Unwetter: 100 Millionen Euro Schaden in bayerischem Dorf (original) (raw)
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Unwetter
100 Millionen Euro Schaden in bayerischem Dorf
Veröffentlicht am 24.07.2007Lesedauer: 3 Minuten
Die Kellerbüros des Garten- und Landschaftsbauers Stefan Werner und seiner Frau Manuela liefen voll. "Innerhalb einer Stunde war hier alles voll Wasser." Auch ihre Praxis für alternative Medizin ist verwüstet. Viele Existenzen sind bedroht.Quelle: DPA
Der Schaden des schweren Unwetters vom vergangenen Wochenende in Franken liegt vermutlich um ein Vielfaches höher als bislang angenommen. Allein im Ort Baiersdorf ist nach Angaben des Bürgermeisters ein Sachschaden von bis zu 100 Millionen Euro entstanden.
Drei Tage nach dem schweren Unwetter im Raum Erlangen/Forchheim hat Bürgermeister Andreas Galster eine verheerende Bilanz gezogen. Der Sachschaden betrage bis zu 100 Millionen Euro. Allein im Gewerbegebiet hätten die Wassermassen Waren im Wert von 20 bis 25 Millionen Euro unbrauchbar gemacht. Dazu kämen noch die Zerstörungen an Gebäuden. Betroffen sei unter anderem ein Handy-Großhändler.
„Wir müssen versuchen, die Stadt wirtschaftlich am Leben zu erhalten“, sagte Galster. Sollten Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, dann gingen der 7000 Einwohner zählenden Kommune einige Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen verloren. Zum anderen stünden einige hundert Arbeitsplätze auf dem Spiel. Auch der Stadt selbst sei ein Schaden von rund 20 Millionen Euro entstanden. Vor allem die Mehrzweckhalle und die Kläranlage wurden in Mitleidenschaft gezogen. In Baiersdorf standen rund 1000 Häuser unter Wasser. „Kein einzelner Schaden liegt unter 20000 Euro“, sagte der Bürgermeister.
Soforthilfe bis zu 5000 Euro
Die Bayerische Staatsregierung stellte den Unwetter-Opfern Soforthilfen bis zu 5000 Euro in Aussicht. Dies soll aber ausschließlich für nicht versicherbare Schäden gelten, wie die Staatskanzlei am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München mitteilte. Das Ausmaß der Schäden sei noch nicht abzusehen, sagte Innenminister Günther Beckstein (CSU). Private Haushalte sollen zwischen 500 und 2500 Euro Hilfe erhalten. Für hochwasserbedingte Ölschäden an Wohngebäuden will der Freistaat bis zu 5000 Euro zahlen. In ihrer Existenz bedrohte Bürger und Firmen sollen aus einem Härtefonds unterstützt werden.
Müllentsorgung wird zum Problem
In Baiersdorf wird inzwischen auch die Entsorgung der vom Wasser zerstörten Möbel, Elektrogeräte und Teppiche mittlerweile zum Problem. Die Abfuhr dauere zu lange, beklagte die Landtagsabgeordnete Christa Matschl (CSU). Schon zwei Tage nach den Überschwemmungen würden immer mehr Ratten gesichtet, berichtete der Bürgermeister. Bis spätestens Freitagmittag müsse der Müll beseitigt sein, „sonst bekommen wir ein echtes hygienisches Problem“, sagte Galster.
Rund 10.000 Liter ausgelaufenes Öl wurden in Baiersdorf bislang aufgefangen. Spezialfirmen bemühten sich darum, mit Öl belastetes Wasser aus Kellern überfluteter Wohnhäuser abzupumpen. Da es nur wenige derartige Firmen gebe, würden die Arbeiten wahrscheinlich noch mehrere Tage in Anspruch nehmen, hieß es im Landratsamt Forchheim.
Der Bahnverkehr auf der Strecke Erlangen-Forchheim hat sich am Dienstag wieder normalisiert. Dort hatten die Wassermassen ein Brückenfundament unterspült. Bis zum Einbau einer Behelfsbrücke stand auf der ICE-Strecke Nürnberg-Bamberg-Leipzig-Berlin nur ein Gleis zur Verfügung. Zahlreiche Regionalbahnen fielen aus. Allerdings dürfen die Züge den Bereich Baiersdorf auch weiterhin nur mit verminderter Geschwindigkeit passieren. Auch die Trinkwasserversorgung ist mittlerweile wieder sichergestellt. Vorheriges Abkochen des Leitungswassers ist nicht mehr nötig.
Bei der Sparkasse Erlangen wurde ein Spendenkonto (Kto.-Nr. 55555;BLZ: 76350000) eingerichtet. Das Geldinstitut stellte als Grundstock 75.000 Euro zur Verfügung.
dpa/mm