.300 Euro zu haben sein; ab 2025 ist eine kleinere Variante sogar für unter 20000 Euro geplant. Auch kündigt Stellantis gegenüber dem stern an: "Auf Markenebene werden wir in den kommenden Tagen eine weitere Aktion starten, die sich auf den Wegfall des Umweltbonus bezieht."

Dacia Spring: 10000 Euro Rabatt gewährt der Hersteller neuerdings auf den kleinen Stromer. Er ist damit ab 12500 Euro zu haben.

Dacia Spring: 10000 Euro Rabatt gewährt der Hersteller neuerdings auf den kleinen Stromer. Er ist damit ab 12500 Euro zu haben.

© Dacia

Auch Renault mischt kräftig mit. Im Herbst bringen die Franzosen den legendären R5 als E-Tech-Variante mit über 400 Kilometer Reichweite in die Läden – für rund 25000 Euro. Das ist rund ein Drittel weniger als sein Vorgänger, der Renault Zoe. Und die rumänische Firmentochter Dacia verschleudert gerade ihren kleinen E-Spring - Reichweite bis zu 300 Kilometer - für kaum zu glaubende 12750 Euro.

Am Ende werden die großen Drei, Tesla, BYD (China) und VW, bestimmen, wann und wie schnell die Verkaufspreise für Elektroautos purzeln. Laut CAM sind sie zusammen für knapp die Hälfte (46 Prozent) aller globalen Neuzulassungen im E-Segment verantwortlich.

Die drei scheinen die Weichen bereits gestellt zu haben. Tesla hat im Dezember die Preise für einige Modelle gesenkt – zum dritten Mal in einem Jahr. BYD hat jüngst angekündigt, E-Modelle in Deutschland künftig rund 15 Prozent billiger anzubieten. Und VW hat die beschriebene Rabattaktion ins Leben gerufen. Das alles könnte eine neue Kauflust auslösen und die Mobilitätswende endlich nachhaltig in Gang setzen.