Iris Nachum | The Hebrew University of Jerusalem (original) (raw)
Uploads
Book by Iris Nachum
Erstmals untersucht eine Studie den Ursprung der sudetendeutschen Wiedergutmachungsforderungen ge... more Erstmals untersucht eine Studie den Ursprung der sudetendeutschen Wiedergutmachungsforderungen gegenüber Prag. Dabei zeigt sich, dass diese Forderungen nicht erst im Zusammenhang mit der Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind. Vielmehr beruhen sie auf einer diskursiven Praxis, die ihren Anfang bereits in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit genommen hat, als unter dem Wiedergutmachungsbegriff der Ruf nach Kompensation für Schäden am sudetendeutschen »Besitzstand« zusammengefasst wurde. Auf breiter Quellenbasis analysiert die Autorin die Entwicklung der »Wiedergutmachung« zu einem zentralen sudetendeutschen Schlagwort nach 1919 und fragt nach der Rolle, die der Wiedergutmachungsbegriff bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938/39 spielte. Die mit dem Begriff verbundene Erwartungshaltung auf Entschädigung des beschädigten sudetendeutschen »Nationalbesitzstandes« sollte allerdings im »Dritten Reich« nicht erfüllt werden.
Edited volumes by Iris Nachum
In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict ... more In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict Anderson die Nation als imaginierte, »vorgestellte Gemeinschaft«, als »kameradschaftlichen« Verbund, in dem man einander kennt und nahe ist. Da Kameradschaft sich zumindest zum Teil durch den Ausschluss jener, die nicht Kameraden sind, konstituiert, betont Anderson: Die »Nation wird als begrenzt vorgestellt […], weil selbst die größte von ihnen […] in genau bestimmten, wenn auch variablen Grenzen lebt, jenseits derer andere Nationen liegen.« 1 Mit Ausnahme seiner Erörterung des Kolo nialismus geht Anderson allerdings nicht auf die Imagination dessen ein, was sich jenseits der eigenen Nation abspielt. Zudem sind Grenzen, seien sie geo grafisch und/oder politisch, nicht immer mit denen der imaginierten Nation identisch.
Wer war Margherita von Brentano? Der vorliegende Band zeichnet ein Portrait dieser linksintellekt... more Wer war Margherita von Brentano? Der vorliegende Band zeichnet ein Portrait dieser linksintellektuellen Grande Dame. Dabei wird nicht nur Brentanos politisches Engagement in der Bundesrepublik, ihre Arbeit beim Radio und ihre akademische Tätigkeit an der Freien Universität Berlin, sondern auch ihr facettenreiches Privatleben skizziert.
Die Collage greift vor allem auf Schriften aus Brentanos Nachlass zurück, die hier zum Teil erstmals veröffentlicht werden. Neben Manuskripten zum Thema Holocaust, die Brentano in den späten 1950er Jahren für den Jugendfunk schrieb, Auszügen aus ihren philosophisch-theoretischen Vorlesungen sowie Interviews zu ihren sozialpolitischen Aktivitäten finden sich darin auch private Lebensdokumente wieder: z.B. autobiografische Notizen, die aufschlussreiche Zeugnisse der Familiengeschichte Brentano liefern, und Auszüge aus der Privatkorrespondenz. In den Briefen an Brentanos späteren Ehemann, den Rabbiner und Religionstheoretiker Jacob Taubes wird die spannungsreiche Beziehung zweier höchst komplexer Persönlichkeiten deutlich. Gespräche der Herausgeberinnen mit Weggefährten Brentanos ergänzen den Band.
Peer-reviewed articles and chapters by Iris Nachum
Only recently have historians studying the Holocaust recognised the unique value of German compen... more Only recently have historians studying the Holocaust recognised the unique value of German compensation files as historical source material. The Federal Republic of Germany created these files after World War II in the context of Wiedergutmachung, that is, compensation for damages inflicted by the Nazis on racial, religious and political grounds. This article draws attention to a different body of compensation records, one that has so far been ignored by historians of Nazi persecution: case files created under the Lastenausgleichsgesetz (Equalisation of Burdens Law [LAG]). This West German law was meant to compensate ethnic Germans for property they lost when they were expelled from Central and Eastern Europe after the war. The article demonstrates that LAG files can be especially illuminating of the interaction between Nazi profiteers and their Jewish victims in Central and Eastern Europe.
The article questions the dichotomous scholarly discourse about West Germany's "coming to terms w... more The article questions the dichotomous scholarly discourse about West Germany's "coming to terms with the past" in the long 1950s. Those scholars who advocate the view that West Germans successfully confronted their Nazi history already in the Adenauer era usually cite compensation payments to victims of Nazi persecution ("Wiedergutmachung"). However, those who are convinced that West Germans failed to confront their Nazi past often point to the generous compensation payments that ethnic German expellees had received under the 1952 Equalization of Burdens Law ("Lastenausgleich"). By focusing on West German indemnification payments to both persecutees of Nazism and ethnic German expellees, the article suggests a third position in this debate. Instead of characterizing West Germany's "coming to terms with the Nazi past" in the Adenauer era as either a success or a failure, the article proposes to look at the young Federal Republic balancing between the wish to ignore the Nazi past and accepting collective responsibility for it.
Chapters in collected volumes by Iris Nachum
German version of Iris Nachum, "'Coming to Terms with the Nazi Past'?: The West German Compensati... more German version of Iris Nachum, "'Coming to Terms with the Nazi Past'?: The West German Compensation Policy in the Long 1950s". In: Studies in Jewish History and Culture, Vol. 70 (Leiden: Brill 2022), pp. 11-24.
Lektorat: Susan Wille (Polifolia) Mit 16 Abbildungen Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen... more Lektorat: Susan Wille (Polifolia) Mit 16 Abbildungen Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung, Köln. Umschlagabbildung: Frank Maibier, Chemnitz, Objekt: transparent-variabel, 2008. © Foto: Erik Engelhardt, Leipzig. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Mussten Holocaust-Überlebende in Israel ihr Deutschtum beweisen, glich die Prozedur einer Episode... more Mussten Holocaust-Überlebende in Israel ihr Deutschtum beweisen, glich die Prozedur einer Episode aus Franz Kafkas "Prozess". José Brunner und Iris Nachum haben erstmals die Dokumente dazu ausgewertet Von José Brunner und Iris Nachum Vor dem Gesetz steht ein Türhüter", beginnt eine von Kafkas berühmtesten Miniaturen. "Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz." Doch der wird ihm nicht gewährt. Der Mann wartet sein ganzes Leben lang ergebnislos, obwohl er sogar die Flöhe im Pelzmantel des Türhüters bittet, ihm zu helfen. "Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne." Der Mann vom Lande stirbt, ohne dass ihm Eintritt ins Gesetz gewährt worden wäre. Nach seinem Tod wird das Tor geschlossen. Es stellt sich heraus, dass es nur für ihn bestimmt war.
Other publications by Iris Nachum
1 4 .-15 . S e p te m b e r 2 0 17 7
Erstmals untersucht eine Studie den Ursprung der sudetendeutschen Wiedergutmachungsforderungen ge... more Erstmals untersucht eine Studie den Ursprung der sudetendeutschen Wiedergutmachungsforderungen gegenüber Prag. Dabei zeigt sich, dass diese Forderungen nicht erst im Zusammenhang mit der Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind. Vielmehr beruhen sie auf einer diskursiven Praxis, die ihren Anfang bereits in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit genommen hat, als unter dem Wiedergutmachungsbegriff der Ruf nach Kompensation für Schäden am sudetendeutschen »Besitzstand« zusammengefasst wurde. Auf breiter Quellenbasis analysiert die Autorin die Entwicklung der »Wiedergutmachung« zu einem zentralen sudetendeutschen Schlagwort nach 1919 und fragt nach der Rolle, die der Wiedergutmachungsbegriff bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938/39 spielte. Die mit dem Begriff verbundene Erwartungshaltung auf Entschädigung des beschädigten sudetendeutschen »Nationalbesitzstandes« sollte allerdings im »Dritten Reich« nicht erfüllt werden.
In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict ... more In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict Anderson die Nation als imaginierte, »vorgestellte Gemeinschaft«, als »kameradschaftlichen« Verbund, in dem man einander kennt und nahe ist. Da Kameradschaft sich zumindest zum Teil durch den Ausschluss jener, die nicht Kameraden sind, konstituiert, betont Anderson: Die »Nation wird als begrenzt vorgestellt […], weil selbst die größte von ihnen […] in genau bestimmten, wenn auch variablen Grenzen lebt, jenseits derer andere Nationen liegen.« 1 Mit Ausnahme seiner Erörterung des Kolo nialismus geht Anderson allerdings nicht auf die Imagination dessen ein, was sich jenseits der eigenen Nation abspielt. Zudem sind Grenzen, seien sie geo grafisch und/oder politisch, nicht immer mit denen der imaginierten Nation identisch.
Wer war Margherita von Brentano? Der vorliegende Band zeichnet ein Portrait dieser linksintellekt... more Wer war Margherita von Brentano? Der vorliegende Band zeichnet ein Portrait dieser linksintellektuellen Grande Dame. Dabei wird nicht nur Brentanos politisches Engagement in der Bundesrepublik, ihre Arbeit beim Radio und ihre akademische Tätigkeit an der Freien Universität Berlin, sondern auch ihr facettenreiches Privatleben skizziert.
Die Collage greift vor allem auf Schriften aus Brentanos Nachlass zurück, die hier zum Teil erstmals veröffentlicht werden. Neben Manuskripten zum Thema Holocaust, die Brentano in den späten 1950er Jahren für den Jugendfunk schrieb, Auszügen aus ihren philosophisch-theoretischen Vorlesungen sowie Interviews zu ihren sozialpolitischen Aktivitäten finden sich darin auch private Lebensdokumente wieder: z.B. autobiografische Notizen, die aufschlussreiche Zeugnisse der Familiengeschichte Brentano liefern, und Auszüge aus der Privatkorrespondenz. In den Briefen an Brentanos späteren Ehemann, den Rabbiner und Religionstheoretiker Jacob Taubes wird die spannungsreiche Beziehung zweier höchst komplexer Persönlichkeiten deutlich. Gespräche der Herausgeberinnen mit Weggefährten Brentanos ergänzen den Band.
Only recently have historians studying the Holocaust recognised the unique value of German compen... more Only recently have historians studying the Holocaust recognised the unique value of German compensation files as historical source material. The Federal Republic of Germany created these files after World War II in the context of Wiedergutmachung, that is, compensation for damages inflicted by the Nazis on racial, religious and political grounds. This article draws attention to a different body of compensation records, one that has so far been ignored by historians of Nazi persecution: case files created under the Lastenausgleichsgesetz (Equalisation of Burdens Law [LAG]). This West German law was meant to compensate ethnic Germans for property they lost when they were expelled from Central and Eastern Europe after the war. The article demonstrates that LAG files can be especially illuminating of the interaction between Nazi profiteers and their Jewish victims in Central and Eastern Europe.
The article questions the dichotomous scholarly discourse about West Germany's "coming to terms w... more The article questions the dichotomous scholarly discourse about West Germany's "coming to terms with the past" in the long 1950s. Those scholars who advocate the view that West Germans successfully confronted their Nazi history already in the Adenauer era usually cite compensation payments to victims of Nazi persecution ("Wiedergutmachung"). However, those who are convinced that West Germans failed to confront their Nazi past often point to the generous compensation payments that ethnic German expellees had received under the 1952 Equalization of Burdens Law ("Lastenausgleich"). By focusing on West German indemnification payments to both persecutees of Nazism and ethnic German expellees, the article suggests a third position in this debate. Instead of characterizing West Germany's "coming to terms with the Nazi past" in the Adenauer era as either a success or a failure, the article proposes to look at the young Federal Republic balancing between the wish to ignore the Nazi past and accepting collective responsibility for it.
German version of Iris Nachum, "'Coming to Terms with the Nazi Past'?: The West German Compensati... more German version of Iris Nachum, "'Coming to Terms with the Nazi Past'?: The West German Compensation Policy in the Long 1950s". In: Studies in Jewish History and Culture, Vol. 70 (Leiden: Brill 2022), pp. 11-24.
Lektorat: Susan Wille (Polifolia) Mit 16 Abbildungen Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen... more Lektorat: Susan Wille (Polifolia) Mit 16 Abbildungen Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung, Köln. Umschlagabbildung: Frank Maibier, Chemnitz, Objekt: transparent-variabel, 2008. © Foto: Erik Engelhardt, Leipzig. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Mussten Holocaust-Überlebende in Israel ihr Deutschtum beweisen, glich die Prozedur einer Episode... more Mussten Holocaust-Überlebende in Israel ihr Deutschtum beweisen, glich die Prozedur einer Episode aus Franz Kafkas "Prozess". José Brunner und Iris Nachum haben erstmals die Dokumente dazu ausgewertet Von José Brunner und Iris Nachum Vor dem Gesetz steht ein Türhüter", beginnt eine von Kafkas berühmtesten Miniaturen. "Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz." Doch der wird ihm nicht gewährt. Der Mann wartet sein ganzes Leben lang ergebnislos, obwohl er sogar die Flöhe im Pelzmantel des Türhüters bittet, ihm zu helfen. "Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne." Der Mann vom Lande stirbt, ohne dass ihm Eintritt ins Gesetz gewährt worden wäre. Nach seinem Tod wird das Tor geschlossen. Es stellt sich heraus, dass es nur für ihn bestimmt war.
1 4 .-15 . S e p te m b e r 2 0 17 7
Zur Karriere zweier Kampfbegriffe im deutschböhmischen/sudetendeutschen Diskurs Ausgehend von ein... more Zur Karriere zweier Kampfbegriffe im deutschböhmischen/sudetendeutschen Diskurs Ausgehend von einer theoretischen Verschränkung zwischen der Begriffsgeschichte und der historischen Diskursanalyse untersucht die Studie die Genese und Entfaltung zweier Kampfbegriffe -Nationalbesitztand (bzw. nationaler Besitzstand) und Wiedergutmachung -im deutschböhmischen/sudetendeutschen Diskurs. Die Leitfragen der Arbeit lauten: Wann, warum, von wem und in welchem diskursiven Rahmen wurden diese beiden Termini verwendet bzw. nicht verwendet? Welchen Bedeutungswandel durchliefen sie von ihrem erstmaligen Gebrauch bis zum "Anschluss" des "Sudetenlandes" an das Deutsche Reich im Jahr 1938 und darüber hinaus? Der Forschungsfokus liegt infolge auf der Entwicklung der deutschtschechischen Beziehungen in den böhmischen Ländern, in der Arbeit geht es aber auch um das Verhältnis zwischen Deutschböhmen bzw. Sudetendeutschen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert.
In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict ... more In seinem Standardwerk Die Erfindung der Nation definiert der amerikani sche Politologe Benedict Anderson die Nation als imaginierte, »vorgestellte Gemeinschaft«, als »kameradschaftlichen« Verbund, in dem man einander kennt und nahe ist. Da Kameradschaft sich zumindest zum Teil durch den Ausschluss jener, die nicht Kameraden sind, konstituiert, betont Anderson: Die »Nation wird als begrenzt vorgestellt […], weil selbst die größte von ihnen […] in genau bestimmten, wenn auch variablen Grenzen lebt, jenseits derer andere Nationen liegen.« 1 Mit Ausnahme seiner Erörterung des Kolo nialismus geht Anderson allerdings nicht auf die Imagination dessen ein, was sich jenseits der eigenen Nation abspielt. Zudem sind Grenzen, seien sie geo grafisch und/oder politisch, nicht immer mit denen der imaginierten Nation identisch.