Maria Fidelis Weiß - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

Eleonore Margarete Weiß, Tochter eines Schneidermeister, verlor schon früh ihren Vater. Nach der Volks- und der Frauenarbeitsschule in ihrer Heimatstadtwar sie zwei Jahre lang als Verkäuferin tätig. Im Institut desKlosters derFranziskanerinnenin Lenzfried bei Kempten wurde sie dann in Orgelspiel und Handarbeit ausgebildet.

Nach Maria Fidelis Weiß' Tod verbreitete sich der Ruf ihrer außergewöhnlichen Heiligkeit. ihr Grab ist in der

**Kanonisation:**1936 wurde der Seligsprechungsprozeß eingeleitet. Am 1. Juni 2007 erkannte Papst Benedikt XVI. Maria Fidelis Weiß den heroischen Tugendgrad zu.

Worte von Maria Fidelis Weiß

Die Natur regte Schwester Fidelis in besonderer Weise an, ihren Blick auf ihren Schöpfer zu richten:
Wenn ich ein Blümlein anschaute oder an der schönen Natur mich erfreuen wollte, kam mir mein Jesus in den Sinn. Eine innere Stimme flüsterte mir zu: Das ist Gott nicht! Ja, ich fühlte es: Nichts war imstande, mich zu befriedigen als Gott allein. Nur im Gebet und im kindlichen Verkehr mit ihm, in ihm allein fand ich mein Glück und meine Ruhe.
Das Geringste führt mich zu Gott. Wenn ich den Blick auf einen Baum hinwende und das Säuseln höre, kommt es mir: Da ist der große Gott. Durch das Säuseln (des Windes) bewegt er den Baum und auch mich. Wenn solches in der Rekreation auftritt, muss ich stille sein. Die Schwestern würden mich nicht verstehen und sagen: Die ist aus dem Zeug (d. h. nicht richtig da). Ich lasse die Schwestern reden und will mich durch kein Wort verraten.
Je nachdem, wie ich halt vom Heiligen Geiste bewegt bin, ergießt sich meine Seele oft in Dank, Lob, Anbetung, Schmerz usw. gegen Gott und dies selbst bei den geringsten Anlässen: Wenn ein Vöglein singt, eine Blume, die Sterne, die Berge etc. machen meine Seele aufjubeln. Da verstehe ich jetzt, was in der Seele des hl. Franziskus vorging bei der Betrachtung der Natur.
Wenn ich in den Garten hinausgehe und meine, ich will mich zerstreuen, will eine Blume anschauen, will die Bäume betrachten, überall sehe ich nicht mehr das Holz und nichts schaue ich immer als den lieben Gott und alles andere schwindet mir wieder vor dem Geist.

_Ihr Orgelspiel betrachtet Fidelis als Gottesdienst:
Das Orgelspiel fange ich jedesmal mit reiner Meinung an: Nur allein die Ehre Gottes! Das ist mein einziger Gedanke, sobald ich anfange. Ich bin dabei voll Begeisterung und möchte derselben im Spiele vollen Ausdruck verleihen. Ich wünschte in mein Spiel alles hineinzulegen was in den Worten und in der Komposition liegt, wie Jubel oder ehrfurchtsvolle Anbetung, Demut, kindliches Flehen. Zu spielen, um einem Menschen zu gefallen, vielleicht dies gar vor ausgesetztem Allerheiligsten, dagegen fühle ich in mir Entrüstung.
Ich sitze auf der Orgel. Niemand von den Schwestern hätte mir etwas einzureden. Da sagt eine Schwester: Nehmen Sie dieses Präludium! Ziehen Sie dieses Register! Ich weiß aber, dass es so nicht passend ist oder dass ich mich dann schwerer tue. Jetzt mein Hochmut! Es kommt mir der Gedanke: Da wäre ich Herr! Mein Jesus redet im gleichen Augenblicke auch zu mir. Dann folge ich halt doch dem lieben Heiland. So bleibt der Friede erhalten und mein Stolz und Eigensinn wird unterdrückt. Aber die Mitschwestern werden es wohl wahrnehmen, dass ich es nicht ohne Überwindung tue; denn nicht immer zeige ich dabei ein heiteres Lächeln.

Quelle: Maria-Angela Mayer: Gottes Liebe ist mein Glück. Schwester M. Fidelis Weiß, Franziskanerin von Kloster Reutberg. Ein Lebensbild zum 100. Geburtstag. Selbstverlag des Franziskanerinnenklosters Reutberg 1982

Zitate von Maria Fidelis Weiß:

Nur Gott allein genügt! Er allein.
Nichts ehrt Gott soviel, als wenn man recht auf ihn vertraut! Wenn nur Du geliebt und verherrlicht wirst! Das ist mein ganzer Himmel.
Man nähert sich Gott nur so weit, als man sich losschält von den Geschöpfen.
Die Nächstenliebe steht so hoch wie die Gottesliebe; denn Gott im Nächsten lieben heißt doch Gott selbst lieben.
Es gibt keine größere Seligkeit, als im Vergessen alles Geschaffenen an Gott zu denken, mit ihm zu verkehren, in ihm zu ruhen, ihn zu lieben und für ihn zu leiden.
Ich bin die Nadel, die sich nicht von selbst zu einem anderen Gegenstand hindrängen kann. Aber der Magnet, das ist mein Jesus, zog mich an, ohne dass ich, die armselige Nadel, mich widersetzen konnte.
Leiden und schweigen bringt dem Innenleben viele, viele Vorteile. Wer sich nicht daran gewöhnt, still zu leiden und sich immer gleich um Erleichterung, Hilfe und Trost umschaut, der bleibt ein Stümper im geistlichen Leben. Mit solchen Seelen ist nichts anzufangen. Still leiden macht die Seele stark, zäh und ausdauernd und das ist so notwendig fürs Innenleben.
Fremde Fehler und Schwächen still und geduldig ertragen! Nachsicht üben! - Mit solchen gut sein, die einem wehe tun und für sie beten! Jede aufsteigende Bitterkeit unterdrücken! In der Glorie werden wir in dem Maße mit Gott vereinigt sein, als wir es auf Erden in der Nächstenliebe waren! - Wenig reden, aber mit Liebe!

Quelle: Maria-Angela Mayer: Gottes Liebe ist mein Glück. Schwester M. Fidelis Weiß, Franziskanerin von Kloster Reutberg. Ein Lebensbild zum 100. Geburtstag. Selbstverlag des Franziskanerinnenklosters Reutberg 1982

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung