Marijana Erstić | University of Split, Croatia (original) (raw)
Books by Marijana Erstić
Dubrovnik intermedial. Zwischen Idyll und Katastrophe, 2020
Ragusa, heute Dubrovnik, ist einzigartig. Die Stadtrepublik war über sechs Jahrhunderte (zwischen... more Ragusa, heute Dubrovnik, ist einzigartig. Die Stadtrepublik war über sechs Jahrhunderte (zwischen 1204–1808) inmitten der Großmächte Venedig/Österreich-Ungarn/Osmanisches Reich unabhängig, stets freiheitsliebend und freiheitsverherrlichend. Obgleich selbst Shakespeare (1564–1616) von Illyrien wusste, wie in der Komödie Twelfth Night (1623) zu entdecken, erwacht im deutschsprachigen Raum das Interesse an Ragusa erst im 19. Jahrhundert. Daran ist Napoleon (1769–1821) schuld: 1808 wird die Stadtrepublik vom napoleonischen Marschall Marmont (1774–1852) abgeschafft. 1815, nach dem Fall Napoleons, wird sie auf dem Wiener Kongress der Habsburger-Monarchie zugesprochen und bleibt als ein Teil der sog. Illyrischen Provinz bis zum Ende des ersten Weltkrieges in ihrem Hoheitsgebiet. Insbesondere vom Anfang des 19. Jahrhunderts an kann man im deutschsprachigen Raum ein verstärktes Interesse an der Stadt beobachten, auch in literarischen Kreisen. Während sie in den Jahrhunderten davor als ein idyllischer Ort beschrieben wird, wie z.B. bei Marin Držić (1508–1567), William Shakespeare oder Ivan Gundulić (1589–1638), wird sie nun bevorzugt als ein Ort der Katastrophe angesehen: Am Anfang der Novelle Der Findling (1811) Heinrich von Kleists (1777–1811) und in der dramatischen Erzählung Marino Caboga (1814) Achim von Arnims (1781–1831). Und wie ist es heute? Dubrovnik ist seit dem 19. Jahrhundert eine Touristen- und Medienmetropole, wie dies Werke von Hermann Bahr (1863–1934) und Miroslav Krleža (1893–1981), aber auch die z.T. in Dubrovnik gedrehte US-Serie Game of Thrones (2011-2019) zeigen. Nicht erst seit heute schreibt also die Stadt an einer globalen Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte mit. Dieser intermedialen Geschichte Dubrovniks geht das Buch nach.
Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften. Bd. 14 hgg. v. Marijana Erstić u. Christina Natlacen, 2014
Die in der neuen "Navigationen"-Ausgabe (1/2014) veröffentlichten Texte, die auf eine Tagung an d... more Die in der neuen "Navigationen"-Ausgabe (1/2014) veröffentlichten Texte, die auf eine Tagung an der Universität Siegen im Oktober 2012 zurückgehen, machen es sich zur Aufgabe, den sozio-politischen Ordnungen von Gewalt und deren Visualisierung im Körper und den Gesten der Protagonisten in den Filmen von Pier Paolo Pasolini und Michael Haneke nachzugehen.
Gerade in der Zusammenschau der Werke so kontrovers aufgenommener Regisseure wie Pasolini und Haneke fungiert Gewalt als Scharnier und Leitmotiv, um auf die dahinter liegenden Disbalancen im Machtgefüge hinzuweisen, sei es im kleinen familiären oder im großen internationalen Kontext.
Ein Jahrhundet der Verunsicherung. Medienkomparatistische Analysen, 2017
Den Worten Susan Sontags zufolge ist das 20. Jahrhundert in Sarajevo geboren worden und verstarb ... more Den Worten Susan Sontags zufolge ist das 20. Jahrhundert in Sarajevo geboren worden und verstarb dort auch. Nach den beiden Weltkriegen, dem Kalten Krieg und dem Jugoslawienkrieg scheint dieser Tatbestand für ganz Europa relevant. Er schlägt sich häufig in der Ästhetik des Schreckens nieder. Im Buch werden vorrangig Werke des Alpen-Adria-Raumes analysiert, die diese Ästhetik als Antizipation, als Erklärung, als Warnung, als Appell benutzen (Werke von Stefan Zweig, Gabriele d’Annunzio, Miroslav Krleža, Thomas Mann, Roman Polanski, Władysław Szpilman, Pier Paolo Pasolini, Michelangelo Antonioni, Rainer Werner Fassbinder, Tarsem Singh, Derek Jarman, Giuseppe Tornatore, Ferdinand von Schirach, Slavenka Drakulić, Jasmila Žbanić, Danis Tanović, Oliviero Toscani, U2). Sie entlarven das 20. Jahrhundert als einen Nachfolger des 16. Jahrhunderts, als ein Jahrhundert der Verunsicherung. // According to Susan Sontag, the 20th century was born and died in Sarajevo. After the two World Wars, the Cold War and the Yugoslav War, this fact seems to be relevant through the whole of Europe. It shows its implications in the aesthetics of terror. The book primarily analyses works from the Alps-Adriatic region, which use these aesthetics as an anticipation, as an explanation, as a warning, as an appeal (works by Stefan Zweig, Gabriele d’Annunzio, Miroslav Krleža, Thomas Mann, Roman Polanski, Władysław Szpilman, Pier Paolo Pasolini, Michelangelo Antonioni, Rainer Werner Fassbinder, Tarsem Singh, Derek Jarman, Giuseppe Tornatore, Ferdinand von Schirach, Slavenka Drakulić, Jasmila Žbanić, Danis Tanović, Oliviero Toscani, U2). These various works unmask the 20th century as a successor to the 16th century, as a century of insecurity and uncertainty.
Paragone 1900. Studien zum Futurismus, 2018
Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medie... more Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medienwissenschaftlicher Sicht wird oftmals von einer Krise der Gestik und der Bewegung in Bildern und Texten zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesprochen, die einhergeht mit der Entwicklung neuer Medien. Diese verweist auf einen neuen paragone als einen Vergleich zwischen den alten Künsten und den neuen Medien, wie er im Rahmen des Ersten italienischen Futurismus (1909–1918) zu beobachten ist: Die damals neuen Medien Photographie und Film stehen in einem Wettstreit mit den wesentlich älteren Künsten Malerei und Skulptur. Die Autorin analysiert die technisch-medialen Erneuerungen als Veränderung der Wahrnehmungsmuster im italienischen Futurismus und in dessen künstlerischer Nachfolge im Rahmen einer intermedial sowie komparatistisch ausgerichteten Studie. //
The twentieth century can be defined as a new century of insecurity and uncertainty. Within media studies, people often speak about a crisis of gestures and movement in pictures and texts at the beginning of the 20th century, which accompanies the development of the new media. This refers to a new paragone, a comparison of the old arts and the new media, as can be observed in the First Italian Futurism (1909–1918). The new media photography and film compete with the much older arts painting and sculpture. In this intermedial and comparative study, the author analyzes the new technical and medial developments as a change in perceptual patterns in Italian Futurism and in the artistic developments which followed.
Papers by Marijana Erstić
Anafora, 2023
Dieser Artikel befasst sich mit Werner Herzogs Autorschaft, zählen doch seine Filme der 1970er un... more Dieser Artikel befasst sich mit Werner Herzogs Autorschaft, zählen doch seine Filme der 1970er und 1980er Jahre zum deutschen Autorenfilm bzw. zum Neuen deutschen Film. Der Schwerpunkt liegt auf den Spielfilmen und der Autobiografie. Nach den einführenden Überlegungen zur literarischen und filmischen Autorschaft wird Herzog zunächst als literarischer Autor vorgestellt. Es folgt die Geschichte des französischen und deutschen Autorenfilms, bevor in einem abschließenden Teil Herzogs filmische Autorschaft anhand seines bekanntesten Films "Fitzcarraldo" erörtert wird. Das Ziel des Artikels ist es, die Elemente der genannten Autorschaft, wie Werk, Autobiografie und Autoreflexion zu analysieren und zu kontextualisieren.
DHS - Društvene i humanističke studije, 2023
Fenomen dive unutar talijanske kinematografije - sličan fenomenu filmske zvijezde - već je nekoli... more Fenomen dive unutar talijanske kinematografije - sličan fenomenu filmske zvijezde - već je nekoliko puta bio temom znanstvenih rasprava. Upravo je Luchino Visconti (1906-1976) prvi radio isključivo s amaterskim glumcima i to u filmu "La terra trema" (1947/48), a zatim filmom "Bellissima" (1951) doveo u pitanje pristup neorealističkih filmaša. Visconti je 1967. godine u filmu "La strega brucciata viva" preispitao i industriju zvijezda. U radu se raspravlja pitanje amaterskih glumaca, diva, zvijezda, na temelju navedenih filmova i uz pomoć teorije Gillesa Deleuzea (kristalna slika) i Ernsta H. Kantorowicza (dva kraljeva tijela).
ZGB - Zagreber germanistische Beiträge, 2022
"Kleider machen Leute" ist nicht nur ein Sprichwort, sondern spätestens seit Gottfried Keller und... more "Kleider machen Leute" ist nicht nur ein Sprichwort, sondern spätestens seit Gottfried Keller und dem Poetischen Realismus eine oftmals benutzte Voraussetzung literarischer Figurenschilderung. Körper und Mode, Verstecken und Zeigen, Stand und Macht, all dies findet sich in den literarischen Beschreibungen wieder, allen voran in den Texten Thomas Manns (1875-1955). Hier wird die Mode zumeist in den Dienst der Dekadenz gestellt und korrespondiert so mit den Mode-Überlegungen Giacomo Leopardis (1798-1837) und Walter Benjamins (1892-1940). Der Beitrag bietet anhand des Romans "Buddenbrooks" (1901) und der Novelle "Tod in Venedig" (1912) einige exemplarische und grundlegende Überlegungen zum Thema Mode bei Thomas Mann.
Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft, 2022
Der Gegenstand des Aufsatzes „Der Zufall und die Anagramme – Ferdinand de Saussure und Unica Zürn... more Der Gegenstand des Aufsatzes „Der Zufall und die Anagramme – Ferdinand de Saussure und Unica Zürn“ sind Anagramme, d.h. Wörter bzw. ganze Sätze, die durch das Zergliedern einzelner ihrer Bestandteile, meist der Buchstaben, die Umstellung dieser Bestandteile und ihre erneute Verknüpfung entstehen. Dieses spätestens seit der Antike gebräuchliche Verfahren wird von der Poetik und der Literaturwissenschaft nicht immer ernst genommen: Es werde als eine Art Sprachspiel meist zu den Zwecken der Pseudonymbildung benutzt, oder es sei eine Sucht. Das Verständnis des Zufalls bei den Anagrammen spielt dabei eine große Rolle.
Der Beitrag ist in mehrere Teile untergliedert. Nach einigen Überlegungen
über den Zufall anhand der Philosophie Arthur Schopenhauers werden die verschiedenen Formen sowie eine Geschichte der Anagramme skizziert. Der nachfolgende Teil beschäftigt sich mit den Anagrammstudien Ferdinand de Saussures. Im letzten Teil werden die Anagrammgedichte und das Verständnis des Anagrammierens der deutschen, im Umkreis der Pariser Surrealisten arbeitenden Schriftstellerin Unica Zürn vorgestellt.
Das Ziel des Aufsatzes ist es zu untersuchen, inwieweit man bei diesem, durch die Materialbeschränktheit charakterisierten Verfahren, von Zufall sprechen kann, und wenn ja, worin er liegt.
Comparatio, Band 14 • Heft 2 • 2022 Herausgegeben von Linda Simonis, Annette Simonis, Kirsten Dickhaut
Wie eine Perlenkette... Festschrift für Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann, 2022
Rijeka (tal.: Fiume1) je tema i mjesto radnje mnogih književnih djela, ali i poprište ponekog pol... more Rijeka (tal.: Fiume1) je tema i mjesto radnje mnogih književnih djela, ali i poprište ponekog političkog pothvata. Pri tome se prije svega može spomenuti okupaciju Rijeke od 12. rujna 1919. do Božića 1921. god. od strane talijanskog pjesnika Gabrielea D’Annunzija radi pripojenja Italiji. Poezija i politizacija, historija i histerija, gotovo religijsko pročišćenje, ali i poraz oko 1920. god. predstavljaju književne teme povezane s Rijekom, Hrvatskom i Italijom. Umjetnost postaje (političkom) stvarnošću. Štoviše: Stvarnost doslovno oponaša umjetnost, što je vidljivo u anticipacijama političkog pjesničkog osvajanja u D’Annunzijevom romanu "Vatra" ("Il fuoco", 1900). No svoja svjedočanstva o gradu ostavili su i mnogi drugi autori ; upućujući apele i upozorenja protiv političke instrumentalizacije, bilježeći atmosferu vremena i prostora, skicirajući dojmove. U tom kontekstu treba prije svega navesti autore 20. stoljeća: Viktora Cara Emina, Nedjeljka Fabrija, Dragana Velikića, Dašu Drndić i druge, koji u njemačkom prijevodu dolaze do izražaja i u književnoj antologiji "Rijeka erlesen", a o kojima se dijelom raspravlja i u ovoj knjizi. U posljednje vrijeme nastaju i izložbe, koje se D’Annunzijevom osvajanju približavaju s privatn(ij)e točke gledišta. Ovdje tekstovi i medijski događaji često opisuju pojedinačne sudbine, podsjećajući na velike političke preokrete 20. stoljeća iz intimnije perspektive. Istodobno pokazuju da je Rijeka već u 19. i početkom 20. stoljeća bila 'luka različitosti', čime se anticipira moto, s kojim je Rijeka proslavljena kao Europska prijestolnica kulture za 2020. godinu. Roman "Povlačenje iz Fiume" ("Rückzug aus Fiume", 1987.) njemačke spisateljice Lise Stromszky također pripada navedenoj tematici. U ovom se radu po prvi put analizira navedeni roman, kako bi se otkrilo, na koji način povijest utječe na fikcionalnu, individualnu biografiju i moglo dokazati da opisana biografija omogućuje inovativan pogled na povijesne događaje. // Rijeka (it. Fiume) ist ein Schauplatz mannigfacher Dichterphantasien. Hierbei kann auch eine Eroberung erwähnt werden, die Besetzung Rijekas vom 12. September 1919 bis Weihnachten 1921 seitens des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio zwecks Angliederung an Italien. So sind Dichtung und Führung, Historie und Hysterie, Erlösung und Niederlage ... Themen, die mit Rijeka, Kroatien und Italien um 1920 in Verbindung gebracht werden. Die Kunst wird hier zur (politischen) Wirklichkeit. Doch in der Stadt haben auch weitere Dichter ihre Zeugnisse hinterlassen. Sie sprechen Appelle und Warnungen aus, die sich gegen die politische Instrumentalisierung wenden. Sie skizzieren Impressionen, die die Atmosphäre einer Zeit und eines Ortes festhalten. Von den großen Umbrüchen getragen, reflektieren hier Texte und mediale Ereignisse häufig individuelle Schicksale, die an die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts aus einer intimen Perspektive heraus erinnern. Sie zeigen gleichzeitig, dass Rijeka im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein 'Hafen der Vielfalt' war, ein Motto, mit dem sie im Jahr 2020 als EU-Kulturhauptstadt gefeiert wurde. Als ein literarisches Beispiel für eine vergleichbare Sicht kann auch der Roman "Rückzug aus Fiume" (1987) der deutschsprachigen Schriftstellerin Lisa Stromszky gelten. In diesem Aufsatz wird die an Rijeka geknüpfte Handlungsstruktur des genannten Romans untersucht, um herauszufinden, wie im Text die große Historie in die persönliche Geschichte hineingreift, damit bewiesen werden kann, dass das beschrieben literarische Schicksal einen innovativen Blick auf die große Geschichtsschreibung ermöglicht.
Provinz in der gegenwartsliteratur. Hgg. v. Goran Lovrić, 2021
Saša Stanišićs Text Vor dem Fest (2014) ist ein Dorf- bzw. Heimatroman. Ein in Bosnien aufgewachs... more Saša Stanišićs Text Vor dem Fest (2014) ist ein Dorf- bzw. Heimatroman. Ein
in Bosnien aufgewachsener deutscher Autor schreibt einen Roman über ein fiktionales Dorf in Brandenburg (Landkreis Uckermark). Er schildert eine Stimmung, die für ein Dorf kurz vor einem traditionellen Fest charakteristisch ist, eine Unruhe, eine Spannung, eine Intensität.
Diese Spannung wird auch durch eine multiperspektivische Erzählposition erzeugt, denn Intertextualität und postmodernes Erzählen wechseln sich mit traditioneller Erzählweise ab. So kommen im Roman ein mit dem italienischen Verismus vergleichbarer kollektiver Erzähler ebenso zu Wort wie eine Füchsin als Instanz des Surrealen, Archaischen; oder die Gedanken des Herrn Schramm, eines vereinsamten Rentners am Rande des Selbstmordes sowie kollektive Sagen und Mythen und Archivmaterialien aus der frühen Neuzeit oder aus dem Barock.
Im Aufsatz werden anhand von Vor dem Fest Gattungselemente eines zeitgenössischen Dorfromans analysiert, für den Stanišić ebenso provokant wie selbstbewusst die Weichen stellt. Es wird nicht nur danach gefragt, welche Gattungselemente der Autor benutzt, sondern auch danach, wo und wie er diese überschreitet und neukodiert. Dabei soll nachgewiesen werden, dass die Erzähltechnik dem geschilderten Orte immer wieder jene Öffnung und Vielschichtigkeit verleiht, die den Klischees der Provinz zuwiderläuft.
Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstlerischen Rezeption der Überlebensstrategien von Frauen im Bosnienkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Hgg. v. Marijana Erstić, Slavija Kabić und Britta Künkel, 2012
Inhaltsverzeichnis und Vorwort zum Buch "Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstleris... more Inhaltsverzeichnis und Vorwort zum Buch "Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstlerischen Rezeption der Überlebensstrategien von Frauen im Bosnienkrieg und im Zweiten Weltkrieg". Hgg. v. Marijana Erstić et.al. Bielefeld: Transcript 2012.
Gedächtnisraum Literatur – Gedächtnisraum Sprache: Europäische Dimensionen slavischer Geschichte und Kultur. Hgg. v. Alexander Bierich et.al., 2019
Der Bosnienkrieg (1992-1995) gilt als ein Krieg, bei dem die Vergewaltigungen der Frauen als eine... more Der Bosnienkrieg (1992-1995) gilt als ein Krieg, bei dem die Vergewaltigungen der Frauen als eine politische Strategie eingesetzt wurden. Damit ordnet sich dieser Krieg in die Reihe der Konflikte ein, bei denen die körperliche und seelische Erniedrigung und die Gewalt an Frauen systematisch betrieben wurden. Nach dem Krieg entstand, namentlich aus der Feder- und Kameraführung von literarischen und Film-Autorinnen, eine Reihe von Werken, die sich mit eben dieser Thematik beschäftigt. Im Zentrum dieses Aufsatzes stehen deshalb die exemplarischen Auseinandersetzungen mit dem Tatbestand der systematischen Vergewaltigungen und ihrer Verarbeitungen in den literarischen Werken (Roman Kao da me nema von Slavenka Drakulić aus dem Jahr 1999) und in dem Spielfilmen (GRBAVICA/ESMAS GEHEIMNIS – GRBAVICA (2006) von Jasmila Žbanić). Diese Werke fungieren als Formen des „Umgangs mit Geschehenem“ in der neueren südslawischen Kulturgeschichte.
Između Srednje Europe i Mediterana. Glazba, književnost i izvedbene umjetnosti. Between Central Europe and the Mediterranean: Music, Literature and the Performing Arts. Ed. by Ivana Tomić Ferić et. al., 2021
Dubrovnik Intermedial: Between the Idyll and the Catastrophe; Ragusa, now Dubrovnik, is a unique... more Dubrovnik Intermedial: Between the Idyll and the Catastrophe;
Ragusa, now Dubrovnik, is a unique city. The former Republic remained independent for over six centuries (between 1204 and 1808), during the period of dominance of Venice/Austria/Ottoman Empire. Although Shakespeare (1564–1616) wrote about Illyria (Ragusa) in the comedy Twelfth Night (1602, published in 1623), in the German-speaking world, the interest in Ragusa was aroused only in the 19th century. It was during the Napoleon’s rule (1769–1821) that the Republic of Ragusa was abolished by Napoleon’s emissary, Marshal Marmont (1774–1852) in 1808. In 1815, after the fall of Napoleon, at the Congress of Vienna, the
Republic was passed to the Habsburg Monarchy and it remained the integral part of the Illyrian Province until the end of the First World War. From the beginning of the 19th century, the increased interest in the former Republic of Ragusa in German-speaking countries was noticed, reflected in literary circles, as well. While in the previous centuries it was described as an idyllic place, for example in Marin Držić’s (1508–1567), William Shakespeare’s or Ivan Gundulić’s (1589–1638) works, the 19th century authors saw the former Republic as a place of catastrophe.
The article focuses on two texts: on the short story Der Findling (1811)
by Heinrich von Kleist (1777–1811) and on the drama Marino Caboga (1814) by Achim von Arnim (1781–1831).
"Madame Bovary c'es nous!" Lektüren eines Jahrhundertromans. Hgg. v. Gregor Schuhen et. al., 2021
Die wohl bekannteste Ehebrecherin der Weltliteratur hat nicht nur zahlreiche Nachfolgerinnen, son... more Die wohl bekannteste Ehebrecherin der Weltliteratur hat nicht nur zahlreiche Nachfolgerinnen, sondern übt auch bis heute eine nicht enden wollende Faszinationskraft auf ihre Leser*innen aus. Gustave Flauberts Emma Bovary wird dadurch zur Projektionsfläche ganzer Generationen, die in ihr abwechselnd eine Feministin, eine tragische Figur, eine Femme fatale, eine Künstlerin oder einen provinziellen Backfisch sehen wollen. Dieser Ambivalenz gehen die Beiträger*innen des Bandes essayistisch und wissenschaftlich nach. Die leitende Frage dabei lautet: Steckt nicht in allen etwas von Emma Bovary?
Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft, 12 (2020.), 1, 2020
Roberto Rossellinis Film Germania anno zero (I 1947) ist nicht nur eine filmische Dokumentation ü... more Roberto Rossellinis Film Germania anno zero (I 1947) ist nicht nur eine filmische Dokumentation über die Zerstörung Berlins im Jahr 1945, sondern auch ein neorealistischer Blick auf einen möglichen Neubeginn, scheinbar ohne Pathos und Sentimentalität. Bereits ein Jahr zuvor wirft der unter der Regie von Gerhard Lamprecht in Berlins Osten entstandene Trümmerfilm Irgendwo in Berlin (D 1946) einen bisweilen von starkem Pathos getragenen Blick. Vor allem Germania anno zero reflektiert buchstäblich die These des französischen Philosophen Edgar Morin von einem vermeintlichen Neubeginn im sog. Jahre Null. Doch auch Irgendwo in Berlin ist von vergleichbaren Themen und Reflexionen getragen. Gültigkeit beweist die aus dem Jahr 1946 stammende These Morins scheinbar heute noch: Kürzlich hat auch Alexander Kluge den Punkt Null lokalisiert und nicht auf den 08. Mai 1945, sondern auf den 30. April 1945 gelegt, auf De[n] Tag, an dem Hitler sich erschoss und die Westbindung der Deutschen begann. Im vorliegenden Beitrag werden die Thesen Morins über das Jahr Null und neuere Pathostheorien auf die o.g. Gegenstände übertragen.
Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte, 43, 3/4, 2019
Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges formierten sich die politischen Mächte in Europa... more Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges formierten sich die politischen Mächte in Europa neu. Alte Reiche brachen zusammen, es entstanden neue Staaten und kurzweilige Dichterrepubliken, aber auch neue Kolonialisierungen. Dies war der Ausgangspunkt der vom 19.-22.11.2018 im Deutsch-Italienischen Zentrum für europäische Exzellenz Villa Vigoni in Menaggio am Comer See stattgefundenen internationalen Tagung zum Thema "100 Jahre nach Fiume - Gespräche über Gabriele D’Annunzio."
Fiume, heute das kroatische Rijeka, war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges Schauplatz von politischen Dichterphantasien mit bedenklichen Zügen. Am 12. September 1919 wurde die Stadt an der Kvarner Bucht von dem italienischen Dichter Gabriele D’Annunzio okkupiert und blieb für sechzehn Monate unter seiner Herrschaft. D’Annunzio schuf damit zeitgleich zur Pariser Friedenskonferenz von 1919 vollendete Tatsachen. Zugleich zielte er auf die Mobilisierung der Massen. Zeitungen und Filme berichteten über die Umzüge und Proklamationen, die vom kriegerischen Ruf „eia, eia, alalà“ begleitet wurden. Als Schauplatz dieser megalomanen politischen Autorschaft, die den Faschismus antizipierte, bietet Fiume/Rijeka 100 Jahre später zahlreiche Anknüpfungspunkte; 2020 wird es zudem europäische Kulturhauptstadt.
Die Gespräche in der Villa Vigoni widmeten sich der Rolle Gabriele D’Annunzios als Dichter-Kommandant, den Ermöglichungsbedingungen seines Einsatzes und den Reaktionen auf die Machtübernahme. Sie wurden organisiert von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Siegen und der Università degli Studi di Udine. Teilnehmer der Gespräche waren Expertinnen und Experten aus Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich und den USA. Als besonders neu und lohnend erwies sich der international bisher kaum beachtete kroatische Blick auf die d’annunzianische Kolonialisierung. Das ehemalige Tabuthema der Fiume-Eroberung wird inzwischen seitens der kroatischen Forschung historisch und literaturhistorisch erörtert, es wird aber auch künstlerisch gedacht. So hat an der Tagung das Team des Regisseurs Igor Bezinović teilgenommen, das aktuell einen Dokumentarfilm über Fiume 1919-1920 vorbereitet. Der Blick sowohl der kroatischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch des Filmemachers bewegt sich häufig fernab von den vielbesprochenen Performanzen und dem Festcharakter des Dichterstaates in den Jahren 1919 und 1920. Denn es ist gerade in Zeiten eines zunehmenden Nationalismus in Europa ratsam, einen Blick auf die erste Hälfte des Jahrhunderts der Verunsicherung und die Mechanismen der Machtausübung seitens eines der bekanntesten Dichter jener Zeit zu werfen. Die Tagung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG subventioniert. Im Bericht werden in Kürze die wichtigsten Elemente der Tagung angesprochen.
Spiel der Blicke. Grenzübertritte slavischer Literaturen. Hgg. v. Elisabeth von Erdmann, 2019
"Die Glembays" ("Gospoda Glembajevi," 1928, Urauff. 1929), das bekannteste Drama von Miroslav Krl... more "Die Glembays" ("Gospoda Glembajevi," 1928, Urauff. 1929), das bekannteste Drama von Miroslav Krleža, dem kroatischen Klassiker des 20. Jahrhunderts, erfährt erst im Jahr 1965 im Rahmen der Grazer Sommerspiele seine deutschsprachige Erstaufführung in der heute noch gängigen Übersetzung von Milo Dor. Die Besprechungen fallen unterschiedlich aus. Die bekannteste Rezension stammt von Friedrich Torberg (eig. Friedrich Ephraim Kantor-Berg), einem der wohl bedeutendsten österreichischen Theaterkritiker der Nachkriegszeit. Den österreichischen Kommunistenkritiker Torberg verbindet mit dem kroatischen Sozialisten Krleža zweierlei: das gemeinsame Interesse an Karl Kraus (1874-1931) und die gemeinsame geistige Heimat, nämlich die Donaumonarchie. Was Torberg bei seiner Beurteilung gefallen haben könnte, ist der gebrochen-sozialistische Impuls des Autors. Denn Krležas Kunst stellt den Ausdruck eines Kampfes gegen den Nihilismus eines Jahrhunderts der Verunsicherung dar, zeichnet er doch in "Die Glembays" die Zurücknahme jeglicher Utopien nach, auch des Sozialismus. Umso mehr bleibt Torbergs Kritik ein interessantes und fruchtbares Zeitdokument. Der Aufsatz geht den einzelnen Stationen von Torbergs Besprechung nach.
Zbornik radova Filozofskog fakulteta u Splitu, 2019
Neposredno nakon završetka Prvoga svjetskog rata, političke su se prilike u Europi promijenile. S... more Neposredno nakon završetka Prvoga svjetskog rata, političke su se prilike u Europi promijenile. Stara carstva su se srušila, nove države i republike bile su u nastajanju, kao i nove kolonizacije. To je bila polazna točka međunarodne znanstvene konferencije 100 godina nakon Rijeke-Razgovori o Gabrieleu D'Annunziju, koja je održana od 19. do 22. studenoga 2018. g. u Njemačko-Talijanskom Centru za Europsku Izvrsnost Villa Vigoni u Menaggiu, na jezeru Como u Italiji. Rijeka, tal. Fiume, nakon završetka Prvoga svjetskog rata postala je scenom pjesničko-političke fantazije upitnoga karaktera. Za trajanja Pariške mirovne konferencije, talijanski pjesnik Gabriele D' Annunzio talijansku vladu i svjetsku javnost doveo je pred svršen čin, okupirajući grad sa svojim istomišljenicima, ne bi li ga pripojio Italiji. Uz okupaciju grada, cilj mu je bila i mobilizacija masa: novine i filmovi svjedoče o borbenim proglasima i političkim povorkama uz gromoglasni povik "eia, eia, alalà". Stotinu godina poslije, ovo nasljeđe političke megalomanije koja je anticipirala fašizam, bilo je u središtu razgovora međunarodnih sugovornika u Villi Vigoni. Razgovori u Villi Vigoni bili su posvećeni ulozi Gabrielea D' Annunzija kao pjesnika-zapovjednika, zatim uvjetima koji su omogućili njegov uspjeh i reakcijama na oduzimanje moći 1920. g. Organizirali su ih znanstvenici sa Sveučilišta u Siegenu, odnosno Splitu (Marijana Erstić i Walburga Hülk-Althoff) i Sveučilišta u Udinama (Natka Badurina). Sudionici rasprave bili su znanstvenici iz Njemačke, Italije, Hrvatske, Austrije, Francuske i SAD-a, kao i članovi Njemačkog društva za kroatistiku. O nekadašnjoj tabu-temi osvajanja Rijeke, raspravljalo se ne samo na razini povijesti i književnosti nego i na razini umjetnosti. Primjerice, na konferenciji je sudjelovao i redatelj Igor Bezinović, koji radi na dokumentarnom filmu o pamćenju riječkih Erstić M.; Badurina N.; Hülk W.: 100 GODINA NAKON RIJEKE Zb. rad. Filoz. fak. Splitu, 12 (2019), 147-150
Pasolini intermedial. Hgg. v. Uta Felten et. al., 2014
Der Knabe ist nicht erst seit Luchino Viscontis kongenialer Verfilmung MORTE A VENEZIA (I 1971), ... more Der Knabe ist nicht erst seit Luchino Viscontis kongenialer Verfilmung MORTE A VENEZIA (I 1971), in der er als Botticelliʼsche Venus stilisiert wird , ein beliebtes filmisches Motiv. Wie dies nicht zuletzt auch das Buch von German Greer über den Knaben gezeigt hat, erfreut sich diese Figur seit der Antike großer Beliebtheit – nicht nur im Rahmen einer homoerotisch orientierten Kunst. In seinem Zwischenstadium – kein Junge mehr und doch kein Mann – ist der Knabe immer wieder das schlechthinnige Akt-Motiv. Das Bild des Sohnes und die Verheißung eines Geliebten – beides scheint die Figur zu vereinen – und doch spalten sich der vermeintlich weibliche und der vermeintlich männliche Blick nicht zwingend beim Anblick auch dieses Akt-Motivs voneinander ab, was schließlich für die Faszinationskraft des Motivs spricht. In den Filmen Pier Paolo Pasolinis ist der Knabe freilich nicht nur ein intermedial aufgeladenes Faszinosum der flüchtigen, bisweilen erotisch kodierten Schönheit, sondern auch ein Element der Ausübung von Gewalt – ob er sie nun selbst ausübt oder ob diese vielmehr ihn selbst ereilt. Den Verschränkungen von Intermedialität und Gewalt geht der Aufsatz beispielhaft anhand des Films MAMMA ROMA (I 1962) nach.
Alte Mathen - Neue Medien. Hgg. v. Walburga Hülk et. al., 2006
Im Aufsatz sind zwei Fragen von Bedeutung: Zum einen das vermeintlich performative, für die Umcod... more Im Aufsatz sind zwei Fragen von Bedeutung: Zum einen das vermeintlich performative, für die Umcodierungen offene Potenzial visueller Darstellungen der Mythengestalten (Venus). Zum anderen die Rolle der technisch reproduzierbaren Bilder, jener filmischen wie auch jener photographischen, die diese Prozesse der Umkodierung mythischer Figuren zu dokumentieren wie zu generieren scheinen.
Dubrovnik intermedial. Zwischen Idyll und Katastrophe, 2020
Ragusa, heute Dubrovnik, ist einzigartig. Die Stadtrepublik war über sechs Jahrhunderte (zwischen... more Ragusa, heute Dubrovnik, ist einzigartig. Die Stadtrepublik war über sechs Jahrhunderte (zwischen 1204–1808) inmitten der Großmächte Venedig/Österreich-Ungarn/Osmanisches Reich unabhängig, stets freiheitsliebend und freiheitsverherrlichend. Obgleich selbst Shakespeare (1564–1616) von Illyrien wusste, wie in der Komödie Twelfth Night (1623) zu entdecken, erwacht im deutschsprachigen Raum das Interesse an Ragusa erst im 19. Jahrhundert. Daran ist Napoleon (1769–1821) schuld: 1808 wird die Stadtrepublik vom napoleonischen Marschall Marmont (1774–1852) abgeschafft. 1815, nach dem Fall Napoleons, wird sie auf dem Wiener Kongress der Habsburger-Monarchie zugesprochen und bleibt als ein Teil der sog. Illyrischen Provinz bis zum Ende des ersten Weltkrieges in ihrem Hoheitsgebiet. Insbesondere vom Anfang des 19. Jahrhunderts an kann man im deutschsprachigen Raum ein verstärktes Interesse an der Stadt beobachten, auch in literarischen Kreisen. Während sie in den Jahrhunderten davor als ein idyllischer Ort beschrieben wird, wie z.B. bei Marin Držić (1508–1567), William Shakespeare oder Ivan Gundulić (1589–1638), wird sie nun bevorzugt als ein Ort der Katastrophe angesehen: Am Anfang der Novelle Der Findling (1811) Heinrich von Kleists (1777–1811) und in der dramatischen Erzählung Marino Caboga (1814) Achim von Arnims (1781–1831). Und wie ist es heute? Dubrovnik ist seit dem 19. Jahrhundert eine Touristen- und Medienmetropole, wie dies Werke von Hermann Bahr (1863–1934) und Miroslav Krleža (1893–1981), aber auch die z.T. in Dubrovnik gedrehte US-Serie Game of Thrones (2011-2019) zeigen. Nicht erst seit heute schreibt also die Stadt an einer globalen Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte mit. Dieser intermedialen Geschichte Dubrovniks geht das Buch nach.
Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften. Bd. 14 hgg. v. Marijana Erstić u. Christina Natlacen, 2014
Die in der neuen "Navigationen"-Ausgabe (1/2014) veröffentlichten Texte, die auf eine Tagung an d... more Die in der neuen "Navigationen"-Ausgabe (1/2014) veröffentlichten Texte, die auf eine Tagung an der Universität Siegen im Oktober 2012 zurückgehen, machen es sich zur Aufgabe, den sozio-politischen Ordnungen von Gewalt und deren Visualisierung im Körper und den Gesten der Protagonisten in den Filmen von Pier Paolo Pasolini und Michael Haneke nachzugehen.
Gerade in der Zusammenschau der Werke so kontrovers aufgenommener Regisseure wie Pasolini und Haneke fungiert Gewalt als Scharnier und Leitmotiv, um auf die dahinter liegenden Disbalancen im Machtgefüge hinzuweisen, sei es im kleinen familiären oder im großen internationalen Kontext.
Ein Jahrhundet der Verunsicherung. Medienkomparatistische Analysen, 2017
Den Worten Susan Sontags zufolge ist das 20. Jahrhundert in Sarajevo geboren worden und verstarb ... more Den Worten Susan Sontags zufolge ist das 20. Jahrhundert in Sarajevo geboren worden und verstarb dort auch. Nach den beiden Weltkriegen, dem Kalten Krieg und dem Jugoslawienkrieg scheint dieser Tatbestand für ganz Europa relevant. Er schlägt sich häufig in der Ästhetik des Schreckens nieder. Im Buch werden vorrangig Werke des Alpen-Adria-Raumes analysiert, die diese Ästhetik als Antizipation, als Erklärung, als Warnung, als Appell benutzen (Werke von Stefan Zweig, Gabriele d’Annunzio, Miroslav Krleža, Thomas Mann, Roman Polanski, Władysław Szpilman, Pier Paolo Pasolini, Michelangelo Antonioni, Rainer Werner Fassbinder, Tarsem Singh, Derek Jarman, Giuseppe Tornatore, Ferdinand von Schirach, Slavenka Drakulić, Jasmila Žbanić, Danis Tanović, Oliviero Toscani, U2). Sie entlarven das 20. Jahrhundert als einen Nachfolger des 16. Jahrhunderts, als ein Jahrhundert der Verunsicherung. // According to Susan Sontag, the 20th century was born and died in Sarajevo. After the two World Wars, the Cold War and the Yugoslav War, this fact seems to be relevant through the whole of Europe. It shows its implications in the aesthetics of terror. The book primarily analyses works from the Alps-Adriatic region, which use these aesthetics as an anticipation, as an explanation, as a warning, as an appeal (works by Stefan Zweig, Gabriele d’Annunzio, Miroslav Krleža, Thomas Mann, Roman Polanski, Władysław Szpilman, Pier Paolo Pasolini, Michelangelo Antonioni, Rainer Werner Fassbinder, Tarsem Singh, Derek Jarman, Giuseppe Tornatore, Ferdinand von Schirach, Slavenka Drakulić, Jasmila Žbanić, Danis Tanović, Oliviero Toscani, U2). These various works unmask the 20th century as a successor to the 16th century, as a century of insecurity and uncertainty.
Paragone 1900. Studien zum Futurismus, 2018
Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medie... more Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medienwissenschaftlicher Sicht wird oftmals von einer Krise der Gestik und der Bewegung in Bildern und Texten zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesprochen, die einhergeht mit der Entwicklung neuer Medien. Diese verweist auf einen neuen paragone als einen Vergleich zwischen den alten Künsten und den neuen Medien, wie er im Rahmen des Ersten italienischen Futurismus (1909–1918) zu beobachten ist: Die damals neuen Medien Photographie und Film stehen in einem Wettstreit mit den wesentlich älteren Künsten Malerei und Skulptur. Die Autorin analysiert die technisch-medialen Erneuerungen als Veränderung der Wahrnehmungsmuster im italienischen Futurismus und in dessen künstlerischer Nachfolge im Rahmen einer intermedial sowie komparatistisch ausgerichteten Studie. //
The twentieth century can be defined as a new century of insecurity and uncertainty. Within media studies, people often speak about a crisis of gestures and movement in pictures and texts at the beginning of the 20th century, which accompanies the development of the new media. This refers to a new paragone, a comparison of the old arts and the new media, as can be observed in the First Italian Futurism (1909–1918). The new media photography and film compete with the much older arts painting and sculpture. In this intermedial and comparative study, the author analyzes the new technical and medial developments as a change in perceptual patterns in Italian Futurism and in the artistic developments which followed.
Anafora, 2023
Dieser Artikel befasst sich mit Werner Herzogs Autorschaft, zählen doch seine Filme der 1970er un... more Dieser Artikel befasst sich mit Werner Herzogs Autorschaft, zählen doch seine Filme der 1970er und 1980er Jahre zum deutschen Autorenfilm bzw. zum Neuen deutschen Film. Der Schwerpunkt liegt auf den Spielfilmen und der Autobiografie. Nach den einführenden Überlegungen zur literarischen und filmischen Autorschaft wird Herzog zunächst als literarischer Autor vorgestellt. Es folgt die Geschichte des französischen und deutschen Autorenfilms, bevor in einem abschließenden Teil Herzogs filmische Autorschaft anhand seines bekanntesten Films "Fitzcarraldo" erörtert wird. Das Ziel des Artikels ist es, die Elemente der genannten Autorschaft, wie Werk, Autobiografie und Autoreflexion zu analysieren und zu kontextualisieren.
DHS - Društvene i humanističke studije, 2023
Fenomen dive unutar talijanske kinematografije - sličan fenomenu filmske zvijezde - već je nekoli... more Fenomen dive unutar talijanske kinematografije - sličan fenomenu filmske zvijezde - već je nekoliko puta bio temom znanstvenih rasprava. Upravo je Luchino Visconti (1906-1976) prvi radio isključivo s amaterskim glumcima i to u filmu "La terra trema" (1947/48), a zatim filmom "Bellissima" (1951) doveo u pitanje pristup neorealističkih filmaša. Visconti je 1967. godine u filmu "La strega brucciata viva" preispitao i industriju zvijezda. U radu se raspravlja pitanje amaterskih glumaca, diva, zvijezda, na temelju navedenih filmova i uz pomoć teorije Gillesa Deleuzea (kristalna slika) i Ernsta H. Kantorowicza (dva kraljeva tijela).
ZGB - Zagreber germanistische Beiträge, 2022
"Kleider machen Leute" ist nicht nur ein Sprichwort, sondern spätestens seit Gottfried Keller und... more "Kleider machen Leute" ist nicht nur ein Sprichwort, sondern spätestens seit Gottfried Keller und dem Poetischen Realismus eine oftmals benutzte Voraussetzung literarischer Figurenschilderung. Körper und Mode, Verstecken und Zeigen, Stand und Macht, all dies findet sich in den literarischen Beschreibungen wieder, allen voran in den Texten Thomas Manns (1875-1955). Hier wird die Mode zumeist in den Dienst der Dekadenz gestellt und korrespondiert so mit den Mode-Überlegungen Giacomo Leopardis (1798-1837) und Walter Benjamins (1892-1940). Der Beitrag bietet anhand des Romans "Buddenbrooks" (1901) und der Novelle "Tod in Venedig" (1912) einige exemplarische und grundlegende Überlegungen zum Thema Mode bei Thomas Mann.
Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft, 2022
Der Gegenstand des Aufsatzes „Der Zufall und die Anagramme – Ferdinand de Saussure und Unica Zürn... more Der Gegenstand des Aufsatzes „Der Zufall und die Anagramme – Ferdinand de Saussure und Unica Zürn“ sind Anagramme, d.h. Wörter bzw. ganze Sätze, die durch das Zergliedern einzelner ihrer Bestandteile, meist der Buchstaben, die Umstellung dieser Bestandteile und ihre erneute Verknüpfung entstehen. Dieses spätestens seit der Antike gebräuchliche Verfahren wird von der Poetik und der Literaturwissenschaft nicht immer ernst genommen: Es werde als eine Art Sprachspiel meist zu den Zwecken der Pseudonymbildung benutzt, oder es sei eine Sucht. Das Verständnis des Zufalls bei den Anagrammen spielt dabei eine große Rolle.
Der Beitrag ist in mehrere Teile untergliedert. Nach einigen Überlegungen
über den Zufall anhand der Philosophie Arthur Schopenhauers werden die verschiedenen Formen sowie eine Geschichte der Anagramme skizziert. Der nachfolgende Teil beschäftigt sich mit den Anagrammstudien Ferdinand de Saussures. Im letzten Teil werden die Anagrammgedichte und das Verständnis des Anagrammierens der deutschen, im Umkreis der Pariser Surrealisten arbeitenden Schriftstellerin Unica Zürn vorgestellt.
Das Ziel des Aufsatzes ist es zu untersuchen, inwieweit man bei diesem, durch die Materialbeschränktheit charakterisierten Verfahren, von Zufall sprechen kann, und wenn ja, worin er liegt.
Comparatio, Band 14 • Heft 2 • 2022 Herausgegeben von Linda Simonis, Annette Simonis, Kirsten Dickhaut
Wie eine Perlenkette... Festschrift für Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann, 2022
Rijeka (tal.: Fiume1) je tema i mjesto radnje mnogih književnih djela, ali i poprište ponekog pol... more Rijeka (tal.: Fiume1) je tema i mjesto radnje mnogih književnih djela, ali i poprište ponekog političkog pothvata. Pri tome se prije svega može spomenuti okupaciju Rijeke od 12. rujna 1919. do Božića 1921. god. od strane talijanskog pjesnika Gabrielea D’Annunzija radi pripojenja Italiji. Poezija i politizacija, historija i histerija, gotovo religijsko pročišćenje, ali i poraz oko 1920. god. predstavljaju književne teme povezane s Rijekom, Hrvatskom i Italijom. Umjetnost postaje (političkom) stvarnošću. Štoviše: Stvarnost doslovno oponaša umjetnost, što je vidljivo u anticipacijama političkog pjesničkog osvajanja u D’Annunzijevom romanu "Vatra" ("Il fuoco", 1900). No svoja svjedočanstva o gradu ostavili su i mnogi drugi autori ; upućujući apele i upozorenja protiv političke instrumentalizacije, bilježeći atmosferu vremena i prostora, skicirajući dojmove. U tom kontekstu treba prije svega navesti autore 20. stoljeća: Viktora Cara Emina, Nedjeljka Fabrija, Dragana Velikića, Dašu Drndić i druge, koji u njemačkom prijevodu dolaze do izražaja i u književnoj antologiji "Rijeka erlesen", a o kojima se dijelom raspravlja i u ovoj knjizi. U posljednje vrijeme nastaju i izložbe, koje se D’Annunzijevom osvajanju približavaju s privatn(ij)e točke gledišta. Ovdje tekstovi i medijski događaji često opisuju pojedinačne sudbine, podsjećajući na velike političke preokrete 20. stoljeća iz intimnije perspektive. Istodobno pokazuju da je Rijeka već u 19. i početkom 20. stoljeća bila 'luka različitosti', čime se anticipira moto, s kojim je Rijeka proslavljena kao Europska prijestolnica kulture za 2020. godinu. Roman "Povlačenje iz Fiume" ("Rückzug aus Fiume", 1987.) njemačke spisateljice Lise Stromszky također pripada navedenoj tematici. U ovom se radu po prvi put analizira navedeni roman, kako bi se otkrilo, na koji način povijest utječe na fikcionalnu, individualnu biografiju i moglo dokazati da opisana biografija omogućuje inovativan pogled na povijesne događaje. // Rijeka (it. Fiume) ist ein Schauplatz mannigfacher Dichterphantasien. Hierbei kann auch eine Eroberung erwähnt werden, die Besetzung Rijekas vom 12. September 1919 bis Weihnachten 1921 seitens des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio zwecks Angliederung an Italien. So sind Dichtung und Führung, Historie und Hysterie, Erlösung und Niederlage ... Themen, die mit Rijeka, Kroatien und Italien um 1920 in Verbindung gebracht werden. Die Kunst wird hier zur (politischen) Wirklichkeit. Doch in der Stadt haben auch weitere Dichter ihre Zeugnisse hinterlassen. Sie sprechen Appelle und Warnungen aus, die sich gegen die politische Instrumentalisierung wenden. Sie skizzieren Impressionen, die die Atmosphäre einer Zeit und eines Ortes festhalten. Von den großen Umbrüchen getragen, reflektieren hier Texte und mediale Ereignisse häufig individuelle Schicksale, die an die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts aus einer intimen Perspektive heraus erinnern. Sie zeigen gleichzeitig, dass Rijeka im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein 'Hafen der Vielfalt' war, ein Motto, mit dem sie im Jahr 2020 als EU-Kulturhauptstadt gefeiert wurde. Als ein literarisches Beispiel für eine vergleichbare Sicht kann auch der Roman "Rückzug aus Fiume" (1987) der deutschsprachigen Schriftstellerin Lisa Stromszky gelten. In diesem Aufsatz wird die an Rijeka geknüpfte Handlungsstruktur des genannten Romans untersucht, um herauszufinden, wie im Text die große Historie in die persönliche Geschichte hineingreift, damit bewiesen werden kann, dass das beschrieben literarische Schicksal einen innovativen Blick auf die große Geschichtsschreibung ermöglicht.
Provinz in der gegenwartsliteratur. Hgg. v. Goran Lovrić, 2021
Saša Stanišićs Text Vor dem Fest (2014) ist ein Dorf- bzw. Heimatroman. Ein in Bosnien aufgewachs... more Saša Stanišićs Text Vor dem Fest (2014) ist ein Dorf- bzw. Heimatroman. Ein
in Bosnien aufgewachsener deutscher Autor schreibt einen Roman über ein fiktionales Dorf in Brandenburg (Landkreis Uckermark). Er schildert eine Stimmung, die für ein Dorf kurz vor einem traditionellen Fest charakteristisch ist, eine Unruhe, eine Spannung, eine Intensität.
Diese Spannung wird auch durch eine multiperspektivische Erzählposition erzeugt, denn Intertextualität und postmodernes Erzählen wechseln sich mit traditioneller Erzählweise ab. So kommen im Roman ein mit dem italienischen Verismus vergleichbarer kollektiver Erzähler ebenso zu Wort wie eine Füchsin als Instanz des Surrealen, Archaischen; oder die Gedanken des Herrn Schramm, eines vereinsamten Rentners am Rande des Selbstmordes sowie kollektive Sagen und Mythen und Archivmaterialien aus der frühen Neuzeit oder aus dem Barock.
Im Aufsatz werden anhand von Vor dem Fest Gattungselemente eines zeitgenössischen Dorfromans analysiert, für den Stanišić ebenso provokant wie selbstbewusst die Weichen stellt. Es wird nicht nur danach gefragt, welche Gattungselemente der Autor benutzt, sondern auch danach, wo und wie er diese überschreitet und neukodiert. Dabei soll nachgewiesen werden, dass die Erzähltechnik dem geschilderten Orte immer wieder jene Öffnung und Vielschichtigkeit verleiht, die den Klischees der Provinz zuwiderläuft.
Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstlerischen Rezeption der Überlebensstrategien von Frauen im Bosnienkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Hgg. v. Marijana Erstić, Slavija Kabić und Britta Künkel, 2012
Inhaltsverzeichnis und Vorwort zum Buch "Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstleris... more Inhaltsverzeichnis und Vorwort zum Buch "Opfer - Beute - Boten der Humanisieruneg. Zur künstlerischen Rezeption der Überlebensstrategien von Frauen im Bosnienkrieg und im Zweiten Weltkrieg". Hgg. v. Marijana Erstić et.al. Bielefeld: Transcript 2012.
Gedächtnisraum Literatur – Gedächtnisraum Sprache: Europäische Dimensionen slavischer Geschichte und Kultur. Hgg. v. Alexander Bierich et.al., 2019
Der Bosnienkrieg (1992-1995) gilt als ein Krieg, bei dem die Vergewaltigungen der Frauen als eine... more Der Bosnienkrieg (1992-1995) gilt als ein Krieg, bei dem die Vergewaltigungen der Frauen als eine politische Strategie eingesetzt wurden. Damit ordnet sich dieser Krieg in die Reihe der Konflikte ein, bei denen die körperliche und seelische Erniedrigung und die Gewalt an Frauen systematisch betrieben wurden. Nach dem Krieg entstand, namentlich aus der Feder- und Kameraführung von literarischen und Film-Autorinnen, eine Reihe von Werken, die sich mit eben dieser Thematik beschäftigt. Im Zentrum dieses Aufsatzes stehen deshalb die exemplarischen Auseinandersetzungen mit dem Tatbestand der systematischen Vergewaltigungen und ihrer Verarbeitungen in den literarischen Werken (Roman Kao da me nema von Slavenka Drakulić aus dem Jahr 1999) und in dem Spielfilmen (GRBAVICA/ESMAS GEHEIMNIS – GRBAVICA (2006) von Jasmila Žbanić). Diese Werke fungieren als Formen des „Umgangs mit Geschehenem“ in der neueren südslawischen Kulturgeschichte.
Između Srednje Europe i Mediterana. Glazba, književnost i izvedbene umjetnosti. Between Central Europe and the Mediterranean: Music, Literature and the Performing Arts. Ed. by Ivana Tomić Ferić et. al., 2021
Dubrovnik Intermedial: Between the Idyll and the Catastrophe; Ragusa, now Dubrovnik, is a unique... more Dubrovnik Intermedial: Between the Idyll and the Catastrophe;
Ragusa, now Dubrovnik, is a unique city. The former Republic remained independent for over six centuries (between 1204 and 1808), during the period of dominance of Venice/Austria/Ottoman Empire. Although Shakespeare (1564–1616) wrote about Illyria (Ragusa) in the comedy Twelfth Night (1602, published in 1623), in the German-speaking world, the interest in Ragusa was aroused only in the 19th century. It was during the Napoleon’s rule (1769–1821) that the Republic of Ragusa was abolished by Napoleon’s emissary, Marshal Marmont (1774–1852) in 1808. In 1815, after the fall of Napoleon, at the Congress of Vienna, the
Republic was passed to the Habsburg Monarchy and it remained the integral part of the Illyrian Province until the end of the First World War. From the beginning of the 19th century, the increased interest in the former Republic of Ragusa in German-speaking countries was noticed, reflected in literary circles, as well. While in the previous centuries it was described as an idyllic place, for example in Marin Držić’s (1508–1567), William Shakespeare’s or Ivan Gundulić’s (1589–1638) works, the 19th century authors saw the former Republic as a place of catastrophe.
The article focuses on two texts: on the short story Der Findling (1811)
by Heinrich von Kleist (1777–1811) and on the drama Marino Caboga (1814) by Achim von Arnim (1781–1831).
"Madame Bovary c'es nous!" Lektüren eines Jahrhundertromans. Hgg. v. Gregor Schuhen et. al., 2021
Die wohl bekannteste Ehebrecherin der Weltliteratur hat nicht nur zahlreiche Nachfolgerinnen, son... more Die wohl bekannteste Ehebrecherin der Weltliteratur hat nicht nur zahlreiche Nachfolgerinnen, sondern übt auch bis heute eine nicht enden wollende Faszinationskraft auf ihre Leser*innen aus. Gustave Flauberts Emma Bovary wird dadurch zur Projektionsfläche ganzer Generationen, die in ihr abwechselnd eine Feministin, eine tragische Figur, eine Femme fatale, eine Künstlerin oder einen provinziellen Backfisch sehen wollen. Dieser Ambivalenz gehen die Beiträger*innen des Bandes essayistisch und wissenschaftlich nach. Die leitende Frage dabei lautet: Steckt nicht in allen etwas von Emma Bovary?
Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft, 12 (2020.), 1, 2020
Roberto Rossellinis Film Germania anno zero (I 1947) ist nicht nur eine filmische Dokumentation ü... more Roberto Rossellinis Film Germania anno zero (I 1947) ist nicht nur eine filmische Dokumentation über die Zerstörung Berlins im Jahr 1945, sondern auch ein neorealistischer Blick auf einen möglichen Neubeginn, scheinbar ohne Pathos und Sentimentalität. Bereits ein Jahr zuvor wirft der unter der Regie von Gerhard Lamprecht in Berlins Osten entstandene Trümmerfilm Irgendwo in Berlin (D 1946) einen bisweilen von starkem Pathos getragenen Blick. Vor allem Germania anno zero reflektiert buchstäblich die These des französischen Philosophen Edgar Morin von einem vermeintlichen Neubeginn im sog. Jahre Null. Doch auch Irgendwo in Berlin ist von vergleichbaren Themen und Reflexionen getragen. Gültigkeit beweist die aus dem Jahr 1946 stammende These Morins scheinbar heute noch: Kürzlich hat auch Alexander Kluge den Punkt Null lokalisiert und nicht auf den 08. Mai 1945, sondern auf den 30. April 1945 gelegt, auf De[n] Tag, an dem Hitler sich erschoss und die Westbindung der Deutschen begann. Im vorliegenden Beitrag werden die Thesen Morins über das Jahr Null und neuere Pathostheorien auf die o.g. Gegenstände übertragen.
Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte, 43, 3/4, 2019
Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges formierten sich die politischen Mächte in Europa... more Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges formierten sich die politischen Mächte in Europa neu. Alte Reiche brachen zusammen, es entstanden neue Staaten und kurzweilige Dichterrepubliken, aber auch neue Kolonialisierungen. Dies war der Ausgangspunkt der vom 19.-22.11.2018 im Deutsch-Italienischen Zentrum für europäische Exzellenz Villa Vigoni in Menaggio am Comer See stattgefundenen internationalen Tagung zum Thema "100 Jahre nach Fiume - Gespräche über Gabriele D’Annunzio."
Fiume, heute das kroatische Rijeka, war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges Schauplatz von politischen Dichterphantasien mit bedenklichen Zügen. Am 12. September 1919 wurde die Stadt an der Kvarner Bucht von dem italienischen Dichter Gabriele D’Annunzio okkupiert und blieb für sechzehn Monate unter seiner Herrschaft. D’Annunzio schuf damit zeitgleich zur Pariser Friedenskonferenz von 1919 vollendete Tatsachen. Zugleich zielte er auf die Mobilisierung der Massen. Zeitungen und Filme berichteten über die Umzüge und Proklamationen, die vom kriegerischen Ruf „eia, eia, alalà“ begleitet wurden. Als Schauplatz dieser megalomanen politischen Autorschaft, die den Faschismus antizipierte, bietet Fiume/Rijeka 100 Jahre später zahlreiche Anknüpfungspunkte; 2020 wird es zudem europäische Kulturhauptstadt.
Die Gespräche in der Villa Vigoni widmeten sich der Rolle Gabriele D’Annunzios als Dichter-Kommandant, den Ermöglichungsbedingungen seines Einsatzes und den Reaktionen auf die Machtübernahme. Sie wurden organisiert von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Siegen und der Università degli Studi di Udine. Teilnehmer der Gespräche waren Expertinnen und Experten aus Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich und den USA. Als besonders neu und lohnend erwies sich der international bisher kaum beachtete kroatische Blick auf die d’annunzianische Kolonialisierung. Das ehemalige Tabuthema der Fiume-Eroberung wird inzwischen seitens der kroatischen Forschung historisch und literaturhistorisch erörtert, es wird aber auch künstlerisch gedacht. So hat an der Tagung das Team des Regisseurs Igor Bezinović teilgenommen, das aktuell einen Dokumentarfilm über Fiume 1919-1920 vorbereitet. Der Blick sowohl der kroatischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch des Filmemachers bewegt sich häufig fernab von den vielbesprochenen Performanzen und dem Festcharakter des Dichterstaates in den Jahren 1919 und 1920. Denn es ist gerade in Zeiten eines zunehmenden Nationalismus in Europa ratsam, einen Blick auf die erste Hälfte des Jahrhunderts der Verunsicherung und die Mechanismen der Machtausübung seitens eines der bekanntesten Dichter jener Zeit zu werfen. Die Tagung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG subventioniert. Im Bericht werden in Kürze die wichtigsten Elemente der Tagung angesprochen.
Spiel der Blicke. Grenzübertritte slavischer Literaturen. Hgg. v. Elisabeth von Erdmann, 2019
"Die Glembays" ("Gospoda Glembajevi," 1928, Urauff. 1929), das bekannteste Drama von Miroslav Krl... more "Die Glembays" ("Gospoda Glembajevi," 1928, Urauff. 1929), das bekannteste Drama von Miroslav Krleža, dem kroatischen Klassiker des 20. Jahrhunderts, erfährt erst im Jahr 1965 im Rahmen der Grazer Sommerspiele seine deutschsprachige Erstaufführung in der heute noch gängigen Übersetzung von Milo Dor. Die Besprechungen fallen unterschiedlich aus. Die bekannteste Rezension stammt von Friedrich Torberg (eig. Friedrich Ephraim Kantor-Berg), einem der wohl bedeutendsten österreichischen Theaterkritiker der Nachkriegszeit. Den österreichischen Kommunistenkritiker Torberg verbindet mit dem kroatischen Sozialisten Krleža zweierlei: das gemeinsame Interesse an Karl Kraus (1874-1931) und die gemeinsame geistige Heimat, nämlich die Donaumonarchie. Was Torberg bei seiner Beurteilung gefallen haben könnte, ist der gebrochen-sozialistische Impuls des Autors. Denn Krležas Kunst stellt den Ausdruck eines Kampfes gegen den Nihilismus eines Jahrhunderts der Verunsicherung dar, zeichnet er doch in "Die Glembays" die Zurücknahme jeglicher Utopien nach, auch des Sozialismus. Umso mehr bleibt Torbergs Kritik ein interessantes und fruchtbares Zeitdokument. Der Aufsatz geht den einzelnen Stationen von Torbergs Besprechung nach.
Zbornik radova Filozofskog fakulteta u Splitu, 2019
Neposredno nakon završetka Prvoga svjetskog rata, političke su se prilike u Europi promijenile. S... more Neposredno nakon završetka Prvoga svjetskog rata, političke su se prilike u Europi promijenile. Stara carstva su se srušila, nove države i republike bile su u nastajanju, kao i nove kolonizacije. To je bila polazna točka međunarodne znanstvene konferencije 100 godina nakon Rijeke-Razgovori o Gabrieleu D'Annunziju, koja je održana od 19. do 22. studenoga 2018. g. u Njemačko-Talijanskom Centru za Europsku Izvrsnost Villa Vigoni u Menaggiu, na jezeru Como u Italiji. Rijeka, tal. Fiume, nakon završetka Prvoga svjetskog rata postala je scenom pjesničko-političke fantazije upitnoga karaktera. Za trajanja Pariške mirovne konferencije, talijanski pjesnik Gabriele D' Annunzio talijansku vladu i svjetsku javnost doveo je pred svršen čin, okupirajući grad sa svojim istomišljenicima, ne bi li ga pripojio Italiji. Uz okupaciju grada, cilj mu je bila i mobilizacija masa: novine i filmovi svjedoče o borbenim proglasima i političkim povorkama uz gromoglasni povik "eia, eia, alalà". Stotinu godina poslije, ovo nasljeđe političke megalomanije koja je anticipirala fašizam, bilo je u središtu razgovora međunarodnih sugovornika u Villi Vigoni. Razgovori u Villi Vigoni bili su posvećeni ulozi Gabrielea D' Annunzija kao pjesnika-zapovjednika, zatim uvjetima koji su omogućili njegov uspjeh i reakcijama na oduzimanje moći 1920. g. Organizirali su ih znanstvenici sa Sveučilišta u Siegenu, odnosno Splitu (Marijana Erstić i Walburga Hülk-Althoff) i Sveučilišta u Udinama (Natka Badurina). Sudionici rasprave bili su znanstvenici iz Njemačke, Italije, Hrvatske, Austrije, Francuske i SAD-a, kao i članovi Njemačkog društva za kroatistiku. O nekadašnjoj tabu-temi osvajanja Rijeke, raspravljalo se ne samo na razini povijesti i književnosti nego i na razini umjetnosti. Primjerice, na konferenciji je sudjelovao i redatelj Igor Bezinović, koji radi na dokumentarnom filmu o pamćenju riječkih Erstić M.; Badurina N.; Hülk W.: 100 GODINA NAKON RIJEKE Zb. rad. Filoz. fak. Splitu, 12 (2019), 147-150
Pasolini intermedial. Hgg. v. Uta Felten et. al., 2014
Der Knabe ist nicht erst seit Luchino Viscontis kongenialer Verfilmung MORTE A VENEZIA (I 1971), ... more Der Knabe ist nicht erst seit Luchino Viscontis kongenialer Verfilmung MORTE A VENEZIA (I 1971), in der er als Botticelliʼsche Venus stilisiert wird , ein beliebtes filmisches Motiv. Wie dies nicht zuletzt auch das Buch von German Greer über den Knaben gezeigt hat, erfreut sich diese Figur seit der Antike großer Beliebtheit – nicht nur im Rahmen einer homoerotisch orientierten Kunst. In seinem Zwischenstadium – kein Junge mehr und doch kein Mann – ist der Knabe immer wieder das schlechthinnige Akt-Motiv. Das Bild des Sohnes und die Verheißung eines Geliebten – beides scheint die Figur zu vereinen – und doch spalten sich der vermeintlich weibliche und der vermeintlich männliche Blick nicht zwingend beim Anblick auch dieses Akt-Motivs voneinander ab, was schließlich für die Faszinationskraft des Motivs spricht. In den Filmen Pier Paolo Pasolinis ist der Knabe freilich nicht nur ein intermedial aufgeladenes Faszinosum der flüchtigen, bisweilen erotisch kodierten Schönheit, sondern auch ein Element der Ausübung von Gewalt – ob er sie nun selbst ausübt oder ob diese vielmehr ihn selbst ereilt. Den Verschränkungen von Intermedialität und Gewalt geht der Aufsatz beispielhaft anhand des Films MAMMA ROMA (I 1962) nach.
Alte Mathen - Neue Medien. Hgg. v. Walburga Hülk et. al., 2006
Im Aufsatz sind zwei Fragen von Bedeutung: Zum einen das vermeintlich performative, für die Umcod... more Im Aufsatz sind zwei Fragen von Bedeutung: Zum einen das vermeintlich performative, für die Umcodierungen offene Potenzial visueller Darstellungen der Mythengestalten (Venus). Zum anderen die Rolle der technisch reproduzierbaren Bilder, jener filmischen wie auch jener photographischen, die diese Prozesse der Umkodierung mythischer Figuren zu dokumentieren wie zu generieren scheinen.
Romanische Studien Beihefte 6 Autorschaft und Stil Interkulturalität und Autorschaft. Hgg. v. Nenatte Rißler-Pipka , 2019
Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Alida Bremer (geb. 1959) und Saša Stanišić (geb. 1978)... more Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Alida Bremer (geb. 1959)
und Saša Stanišić (geb. 1978) katapultierten sich in den vergangenen Jahren durch ihre literarischen Auseinandersetzungen mit dem Zerfall Jugoslawiens oder das Verhandeln des ‚Gastarbeiter‘-Themas an die Spitze der deutschsprachigen Kulturlandschaft. Neben einer Neudefinition der ‚Interkulturalität‘ fordern sie auch eine der ,Autorschaft‘ ein. Die beiden Begriffe verweisen nämlich nicht notwendig auf Menschen mit nur einer Muttersprache.
Doch Deutschland ist kein Einzelfall. So schreibt und veröffentlicht die aus Kroatien stammende, zwischen 1992 und 2004 in Italien und derzeit in den USA lebende Autorin Tamara Jadrejčić (geb. 1964) erfolgreich seit Jahren vorwiegend auf Italienisch, aber auch auf Englisch
und auf Kroatisch. Im folgenden Beitrag wird anhand der Texte von Jadrejčić und Bremer das Problem der Autorschaft, der Sprache und der Identität thematisiert. (Romanische Studien Beihefte 6 Autorschaft und Stil Interkulturalität und Autorschaft)
Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft, 2018
Wenn davon ausgegangen wird, dass Thomas Manns (1875-1955) Erstlingswerk Buddenbrooks (1901) sein... more Wenn davon ausgegangen wird, dass Thomas Manns (1875-1955) Erstlingswerk Buddenbrooks (1901) seine Anziehungskraft der autobiographischen Handlung und dem ironischen Stil verdankt, so kann ein großer Kontrast zu den neueren Theorien der Autorschaft beobachtet werden, namentlich zu Roland Barthes These vom Tod des Autors. Autorschaft wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Manns Werk scheinbar nicht wie bei Barthes in den 1960er Jahren annulliert, sondern vielmehr affirmiert. Doch welche Rolle spielt im Roman Buddenbrooks die literarische Montage? Widersetzt diese sich der Vorstellung von Autorschaft? Zeigt sich in ihr ein Spiel mit den literarischen Konventionen? Diesen Fragen geht der Aufsatz nach.
Medienkomparatistik. Beiträge zur Vergleichenden Medienwissenschaft, 2019
Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medi... more Das 20. Jahrhundert kann als ein neues Jahrhundert der Verunsicherung definiert werden. Aus medienwissenschaftlicher Sicht wird oftmals von einer Krise der Gestik und der Bewegung in Bildern und Texten zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesprochen, die einhergeht mit der Entwicklung neuer Medien. Diese Entwicklung verweist auf einen neuen Paragone als einen Vergleich zwischen den alten Künsten und den neuen Medien, wie er z.B. in den historischen Avantgarden, u.a. im Rahmen des Ersten italienischen Futurismus (1909–1918) zu beobachten ist: Die damals neuen Medien Photographie und Film stehen in einem Wettstreit mit den wesentlich älteren Künsten Malerei und Skulptur. Aber auch die Photographen aus dem damaligen k.u.k.-Kroatien befassen sich mit dem neuen Experimentier-Medium. Die zentrale Frage dieser neuen Medienexperimente ist die nach der Darstellung der Bewegung.
Der vorliegende Aufsatz ist den technisch-medialen Erneuerungen als Veränderungen der Wahrnehmungsmuster zu Beginn und im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewidmet. Diese Wahrnehmungsänderungen zeigen sich vor allem in der Darstellung der Bewegung. Die Studie arbeitet komparatistisch. Sie betrachtet das Phänomen zudem aus einer historischen Perspektive, die sich bis in die Renaissance zurückverfolgen lässt.
Comparatio, 2017
Es ist nunmehr etwas mehr als hundert Jahre her, dass die historischen Avantgarden auf die Änderu... more Es ist nunmehr etwas mehr als hundert Jahre her, dass die historischen Avantgarden auf die Änderung der Wirklichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts revolutionär antworteten. Der Medienumbruch, den die Photographie und auch der Film hervorgerufen hatten, schlug sich in den Werken der bildenden Künste wie auch in der Lyrik nieder. Auch die Philosophie reagierte auf den Medienumbruch, und besonders im Werk Henri Bergsons wurden die damals neuen Medien (Film und Photographie) reflektiert. Ausgehend von diesen Vorüberlegungen gliedert sich der nachfolgende Aufsatz in vier Teile. Zunächst wird ein Einblick in ein Werk des italienischen Futurismus gegeben. Der Futurismus ist bekanntlich die erste der historischen Avantgardebewegungen, entstanden um 1909 in Italien. Daraufhin wird die Gedächtnistheorie Henri Bergsons vorgestellt und versucht, exemplarisch deutlich zu machen, wie sich seine Philosophie auf die Filmgeschichte und auf die Filmgeschichtsschreibung ausgewirkt hat. In einem weiteren Schritt wird die Frage beantwortet, ob die Theorie und die Praktiken der Avantgarden und Bergsons Philosophie auch für die digitalen Medien fruchtbar gemacht werden können. Ein Fazit rundet das Erarbeitete ab.
2020 wird das kroatische Rijeka Kulturhauptstadt Europas sein, ein Ereignis, das Anlass für die k... more 2020 wird das kroatische Rijeka Kulturhauptstadt Europas sein, ein Ereignis, das Anlass für die kultur- und tourismusökonomische Transformation von alten, oft industriellen und maritimen Strukturen ist, aber freilich auch einen neuen Blick auf die italienisch-kroatischen Grenzbeziehungen in Geschichte und Gegenwart erlaubt. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs formierten sich die politischen Mächte in Europa neu, nachdem alte Reiche wie die Donaumonarchie zusammengebrochen waren und neue, mal mehr und mal weniger langlebige Staaten entstanden sind. Fiume, das heutige kroatische Rijeka, wurde in diesem Kontext Ort einer neuen imperialen Eroberung. Die Stadt in der Kvarner Bucht wurde parallel zur Pariser Friedenskonferenz von 1919 von D’Annunzio und seinen Getreuen okkupiert. Spektakuläre Umzüge und militante Proklamationen, die den Faschismus antizipierten, folgten; Rijeka blieb für sechzehn Monate unter D’Annunzios Herrschaft.
Als Schauplatz der Mobilisierung der Massen bietet Fiume/Rijeka 100 Jahre später zahlreiche Anknüpfungspunkte, um über das ambivalente Verhältnis von Italien und Kroatien nachzudenken. Der Impuls einer neuen Auseinandersetzung mit den spannungsreichen kulturellen und politischen Verflechtungen zwischen Italien und Kroatien geht von der Tagung 100 Jahre nach Fiume – Gespräche über Gabriele D’Annunzio aus, die im November 2018 in der Villa Vigoni am Comer See stattgefunden hat. Ausgehend von den Ergebnissen der Tagung will diese von Marijana Erstić mitherausgegebene Nummer von Zibaldone einen interdisziplinären Blick auf die komplexe Beziehungsgeschichte von Italien und Kroatien werfen. Im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung, Italophilie und -phobie, Nationalismus und Transkulturalität soll dabei nicht zuletzt der oft zu kurz kommenden kroatischen Perspektive eine kritische Stimme verliehen werden.