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Apple-Chef Steve Jobs fordert das Ende des Kopierschutzes für heruntergeladene Musik. Obwohl er dabei vor allem an sein Unternehmen denkt, kann man ihm nur beipflichten. Ein Kommentar

7. Februar 2007, 8:33 Uhr Quelle: ZEIT online

Es istein langer Text, den Apple-Chef Steve Jobs geschrieben hat . "Gedanken über Musik" heißt es, und was er darin fordert, ist nichts Geringeres als die Abschaffung des "Digitalen Rechte-Managements" (DRM) für online käufliche Musik. Jobs ist nicht nur der Kopf eines großen Unterhaltungselektronik- und Computerherstellers, er ist gleichzeitig auch Chef des größten Vertriebs für Musikdateien: Der iTunes Music Store (ITMS) wird weltweit von zahlreichen Menschen für den schnellen und unkomplizierten Erwerb einzelner Stücke oder ganzer Alben aus dem Internet genutzt.

Doch die im ITMS verkaufte Musik unterliegt digitalen Restriktionen: Auf maximal fünf Geräten dürfen die Songs abspielbar sein – und damit dies funktioniert, müssen die Player ein speziell von Apple benutztes Verfahren unterstützen, sonst bleiben die Boxen stumm. Programmierer aus aller Welt versuchen immer wieder, Apples Kopierschutzmechanismus auszuhebeln. Oft mit Erfolg, sodass Apple seine Software regelmäßig verändert. "Wir haben immer nur wenige Wochen, um das Problem zu lösen", schreibt Steve Jobs. Andernfalls hätten die Plattenfirmen das Recht, ihre Songs aus dem Online-Shop zurückzuziehen.

Nach mehreren Jahren Erfahrung wirkt Jobs konsterniert: "Es gibt eine Menge intelligenter Menschen in der Welt, einige mit einer Menge Zeit, die es lieben, solche Geheimnisse zu lüften und einen Weg zur freien (und gestohlenen) Musik zu veröffentlichen."

Jobs spricht damit ein grundliegendes Dilemma des DRM an. Jeder Kopierschutzmechanismus tritt einen Wettlauf gegen die Zeit an. Den verloren früher schon Computerspiele, deren Schutz gegen Vervielfältigung "gecrackt" wurde, später auch der DVD-Kopierschutz CSS. Dass nun auch die digitale Musik an der Reihe ist, überrascht wenig.

Hinzu kommt, dass die verschiedenen Kopierschutzsysteme unterschiedlicher Anbieter zueinander inkompatibel sind: In Apples Store gekaufte Musik läuft nicht auf dem Zune-Player von Microsoft, bei Napster gemietete Musik nicht auf dem iPod. Dieser Zustand hat für die Nutzer momentan noch kaum Auswirkungen – spätestens beim Kauf des nächsten MP3-Players jedoch kann aus dem potenziellen ein echtes Ärgernis werden, wenn die gekaufte Musik nicht mehr läuft.

Warum aber fordert Steve Jobs nun insbesondere europäische Nutzer auf, sich an die großen vier der Plattenindustrie (Universal, EMI, Sony BMG und Warner) zu wenden und die Abschaffung der digitalen Restriktionsmechanismen zu erbitten?

Dafür gibt es eine einfache und eine sachliche Begründung. Die erste ist, dass Steve Jobs an das Gute im Menschen glaubt und für ihn nicht jeder Internetnutzer ein potenzieller Musikdieb ist. Die zweite ist ungleich komplexer: Je weiter sich digitale Musik verbreitet, desto mehr hartnäckige Hacker wollen den Kopierschutz knacken. Gegenmaßnahmen bedeuten für Apple einen enormen und immer stärker wachsenden Aufwand. Und da Apple selbst auf seine Lieferanten, die Plattenfirmen, angewiesen ist, kann die Firma selbst keinen direkten Druck auf die Labels ausüben. Daher ruft Steve Jobs die Nutzer zum Protest auf.

Am erfolgversprechendsten ist aber ein anderer Weg, der Jobs weniger zusagen dürfte. Download-Freunde müssten auf den Kauf von Musikstücken mit DRM verzichten. Denn erst den Wink mit der Kreditkarte verstehen auch große Konzerne vom Schlage Bertelsmanns. Im ersten Halbjahr 2006 gingen allein in Deutschland mehr als 10 Millionen Stücke über die digitale Ladentheke. Auch für Apples Music Store wäre ein DRM-Boykott somit ein herber Schlag. Kein Wunder, dass Steve Jobs diesen Weg nicht propagiert.

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