In Erinnerung an den anständigen Deutschen Willy Rudolf Foerster - Tabula Rasa Magazin (original) (raw)
Juedischer Armleuchter, Foto: Stefan Groß
Nicht alle Deutschen unter Hitler werden zu schlechten Menschen. Es gibt Ausnahmen: Willy Rudolf Foerster gehört dazu. Er hat alles getan und alles gegeben, um Verfolgte der Nazis zu retten – in Japan! Dafür wird er von der Justiz verfemt: der deutschen NS-Justiz, der japanischen Justiz während des Krieges, von den USA und von der Nachkriegsjustiz der BRD. Selbst der Staat Israel weigert sich, ihm den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ zu verleihen, obwohl er während des Zweiten Weltkriegs sein Leben riskiert, um Juden vor der Ermordung zu retten.
Willy Rudolf Foerster (1905 – 1966) ist ein deutscher Ingenieur und Industrieller in Japan, welches während der Zeit des Nationalsozialismus mit dem Deutschen Reich verbündet ist. Foerster gründet eine Werkzeugmaschinenfabrik, wird der führenden Industrielle und einer der reichsten Männer Japans. Dank seines Reichtums und seines Einflusses gelingt es ihm, vielen Juden das Leben zu retten, indem er sie in seiner Fabrik einstellt und sie für unersetzlich für das japanische Militär erklärt. Hierzu arbeitet Foerster eng mit dem Jüdischen Flüchtlingskomitee in Tokio zusammen. Er beschäftigt während der NS-Zeit eine große Anzahl jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten. Foerster ermöglicht vielen verfolgten Juden die Ausreise nach Japan gegen massivste Widerstände deutscher und japanischer Behörden.Trotz des Drucks der deutschen Auslandsvertretung in Tokio weigert sich der anständigen Deutsche, Juden zu verraten und zu entlassen.
Während in Deutschland Pogrome stattfinden, arbeiten die Geflüchteten in Foersters Fabriken in leitenden Positionen. Noch Ende 1940 rettet Foerster in Europa jüdische Kinder seiner Angestellten vor dem KZ.
Seine Liebe zu einer Japanerin, seiner späteren Frau, akzeptieren die „echten“ Deutschen in Japan nicht. Japaner sind wie Juden für die arischen Herrenmenschen wertlose Untermenschen.
Im Mai 1943 wird Foerster festgenommen unter dem Vorwand der Spionage für die Sowjetunion. Er bleibt mehr als ein Jahr in japanischer Haft. Dort wird er von Deutschen gefoltert bis er sein Unternehmen für eine lächerlich geringe Summe verkauft. Man stellt ihn unter Hausarrest. Später landet er in einem Gefangenenlager.
Nach Kriegsende ziehen die USA alle in Japan vorhandenen Werte Foersters ein. Er wird 1947 von Japan nach Deutschland zwangsrepatriiert. Erst zwei Jahrzehnte später bestätigt ein deutsches Gericht Foerster NS-Gegnerschaft. Foerster stirbt kurz nach der Urteilsverkündung.
Ende August 2018 wird das wechselvolle Leben Foersters in einem ausgezeichnet recherchierten Vortrag „Willy Rudolf Foerster – Aufstieg und Fall des Judenretters von Tokio“ im Haus der Geschichte in Bonn vorgestellt. Ich kann mit dem Autor Clemens Jochem einige wichtige Worte wechseln. Ich hoffe, dass es Herrn Jochem gelingt, dass Israel den mutigen Judenretter Willy Rudolf Foerster zum Gerechten unter den Völkern erhebt. Er hat es verdient.
PS:
In Tokio steht das Denkmal an Willy Rudolf Foerster in Form der FOERSTER Japan Limited, die Geräte für die zerstörungsfreie Prüfungen und Messungen mittels Wirbelstromtechnik herstellt. Die gut gehende Firma ist ein Tochterunternehmen der FOERSTER Holding GmbH in Reutlingen, die der mutige Willy Rudolf Foerster nach seiner Rückkehr in Deutschland aufgebaut hat.
Der Fall Foerster:
Die deutsch-japanische Maschinenfabrik in Tokio und das Jüdische Hilfskomitee
von Clemens Jochem
Hentrich und Hentrich Verlag Berlin (1. August 2017)
ISBN-10: 9783955652258
19,90 €; 262 Seiten