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Hugo Herzog im Elsaß
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855/60- nach 900
Prüm

Einziger Sohn des Franken-Königs Lothar II. und der Friedelfrau Waldrada

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 159
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Hugo, karolingischer Thronprätendent in Lotharingien
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+ nach 895
in Prümer Klosterhaft

Sohn König Lothars II. und der Waldrada

Seit 857 versuchte Lothar, dieser Friedelehe (gegen seine kinderlose Ehe mit Theudberga) Anerkennung und Hugo die Thronfolge im Mittelreich zu verschaffen, übertrug ihm 867 den Dukat des Elsaß und unterstellte ihm dem Schutz Ludwig desDeutschen, der im Zuge seiner Teilungsvereinbarung mit KARL DEM KAHLEN (Meerssen, 87) HugosAnsprüche aber überging. In Verfolgung des ihm vom Vater zuerkannten Ziels versuchte Hugoerstmals 877, sich das Erbe gewaltsam zu verschaffen, blieb aber trotz Unterstützung durch den lothringischen Adel letzlich erfolglos. MitKaiser KARL III. unter dem Druck der Normannengefahr zeitweise im Einvernehmen, trachteteHugo885, während eines Italienaufenthaltes des Kaisers, erneut nach der lotharingischen Krone, wurde in Gondreville gefangengesetzt und geblendet.

Literatur:
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NDB X, 15; XV, 216ff. -


Werner Karl Ferdinand: Seite 455
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

V. Generation
13
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Friderada war die Gemahlin des Bernarius (Nernhar), eines der führenden AnhängerHugosim Kampf um das lothringische Königtum, den Hugoerschlagen ließ, um Friderada zu heiraten, Regino zu 883.


Hugo wurde 867 von seinem Vater ganz wie ein legitimer Thronerbe mit einer Unterherrschaft über das Elsaß ausgestattet. Bei dessen Tode 869 war ihm als illegitim gebliebenem Sohn das Erbe verwehrt worden und er versuchte nun, sich im einstigen Reich seines Vaters und Großvaters Geltung zu verschaffen, wofür er 878 in Troyes durch Papst Johannes VII. gebannt wurde. GegenHugozogLudwig der Jüngere 879 und zogen 880 Ludwig III. und Karlmann von W-Frankensowie der ostfränkische **KARL III.**durchaus erfolgreich zu Felde, doch ohne seiner habhaft zu werden. Deshalb versuchte ihn Ludwig der Jüngere881 durch eine Ausstattung mit mehreren Grafschaften und Abteien, darunter Lobbes, abzufinden, aber Hugoentzog sich dem Frieden bald wieder in der begründeten Voraussicht, für seine Ambitionen stets genügend bewaffnete Unterstützung in unzufriedenen Kreisen finden zu können. Durch die Heirat seiner Schwester Berthamit dem Grafen Theotbald von Arles, der ihn auch militärisch unterstützte und ausgerechnet ein Neffe Theutbergas, der Nebenbuhlerin seiner Mutter Waldradawar, schlug Hugo zudem eine familiäre Brücke zu den BOSONIDEN, deren Oberhaupt, Boso von Vienne, mit seinem schon erwähnten Griff nach der Königswürde die Kreise derKAROLINGERnicht minder nachhaltig störte. Hugowurde 882 in den Frieden, den **Kaiser KARL III.**mit dem Normannenführer Gottfried, der HugosSchwester **Gisela**zur Frau bekam, abschloß, mit einbezogen und ihm wurden die Einkünfte des Bistums Metz übertragen. Nachdem sein Schwager Gottfried im Mai 885 am Niederrhein während vorgetäuschter Verhandlungen von Graf Heinrich vom Grabfeldgau ermordet worden war, wurde Hugowenig später von diesem in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen. Der lothringische Mannesstamm war damit ausgeschaltet, aber die Bedrohung durch die Normannen keineswegs überwunden.

Vollmer Franz: Seite 168
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"Die Etichonen"

Dieser Hugo, der SohnLothars II. und Waldradas, erhält 867 "ducatum Elisatium", später auch verschiedene Grafschaften und Abteien, stößt aber bei seinen wiederholten Versuchen, das jetzt zwischen Ost- und Westreich aufgeteilte ehemalige Herrschaftsgebiet seines Vaters Lothar II. wiederzugewinnen, auf gemeinsame Gegenaktionen der legitimen KAROLINGER-Herrscher. 885 wird Hugo durch List gefangengenommen, geblendet und verschwindet als Mönch hinter Klostermauern.

Konecny Silvia: Seite 130
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

Hugo, der als illegitimer Sohn Lothars II. galt, wurde für die Kaiserwürde nicht in Betracht gezogen. Bososelbst scheint sich bezüglich der Erbfolge im Kaisertum mit dem Papst auf einen gemeinsamen Rechtsstandpunkt geeinigt zu haben, der eine Senioratserbfolge vorsah, die als Anrecht auch in weiblicher Linie vererbt werden konnte. Die Erbfolge eines "illegitimen" Sohnes hingegen dürfte dieser Standpunkt ausgeschlossen haben. Hugo, der SohnLothars II., zählte selbst zu den Verbündeten Bosos; ein allfälliger Anspruch Hugosauf die Kaiserwürde, der eigentlich nahegelegen wäre, verlautete aber nirgends.

Schieffer Rudolf: Seite 180,183
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"Die Karolinger"

Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mitLotharsTochterGisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in diekarolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprang wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugodurch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbeiführen zu können.
Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte ( + 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses), wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt zund geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen. (+ nach 895).

Hlawitschka Eduard: Seite 18,22
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"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

Lothars Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutbergaund die Erhebung der Friedelehe mit Waldradazur rechtsgültigen Munthe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied.
Es gelabg aber - wie angedeutet - nicht, Waldaradaund Hugo zu legitimieren und damit die Voraussetzung für das Entstehen einer lotharischen Dynastie - und das bedeutete damals zugleich auch die Vorbedingung für den dauernden Bestand Lotharingiens als einer politischen Existenz - zu schaffen.Lothar II. muß sich wenigstens 867 über die schlechten Aussichten, die AnerkennungWalderadas und Nachfolge Hugosdoch noch zu erreichen, selbst im klaren gewesen zu sein [Damals verlieh er nämlich das Elsaß als Herzogtum seinem Sohne Hugo, das er für den Todesfall an Ludwig den Deutschenvergabt hatte (vgl. Anm. 39) und empfahl diesen dem Schutze Ludwigs; Ann. Bertin. ad 867, MG SS rer. Germ., ed. Germ., ed. G. Waitz (1883) Seite 87).] .
Gerade Lotharingien trug ihm schwerste Aufgaben ein. Es war der Bereich, in dem sich die Normannen ihre ersten festen Stützpunkte gesichert hatten. Von dort her drohte also die Gefahr dauernder Plündereien und Überfälle. Seit 878 war dort aber auch Hugo, der vom Erbe ausgeschlossene Sohn Lothars II.und Walderadas, durch Unruhestiften hervorgetreten und hatte seit 879 offen die Herrschaft im regnum patris sui an sich zu reißen versucht. Er war damit auf den Widerstand der Söhne Ludwigs des Stammlersvom W-Reich und auch des ostfränkischen Ludwigs des Jüngeren gestoßen. 880 im offenen Kampf besiegt, hatte er sich Ludwig dem Jüngerenunterwerfen müsasen, war aber bald darauf - seine Pläne nicht aufgebend - nach Burgung entflohen. Auf KARLkam damit nach Ludwigs des JüngerenTode (+ 882) die Lösung dieser Aufgabe zu. Er versuchte es erst in Güte durch Verleihung besonderer Rechte. DochHugosammelte eine ihm hörige Gefolgschaft unzufriedener und zwielichtiger Elemente um sich; auch einige angesehene Grafen, die auf eine Erneuerung der Eigenexistenz Lotharingiens hoffen mochten, schlossen sich ihm an; 883 verbündete er sich gar mit des Reiches Gegnern, den Normannen, mit deren Hilfe er sich das verlorengegangene Erbe zu sichern hoffte. 885 endlich gelang es KARL III., Hugoin Gondreville mit einiger Tücke - eine Art Burgfrieden ausnützend - festnehmen und blenden zu lassen. Die unmittelbare Gefahr war beseitigt.

882
oo 2. Friderada, Witwe des Bernar
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Literatur:
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Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 75,76,78,81 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 450,478, 603; Band II Seite 87,130,144,151,207,238-240,242 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 162 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 18,22, 27,29,48,68,151,166, 231 - Hlawitschka, Eduard: Waren die Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen?, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 227-247 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998 Seite 37 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 37 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 223,251,253,269 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 160,162,172,175-180, 183 -


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