Veterinär-Klinik: Renoviert für die Abrissbirne (original) (raw)

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Stand: 28.07.2014, 13:01 Uhr

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Die heutige Fassade lässt noch den einstigen Jugendstilbau erahnen.

Die heutige Fassade lässt noch den einstigen Jugendstilbau erahnen. © Welte

München - Die Tage der Veterinär-Klinik sind gezählt: Der aktuelle Bau soll für den Neubau des Campus Königinstraße der LMU weichen. 2015 beginnen die Abrissarbeiten.

Es ist ein kleines Juwel, direkt am Englischen Garten, versteckt hinter den Frontbauten der LMU-Tierklinik in der Königinstraße – das 1902 errichtete Gebäude 0840. Ursprünglich wurde das Gebäude als Geburtshilfeklinik für kleinere Haustiere erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg als Verwaltungsgebäude genutzt.

Das

Dieses Haus wurde erst für 4,8 Mio. Euro saniert.

Dieses Haus wurde erst für 4,8 Mio. Euro saniert. © Welte

Landesamt für Denkmalpflege stellt das Haus zwar nicht auf die Liste der schützenswerten Gebäude, doch das staatliche Bauamt München 2 vermerkt, dass es „als denkmalwürdig einzustufen ist“. Darum wurde 2007 eine aufwändige Rundum-Sanierung gestartet. Es dauerte bis März 2009, bis dort der Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung einziehen konnte. Kostenpunkt der Sanierung: 4,8 Millionen Euro. „Der Spagat zwischen neuester Technik in der Labornutzung und behutsamer Sanierung alter Bausubstanz stellt den besonderen Reiz dieser Maßnahme dar“, so das Bauamt.

Doch nun sind die Tage des Jugendstil-Hauses gezählt: Es soll für den Neubau des Campus Königinstraße der LMU weichen. 2015 beginnen die Abrissarbeiten. Nachbarn schütteln den Kopf, sprechen von „Verschwendung.“ Das lässt das Bauamt nicht gelten, Haus 0840 müsste erst für den dritten Bauabschnitt weichen. „Das kann noch zehn Jahre dauern.“

Plattenbau statt Jugendstil

Als um 1900 der 150 Meter lange Hauptbau der tierärztlichen Hochschule an der Königinstraße errichtet wurde, entstand ein in München einmaliger Jugendstilbau mit prächtigen Treppenhäusern.

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So soll der künftige TU Campus nach den aktuellen Plänen aussehen.

So soll der künftige TU Campus nach den aktuellen Plänen aussehen. © fkn

vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Mittelbau aufgestockt, die Fassade vereinfacht. Im Krieg wurden die Gebäude durch Bomben stark beschädigt. Den Jugendstil kann man an den Fassaden nur erahnen. Im Inneren sind jedoch die aus Juramarmor errichteten Treppenhäuser mit ihren schmiedeeisernen Jugendstil-Geländern erhalten. Die Altbauten sollen für den neuen „Campus Königinstrasse“ der LMU München abgerissen werden, für den voriges Jahr ein städtebaulicher Wettbewerb abgehalten wurde. Als erstes soll 2015 ein neues Nano-Zentrum errichtet werden. Anstelle der Jugendstilbauten ist eine Grünfläche geplant.

Der ehemalige Maxvorstädter Bezirksausschuss-Chef Klaus Bäumler (CSU) findet: „Der Verlust der Treppenhäuser wäre schwerwiegend, das Landesamt sollte überprüfen, ob es sich nicht um Baudenkmäler handelt.“ Denkmalforscher Dieter Klein erklärt: „Mit dieser Qualität vergleichbar sind nur die Treppengeländer einiger Münchner Schulhäuser und der Industrie- und Handelskammer.“ Andreas Dorsch vom Bündnis Gartenstadt kritisiert: „Skandalös, wieder ein Schlag ins Gesicht des Stadtbilds Münchens.“

J. Welte

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