Veronika - Ökumenisches Heiligenlexikon (original) (raw)

1Gedenktag katholisch: 4. Februar

1Gedenktag orthodox: 12. Juli

1Gedenktag armenisch: 16. August
Erinnerung an das Acheiropoieton Christi, das zu König Abgar von Edessa gesandt wurde

Name bedeutet: eigentlich: die Sieg Bringende (griech.)
hier: das wahre Bild (latein. - griech.)

Jüngerin Jesu
* in Israel
† 70 (?) in Soulacin Frankreich (?)

Federico Zuccari: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch, Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Basilika Santa Prassede in Rom

Federico Zuccari: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch, Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Basilika Santa Prassede in Rom

Fresko: Jesus heilt die Frau, die am Blutfluss leidet, in der Petrus- und Marcellinus-Katakombe in Rom

Fresko: Jesus heilt die Frau, die am Blutfluss leidet, in denKatakomben von Marcellinus und Petrus in Rom

Veronika - oft identifiziert mit der blutflüssigen Frau aus der Heilungsgeschichte im Matthäusevangelium 9, 20 - erzählte nach der in der westlichen Kirche verbreiteten Legende dem Boten des kranken Kaisers Tiberius, dass sie - um immer ein BildJesu Christi bei sich zu haben, dem sie nicht von Ort zu Ort habe folgen können - diesen um ein Abbild gebeten habe. Sie hatte ein Tuch dabei, hat ihm dieses gereicht und mit seinem eingedrückten Antlitz zurückerhalten. Veronika fuhr mit dem Boten nachRom, das Tuch erwies seine Heilkraft: Tiberius, der ein Wespennest im Kopf hatte, wurde gesund.

Um 1300 entstanden erweiterte Fassungen der Legende, die Veronika dem KreuzwegChristi zuordnen: Veronika stand demnach als eine der vielen Frauen, von denen das Lukasevangelium (23, 27) berichtet, am Kreuzweg; als der Heiland zusammenbrach, reichte sie ihm ihr Schweißtuch, auf dem der Abdruck seines Antlitzes mit der Dornenkrone erhalten blieb.

El Greco: Veronika mit dem Schweißtuch Jesu, um 1580, Museo de Santa Cruz in Toledo

El Greco: Veronika mit dem SchweißtuchJesu, um 1580, Museo de Santa Cruz in Toledo

Die byzantinische Legende erzählt, dass Jesusnoch zu Lebzeiten dem König Abgar V. von Edessa ein wunderkräftiges Tuch mit dem Abbild seines Antlitzes zugesandt habe, das dieser am Stadttor von Edessa anbringen ließ; dort habe sich das Bild als Ziegelabdruck erhalten. Jüngere Fassungen dieser Legende berichten, dass nicht Abgar, sondern seine Tochter Berenike das Tuch erhalten habe. Kaiser Konstantin VII. ließ demnach 944 den Abdruck in seine Palastkapelle nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul- bringen; nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer 1204 verlor sich seine Spur. Angebliche Kopien sind im Vatikan und kamen nach Dokumenten aus dem 14. Jahrhundert nach Genua als Geschenk des Kaisers von Konstantinopel, wo das Tuch dann ab 1388 in der vonBasilianermönchen gegründeten KircheSan Bartolomeo degli Armeni verwahrt wurde.

Kirche San Bartolomeo degli Armeni, heute integriert in diesem Wohnhaus in Genua

Kirche San Bartolomeo degli Armeni, heute integriert in diesem Wohnhaus in Genua

Das Tuch der Veronika wurde in Rom erst ab dem 12. Jahrhundert verehrt, mit der Eroberung vonKonstantinopel wurde es zunehmend interessant. Das im 13. Jahrhundert zunehmende Verlangen nach Sichtbarkeit des Segens wurde mit dem sakralen Charakter bekommenden Veronika-Bild gestillt, es wurde in die Passionsreliquien aufgenommen. Bis ins 16. Jahrhundert wurde das Motiv als Andachtsbild, Buch- und Tafelmalerei weit verbreitet.

Francesco Mochi: Statue, um 1640, in der, in der Peterskirche in Rom

Francesco Mochi: Statue, um 1640, in der Peterskirchein Rom

Von den verschiedenen Tüchern, die als das ursprüngliche Schweißtuch angesehen werden, war das berühmteste bis zum Jahr 1608 im Petersdom in Rom aufbewahrt. Seit 1638 wird im Kapuzinerkloster vonManoppello in den Abruzzen eine Tuchreliquie mit dem Angesicht Christi gezeigt, das Heinrich Pfeiffer, Professor für christliche Kunstgeschichte an der päpstlichen UniversitätGregoriana in Rom, für das früher in Rom gezeigte und für das echte Schweißtuch Christi hält; es sei nicht gemäß der Veronika-Legende entstanden, sondern zusammen mit dem - für ihn ebenfalls echten - Grabtuch von Turin benutzt worden, um den Gekreuzigten bei der Grablegung einzuhüllen; auffallend ist die deutliche Identität der Gesichtszüge in den übereinander gelegten Bildern von Turin und Manoppello und das Material des Tuches: Muschelseide - ein in der Antike höchst wertvoller Stoff aus dem Sekret der Byssusdrüse einiger Muscheln, der sich nach der Auffassung einiger Wissenschaftler nicht bemalen lässt. Giulio Fanti, Professor für Messtechnik in Padua, wies dagegen 2007 nach, dass auf beiden Seiten des Tuches Farbpigmente aufgetragen sind. Der Kunsthistoriker Piero Vercelli vertritt deshalb die Ansicht, das Tuch zeige ein Selbstbildnis von Albrecht Dürer, das der bei seinem Aufenthalt in Rom seinem Kollegen Raffael geschenkt habe.

Tuchreliquie mit dem Angesicht Christi in Manoppello

Tuchreliquie mit dem Angesicht Christi inManoppello

Dieses Tuch sei nach der einen Überlieferung schon 1506 durch einen Unbekannten - womöglich einenEngel - einem Bewohner des Städtchens übergeben worden; nach Heinrich Pfeiffer wurde das vatikanische Tuch von einer Römerin einem Adeligen ausManoppello verkauft, damit die Frau ihren Mann aus dem Gefängnis freikaufen konnte. 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. - nach heftigen Widerständen aus demVatikan - im Rahmen einer privaten Pilgerfahrt Manoppello, kniete und betete vor dem Tuch und verhalf ihm damit zwar nicht zu offizieller Anerkennung, aber zu gesteigerter Beachtung. Kurz nach seinem Besuch erhob er die 400 Jahre alte Kirche zur Basilika.

Erzbischof Carlos Osoro segnet die Gläubigen mit dem Bluttuch von Oviédo

Erzbischof Carlos Osoro segnet die Gläubigen mit dem Bluttuch vonOviédo

Nur dreimal im Jahr wird das in der Kathedralein Oviédo verwahrte Bluttuch gezeigt, das der Überlieferung nach direkt aus dem leeren GrabJesu geborgen wurde. Es sei das Schweißtuch, von dem das Johannesevangelium berichtet (20, 7). Bischof Pelagius zufolge stammt es ausJerusalem und wurde beim Einfall der Perser im Jahr 614 in Sicherheit gebracht: zunächst nachAlexandria, dann überKarthago - den heutigen Vorort von Tunis - nachCartagena in Spanien. Bis 711 wurde es inToledo verehrt, dann vor dem Ansturm der Mauren in den Norden gebracht. Auffallend sind auch bei diesem Schweißtuch insbesondere die Parallelen zumGrabtuch von Turin.

Albrecht Dürer: Schweißtuch der Veronika - mit Petrus (links) und Paulus (rechts). Aus der 'kleinen Passionsgeschichte', Holzschnitt von 1511, im British Museum in London

Albrecht Dürer: Schweißtuch der Veronika - mitPetrus (links) und Paulus (rechts). Aus der kleinen Passionsgeschichte, Holzschnitt von 1511, im British Museum inLondon

Seit dem 14. Jahrhundert wird in der Kathedralein Jaén ein Bild als Santo Rostro, heiliges Angesicht - dieser Ausdruck wird nur hier verwendet - verwahrt; es wird jeden Freitag gezeigt.

Auf den Kreuzwegen ist die Legende der heiligen Veronika als sechste Station dargestellt. Noch heute wird in der Passionszeit imPetersdom in Rom auf demReliquienbalkon ein Veronika-Tuch gezeigt.

Veronikas Gebeine ruhen angeblich in der Kirche St-Seurin inBordeaux.

In der französischen Schweiz tragen Les Pleureuses, die weinenden Frauen, amKarfreitag die MarterwerkzeugeChristi und das Schweißtuch der Veronika durch die Straßen.

Patroninder Fotografen, Pfarrhaushälterinnen, Wäscherinnen, Weißnäherinnen, Leinenweber und -händler; bei schweren Verletzungen; gegen Blutfluss; für einen guten Tod

Die heilige Veronika - heilig oder legendär?

Michael Sauer hat eineHomepage zum Volto Santo von Manoppello mit interessanten Informationen.

Der Kreis der Freunde des wahren Antlitzes Jesu Christi stellt Informationen und Bilder zumVolto Santo von Manoppello auf seiner Webseite dar.

Der Bochumer Richter am Landgericht Dr. Markus van den Hövel hat seine Recherchen und Erfahrungen in einem Buch zusammengetragen: (Link mit Vergütung) Der Manoppello-Code beschreibt, wie er zu dem Ergebnis kam: Ich hatte Glaubenszweifel. Jetzt ist für mich eine fassbare Übernatürlichkeit klar.

Catholic Encyclopedia

Die KircheSan Bartolomeo degli Armeni in Genua ist täglich von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2022)
Die Kathedrale in Oviedo ist täglich von 10 Uhr bis 14 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr - von März bis Juni und im Oktober abends bis 19 Uhr, von Juli bis September ohne Mittagspause zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 7 €. (2015)

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.