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Herold Erzbischof von Salzburg (938-955)
-------- Graf von Scheyern
um 905/10 984

Sohn des Grafen Albrich in Kärnten aus dem Hause der LUITPOLDINGER; Großneffe von Markgraf Luitpold von Bayern

Schwennicke Detlev: Tafel 83
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

HEROLT
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nach 967

939/55 Erzbischof von Salzburg
955 nach Säben verbannt


Herold, ein LUITPOLDINGER, stand im Juli 954 noch auf königlicher Seite und trat später auf die Seite der Aufständischen über. Er leistete noch kriegerischen Widerstand, als das Haupt der bayerischen Rebellen, Pfalzgraf Arnulf, bereits am Regensburger Osttor gefallen war. In der Schlacht bei Mühldorf, die vermutlich am 1. Mai 955 stattfand, fiel der streitbare Erzbischof in die Hände der Königspartei, worauf man ihn ohne Gerichtsurteil kurzweg blendete und entmannte und in das Bischofskloster Säben in die Verbannung schickte. Das Strafgericht zeigt offensichtlich, wie gefährlich der bayerische Metropolit der ottonischenHerrschaft in Bayern werden konnte.

Thietmar von Merseburg: Seite 78
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"Chronik."

Kapitel 25

Von dem oben erwähnten Herzog Heinrich [von Baiern] aber berichte ich noch einige gottlose Handlungen, die er als regierender Herr ausgeübt hat, wobei man beachten mag, daß allem, was ich oben gesagt, nicht zu widersprechen ist. Den Patriarchen von Aquileja ließ er entmannen, den Erzbischof [Herold] von Salzburg blenden. Die Gründe, welche ihn dazu bewogen, will ich nicht anführen, weil sie zu einer solchen Bestrafung nicht berechtigten, wie ich in Wahrheit weiß. Als er kurz vor seinem Ende vom Bischof Michael von Regensburg wegen dieser Gewaltthaten
vermahnt wurde, bekannte er nur in Bezug auf den Patriarchen gesündigt zu haben, hinsichtlich des Erzbischofs keineswegs; indem er dabei ganz verkannte, wie selten etwas ohne Fehl ist. Darum fleht David zu Gott: "Verzeihe mir die verborgenen Fehler!" [Psalm 19, 13].

HeinrichsGemahlin Juthitta [Jutta] war dabei und hörte dies Bekenntniß. Als er darauf starb, setzte sie seine Leiche in der von ihm erbauten Liebfrauenkirche [zu Regensburg] mit großer Trauer bei, und suchte alle Vergehungen, die er, wie sie wußte, oder von anderen erfuhr, im Leben sich hatte zu Schulden kommen lassen, durch ihre Thränen und unzählige Almosen zu sühnen. Sie blieb fortwährend Wittwe; da sie aber den Bischof Abraham von Freising sehr hoch hielt, ward sie unschuldiger Weise von der bösen Zunge des Neides mitgenommen. Als sie aber gestorben war, wurde sie am Tage ihres Begräbnisses von demselben Bischofe, als er die Messe absang, auf folgende Weise gerechtfertigt. Vor dem Abendmahle wandte er sich an die Gemeinde, schilderte den Umstehenden ihre Verdienste, und sagte dann: "Wenn die Verstorbene das Verbrechen, wegen dessen sie verläumdet ist, jemals begangen hat, so lasse der Allmächtige das heilsame Gnadenmittel des Leibes und Blutes seines Sohnes mir zum Gerichte werden und zur verdienten Verdammniß; ihrer Seele aber zu ewiger Erlösung." Und darauf genoß er, rein an Körper und Geist, das alleinige Heilmittel aller Gläubigen. Die Menschen aber glaubten ihm, freilich zu spät, und hatten ihr mit ihrer ungerechten Herabsetzung nur noch genützt, obwohl sie ihr hatten schaden wollen.

Spindler Max: Seite 220,299
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"Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."

Selbst als Liudolf sich seinem Vater unterworfen und Verzeihung gefunden hatte, war die Empörung in Bayern noch nicht beendet; es bedurfte einer erneuten Belagerung im Frühjahr 955, um Regensburg endlich zu bezwingen, und weiterer Widerstand mußte dann noch in der Schlacht bei Mühldorf, vermutlich am 1. Mai 955, gebrochen werden. Dabei fiel der wohl mit den LUITPOLDINGERNverwandte Erzbischof Herold von Salzburg [2 Mitterauer 238.], der sich nach anfänglichem Schwanken den Aufständischen angeschlossen hatte, in die Hände Herzog Heinrichs, der ihn geblendet in die Verbannung nach Säben schickte [3Ann. Iuv. max. (zu 955) 743, Klebel, Salzburgische Geschichtsquelle (siehe oben 155 Anm. 7) (Probleme 139).].
Erst mit der Schritt für Schritt errungenen Herrschaft über die Kirche war ArnulfsStellung königsgleich; deshalb blieb dieser Rechtsanspruch auch für Arnulfeine conditio sine qua non des 921 getroffenen Übereinkommens mitKönig HEINRICH I., und der Verlust derselben nach Arnulfs Tod war der entscheidende Schritt zur Aushöhlung der Herzogsmacht. Schon 938 wurde Erzbischof Herold von Salzburg von OTTO DEM GROSSEN eingesetzt [6 Annales ex annalibus Juvavensibus excerpti, hg. von H. Bresslau (MG SS 30,2) 1934, Seite 743, Z. 13f. Dazu Bresslau, Salzburgische Annalistik 62; Reindel nr. 93, 188f.], das heißt Herzog Bertholdwar in die Stellung eines Amtsherzogs zurückversetzt.

Literatur:
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Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 210,214 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 75-77,82,100,104 -Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 139,151 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 148,173,257 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 238,245 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 177,191 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 83 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 220,299 - Störmer Wilhelm: Adelsgruppen im Früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte Band IV. Kommission für bayerische Landesgeschichte München 1972 Seite 171 - Störmer Wilhelm: Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Teil I und II. Anton Hiersemann Stuttgart 1973 Seite 316, 356 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 78 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 126,168,219,251 -