Saturninus von Toulouse - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

Steinrelief in Toulouse

Steinrelief in Toulouse

Saturninus wurde wohl von Papst Fabianus zur Mission in dasLanguedoc und in dieGascogne gesandt und zum ersten Bischof vonToulouse ernannt. Um 250 wurde Saturninus der Legende zufolge in den Verfolgungen unter Kaiser Decius verhaftet, weil er die Anbetung des Jupiter, des höchsten der römischen Götter, verweigerte. Er wurde zum Kapitol gebracht, in dem Jupiter verehrt wurde, dort an den Schwanz eines wilden Stiers gebunden und dann von den Stufen des Kapitols herab zu Tode geschleift, bis er an der Straße nachCahors tot liegen blieb. Zwei Jungfrauen - darunter Camella von Carcassonne - fanden dort seinen Körper und begruben ihn.

Statue an der Kirche San Cernin in Pamplona

Statue an der Kirche San Cernin in Pamplona

Über dem Grab von Saturninus in der damaligen Nekropole vonToulouse an der Straße nachCahors ließ BischofHilarius von Toulouse um 369 einOratorium aus Holz errichten, das später zur Kirche Saint-Sernin-du-Taur - heuteNotre-Dame-du-Taur - ausgebaut wurde. Um 400 wurden die Gebeine in die Basilika St-Sernin überführt, die Hilarius′ Nachfolger errichten ließen. Saturninus' Verehrung ist schon im 3. Jahrhundert belegt, die Leidensgeschichte wurde um 420 verfasst, sie war im ganzen Westgotenreich verbreitet. Im 5. Jahrhundert ist die Verehrung in Spanien, ab dem 6. Jahrhundert in ganz Gallien bezeugt. Cäsarius von Arles und spätere Autoren nannten Saturninus Apostelschüler. Seit der Karolingerzeit wurden seiner Vita zahlreiche legendarische Ausweitungen hinzugefügt.

Die gewaltige heutige Basilika St-Sernin, die seineGebeine birgt, wurde ursprünglich von den Bischöfen Silvius undExuperius erbaut; die heutige Kirche an dieser Stelle wurde zwischen 1077 und 1119 gebaut und ist die größte erhaltene romanische Kirche in Frankreich. Sie war im Mittelalter eines der wichtigsten Pilgerzentren in Mitteleuropa, nicht zuletzt als Station auf dem Pilgerweg nachSantiago de Compostela. 1258 erfolgte eine zweite Erhebung der Gebeine, 1283 ihre Überführung; sie liegen seitdem in einem Reliquiar aus vergoldetem Silber.

Statue im Diözesanmuseum an der Kathedrale in Pamplona

Statue im Diözesanmuseum an der Kathedrale in Pamplona

Der Sarkophag des heiligen Saturninus in der Abtei inSt-Hilaire enthält keineGebeine, er ist wohl ein Altarantependium. Das Relief aus weißem Pyrenäenmarmor wird dem Meister von Cabestany zugeschrieben, einem namentlich nicht bekannten Bildhauer, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts tätig war.

Saturninus ist Patron der spanischen Provinz Navarra und von deren Hauptstadt Pamplona; dort ist Saturninus die großeKirche San Cernin geweiht. Pamplona bestand früher aus drei heftig zerstrittenen, sich bekriegenden Stadtteilen; der französische Stadtteil um diese Kirche verehrte Saturninus als den Glaubensboten, der der Überlieferung zufolge durch Honestusdie Stadt dem Christentum zuführte. Andere Überlieferung lässt ihn selbst als Glaubensbote in Pamplona wirken und nennt ihn auch Bischof der Stadt, er habe Firminus getauft an dem Brunnen, der noch heute gegenüber der ihm geweihten Kirche gezeigt wird.

Maître de Cabestany: Marmorrelief, 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, im Kloster in St-Hilaire

Maître de Cabestany: Marmorrelief, 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, im Kloster inSt-Hilaire

**Attribute:**mit Stier
Patronvon Navarra, vonToulouse,Pamplona undWeißenau - dem heutigen Ortsteil von Ravensburg (früher auch Minderau); gegen Kopfweh, Schwindel, Blattern, Pest, Todesangst und Ameisenplage; für eine gute Sterbestunde

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Legenda Aurea: Saturninus

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

DieKirche San Cernin in Pamplona ist nur zu Messen geöffnet. (2014)

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.01.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/Tagesheiliger-29-November-Der-heilige-Saturninus;art312,174206 - abgerufen am 13.11.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.