Heimerad - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)
Gedenktag katholisch: 28. Juni
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Freiburg i.Br. sowie den Bistümern Fulda und Erfurt: 27. Juni
Name bedeutet: Heim und Berater (althochdt.)
Priester
* um 965 in Messechilchi, heute Meßkirchin Baden-Württemberg
† 28. Juni 1019 in Burghasungen, heute Stadtteil von Zierenberg bei Kassel in Hessen
Statue in der Pfarrkirche St. Martin in Meßkirch
Ruine der Stiftskirche in Bad Hersfeld
Heimerad stammte möglicherweise aus einer adligen Familie, nach anderen Quellen aus unfreiem Geschlecht. Er stand im Dienst einer wohlhabenden Dame und wurde - frühstens im Alter von 30 Jahren - Priester. Um 1006 unternahm er zahlreicheWallfahrten durch Deutschland, zu den sieben Pilgerkirchen in Rom und ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr wollte er inMemleben ins Kloster eintreten, wurde aber abgewiesen und ging dann ins Mutterkloster derBenediktiner nach Hersfeld - dem heutigen Bad Hersfeld - wo er einige Jahre lebte. Aber er weigerte sich, die Ordensgelübde abzulegen und wurde deshalb vom entzürnten Abt beschimpft, ausgepeitscht und verstoßen. Heimerad ließ sich dann in Kirchberg- dem heutigen Stadtteil von Niedenstein bei Kassel - als Einsiedler nieder, wurde aber 1019 schon bald des Diebstahls in der Kapelle des Dorfes bezichtigt und wieder vertrieben. Auch in (Kirch-)Ditmold1 - heute ein Stadtteil von Kassel - wirkte Heimerad an derKirche - sie stand damals an der Stelle der heutigen Friedrich-List-Schule -; 1012 ist eine Predigt nachgewiesen. Aber auch von hier wurde er durch den Ortspfarrer mit Hunden aus dem Ort gejagt; der Überlieferung zufolge, weil er der Haushälterin des Pfarrers, die ihm einen Korb mit Geschenken bringen wollte, ihren wenig tugendhaften Lebenswandel vorgehalten hatte und der Ortspfarrer das auch als Angriff auf sich erkannte.
Kreuz an der Stelle von Heimerads Platz auf dem Hasunger Berg bei Burghasungen
Bei Bischof Meinwerk inPaderborn bat Heimerad um Unterkunft, wurde aber auch hier ob seiner Verwahrlosung abgewiesen, als Teufel bezeichnet und ausgepeitscht. Alsheiliger Narr ertrug er weiter Schmach und Spott, schließlich fand er einen Platz auf dem Hasunger Berg beim heutigen Burghasungen und übernahm zusammen mit seinem Diener die Versorgung der dortigen Michaelskapelle, die wohl an der Stelle einer ehemaligen heidnischen Kultstätte errichtet worden war. Bischof Meinwerk habe ihn hier besucht und ihn um Verzeihung für seine Härte gebeten. Mit Graf Dodiko vonWarburg und KaiserinKunigunde stand Heimerad in Verbindung. Er wurde zum Hüter des Christentums im erst seit kurzem christianisierten fränkisch-sächsischen Grenzland.
Aus dieser Zeit sind zahlreiche Wunder und Anekdoten überliefert. So erkannte Hemmo, ein Freund Heimerads, eines Tages beim Aufstieg zum Berg den Teufel, der mit einem großen Felsbrocken die Bäume am Berg zerschmetterte. Hemmo bekreuzigte sich und setzte mutig den Aufstieg fort, denn Heimerad hatte diesen Angriff vorausgesehen und Hemmo ermahnt, sich nicht zu fürchten, sondern sich zu bekreuzigen. Einen toten Hahn erweckte er zum Leben. Heimerad starb als vom Volk hoch angesehener Wächter des Berges.
Erzbischof Eribo / Aribo von Mainz errichtete zwei Jahre nach Heimerads Tod eine Kirche an der Stelle seines Wirkens beim heutigen Burghasungen, in deren Nähe Erzbischof Siegfried I. 1074 einChorherrenstift gründete, das ab 1081 zumBenediktinerkloster wurde. Um 1076 wurde Heimerads Lebensgeschichte durch den Mönch Ekkebert im Auftrag von Abt Hartwig von Hersfeldverfasst. Schnell gehörte der Hasunger Berg neben dem Grab des Sebaldusin Nürnberg zu den meistbesuchten deutschenWallfahrtsorten. Nach der Aufhebung des Klosters in Burghasungen in der Reformation 1527 nahm die Verehrung Heimerads schnell ab.
Christoph Witt verfasste (Link mit Vergütung) Der heilige Heimrad von Meßkirch: Pilger, Priester, Einsiedler über die Lebensgeschichte, die er in einer Nacherzählung für das heutige Verständnis erschließt und mit Leben füllt, versehen mit zahlreichen ergänzenden Anmerkungen.
Michael Fleck hat Heimerads Lebensgeschichte übersetzt, sie liegt nun erstmals komplett auf Deutsch vor: (Link mit Vergütung) Ekkebert von Hersfeld, Das Leben des heiligen Heimerad, ergänzt durch die metrische Gestaltung dieser Vita, die Erinher, wahrscheinlich ein Mönch aus Paderborn, wohl im 12. Jahrhundert verfasste.
Anlässlich des 1000. Todestages von Heimerad gab Stefan Blanz 2019 eine Sammlung von Beiträgen unter dem Titel (Link mit Vergütung) Der heilige Heimerad - Priester. Pilger. Pauper Christi heraus. Die Autoren widmen sich darin Zeugnissen der Verehrung vom 11. Jahrhundert bis heute.
1 ▲ Die Überlieferung, Heimerad habe in Detmold als Einsiedler gelebt, geht auf Übersetzungsfehler von F. B. Schlereth zurück.
DieRuine der Klosterkirche in Hersfeld ist täglich außer montags von 10 Uhr bis 16 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 1 €. (2021)