Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur - Universität Ulm (original) (raw)
Zusammen mit der Firma Carl Zeiss SMT und der Firma CEOS Heidelberg hat die Uni Ulm ein Entwicklungsprojekt für Niederspannungs-Transmissionselektronenmikroskopie gestartet. Das Projekt trägt das Kürzel SALVE (Sub-Angstroem Low Voltage Transmission Electron Microscopy) und hat das Ziel, eine hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) zu entwickeln, die mit vergleichsweise niedriger Beschleunigungsspannung atomar aufgelöste Bilder von Proben ermöglicht. Einzelne Atome lassen sich dann in Strukturen abbilden, die vom Elektronenstrahl in herkömmliche Mittelspannungsgeräten zerstört werden. Mit dem SALVE Projekt wird wissenschaftliches und technologisches Neuland betreten, sagt Professorin Ute Kaiser, die Leiterin dieses Projekts. „Durch das neue Mikroskop sollen zahlreiche elektronenstrahlempfindliche Objekte atomar abgebildet und molekulare Prozesse verfolgt werden, die zur Entschlüsselung von chemischen Umwandlungen beitragen. Das Wissen über diese Prozesse ist für viele Anwendungsgebiete in den Materialwissenschaften, der biomedizinischen Forschung, sowie der Halbleitertechnologie von erheblicher Bedeutung.“
Die Kosten des Projektes belaufen sich auf insgesamt 11,5 Millionen Euro. Finanziert wird es von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) mit 4,2 Millionen, vom Land Baden-Württemberg mit 2,4 Millionen und von der Firma Zeiss mit 3,7 Millionen, sowie der Firma CEOS und der Universität Ulm. Durch die Bündelung der Kräfte verschiedener Fachbereiche an der Unversität Ulm und der Industrie wird das Forschungsprofil der Universität Ulm gestärkt. Das Ministeriat des Landes Baden-Württemberg hat der Einrichtung einer Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur „Elektronen- und Ionen-Mikroskopie“ an der Universität Ulm zugestimmt. Die Stiftungsprofessur ist zunächst für die kommenden fünf Jahre eingerichtet und wird das Lehrangebot an der Universität Ulm erweitern und das SALVE-Projekt und die Forschung im Bereich Elektronen- und Ionen-Mikroskopie unterstützen, Darüber hinaus richtet die Carl Zeiss Stiftung eine Seniorprofessur für Professor Harald Rose, dem Inventor der praktisch realisierbaren Aberrationskorrektur, ein.
Doch Land und Uni sehen in diesem 11,5 Millionen-Projekt nicht nur eine hochschulpolitische, sondern auch eine wirtschaftspolitische Komponente.
Die große Bedeutung des SALVE Projektes wird durch die Verleihung des Kooperationspreises Wissenschaft- Wirtschaft der Universität Ulm 2009 an die Leiterin des Projektes, Professorin Ute Kaiser, eindrucksvoll dokumentiert.
Quellen:
http://www.uni-ulm.de/einrichtungen/hremMaterialwirtschaftliche Elektronenmikroskopiep
Surely you’re happy, Mr Feynman!
Artikel von Michael Segal, veröffentlicht in Nature Nanotechnology, Vol 4, Dez. 2009
1959 hielt der amerikanische Physiker Richard Phillips Feynman auf der Jahresversammlung der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft am California Institute of Technology (Caltech) seine berühmte Rede „There“s Plenty of Room at the Bottom“.
Feynman, einer der großen Physiker des 20. Jahrhunderts und 1965 Nobelpreisträger für seine Arbeit zur Quantenelektrodynamik, stellte in dieser Rede fest, dass die Elektronenmikroskope nicht gut genug wären. Er meinte: „Damit wir schnellere Fortschritte machen können, solltet ihr (seine Fachkollegen, Anm. der Redakton) für uns das Elektronenmikroskop um das Hundertfache verbessern. Viele Probleme der Biologen würden damit sehr viel einfacher“
„There“s Plenty of Room at the Bottom“, Richard Feynman, deutsche Übersetzung
Nun, 50 Jahre später, erinnert Michael Segal an diese denkwürdige Rede und stellt die Entwicklungen auf dem Gebiet der Transmissionselektronenmikroskopie, sowie Lösungen und Probleme ins Licht der damaligen Rede.
Auch die Universität Ulm mit ihrem SALVE-Projekt ist erwähnt, denn Forscher in Ulm gehörten zu den ersten, die das Potential der neuen aberrationskorrigierten Transmissionselektronenmikroskope für Kohlenstoffmaterialien praktisch gezeigt haben. Im Rahmen des SALVE Projektes wurde auch eine CARL-ZEISS Stiftungsprofessur für die Elektronenoptik vom Land Baden-Württemberg genehmigt. Denn eines wird aus dem Artikel klar, es gibt auch weiterhin viel zu forschen und zu lehren auf diesem spannenden Forschungsgebiet.
“Surely you’re happy, Mr Feynman!“, Michael Segal, Nature Nanotechnology Vol. 4/2009
Auszug aus diesem Artikel:
…"In der Community der Transmissionselektronenmikroskopiker ist die Feynmanrede als eine wichtige Rede akzeptiert und die Forscher kennen sie" sagt Professorin Ute Kaiser, Universität Ulm und Projektleiterin von SALVE, „Tatsächlich ist mein liebster Titel für einen Vortrag über SALVE: „Microscopy at the Bottom“.“
..und weiter schreibt Michael Segal:
Es übersteigt meistens die Möglichkeiten eines einzelnen Labors, aberrationskorrigierte Elektronenmikroskope zu bauen. So zum Beispiel ist die R005, eine Zusammenarbeit zwischen dem Tokyo-Institut für Technology, CREST und JEOL GmbH. Das SALVE Mikroskop (Sub Angström Low Voltage Electron microscpy) in Deutschland, das im Spannungsbereich zwischen 20 und 80kV arbeiten wird, ist eine Zusammenarbeit zwischen der Universität Ulm, der Carl Zeiss Ltd und der Firma CEOS (corrected electron optics). Kaiser erinnert sich der Verbesserung, die die Aberrationskorrektur in dem frühen FEI Titan in Ulm brachte. " Wir sahen tatsächlich eine Neue Welt nach dem Einschalten des Aberrationskorrektors" sagte sie, " Es war eine so große Überraschung, einzelne Kohlenstoffatome von Nanotubes und Graphen stabil unter dem 80kV Elektronenstrahl zu sehen".