William Hogarth (original) (raw)
William Hogarth
Gemälde
Der Maler und sein Mops, Selbstporträt
Der Marsch nach Finchley, Detail
Die Dienstboten des Malers, Detail
Die Hochzeit von Stephen Beckingham und Mary Cox
Familie Fountaine, Familienporträt
Familie Strode, Familienporträt
Gemälde nach John Gays »Bettleroper«, Szene V
Die Verhaftung wegen Diebstahls
Der Triumphzug des Abgeordneten
Der Triumphzug des Abgeordneten, Detail
Kurz nach der Hochzeit, detail
Besuch beim Kurpfuscher, Detail
Morgendlicher Empfang der Comtesse
Moderne Mitternachtsunterhaltung
Moses vor der Tochter des Pharao's
Porträt der Dr. Benjamin Hoaldy
Porträt der Graham Kinder, Detail
Porträt der Lady Mary Grey und des Lord George Grey
Porträt der Sarah Macholm im Gefängnis
Porträt des Bischofs Benjamin Hoadly
Porträt des Captain Thomas Coram
Porträt des Lord George Graham in seiner Kajüte
Porträt des David Garrik und seiner Frau
Porträt des David Garrik und seiner Frau, Detail
William Hogarth : Zeichnungen, Grafiken
William Hogarth, FRSA (* 10. November 1697 in London; † 26. Oktober 1764 ebenda) war ein sozialkritischer englischer Maler und Grafiker. Er gilt neben Thomas Gainsborough und Joshua Reynolds als bedeutendster englischer Maler des 18. Jahrhunderts. Als Vorläufer der modernen Karikaturisten prangerte er in Gemälden und Kupferstichen, die oft als mehrteilige Bildergeschichten erschienen, die Sitten und Gebräuche seiner Zeit schonungslos und mit beißender Ironie an.
Leben und Werk
Kindheit
Hogarth wurde als Sohn eines verarmten Lateinlehrers geboren. Als Knabe war er sogar genötigt, durch den Verkauf von Hausmitteln, die seine Mutter selbst herstellte, mit für den Familienunterhalt zu sorgen, weil sein Vater mit seiner Geschäftsidee eines Kaffeehauses, in dem nur lateinisch gesprochen werden durfte, Pleite gemacht hatte und für Jahre im berüchtigten Londoner Schuldgefängnis „Fleet Prison“ einsaß.[1] Seine Lehre konnte er demzufolge erst in später Jugend antreten.
Lehre
Hogarth absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Silbergraveur und Kupferstecher, fertigte im Auftrag seines Meisters Ellis Gamble kommerzielle Visitenkarten, kleine Wappen und dergleichen an, lehnte aber diese für ihn stupide Tätigkeit schon früh ab und fühlte sich zur „höheren“ Kunst berufen. Wenig später studierte er daher Malerei an einer privaten Londoner Akademie und trat auch in die im Privathaus des Hofmalers Sir James Thornhill betriebene Mal- und Zeichenschule ein. Hier verliebte er sich in Thornhills Tochter Jane, entführte und heiratete sie heimlich 1729. Mit seinem Schwiegervater kam es kurz darauf, als seine Erfolge als Künstler offensichtlich wurden, wieder zur Aussöhnung.
Gemälde der The Beggar's Opera, Scene V, von William Hogarth, c. 1728
Selbständiger Kupferstecher
Um 1720 machte sich Hogarth als Kupferstecher selbständig. Zu seinen ersten eigenständigen Arbeiten gehörten graphische Satiren auf den Südsee-Aktien-Schwindel (The South Sea Scheme, ca. 1721), seine Satire auf die Maskeradenbälle und Opernaufführungen der Zeit (Masquerades and Operas, 1724) oder das Londoner Theaterwesen (A Just View of the British Stage, 1724).
Als Kupferstecher machte Hogarth sich erstmals 1726 mit seinen 12 großformatigen Illustrationen zu Samuel Butlers in Knittelversen verfasster, antipuritanischer Abenteuergeschichte des Antihelden Hudibras (1726) einen Namen.
Konversationsstücke
Seit den späten 1720er Jahren entstanden Hogarths Gruppenporträts englischer Familien, die „Konversationsstücke“ (conversation pieces) genannt werden. Hierzu gehören A Musical Party (1730, Fitzwilliam Museum, Cambridge), The Assembly at Wanstead House (1729–31, Philadelphia Museum of Art), The Wollaston Family (1730, Privatbesitz) oder The Fountaine Family (1730–32, Philadelphia Museum of Art).
Gemalte und gestochene Moralstücke: die „Modern Moral Subjects“
Berühmt wurde Hogarth aber vor allem durch seine modern moral subjects, moralische Bilderfolgen, in denen er das Leben einer Prostituierten, den Lebenslauf eines Wüstlings oder die unglückliche Ehe des Sohns eines verarmten Adligen mit einer reichen Bürgertochter schilderte: A Harlot’s Progress in sechs Bildern (1731–32; Gemälde 1755 verbrannt), A Rake's Progress in acht Bildern (1735) und Marriage A-la-Mode in sechs Bildern (1745). Die Kupferstich-Versionen dieser Gemälde wurden in ganz Europa verbreitet. Georg Christoph Lichtenberg schrieb Ende des 18. Jahrhunderts seine berühmten, ganz im satirischen Geiste der Kupferstiche verfassten deutschen Kommentare zu diesen Werken (G. C. Lichtenbergs ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, 1794–99). Wegen der Popularität der Hogarthschen Stiche kursierten schon früh zahlreiche Fälschungen und Raubdrucke, gegen die der Künstler 1735 in England ein Urheberrechtsgesetz (englisch copyright law) erwirkte, das auch heute noch seinen Namen trägt (Hogarth Act).
Mit zahlreichen weiteren Gemälden und vor allem Kupferstichen prangerte er die Moden, Sitten und sozialen Missstände in England an. 1738 erschienen die Bilder der vier Tageszeiten (The Four Times of the Day), im selben Jahr seine Satire auf vagabundierende Schauspielerinnen (Strolling Actresses Dressing in a Barn), 1741 die Darstellung eines vom Straßenlärm belästigten Musikers (The Enraged Musician), 1747 in zwölf Szenen die unterschiedlichen Lebensläufe eines fleißigen und faulen Lehrlings (Industry and Idleness). Dem Problem des Alkoholismus in London sind die beiden Stiche Beer Street und Gin Lane (1751) gewidmet. Mit der Tierquälerei beschäftigen sich die Vier Szenen der Grausamkeit (The Four Stages of Cruelty, 1751). Die Bestechungsmethoden während des Wahlkampfes in England nehmen die vier Bilder der Election-Serie (1755–1758) aufs Korn.
Misserfolge als Historienmaler
Während Hogarth mit seinen Kupferstichserien, die zum Vorbild für die moderne Karikatur wurden, großen Erfolg hatte, blieben seine Gemälde im Stil der traditionellen religiösen Historienmalerei erfolglos. Sowohl seine Darstellungen des Teichs von Bethesda und des Barmherzigen Samariters (1735–37) für das St Bartholomew’s Hospital, als auch die des kleinen Moses für Thomas Corams Foundling Hospital (Moses Brought to Pharaoh’s Daughter, 1746) oder des Paulus für Lincoln’s Inn (Paul before Felix, 1748) fanden bei Kritikern wenig Anklang.
"Comic History Painter"
Diese Misserfolge in der traditionellen, idealisierenden Malerei waren wohl auch mit ein Grund dafür, dass er sich schon früh der „komischen Historie“ zuwandte und zum comic history painter wurde, wie sein Freund Henry Fielding meinte. Sein Hang zur Satire drückt sich auch darin aus, dass er mit ironischem Akzent in viele seiner Bilder Anspielungen auf die Gemälde berühmter anderer großer Meister der Malerei integrierte.[2]
Antisemitische Tendenzen
Den damals weit verbreiteten Vorurteilen seiner Zeit folgend gab Hogarth in manchen seiner Bilderfolgen in den dargestellten Juden auch antisemitische Klischees und Stereotype wieder. So stellt er in der zweiten Szene der Serie A Harlot's Progress (1732) einen reichen, lüsternen Juden wenig schmeichelhaft neben seiner Mätresse dar. Und in An Election (1754) tauchen Juden als geschäftstüchtige Händler auf, die auch mit christlichen Symbolen Handel treiben.[3]
Antiakademische Haltung
Aus Opposition gegen die Einflüsse der kontinentalen Kunst machte sich Hogarth für eine nationale englische Schule der Malerei als Alternative zur damals beliebten französischen und italienischen Historienmalerei stark, stieß aber damit bei vielen anderen englischen Künstlern und Kunstkennern auf Widerstand. Dennoch versuchte er, den Geist einer demokratischen Zeichen- und Malschule in der von ihm mitgeleiteten St. Martin’s Lane Academy eine Zeitlang weiterzuführen.
Porträtmalerei
Hogarth schuf im Laufe seines Lebens auch zahlreiche Porträts seiner Zeitgenossen. In den 1740er Jahren entstanden etwa die Bildnisse des Schiffskapitäns Thomas Coram (1740, Foundling Museum), des Schauspielers Garrick in the Character of Richard III (1745, Walker Art Gallery, Liverpool), die sechs Köpfe seiner Diener (Tate Britain, London) und das unvollendet gebliebene, impressionistisch wirkende Porträt eines „Krabbenmädchens“ (The Shrimp Girl, um 1759, National Gallery, London).
Buchautor
1753 veröffentlichte Hogarth The Analysis of Beauty, eine kunsttheoretische Schrift, in der er – ganz im Geiste des Rokoko – die Schönheit von Schlangenlinien aufzeigte, deren formschöne Windungen auf der Fläche und im Raum er als „Line of Beauty and Grace“ verabsolutierte.[4]
Hofmaler des Königs
Relativ spät, nämlich 1757, wurde Hogarth von König Georg II. zum Hofmaler ernannt, obwohl der Monarch für die Malerei und Dichtkunst nicht viel übrig hatte. Nach dessen Tod richteten sich Hogarths Hoffnungen auf Georg III., der sich stärker für Kunst interessierte.
Letzte Lebensjahre
In seinen letzten Lebensjahren erlebte der Künstler wegen seiner nicht allgemein akzeptierten Ablehnung des Siebenjährigen Kriegs in seinem Stich The Times (1762) eine öffentlich ausgetragene Diffamierungskampagne mit persönlichen Angriffen, die nicht ohne Auswirkung auf seine Gesundheit blieben. In seinem letzten Kupferstich Tail Piece, or The Bathos (1764) kommt seine pessimistische Haltung der Welt gegenüber kurz vor seinem Tod deutlich zum Ausdruck. Für seinen Grabstein in Chiswick verfasste sein Freund, der berühmte Schauspieler David Garrick, die Inschrift.
Einfluss auf spätere Künstler
Beeinflusst von seinem Werk wurden viele englische Karikaturisten von James Gillray und Thomas Rowlandson bis hin zu Steve Bell. Auch deutsche Künstler wie Jörg Immendorff beschäftigten sich mit seinem Werk.[5] Scott McCloud bezeichnet Hogarths Zyklen in Comics richtig lesen als eine frühe Form der Comics.
Ausstellungen
2014: William Hogarth: Londons Laster., Kunsthalle Bremen[6]
Literatur
deutschsprachige Literatur
Frederick Antal: Hogarth und seine Stellung in der europäischen Kunst. Dresden 1966.
Georg Christoph Lichtenberg, Wolfgang Promies (Hrsg.): Schriften und Briefe. Bd. 3, München 1972.
Werner Busch: Nachahmung als bürgerliches Kunstprinzip: Ikonographische Zitate bei Hogarth und in seiner Nachfolge. Hildesheim, New York 1977.
Berthold Hinz u.a.: William Hogarth 1697-1764. Das vollständige graphische Werk. Gießen 1986 (2. Aufl.).
Herwig Guratzsch, Karl Arndt: William Hogarth. Der Kupferstich als moralische Schaubühne. Kat. Ausst. Göttingen 1987. Stuttgart 1987.
Bernd W. Krysmanski: Hogarth’s „Enthusiasm Delineated“: Nachahmung als Kritik am Kennertum – Eine Werkanalyse. Zugleich ein Einblick in das sarkastisch-aufgeklärte Denken eines „Künstlerrebellen“ im englischen 18. Jahrhundert. Hildesheim u. a. 1996 (2 Bände).
Hans-Peter Wagner: William Hogarth: Das graphische Werk. Saarbrücken 1998.
Johann Joachim Eschenburg: Über William Hogarth und seine Erklärer. (= Edition Wehrhahn. Band 2). Hrsg. von Till Kinzel. Wehrhahn, Hannover 2013, ISBN 978-3-8652-5347-7.
englischsprachige Standardwerke
Ronald Paulson: Hogarth's Graphic Works. London 1989 (3. Aufl.).
Ronald Paulson: Hogarth. New Brunswick 1991-93 (3 Bände).
Film
Roger Parson: Hogarth's Progress, Dokumentation 51 Min., Arthaus Musik GmbH 2008 (1997) ISBN 978-3-939873-15-0
Weblinks
Literatur von und über William Hogarth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
The Site for Research on William Hogarth ausführliche Online-Bibliographie mit vielen Links zu anderen Internetseiten
ausführliche Bildbeschreibungen zu den 8 Blättern von William Hogarths „A Rake’s Progress“ Werner Busch: Die englische Kunst des 18. Jahrhunderts (Internetkolleg Kunst, Kunsthistorisches Institut der FU Berlin)
Werke von William Hogarth – Museumsportal Schleswig-Holstein
Einzelnachweise
Siehe Ronald Paulson: Hogarth Band 1, New Brunswick 1991, S 26-37.
Siehe Werner Busch: Nachahmung als bürgerliches Kunstprinzip: Ikonographische Zitate bei Hogarth und in seiner Nachfolge. Hildesheim, New York 1977. Bernd W. Krysmanski: Hogarth’s „Enthusiasm Delineated“: Nachahmung als Kritik am Kennertum. Hildesheim u. a. 1996.
Siehe Richard S. Levy: Antisemitism. A Historical Encyclopedia of Prejudices and Persecutions. Band 1, Santa Barbara 2005, S. 312 - 314.
W. Hogarth: The Analysis of Beauty, with the rejected passages from the manuscript drafts and Autobiographical notes, hrsg. v. Joseph Burke, Oxford 1955.
Siehe Bazon Brock: "Das inszenierte Leben – Leben als Kunstwerk". In: Lebenskunst im 21. Jahrhundert, hrsg. vom Heinz-Nixdorf-MuseumsForum, Paderborn, 2003, 17.
Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 25. Juli 2014.
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