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Karl Graf von Valois und Anjou (1285-1325)
------ Titular-König von Aragon-Valencia
12.3.1270-15.12.1325 Titular-Kaiser von Byzanz

Begraben: Paris, Dominikanerkloster

Jüngerer Sohn des Königs Philipps III. der Kühne von Frankreich aus dem Hause der**KAPETINGERaus seiner 1. Ehe mit derIsabella von Aragon**, Tochter von König Jakob I.

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 994
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Karl von Valois
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* 1270, + 16. Dezember 1325

Begraben: Paris, Dominikanerkloster

Jüngerer Bruder König Philipps IV. von Frankreich

Karl von Valois hat im Laufe seines Lebens mehrere Kronen erstrebt, aber keine erreicht. Bereits seit 1328 vom Papst für den aragonesischen Thron vorgesehen, mußte sich Karl von Valois nach dem Scheitern des Aragon-Kreuzzuges (1285) mit einer im Friedensvertrag von 1291 ausgehandelte Geldzahlungen und den Grafschaften Anjou und Maine, der Mitgift seiner 1. Gemahlin Margarete von Sizilien (TochterKarls II.), begnügen. Er spielte von 1290 bis 1300 am Hofe seines Bruders eine wichtige Rolle, vor allem als Heerführer in den Kriegen gegen England und Flandern. Danach nahm er auf Wunsch des Papstes Bonifaz VIII. in Sizilien den Kampf gegen Friedrich von Aragon auf, und es wurde ihm zur Bestreitung der Kosten die Hälfte eines Zehnten übertragen. Die Heirat mit Katharina von Courtenay (1301), der Tochter des letzten 'Lateinischen' Kaisers, verlieh ihm den Anspruch auf Konstantinopel. Im selben Jahr übertrug ihm der Papst die Vollmacht zur 'Patifikation' Italiens. Doch mußteKarl von Valois nach Feldzügen in der Toskana, in Neapel und Sizilien am 31. August 1302 mit Friedrich III. den Frieden von Caltabellotta schließen, denn Philipp IV. benötigte seinen Brder nach dem Desaster von Kortrijk dringend auf dem flandrischen Kriegsschauplatz. Der mit hohen Summen am Flandernkrieg beteiligte Karl von Valoisnahm an der siegreichen Schlacht von Mons-en-Pevele teil, bereitete aber zugleich einen Kreuzzug vor, der nie zur Ausführung kam.
Nach dem Tode seiner 2. Frau (1307) bewarb sich Karl von Valois - mit Unterstützung Philipps IV. - um die römisch-deutsche Krone (nach der Ermordung**König ALBRECHTS, 1. Mai 1308), konnte sich aber gegen HEINRICH VON LUXEMBURG nicht durchsetzen.
Er bemühte sich um die günstige Verheiratung seiner zahlreichen Kinder (unter ihnen der künftige Philipp VI.) und vermählte sich selbst in 3. Ehe mit Mahaut, der Tochter Guys von Chatillon (1300). Als einflußreicher Ratgeber des jungen
Ludwig X.** war er der Drahtzieher und Nutznießer des Sturzes von Enguerran de Marigny (1315). UnterPhilipp V.stärker zurücktretend, gewann er unterKarl IV. als dessen Pate nochmals politischen Einfluß, vor allem in bezug auf den Krieg gegen England. Trotz Bereicherung durch zahlreische königliche Gunsterweise hinterließ der prunkliebende Fürst Schulden in Höhe von 120.000 livres parisis.


Thiele, Andreas: Tafel 49
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

KARL I. VON FRANKREICH
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* 1270, + 1325

Prinz Karl war von 1284-1295 durch den Papst Titular-König von Aragon-Valenciaund Graf von Barcelona. Der vom Vater 1284/85 als "Kreuzzug" bezeichnete Feldzug gegen Aragon scheiterte kläglich. Karlerhielt 1285 die Grafschaft Valois und wurde 1293 Graf von Alencon, Chartres und Perche, Seigneur zu Crepy, La Ferte-Milon, Senlis und Compiegne. Er besetzte als königlicher Feldherr 1295 Aquitanien und 1297 Flandern, wo er den Grafen Guido gefangen nahm. Er jagte zeitlebens - ehrgeizig, kraftvoll wie er war - dem Phantom eines eigenen Königreiches nach. 1300/01 kämpfte er für den Papst in Italien und verjagte unter anderem die ghibellinische Signorie von Florenz; 1301 wurde er päpstlicher Vikar in Italien undStatthalter der Romagna, 1302 Titular-Kaiser von Byzanz. Er vermittelte den Frieden von Caltabellota zwischen ANJOU-Neapel und Aragon-Sizilien, zog 1304 erneut nach Flandern und verlor die Schlacht bei Mons-en-Pevele, womit Flandern frei wurde.Karl schloß Bündnisse mit Venedig, Serbien und den Katalanen-Staaten in Griechenland zur Eroberung von Byzanz, blieb aber in den Vorbereitungen stecken. 1308 deutscher Thronkandidat des Bruders und des Avignon-Papstes Clemens V., fiel er bei der Wahl gegenHEINRICH VII. VON LUXEMBURG sang- und klanglos durch. Aus seiner Heirat mit Margarete von Anjou-Sizilien, die ihm 1290 Anjou und Maine und 1297 die Pairie zubrachte, ging 1293 der spätere König Philipp VI. als erster kapetingischerSouverän des Hauses VALOIS hervor. Von seinem Bruder wurde der ehrgeizige und unruhige Prinz von den Staatsgeschäften ausgeschlossen; erst unter der Regierung der drei Söhne Philippskonnte er seinen entscheidenden Einfluß geltend machen. Er setzte die Hinrichtung des verhaßten Ministers Enguerrand de Marigny und das salische Erbrecht für die eigene Familie gegen englische Ansprüche durch. Er führte bis zuletzt Kriegszüge gegen die Engländer in S-Frankreich durch und hinterließ dem Sohn eine erdrückende Schuldenlast.

1. oo 1290
MARGARETE D'ANJOU
+ 1299

Tochter des Königs Karl II. von Neapel-Sizilien, Erbin von Anjou
Sie ist sehr häßlich, was allen VALOIS-Königen eigen ist.

2. oo 1301
KATHARINA I. DE COURTENAY
+ 1307

Tochter und Erbin des Titulat-Kaisers Philipp von Byzanz, 1283 Titular-Kaiserin, Erbin von Courtenay und Blacon

3. oo 1308
MATHILDE DE CHATILLON
* um 1293, + 1358

Tochter des Grafen Guido III. von Saint Pol (Linie Blois)
(Insgesamt 14 Kinder)


Pernoud Regine: Seit 11-29
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"Die Kapetinger" in: Die großen Dynastien

Karl von Valois, Sohn und Bruder eines Königs, wurde auch Vater eines Königs. Er selbst war vom Papst zum König von Valencia und Aragon, zum Grafen von Barcelona und später zum Kaiser von Konstantinopel eingesetzt worden. Wenn er auch diese Ämter nicht wahrnehmen konnte, so hatte er doch entscheidenden Anteil an der Regierung, besonders zur ZeitLudwigs X., als er den Oberintendanten Enguerrand de Martigny aufhängen ließ. Bis zu seinem Tod im Jahre 1325 übte er beträchtlichen Einfluß auf die Staatsgeschäfte aus und ebnete damit nach dem Ableben Karls IV. seinem Sohn Philippden Weg zur Regentschaft und später zum Thron Frankreichs, nachdem die Königin nach dem Tod ihres Gatten einer Tochter das Leben geschenkt hatte.

Norwich John Julius: Band III Seite 315
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"Byzanz"

Und schließlich griff noch ein weiterer westeuropäischer Fürst in den Kampf ein: Karl von Valois, der Bruder des französischen KönigsPhilipp des Schönen: Er hatte sich 1301 mit Katharina von Courtenay, der Enkelin Kaiser Balduins, verheiratet. Nun machte er sich die Wiederherstellung des Lateinischen Reichs zur Aufgabe. Dazu versicherte er sich der Unterstützung vonPapst Klemens V. - dieser hatte bereits pflichtschuldigst den Bannstrahl gegen Andronikos geschleudert - und traf Abmachungen mit Venedig, dem zu diesem Zeitpunkt von seinem Schwiegervater bereits etwas enttäuschten Milutin von Serbienund 1308 sogar mit der katalanischen Truppe. Im selben Jahr starb jedoch Katharina, und da nun die Erbfolge an ihre Tochter Katharina von Valois überging, stand Karlplötzlich ganz ohne Anspruch da, dies besonders, nachdemPhilipp von Tarent sich nach der Scheidung von seiner ersten Frau Thamar 1313 mit Katharina von Valois verheiratet hatte. Und obwohl seine Ränke letztlich zu nichts führten, bereitete auch er dem Kaiser von Byzanz in den ersten Jahren des Jahrhunderts schlaflose Nächte.

Hoensch, Jörg K.: Seite 29,45
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

Aber am 9. Juni überraschte Philipp IV. mit der in Schreiben und durch eine Gesandtschaft bekanntgemachten Empfehlung, seinen 38 Jahre alten Bruder Karl von Valois und Anjou zu küren, der von der Kurie bereits zuvor, aber vergeblich als Anwärter auf die Krone von Aragon und Byzanz ins Gespräch gebracht worden war. Schon einmal, 1272 nach dem Tod des Gegen-Königs RICHARD VON CORNWALL, hatte der Plan bestanden, **Philipp III. (1270-1285)**auch die römisch-deutsche Krone zu verschaffen und das sacrum Imperium Romanum mit der capetingischenDynastie zu verbinden. Die mit außerordentlicher Geschicklichkeit geknüpften Abhängigkeitsverhältnisse zahlreicher Reichsfürsten zum Pariser Hof schienen **Philipp IV.**die Gewähr für den gewünschten Wahlausgang und später für die Regelung der offenen Fragen entlang der gemeinsamen Grenze zugunsten Frankreichs zu bieten. Der König unterschätzte allerdings die in strikte Ablehnung der französischen Kandidatur umschlagende Furcht der deutschen Kurfürsten vor einem starken Nachfolger, die zudem die Gelegenheit nutzen wollten, sich dem wachsenden französischen Druck zu entziehen. Auf Drängen Philipps IV., der eigens nach Poitiers reiste, ermahnte Clemensam 18. Juni ohne Namensnennung eines Favoriten die Königswähler, vorsichtig und im Einvernehmen mit dem apostolischen Stuhl zu handeln; erst Ende September gab er eine verklausulierte Empfehlung für Karlab, schien sich insgeheim aber durchaus mit der Wahl des von ihm geschätzten Grafen von Luxemburg abgefunden zu haben.
Am 23. April 1312 zog der Heerbann über Viterbo in Richtung Rom. HEINRICHhatte noch vor Genua aus den Papst ersucht, König Robert zum Rückzug der neapolitanischen Truppen aus Rom zu veranlassen, während Gesandte des französischen Königs und Karl von Valois, der gescheiterte Thronbewerber, Clemens bedrängten, die Krönung auszusetzen, weil zu befürchten sei, daß der Imperator Romanorum sich anschließend daran machen werde, das Königreich Neapel zu erobern.

Ehlers Joachim: Seite 189,194,199,204,206,208,228,232
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"Die Kapetinger"

Im Juni 1285 fiel ein französisches Heer über die Pyrenäen in das Königreich Aragon ein, um den Absetzungsbeschluß des Papstes gegenüber Peter III. durchzusetzen und statt seiner Karl von Valois zu erheben, den jüngeren Bruder Philipps des Schönen. Der Feldzug endete in einer militärischen Katastrophe. Obwohl die monatelang belagerte Stadt Gerona am 7. September fiel, war das Heer Philipps III. schon durch die aragonesische Flotte von seinem Nachschub abgeschnitten, durch Hunger und Seuchen geschwächt. Vor dem Abzug krönten französische Kleriker Karl von Valois noch zum König von Aragon, mußten dabei aber in Ermangelung einer Krone als Insigne einen Kardinalshut verwenden, so daß der so Ausgezeichnete neben seinem leeren Titel noch den Spottnamen roi du chapeau davontragen durfte. Folgenreicher als diese Episode war der Tod Philipps III., der am 5. Oktober 1285 in Perpignan starb.
Noch nie war ein königlicher Beraterstab so individuell in Erscheinung getreten wie in den Jahren seit 1285, niemals zuvor war der Einfluß der königlichen Familie auf ihr regierendes Haupt geringer gewesen. Eigentlich ist nur PhilippsBruder Karl Graf von Valois nennenswert, und auch er mußte Ansprüche zurücknehmen, wenn sie sich mit den Grundsätzen der Kronpolitik nicht vertrugen: 1290 verzichtetKarl auf seinen fragwürdigen aragonesischen Königstitel.
Ein Aufstand in Wales und Einfälle der Schotten hinderten Eduard I., eine größere Armee auf den Kontinent zu schicken, so daß Karl von Valois im Laufe des Jahres 1295 fast die gesamte Guyenne erobern konnte.
Philipp der Schönenutzte den soeben erreichten Ausgleich mit dem Papst noch bevor die entsprechende Bulle erlassen war und griff solgleich den Grafen von Flandern an. Guy von Dampierre erhielt wider Erwarten keine nennenswerte Hilfe von Eduard I., so daß Karl von Valoisund Robert von Artois mit zwei Heeresgruppen rasch vorrücken konnten, um sich im August bei Ypern zu vereinigen. In den folgenden Tagen ergaben sich Lille, Kortrijk, Bergen, Dünkirchen und Brügge, während der Graf sich in Gent behaupten konnte und auf päpstliche Vermittlung hoffte.
Noch während der Eroberung Flanderns mußte ein zweites großangelegtes Unternehmen verfolgt werden, weil Papst Bonifaz VIII. französische Hilfe gegen die aragonesische Herrschaft in Sizilien verlangte. Ungern entsandte Philippeine Armee unter dem KommandoKarls von Valois, der in Italien einrückte und rasch in die feingesponnenen Netze kommunaler Parteikämpfe geriet, deren Struktur sein Beraterkreis niemals vollständig begriffen hat.
Unterdessen hatte Karl von Valoisden italienischen Krieg weitergeführt und wollte sich Anfang Mai von Neapel aus mit den Truppen Roberts von Anjou vereinen, der als Herzog von Kalabrien ebenfalls gegen Sizilien Krieg führte. Am 18. Mai 1302 jedoch erhoben sich die Einwohner von Brügge gegen den französischen Gouverneur Jacques de Chatillon und brachten einen großen Teil der fremden Besatzung um. Philipp der Schöne reagierte sofort, denn es bestand ernste Gefahr, Flandern zu verlieren und die englische Position unverhältnismäßig gestärkt zu sehen. Er riefKarl von Valois aus Italien zurück und schickte Robert von Artois mit einer Armee nach Flandern.
Etienne de Mornay war ein Vertrauter Karls von Valois, des Bruders Philipps IV., und hatte zuletzt dessen Kanzlei geleitet. Karl von Valois seinerseits, tragisches Beispiel für das Schicksal zweitgeborener Königssöhne, hatte sich zeitlebens mit wichtigen, aber im Vergleich zur Königswürde zweitrangigen Aufgaben begnügen müssen. Seit 1283 war ihm vom Papst Aussicht auf die aragonesische Krone eröffnet worden, doch die Hoffnung hatte sich im September 1285 schmählich zerschlagen. Immer wieder führte Karlkönigliche Heere: Gegen England und in Flandern, in Italien für den Papst mit Aspiration auf das Königtum in Sizilien. Durch seine Heirat mit Katharina von Courtenay, der Tochter des letzten lateinischen Kaisers von Konstantinopel, erwarb er 1301 Anspruch auf das östliche Kaisertum, 1307 kandidierte er für die Nachfolge des ermordeten römisch-deutschen Königs ALBRECHT I. VON HABSBURG, unterlag aber gegen HEINRICH VON LUXEMBURG. Nun wollte er im Rat seines Neffen der wahre Regent Frankreichs sein.
Karl von Valois, seit langem sein Todfeind, legte ihm die beim RegierungsantrittLudwigs X. entdeckten Fehlbeträge im Kronschatz zur Last, doch Marigny konnte sich bis in den März 1315 als Kämmerer halten. Dann aber wurde ihm wegen Hochverrats, Unterschlagung und magischer Praktiken der Prozeß gemacht.
Auf dem Totenbett hatte Ludwig X. seine Onkel Karl von Valoisund Ludwig von Evreux sowie seinen Bruder Karl von la Marche mit dem Schutz der Witwe beauftragt und ihnen damit praktisch die Lenkung des Reiches anvertraut. Als Sprecher dieses Triumvirats und faktisches Haupt des kapetingischenFamilienverbandes durfte sich Karl von Valoisbetrachten, der schon zu Lebzeiten seines Bruders eine hervorragende Stellung eingenommen hatte, die auch **Ludwig X.**später niemals angetastet hatte.

Kiesewetter, Andreas: Seite 143,158,170,190,194,218,220,223-226,231-234,244,248-251,285,287,292
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"Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts"

Zwei Tage später gab Martin IV. dem Kardinallegaten genaue Anweisungen bezüglich der Verhandlungen, die er mit Philipp III. führen sollte. Am 1. September erklärte er die Schenkung des Königreiches Aragon an den InfantenAlfons für null und nichtig, ehe er am 3. September Jean Cholet beauftragte, das Iuramentum Karls von Valois für das Königreich Aragon entgegenzunehmen.
Nachdem Martin IV. dem französischen König am 2. September 1283 den Zehnten für das Königreich Frankreich auf drei Jahre zugestanden hatte, nahm Philipp III. am 22. Februar 1284 die Belehnung seines jüngeren Sohnes Karl von Valois mit dem Königreich Aragon an. Am 5. Mai 1284 wurde Karl von Valoisdurch Martin IV. mit den Königreichen Aragon und Valencia belehnt, und Philipp begann mit den Vorbereitungen für einen kriegerischen Einfall in Katalonien.
Der Heilige Stuhl hatte ferner alle Maßnahmen, die zur Absetzung Peters von Aragonund seiner Erben eingeleitet worden waren, rückgängig zu machen und die Belehnung Karls von Valois mit den Königreichen Aragon und Valencia für nichtig zu erklären.
Karl II. verpflichtete sich, innerhalb der nächsten zehn Monate einen dreijährigen Waffenstillstand von der römischen Kirche, Philipp IV.von Frankreich und Karl von Valois zu erlangen.
König Philipp IV. lehnte den Vertrag von Canfranc brüsk ab, das sein Bruder Karl von Valois für den Verzicht auf den aragonesischen Königsthron nicht entschädigt werden sollte.
Doch standen noch zwei andere Punkte auf der Tagesordnung von Rieti: Der Friedensschluß mit Jakobund die Entschädgung Karls von Valoisfür seinen möglichen Verzicht auf die aragonesische Krone.
Als dritter Punkt wurde in Rieti eine Kompensation für den Verzicht Karls von Valois auf die Martinische Schenkung verhandelt. Die Aufgabe der Ansprüche des französischen Prinzen auf die aragonesische Krone war eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Friedensschluß mit Alfons III.Vermutlich wurde schon im September 1289 die Heirat einer Tochter des ANGIOVINENmit dem Grafen von Valois beschlossen, wobei jene die ErbapanagenKarls II., Anjou und Maine, als Mitgift in die Ehe bringen sollte.
Nach kurzen Verhandlungen konnt am 29. Dezember entsprechend den Verainbarungen, die Karl mit Nikolaus IV. im September in Rieti getroffen hatte, in Corbeil-Essones ein Vertrag geschlossen werden, der die Entschädigung Karls von Valois für den aragonischen Thronverzicht regelte. Der Vertrag sah vor, daß der französische PrinzMargarethe, die älteste Tochter Karls II., heiraten [Schon am 17. Dezember hatte der König von Neapel dem VALOIS, der übrigens bei den Verhandlungen von Corbeil, wie sich aus dem Vertragskontext ergibt, nicht persönlich anwesend war, die Hand seiner Tochter angetragen.] und die angiovinische Prinzessindie Grafschaften Anjou und Maine als Mitgift in die Ehe einbringen sollte. Als Gegenleistung hatte Karl von Valois dann anläßlich des Friedensschlusses mit Alfons III. offiziell auf die Königreiche Aragon und Valencia Verzicht zu leisten. Selbst wenn der Frieden mit Aragon nicht zustande kommen sollte und der VALOIS nicht dem Thron Aragons entsagen würde, gingen die Grafschaften in seinen Besitz über.
Wie erwartet überbrachten die päpstlichen Legaten die endgültige Ehedispens für die Heirat Margarethes von Anjou mit Karl von Valois, welche die Kardinäle am 10. Juni noch einmal transumieren ließen. Noch vor der Eheschließung Karls von Valoismit der angiovinischen Prizessin[Nach Guillelmus de Nangiaco, Chronicon, ed. Gueraud I, 278, fand die Hochzeit zwischen Margarethe von Anjou und Karl von Valois am 15. August 1290 statt. Die Forschung ist bisher dieser Angabe kritiklos gefolgt. Doch ergibt sich aus der in der folgenden Anmerkung zitierten Urkunde, daß die Eheschließung am 18. August noch nicht erfolgt war. Erstmals wird in einer Urkunde von September 1290 (ADBR, B 389) durch Philipp den Schönendie Ehe als geschlossen bezeichnet.] bestätigte endlich Karl II. am 18. August 1290 die Abtretung der Grafschaften Anjou und Maine an den KAPETINGER.
Der Vertrag von Senlis sah vor, daß Margarethedie beiden Grafschaften, wie im Vertrag von Corbeil-Essones festgelegt, als Mitgift in die Ehe einbringen sollte und diese an Karl von Valois und die Erben aus der gemeinsamen Ehe fallen sollten.Karl von Valois sollte als Gegenleistung nach dem Friedensschluß mit Aragon und auf Aufforderung des Papstes seine Ansprüche auf Aragon und Valencia aufgeben. Blieb die Ehe kinderlos, sollten Anjou und Maine an die französische Krone übergehen. Kam wider Erwarten kein Friedensschluß zustande, fielen die Grafschaften gleichfalls an den Bruder Philipps IV., doch sollte im Falle von dessen kinderlosem Tod Maine bei Margaretheverbleiben, während Anjou wieder in den Besitz der ANGIOVINENüberging.
Philipp IV. hatte Ende 1291 möglicherweise wirklich mit Kriegsplänen gegen Aragon gespielt, da einige aragonesische Adlige sich am 14. November 1291 bereit erklärt hatten, Karl von Valois, der nach dem Scheitern des Friedens von Brignmoles seine Ansprüche auf die Krone Aragons erneuert hatte, als König anzuerkennen.
Als Karl von Valoisam 13. Oktober 1292 Hugues de Conflans und Jean de Burlas nach Aragon sandte, um die Treueide einiger Adliger entgegenzunehmen und weitere Unterstützung für sein Titularkönigtum zu suchen, beauftragte derANJOU Pierre de l'Isle, ebenfalls nach Aragon zu gehen, damit er den Klerus und Adel Aragons zur Unterstützung des Königtums des KAPETINGERSbewege.
Am 20. Juni 1295 konnte schließlich eine Reihe von bilateralen Verträgen geschlossen werden, welche den bedingungslosen Verzicht Karls von Valois auf die Martinische Schenkung vorsahen und das mallorcanische Problem dem Schiedsspruch des Papstes unterwarfen.
Am 28. Juni 1295 bestätigte derangiovinische Kronprinz Karl Martell die Abtretung der Grafschaften Anjou und Maine an Karl von Valois und beseitigte somit das letzte Hindernis, welches dem endgültigen Verzicht des kapetingischen Prinzen auf Aragon im Wege stand. Der KAPETINGER setzte keine Widerstände mehr entgegen und bestätigte am 7. Juli 1295 noch einmal ausdrücklich den Thronverzicht auf Aragon.


Verwandtschaft zu Margarete von Anjou

Ludwig VIII. König von Frankreich
5.9.1187-8.11.1226

oo Blanka von Kastilien
4.3.1187-27.11.1252

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Ludwig IX. König von Frankreich Karl I. von Anjou König von Sizilien
25.4.1214-25.8.1270 1226-7.1.1285

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oo Margarete von Provence 1. oo Beatrix von Provence
1221-20.12.1295 1234-23.9.1267

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Philipp III. der Kühne König von Frankreich Karl II. der Lahme König von Neapel
3.4.1245-5.10.1285 1246/54-5.5.1309

1. oo Isabella von Aragon oo Maria von Ungarn
1243-28.1.1271 um 1255-25.3.1323

--- ---
Karl Graf von Valois -------------------- oo -------------------- Margarete von Anjou


16.8.1290
1. oo Margarete von Anjou-Sizilien, Tochter des Königs Karl II.
1273-31.12.1299

Erbin von Anjou-Maine

6.2.1301
2. oo Katharina I. von Courtenay, Tochter des Titular-Königs Philipp
-3.1.1307

Erbin von Courtenay

6.1308
3. oo Mathilde von Chatillon-St. Pol, Tochter des Grafen Guido III.
um 1293-3.10.1358

Kinder:
1. Ehe

Isabella
1292- 1309

1297
oo 1. Johann III. Herzog der Bretagne
8.3.1286-30.4.1341

Philipp VI.
1293-22.8.1350

Johanna
1294-7.3.1342

19.5.1305
oo Wilhelm III. Graf von Holland-Hennegau
um 1280-7.6.1337

Margarete
1295- 7.1342

1310
oo Guido I. von Chatillon Graf von Blois
- vor 12.8.1342

Karl II. Graf von Alencon
um 1297-26.8.1346 gefallen

2. Ehe

Katharina II.
Ende 1303- Anfang 10.1346

30.7.1313
oo Philipp von Anjou Fürst von Tarent
1278-26.12.1332
Johanna
1304-9.7.1363

Sie starb als Nonne zu Fontenelles

1318
oo Robert III. von Artois Graf von Beaumont zu Conches
1287-16.8.1342

Johann Graf von Chartres
1302- 1308

Isabella Äbtissin von Fontevrault
-11.11.1349

3. Ehe

Blanka
1317-1.8.1348

1329
oo KARL IV. König des Römisch-Deutschen Reiches
14.5.1316-29.11.1378

Marie
um 1310-8.12.1328

1324
oo 2. Karl von Anjou Herzog von Kalabrien
1298-10.11.1328

Isabella
1313-26.7.1383
Paris

25.1.1337
oo Peter I. Herzog von Bourbon
1311-19.9.1356

Literatur:
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Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Fußnote 272 - Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 165,169,174,187,209,222 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 189,194,199,204, 206,208,228,232,236,240,243 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 169,172 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 195,200,203,210,215,232,238,246,248,251,267 - Herde Peter: Karl I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979 Seite 110 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 29,45,63 - Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999 Seite 143,158,170,176,182,184,190,194,218,220, 223-226,228 A.,229,231-234,236,239, 244,248-251,252 A.,253,256-258,260,271,278,285,287,289, 292,356 A.,372,476,492,528 A.,530 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 315 - Pernoud Regine: Die Kapetinger. in: Die großen Dynastien. Karl Müller Verlag 1996 Seite 11-29 - Prutz Hans: Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer Bechtermünz Verlag Berlin 1908 Seite 287 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 49 -