1000 Jahre Stockerau (original) (raw)

Stockerau feiert 2012 seine erste Erwähnung im Zusammenhang mit dem Tod des Heiligen Koloman.

Bischof Thietmar von Merseburg erzählt in seiner Chronik von der Gefangennahme und Hinrichtung Kolomans im Jahr 1012: „An der Grenze der Baiern und Mararenser wurde ein Pilger namens Coloman von den Bewohnern gefangen genommen, da sie ihn für einen Spion hielten. Damit er zu einem Geständnisse schreite, ist er schwer gepeinigt worden, doch habe er zu seiner Vertheidigung betheuernd angeführt, er ziehe als armer Diener Christi herum, worauf er unschuldig auf einen schon lange dürren Baum aufgehängt wurde. Nach einiger Zeit schnitt man in das Fleisch des so Hingerichteten, und es floss Blut heraus, die Nägel und Haare wuchsen, auch der Baum selbst wurde wieder grün und zeigte so an, dass er einen Märtyrer Christi trage. Markgraf Heinrich erfuhr dieses und ließ den Körper Colomans in Melk begraben.“ (Starzer, Geschichte der Stadt Stockerau, 1911)

„Meilensteine“ in der 1000jährigen Geschichte unserer Stadt:

Stockerau als Versammlungsort von aufständischen Adeligen:

Als im Jahr 1295 das Gerücht vom kranken und schließlich verstorbenen Herzog die Runde macht, versuchen sich die Adeligen von der unliebsam gewordenen Herrschaft zu befreien. Wie peinlich für die aufständischen Adeligen, als bekannt wird, dass das Gerücht um den Tod des Herzogs falsch war und der Herzog noch lebt. Sie beschließen, sich zu versammeln, um über weitere Schritte zu beraten. Als Versammlungsort wird Stockerau bestimmt. Hier treffen sich doch eine recht ansehnliche Zahl an Aufständischen. Zwei Boten mit der Bitte um Hilfe werden zu dem böhmischen König Wenzel geschickt. Um sich aber nach allen Seiten abzusichern, wird auch eine kleine Delegation zu Herzog Albrecht I. entsandt mit der Forderung um Wiederherstellung und Anerkennung der alten Rechte und Privilegien. Da der Herzog auf die Forderungen des Adels nicht weiter eingeht, kommt es zu einer weiteren Versammlung, diesmal in Trübensee. Im Jahr 1296 endet der Aufruhr mit einer Niederlage des Adels.

400 Jahre Kampf um Vormachtstellung im Handel:

**__**Von 1327 bis 1732 liegen Stockerau und Korneuburg in einem Wettstreit um den Vorrang des Hauptmarktes für das Viertel unter dem Manhartsberg, das Weinviertel: Es ging darum wer das Recht hatte „Getreide anzuschütten, Holz und Wein anzuziehen und weiter zu verfrachten“, also wer mit Getreide, Holz und Wein Handel treiben durfte.

Vom Dorf zum Markt

Im Jahr 1465 erhebt Kaiser Friedrich III Stockerau zum Markt, eine Belohnung für Kaisertreue. Damit erhält Stockerau auch das Recht einen Markt abzuhalten.

Stockerau erhält sein Wappen

Kaiser Maximilian I. verleiht am 6. Juni 1514 ein Wappen an Stockerau.
Im Wappenbrief, der im Original im Bezirksmusem Stockerau zu sehen ist, wurde ganz genau beschrieben wie das Wappen auszusehen hat: österreichischer Bindenschild, in dessen unterem roten Feld ein Baumstock in Gold ist, der zum Teil in die weiße Binde hineinreicht und aus dem eine Wurzel bis in das obere Feld reicht, die eine grüne Baumkrone trägt.
Es verweist mit der Baumwurzel auf die Wurzeln, die Anfänge Stockeraus, als der dichte Auwald gerodet wurde und die „Stocker“ die Baumwurzeln ausgruben. Der junge aufstrebende Baum mit seiner reichen Baumkrone symbolisiert eine erfolgreiche Siedlung, die wächst, blüht und gedeiht.

Die Kaserne

In den Jahren 1721 bis 1724 wird die Kavallerie-Kaserne – der heutige Niembschhof, Röschstraße 1- erbaut. Vorher war es üblich die Soldaten und ihre Pferde in den Häusern der Städte und Märkte einzuquartieren. Da dies für die Bevölkerung so manchen Ärger mit sich brachte, beschloss man „die soldaten in gewisse hiezu erbaute casarmes“ einzuquartieren und zu verpflegen.
Im Jahr 1767 wurde Stockerau Sitz der „Öconomie-Haupt-Commission“, die 1870 aufgelassen wurde. Die Ökonomie-Commission brachte reges Leben, aber auch manche Last für Stockerau. Die hier beschäftigten Militär-Professionisten – etwa 300, doch zuweilen auch 500 und 1859 gar 2400 Menschen – fanden nicht alle in der „Kaserne“ Unterkunft, und mussten von der Gemeinde „bequartiert werden“. Um die Einquartierungen für die quartierspflichtigen Bürgerhäuser erträglicher zu machen, wurde ein Teil des ehemaligen Bürgerspitals zu einer Kaserne adaptiert (Stöckelkaserne). 1886 wurde die Landwehr-Kavalleriekaserne I in der Schaumanngasse und 1898 die Landwehr-Kavalleriekaserne II Unter den Linden erbaut.

Das Wahrzeichen unserer Stadt – der Kirchturm

Das Wahrzeichen unserer Stadt, das man weit ins Land hinein sehen kann, der 88 m hohe Kirchturm wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Im Jahr 1722 unter dem Pfarrer Dr. Johann Moritz Otzenassek wurde mit dem Bau eines neuen Turmes begonnen, da der alte Turm schon baufällig war und die Glocken nicht mehr tragen konnte. Im Jahr 1725 war der Turm bis zur Turmwächterwohnung vollendet und unter Baumeister Franz Jänkl dauerten die Arbeiten bis zum Jahr 1727.
Ein halbes Jahrhundert nach dem Kirchturm wurde die Kirche neu gebaut. Das alte gotische Kirchenhaus war zu klein geworden und konnte die Gläubigen nicht mehr alle aufnehmen. Es wurde im Jahr 1777 abgebrochen und sofort mit dem Neubau unter Baumeister Peter Mollner begonnen. Ende 1778 war die Kirche fertiggestellt.

Das Rathaus

Das älteste bekannte Rathaus war das Haus Hauptstraße Nr. 25. Bis zum Jahr 1739 diente dieses Gebäude als Rathaus. Bereits im Jahr 1716 kauften Richter und Rat des Marktes jenes Haus, das heute unser Rathaus ist. Obwohl das Haus zum Zeitpunkt des Kaufes baulich in Ordnung war, beschloss der Marktrat das Haus umzubauen. Karl Ferdinand Narciss und Andreas Partl wurden als „Bauinspektoren“ bestimmt und überwachten gewissenhaft die Bautätigkeiten und führten genauestens Buch darüber. Am 17. März 1738 begannen die Arbeiten mit der Grundsteinlegung und im Jahr 1740 war der Bau vollendet.

Vom kayserlichen Markt zum freien Markt

Der österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) zeigte viele Schwächen in der Verwaltung der österreichischen Länder auf. Dies nahm die Monarchin Maria Theresia zum Anlass, umfassende Verwaltungsreformen durchzuführen. Unter anderem hob sie das niederösterreichische Vizedomamt auf, dem der „kaiserliche Markt Stockerau“ damals direkt unterstand. Vergleichbar ist das Vicedomamt mit einer Mischung aus Landesregierung und Finanzamt. Der Vicedom war bis 1748 das oberste Kontrollorgan aller Einnahmen und Ausgaben des Marktes. Die vizedomischen Güter, der landesfürstliche Besitz, wurden zum Verkauf ausgeschrieben und sollten an den Meistbietenden versteigert werden. Dazu zählte auch der Markt Stockerau. Diese Gelegenheit ließen die Stockerauer unter Marktrichter Leopold Lengfeld nicht ungenützt verstreichen. Im Jahr 1749 kaufte sich der Markt Stockerau um einen Kaufpreis in der Höhe von 61.000 Gulden frei. Damit wurde der „kaiserliche Markt Stockerau“ oder auch „vicedomische Markt Stockerau“ zum „freien Markt Stockerau“. Steuern und Abgaben, die vorher an den Landesfürsten zu bezahlen waren, kamen nun dem Markt zugute.

Nikolaus Lenau (1802 – 1850)

Der Dichter Nikolaus Lenau verbrachte in den Jahren 1818 bis 1822 sehr viel Zeit bei seinen Großeltern in Stockerau. Der Großvater, Josef Niembsch Edler von Strehlenau, war Kommandant der Militär-Monturs-Hauptkommission. Diese befand sich damals in der Kaserne an der Röschstraße, dem heutigen Niembsch-Hof. Da Nikolaus Lenau ohne Vermögen war und ihn auch seine Mutter, sein Vater verstarb 1807, finanziell nicht unterstützen konnte, versprach der Großvater „für eine noble und große Erziehung“ seines Enkels zu sorgen. Nikolaus Lenau, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch von Strehlenau, studierte zu der Zeit an der Universität in Wien und besuchte an seinen freien Wochenenden und in den Ferien seine Großeltern in Stockerau. Im Herbst 1821 kam es zu einem Streit mit seiner Großmutter. Lenau vertrieb sich seine Zeit mit Vogelfang in den Stockerauer Donauauen. Als er eines Tages mit schmutzigen Stiefeln und gut gelaunt über einen guten Fang in das Zimmer der strengen Großmutter kam rief diese: „Gerade wie ein rechter Bauer!“ Nach einem heftigen Wortgefecht verließ Lenau mit den Worten: „Lieber verhungern als ein ewiger Sklave in goldenen Ketten sein!“ Stockerau und ging nach Wien zu seiner Schwester. Kurz vor dem Tod des Großvaters im Jahr 1822 kam Lenau noch einmal nach Stockerau um sich mit den Großeltern auszusöhnen.
Zur Feier seines 100. Geburtstages errichtete der Turnverein gemeinsam mit dem Gesang- und Musikverein einen Gedenkstein. Dieser befindet sich heute in der Judithastraße vor der Hauptschule und wurde vom Stockerauer Bildhauer Wilhelm Seib gestaltet.
1964 wurde die „Internationale Lenau-Gesellschaft“ gegründet und 1968 wurde das „Internationale Lenau-Archiv“ in Stockerau eröffnet. Im Bezirksmuseum Stockerau wurde im Andenken an den bedeutenden Dichter des 19. Jahrhunderts eine Gedächtnisstätte eingerichtet.

Die Bahn

Im Jahr 1841 wird die Eisenbahn von Wien-Floridsdorf nach Stockerau eröffnet.

Stockerau wird Stadt

Unter Bürgermeister Julius Schaumann wird Stockerau im Jahr 1893 nach vorangegangener Vereinigung mit Grafendorf von Kaiser Franz Joseph I. zur Stadt erhoben.
Zum 120jährigen Jubiläum der Stadterhebung zeigt das Bezirksmuseum Stockerau eine neue Sonderausstellung – Eröffnung 24. Mai 2013, 19 Uhr; 25. und 26. Mai 2013 von 10 bis 18 Uhr!

Stockerau bekommt eine Wasserleitung

Am 11.2.1927 beschließt der Gemeinderat unter Bürgermeister Rösch die Vorarbeiten für den Bau einer Wasserleitung. Die Errichtung der Wasserleitung war das größte Vorhaben, das unter Bürgermeister Rösch verwirklicht wurde. Der ständige Wassermangel und die Typhusgefahr konnten somit gebannt werden. Nach einer Bauzeit von nur 15 Monaten eröffnet Bundespräsident Dr. Michael Hainisch am 22.9.1928 die Wasserleitung.

Naturschutzgebiet Stockerauer Au

Zoologische und botanische Untersuchungen bestätigen der Stockerauer Au ein artenreiches Ökosystem mit hohem Naturwert. Gefährdeten Tier-, Baum- und Planzenarten soll eine ungestörte Entwicklung ermöglicht werden. Seit dem Jahr 1994 sind von 445 ha Gesamtfläche des Stockerauer Forstes 346 ha Naturschutzgebiet.