Jakob von Todi - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

1Gedenktag katholisch: 25. Dezember

Name bedeutet: der Nachgeborene oder: Gott schützt (hebr.)

Ordensmann, Narr in Christus
* um 1229 in Todiin Italien
† 25. Dezember 1306 (?) in Collazzonebei Perugia in Italien

Portrait auf Jakobs Grab in der Kirche San Fortunato in Todi

Portrait auf Jakobs Grab in der Kirche San Fortunatoin Todi

Denkmal für Jakob, wohl an der Stelle seines Geburtshauses in Todi

Denkmal für Jakob, wohl an der Stelle seines Geburtshauses in Todi

Jakob, Sohn einer vornehmen Familie, studierte in Bologna an der ersten Universität Europas; ihr Ort ist unbekannt, aber von ihr zeugen noch heute die Gräber der Glossatoren.1 Er arbeitete dann als Rechtsanwalt in seinerHeimatstadt. 1268 heiratete er, aber schon ein Jahr später starb seine Ehefrau. Er verschenkte nun unter dem Einfluss der Gedanken vonFranziskus von Assisi sein Vermögen unter den Armen - aus Unverständnis darüber nannten ihn die Leute nun verächtlich Jacopone, verrückter Jakob. Er zog nun alsNarr in Christus durchUmbrien und verfasste seine Laudi spirituali, geistliche Lobgesänge in umbrischem Dialekt; Jakob gehörte damit zu den ersten, die in ihren Werken das Latein durch die Volkssprache ersetzten. Seine Lobgesänge zeigen einen leidenschaftlichen Gottessucher, der die Freuden der Welt und vor allem auch sich selbst missachtet. 1279 trat er zunächst in den Dritten Orden der Franziskaner ein, später, nachdem er manche Ablehnung überwunden hatte, wurde er Ordensmann imFranziskanerorden.

Bronzestatue, 1930, an der Kirche San Fortunato in Todi

Bronzestatue, 1930, an der Kirche San Fortunatoin Todi

Als der Franziskanerorden sich spaltete in die Konventualen, die die strengen Ordensregeln abmildern wollten, und die Spiritualen, die sie in aller Härte fortführen wollten, stellte sich Papst Bonifatius VIII. nach seiner Wahl 1294 auf die Seite der Konventualen. Jakob wandte sich mit scharfen Satiren gegen den neuen Papst; 1298 verurteilte der ihn deshalb zu lebenslangem Kerker. Hier verfasste er viele seiner populären Gedichte. Erst nach dem Tod von Bonifatius im Jahr 1303 erhielt Jakob die Absolution und wurde freigelassen. Wieder wanderte er predigend durch Umbrien und starb in derChristnacht imKloster San Lorenzo in Collazone.

Kloster S. Lorenzo in Collazone

Kloster S. Lorenzo in Collazone

Jakob wurde offenbar im Kloster Montesanto in Todi bestattet. Seine Gebeine wurden 1433 in dieKirche San Fortunato in Todi übertragen, auf seinem Grabmal wird dort fälschlich 1296 als Todesjahr genannt. Man hat Jakob lange Zeit das Stabat Mater (GL 584) zugesprochen, was sich inzwischen als wohl falsch herausgestellt hat.

**Kanonisation:**Immer wieder wurde versucht, Jakobs Heiligsprechung zu erreichen; seine heiligmäßige Verehrung vor allem inUmbrien wurde aber nie offiziell bestätigt.

1 Glossator,Kommentator nannte man die Gelehrten, die die antiken römischen (Rechts-)texte interpretierten.

Catholic Encyclopedia

VieleGedichte von Jacopone gibt es online in italienischer Sprache.

Die Website Kirchenmusik online hat denlateinischen und deutschen Text des Stabat mater.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

DieKirche San Fortunato in Todi ist täglich von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2023)

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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