FUCKUP Weblog: Standard für freie Lizenzen (original) (raw)
Freie Lizenzen für Inhalte wie Texte, Videos oder Musik, wie die der Creative Commons oder die GNU-Lizenz für freie Dokumentation, die beispielsweise von der Wikipedia verwendet wird, haben ein Problem: Obwohl sie der Verbeitung und kreativen Weiterverarbeitung von Medieninhalten dienen sollten, sind sie vielfach inkompatibel zueinander, was z.B. dazu führt, dass die an sich freien Texte des einen Projekts nicht in ein anderes einfließen können. Im Bereich der Freien Software hat man das Problem schon länger erkannt, weshalb beispielsweise die Open-Source-Zertifizierungs-Stelle OSI bereits Anfang 2005 weniger konkurrierende freie Lizenzen für Software forderte.
Das Problem entsteht durch die sog. Copyleft-Klausel in den Lizenzen. Sie dient vor allem dem Austricksen des Urheberrechts, bzw. in den angelsächsischen Ländern des Verwertungsrechts/Copyrights unter zuhilfenahme genau der dazu geschaffenen Gesetze: Sie erlauben zwar die freie Verbreitung und Veränderung der Inhalte - aber nur unter der Bedingung der Beibehaltung der freien Lizenz. Wird der aus einem Copyleft-Werk abgeleitete Inhalt unter eine andere, z.B. proprietäre Lizenz, gestellt, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht bzw. Copyright des Rechteinhabers dar. Im Bereich der Freien Software hat beispielsweise die Website gpl-violations.org bereits vielfach solche Verletzungen der freien GNU General Public License für Software dokumentiert und erfolgreich vor Gerichte gebracht.
Sammlungen voller freier Texte, Audio- und Video-Dateien, die Lessig und seine Kollegen als Grundlage einer neuen, freien Kultur sehen, können also eigentlich keine Inhalte enthalten, die auf Grundlage verschiedener Lizenztypen erstellt wurden – selbst wenn diese jeweils breite Nutzungs- und Verteilrechte einräumen. So kann ein Text aus der Wikipedia, der unter einer Lizenz namens "Free Documentation License" (FDL) steht, im Grunde nicht als Erzählstück für einen Film verwendet werden, der nach den Regeln der "Creative Commons"-Lizenz verteilt werden soll.
Quelle: Technology Review
Die Creative-Commons-Bewegung und in ihr federführend Lawrence Lessig, Jurist der Stanford University und Kämpfer gegen das Copyright, will nun daher die Standardisierung freier Medienlizenzen vorantreiben:
Die "Creative Commons"-Bewegung will dieses Problem nun angehen. Im Januar 2006 sollen sprachlich angepasste Lizenzen vorgestellt werden, die eine Art Einweg-Kompatibilität zur Free Documentation License schaffen, unter der beispielsweise die Online-Enzyklopädie Wikipedia veröffentlicht wird.
Lessig und seine Kollegen arbeiten auch am Start eines Beraterkreises namens "CC: Lab", der aus sechs bis acht Experten auf dem Gebiet der Lizenzierung besteht. Er soll zu einem Standardisierungsgremium für "Copyleft"-Lizenzen werden. Laut Lessig kommen die Gründungskosten für das neue Gremium zunächst aus dem "Creative Commons"-Topf, er will aber auf längere Sicht Forschungsgelder einwerben.
Quelle: heise online
Nach verherrenden Signalen aus Frankreich in den letzten Monaten, wo das Urheberrecht mit fatalen Konsequenten extrem verschärft werden soll, kommt nun übrigens eine sehr bemerkenswerte Nachricht: Das französische Parlament hat einem Gesetz zugestimmt, das den freien Datenaustausch auch von "geistigem Eigentum" erlaubt. Natürlich wird die Regierung von ihrem Veto-Recht gebrauch machen. Aber an sich eine wirklich mutige Entscheidung.
Nachtrag:
Nun berichtet auch Heise über den Vorstoß der französischen Abgeordneten
Hackmeck - 22. Dez, 15:59