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Papers by Christoph Nübel

Research paper thumbnail of Wie global war der Erste Weltkrieg? Der „Weltkrieg“ aus Sicht der deutschen Provinz

Comparativ, Sep 8, 2014

This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits th... more This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits that the 1914-1918 conflict was a global war due to its spatial extent and international reverberations. This, however, is not necessarily a purely contemporary contention. Taking the everyday life in the city of Münster (Westphalia) as an example, this paper discusses the impact and interpretation of the war by exploring it through the notion of ‘glocalization’. Analysed through the prisms of mobility, communication and power, this concept traces the formation of local and global spaces. In Münster, no lasting awareness to fight a truly world war can be found. Instead inhabitants’ image of war was determined by social relations and parochial concerns; everyday life was dominated by a Festungsdenken (‘fortress mentality’). Münster’s First World War was not so much a global war, but a large-scale European war with distinctly international influences.

Research paper thumbnail of Unfälle sind keine Zufälle. Plädoyer für eine Geschichte des Unfalls und der Risikoakzeptanz im Militär am Beispiel von Bundeswehr und NVA

Deutsche Militärgeschichte in Europa 1945‑1990 Repräsentation, Organisation und Tradition von Streitkräften in Demokratie und Diktatur, 2022

Offenbar gab es kaum etwas Alltäglicheres als Unfälle – im Militär wie auch in den zivilen Bereic... more Offenbar gab es kaum etwas Alltäglicheres als Unfälle – im Militär wie auch
in den zivilen Bereichen der Gesellschaft. Dennoch gibt es bislang keine wissenschaftliche Geschichte des Unfalls im Militär.
In einem ersten Schritt bestimmt der Beitrag das Phänomen des militärischen Unfalls und überführt es in historische Analysekategorien. Daraufhin klärt er, weshalb Unfälle in Militärorganisationen als Krise aufgefasst wurden. Abschließend werden am Beispiel von Verkehrsunfällen einige Muster des Risikomanagements – verstanden als planmäßiges Bestreben einer
Organisation, die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Schadensereignisse zu senken – im deutschen Militär während des Ost-West-Konflikts herausgearbeitet.

Research paper thumbnail of Zur Ambivalenz der Zermürbung - Die "Nerven" der Frontsoldaten in öffentlichen und privaten Kriegsdeutungen 1914-1918

Nerven und Krieg Psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen in Deutschland (1900–1939), hg. Gundula Gahlen, Ralf Gnosa, Oliver Janz, 2020

Mit seiner langen Dauer und ungeheuren Intensität verursachte der Erste Weltkrieg grundlegende Ve... more Mit seiner langen Dauer und ungeheuren Intensität verursachte der Erste Weltkrieg grundlegende Veränderungen in den Sozialbeziehungen. Während der Euphorie der Anfangsmonate des Krieges konnte der Soziologe Emil Lederer noch vermerken, dass nunmehr »alle gruppenbildenden Einflüsse suspendiert und alles Interesse, aller Wille und alle Tat auf ein Gemeinsames gerichtet« seien. 1 Die mobilisierende Kraft des Krieges brachte jedoch nicht die Gemeinschaft aller Deutschen hervor, wie manch einer gehofft hatte. Mit der Zeit brachen auch seine destruktiven und transformierenden Potenziale im Feld des Sozialen durch. Sie bewirkten, dass die deutsche Gesellschaft 1918 nur noch wenig gemein hatte mit jener von 1914. Doch blieb die transformierende und revolutionierende Kraft des Krieges nicht bei materiellen Gütern stehen, sondern wirkte sich auch auf Sprache, Sinnwelten und Mentalitäten aus. Das Sprechen von »Nerven« ist ein Beispiel dafür, wie Diskurse der Vorkriegszeit auf den Krieg reagierten. Mit dem Begriff »Nerven« wird ein sprachliches System von Attributionen und Selbstbeschreibungen bezeichnet, mit dem einzelne Akteure, Gruppen und Gesellschaften ihre Identität verhandelten und ihr Verhältnis zum Krieg bestimmten. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts waren »Nerven« von einer medizinischen Diagnose zu einem Mittel für die Beschreibung sozialer Verhältnisse und Identitäten geworden. 2 »Nerven« bezeichnen nicht allein eine körperliche, sondern eine verkörperlichte Form von Erfahrungen, also ein Sprachfeld, das aus der medizinischen Diagnostik erwuchs. Es hatte deren Grenzen aber

Research paper thumbnail of Modern warfare: camouflage tactics (‘Tarnung’) in the German army during the First World War

First World War Studies, 2015

This article takes camouflage as an example in considering the First World War as a conflict that... more This article takes camouflage as an example in considering the First World War as a conflict that fundamentally transformed the conduct and face of the military, ultimately witnessing the breakthrough of modern warfare. The war was shaped by the large-scale implementation of technology and a permanent reassessment of tactics. Already contemporaries shared the view that these developments signified something new that distinguished this war from all other previous wars and thus made it modern. Camouflage tactics are an example of the influence of modernity on the military as they were premised upon scientific principles and were created on the basis of contemporary technology and tactics. Camouflage tactics were an object of continuous reconsideration throughout the conflict. While working on positions, aerial photographs were taken to test the effectiveness of their camouflage. By examining camouflage, the paper argues that the First World War was a caesura, as it saw a large-scale implementation of camouflage which fundamentally changed the appearance of the armies and their tactical layout. The article deals with the three principles of camouflage: to render invisible, to obscure and to feign. The First World War, which can be labelled a scout war, made it necessary to make entire armies and their infrastructure vanish in the field. Due to their inferiority on the Western Front since 1915, the German Army was under intense pressure to quickly develop efficient and innovative camouflage techniques. But it remains clear that perfect camouflage could rarely be realized in the actual conditions of war. Rather than concentrating on soldiers whose trenches already provided adequate cover, camouflage mainly focused on military positions such as artillery emplacements, equipment and infrastructure which were highly immobile and hard to replace if lost. During the war, camouflage featured on an unforeseen scale and became everyday practice on the front line as early as 1916.

Research paper thumbnail of Psychische Versehrungen im Zeitalter der Weltkriege: Zur Einführung

Portal Militärgeschichte, 2015

Kriege sind zerstörerisch und verletzend – physisch und psychisch. Den psychischen Versehrungen v... more Kriege sind zerstörerisch und verletzend – physisch und psychisch. Den psychischen Versehrungen von Kriegsteilnehmern verschiedener Länder im Zeitalter der Weltkriege widmen sich die sechs Beiträge des Themenschwerpunktes, die in loser Folge in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Sie gewähren Einblick in die neueste, breit gefächerte Forschung zum Thema und zeigen, dass das Erscheinungsbild, die Diagnose und die Anerkennung psychischer Kriegsleiden keineswegs auf universellen Standards beruhten, sondern zutiefst historisch waren – nämlich das Ergebnis eines nach Zeit und Ort unterschiedlich verlaufenden, konflikthaften Aushandlungsprozesses, der sich bis in unsere Gegenwart fortsetzt.

Research paper thumbnail of Was ist neu am "spatial turn"? Potentiale und Grenzen deutscher geschichtswissenschaftlicher Raumkonzepte vom 19. Jahrhundert bis heute

Historische Mitteilungen, 2015

In der jüngeren Debatte um historische Räume wurde kaum über die Raumkon-zepte der Geschichtswiss... more In der jüngeren Debatte um historische Räume wurde kaum über die Raumkon-zepte der Geschichtswissenschaften selber gesprochen. Das Fach verfügt seit dem 19. Jahrhundert über ein breites Instrumentarium an Methoden und Ansätzen, die jedoch einem Wandel unterworfen waren und zuweilen in Vergessenheit gerieten. Das erklärt die unterschiedlichen Urteile, die über die historiographische Raum-forschung gefällt wurden. Franz Irsigler gelangte 1987 zu dem Befund, dass die "Erforschung von historischen Räumen" schon "seit den späten 50er Jahren in der deutschen und der internationalen Forschung einen außerordentlichen Auf-schwung genommen hat." Damit pflichtete er Reinhart Koselleck bei, der die Ge-schichte von "Raum-Vorstellungen" als "gut untersucht" bezeichnete.

Research paper thumbnail of Reise in die Vergangenheit, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Rezension zu: Susan Neiman, Von den Deutschen lernen

Research paper thumbnail of Die DDR, Rumänien und das Manöver "Waffenbrüderschaft" 1970

Sozialistische Waffenbrüder?, 2020

Research paper thumbnail of Warscapes. Managing Space on the Western Front, 1914-1918

Past Societies, 2020

It is quite common to call the First World War a ‘machine war’ or a ‘total war’. Both concepts hi... more It is quite common to call the First World War a ‘machine war’ or a ‘total war’. Both
concepts highlight structural dynamics of warfare between 1914‑1918 but hardly take
geography or landscapes into account. Nevertheless, war might just as well be seen as
a large-scale spatial encounter. This paper aims to show that the spaces of World War
One were man-made and highly dynamic.
Firstly, it is assumed that a spatial analysis of the First World War needs to specify
the relevant concepts. It is deficient just to make space a catchy label without developing
a concise notion of space. Instead, it is necessary to identify particular physical or
mental spaces which shall become the objects of research.
Secondly, by applying this assumption, this paper will elaborate on three categories
of warscapes and ask how the German soldiers grappled with these spaces on the
Western Front. The environment posed an enduring threat to the soldiers. Weather
and ground conditions affected their living situation and forced them to develop ingenious
techniques of trench building. The conditions of the terrain were under constant
change: novel tactics were developed which permanently produced new spatial
structures. At the same time, the soldiers had to learn about the microstructures of the
front zone in order to stay orientated and to deal with the terrain during battle. Thus,
a constant training of cognition and moves was necessary. The soldiers were well aware
of the landscapes. While conceiving the destroyed countryside, they reflected on the
war. Interestingly enough, they were able to make sense of all the chaos and destruction.
Some welcomed the war as an opportunity to master nature, others complained
about the devastation. In very different ways, landscapes served as a medium to come
to terms with the war experiences. These three spatial studies show how the soldiers
struggled to adapt to the warscapes of the Western Front.

Research paper thumbnail of Between Alliance Obligations and National Interests: East Germany, Romania and the Exercise "Brotherhood in Arms '70"

Review of Military History, 2019

This paper takes a Warsaw Pact manoeuvre as an example for considering the political and military... more This paper takes a Warsaw Pact manoeuvre as an example for considering the political and military relationship between East Germany, Romania and the Soviet Union. It took place in 1970 at a time of ambivalences, when the tensions of the Cold War could still be felt but détente was already underway. Although Romania took a distant stance in the Eastern alliance, it was eventually obliged to participate in the manoeuvre. It is argued here that this was not a failure, but a success, as it could maintain its course of making only a minimal contribution to the Eastern alliance. The GDR, in turn, could present itself as a fully-fledged military power.

To demonstrate this, the paper takes up recent research trends that underline the symbolical dimensions of the Cold War as ‘imaginary war’ and emphasise the importance of smaller states in this period. The paper proceeds in three steps. Firstly, it outlines the international relations of East Germany and Romania around 1970. Secondly, it analyses the negotiation processes within the Eastern alliance. Finally, it examines the ambivalent role of the Romanian armed forces during the manoeuvre.

Research paper thumbnail of Der Staat gestützt auf Blut und Eisen. Das Militär im Staatsdenken Bismarcks

Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen. Das Staatsverständnis Otto von Bismarcks (ed. Lappenküper, Morgenstern), 2019

Es gibt nur wenige historische Persönlichkeiten, die zu so unterschiedlichen Deutun-gen Anlass ge... more Es gibt nur wenige historische Persönlichkeiten, die zu so unterschiedlichen Deutun-gen Anlass gegeben haben wie Otto von Bismarck. Waren für die einen Kürassier-rock und Pickelhaube eindrucksvoller Beleg für sein militaristisches Denken, ver-wiesen die anderen auf die zahlreichen internationalen Krisen, in denen Bismarck sich als Friedenswahrer gegen die Präventivkriegsvorstellungen der Generäle durch-gesetzt hatte. Für jede Betrachtungsweise hat Bismarck selbst Belege geliefert. So ließ er 1863 den preußischen Gesandten in Paris wissen, dass er "in keiner Weise kriegsscheu" sei. 1 1888 wählte er im Reichstag Worte, die berühmt wurden: ,,Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt". Im anhebenden "lebhaften Bravo" der Abgeordneten ging der zweite, noch immer weitaus unbekanntere Teil des Satzes beinahe unter, in dem es hieß: ,,und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt". 2 Solche Ambivalenzen begründeten nicht nur das Interesse an Person und Wirken Bismarcks, sondern sorgten auch dafür, dass er lange Zeit eine der umstrittensten Figuren der deutschen Geschichte war. Heute ist das nicht mehr der Fall. Bismarck ist uns fremd geworden, denn seine politischen Prämissen scheinen überholt, die drängenden Fragen seiner Zeit beant-wortet. So betrieb er als preußischer Ministerpräsident eine Machtpolitik, die andere Staaten als Rivalen betrachtete, den Krieg nicht scheute und den Weg für die Grün-dung des deutschen Kaiserreiches 1871 bereitete. Die heutige deutsche Politik hat solchen Prinzipien nicht zuletzt aus historischen Gründen eine grundsätzliche Absa-ge erteilt, zumal sie sich zusammen mit anderen europäischen Staaten auf suprana-tionale Institutionen verständigt hat. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist auch die seit 1945 offene Frage, ob das von Bismarck geschaffene Kleindeutschland nur eine historische Episode bleiben sollte, beantwortet. Dennoch ist eine Beschäftigung mit Bismarck auch weiterhin lohnend, und das gerade auf dem hier interessierenden Feld von Staat und Militär. Denn bei näherem Hinsehen wirken in der Bismarckzeit geschaffene Strukturen heute noch fort. So sind immer noch (National-) Staaten die zentralen Akteure auf der politischen Büh-ne. Sie leisten sich einen nach Prinzipien des 19. Jahrhunderts aufgestellten Militär

Research paper thumbnail of Sicherheit, Ausnahmezustand, Burgfrieden. Opferökonomien in der Lokalgeschichte der "Heimatfront" zu Beginn des Ersten Weltkrieges

Eines der bestimmenden Themen der Forschung zum Ersten Weltkrieg ist immer noch das Durchhalten, ... more Eines der bestimmenden Themen der Forschung zum Ersten Weltkrieg ist immer noch das Durchhalten, denO: recht bald nach Ausbruch der Kämpfe offenbarte sich, dass diese entgegen der vielfach geäußerten Erwartung kein rasches Ende nehmen würden. Damit stellt sich die Frage, weshalb und in welchem Ausmaß die Bevölkerung in den beteiligten Staaten den Krieg über mehr als vier Jahre unterstützte. Sie zielt darauf, Sinnstiftungen und Hand­ lungen zu untersuchen, die als strukturierende Träger eines Konsenses über die Notwendigkeit des Krieges angesehen werden können. 1 Eine umstrittene Antwort lautet, dass die »Kriegskultur« das Durchhalten möglich gemacht habe. Darunter verstehen einige französische Historiker Repräsentationen des Krieges, die von einem tiefgreifenden Hass auf den Gegner zeugen, der unbedingt vernichtet werden müsse. 2 Andere hingegen wollen mit dem Be­ griff »Kriegskultur« nur sagen, dass der Krieg ohne eine kulturelle Mobili­ sierung vor allem in Form von »Propaganda und Indoktrination« niemals so lange hätte geführt werden können.3 Eine weitere Antwort wurde im Forschungskonzept des »Totalen Krie­ ges« gefunden. Auch dieser Ansatz ist umstritten, weil er dazu verleitet, eine Entwicklungslinie des Krieges hin zu seiner radikalen Reinform zu zeichnen. Aus vielen Gründen scheint der Zweite Weltkrieg dieser Form sehr nahe zu kommen. Der Blick von 1939-45 her auf die Kriegsgeschichte wird indes dem historischen Ort früherer gewaltsamer Konflikte nicht gerecht. Mittlerweile

Research paper thumbnail of Fremde Welten Kriegslandschaften und die Anthropologie des Soldaten, 1914-1933, Historische Anthropologie 24 (2016)

Es ist eine düstere Szene, die heute zu einer Ikone des Ersten Weltkrieges geworden ist. Ein deut... more Es ist eine düstere Szene, die heute zu einer Ikone des Ersten Weltkrieges geworden ist. Ein deutscher Soldat steht-den Rücken dern Betrachter zugewendet-auf einem Baurnstarnrn und blickt hinein in eine von heftigen Kämpfen völlig zerstört Land-schaft. Von dern Wald, der offenbar zuvor die Gegend bedeckt hat, sind nur noch Stümpfe und ein Gewirr von Zweigen geblieben. In Granattrichtern sammelt sich bereits das Wasser. Es scheint ein feuchtes Gebiet zu sein, das auf einem Holzsteg überquert werden muss. Die von einem unbekannten Fotografen während der deut-schen Frühjahrsoffensiven 1918 irn Gebiet urn Armentieres geschossene Aufnahme hat bereits eine längere öffentliche Karriere hinter sich: Schon irn selben Jahr findet sie sich in einem Band, der von Kriegsberichterstattern der 6. Armee herausgegeben wurde. Heute druckt rnan sie auf dern Buchdeckel wissenschaftlicher Publikationen zurn Weltkrieg ab, wobei allerdings nur noch ein Bildausschnitt gezeigt wird. Der helle Steg, der Abstand zurn Bild schafft, fehlt-auf diese Weise rücken die Be-trachter unmittelbar an die Rückenfigur heran. 1 Die für die Buchumschläge derart überarbeitete Fotografie ist als Einladung zu verstehen, sich rnit dern abgebildeten Soldaten zu identifizieren und die Kriegslandschaft auf sich wirken zu lassen. In-sofern steht das Bild symbolisch für das gegenwärtige Bedürfnis, etwas über die " Stimmung" und die " Wirklichkeit an der Front" zu erfahren. 2 So versuchen einige Museen, ihren Besuchern die Kriegszeit durch sogenannte " living histories" näher zu bringen: Die zeitliche Distanz zu den Ereignissen soll für die Zuschauenden abge-baut werden, indem durch sinnliche Effekte ein " Aktionsraum" geschaffen wird. 3 Diese sinnliche Aneignung der Geschehnisse prägt allerdings nicht nur den heuti-gen Umgang rnit dern Ersten Weltkrieg, sondern war bereits unter den Zeitgenossen verbreitet. Landschaften hatten irn Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, die rnit nie gekanntem Landesausbau und intensivierter Ressourcennutzung einher

Research paper thumbnail of Herzlichkeit als Handarbeit. Zur Bildgeschichte des Truppenbesuchs von Erich Honecker bei der NVA 1984

Research paper thumbnail of Neuvermessungen der Gewaltgeschichte. Über den "langen Ersten Weltkrieg" (1900–1930), in: Mittelweg 36 24 (2015), S. 225–248

Research paper thumbnail of Durchhalten und Überleben an der Westfront. Raum und Körper im Ersten Weltkrieg, Paderborn u.a. 2014

Research paper thumbnail of Wie global war der Erste Weltkrieg? Der "Weltkrieg" aus Sicht der deutschen Provinz, in: Comparativ 24 (2014), S. 84-107

How global was the First World War? The ‘Weltkrieg’ seen from the German provinces This paper exa... more How global was the First World War? The ‘Weltkrieg’ seen from the German provinces
This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits that the 1914-1918 conflict was a global war due to its spatial extent and international reverberations. This, however, is not necessarily a purely contemporary contention. Taking the everyday life in the city of Münster (Westphalia) as an example, this paper discusses the impact and interpretation of the war by exploring it through the notion of ‘glocalization’. Analysed through the prisms of mobility, communication and power, this concept traces the formation of local and global spaces. In Münster, no lasting awareness to fight a truly world war can be found. Instead inhabitants’ image of war was determined by social relations and parochial concerns; everyday life was dominated by a Festungsdenken (‘fortress mentality’). Münster’s First World War was not so much a global war, but a large-scale European war with distinctly international influences.

Research paper thumbnail of Neue Forschungen zur Kultur- und Sozialgeschichte des Ersten Weltkriegs. Themen, Tendenzen, Perspektiven, in: H-Soz-Kult 2011

Research paper thumbnail of Das Niemandsland als Grenze. Raumerfahrungen an der Westfront im Ersten Weltkrieg, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2 (2008), S. 41-52

Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2 (2008), S. 41-52

Research paper thumbnail of Bismarck und die Legitimität der Diktatur. Zur "Gleichschaltung" politischer Mythen im Nationalsozialismus, 1933-1939, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1 (2015), S. 5-27

Dieser Beitrag untersucht die Entwicklung der Bismarck-Mythen im nationalsozialistischen Staat. A... more Dieser Beitrag untersucht die Entwicklung der Bismarck-Mythen im nationalsozialistischen Staat. Ausgehend von dem Befund, dass politische Herrschaft durch Mythen nicht nur legitimiert, sondern auch kritisiert werden kann, wird gezeigt, wie die Nationalsozialisten die Bismarck-Mythen einhegten. 1933 erlebte Bismarck eine politische Renaissance. Zahlreiche konservative Gruppen – allen voran die DNVP – versuchten jetzt, ihre politischen Vorstellungen mit Bismarck zu untermauern. Die Nationalsozialisten verboten nicht nur deren Organisationen, sondern machten sich daran, die politische Kultur Deutschlands in ihrem Sinne zu gestalten. Sie etablierten ihre Variante des Bismarck-Mythos, die nach Maßgabe der NS-Ideologie geformt war. Bis Ende der 1930er-Jahre hatte sich in der Öffentlichkeit ein Bismarck-Monomythos durchgesetzt, der die Vielfalt der bis dahin mit Bismarck verbundenen politischen Ideen verdrängte.

Research paper thumbnail of Wie global war der Erste Weltkrieg? Der „Weltkrieg“ aus Sicht der deutschen Provinz

Comparativ, Sep 8, 2014

This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits th... more This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits that the 1914-1918 conflict was a global war due to its spatial extent and international reverberations. This, however, is not necessarily a purely contemporary contention. Taking the everyday life in the city of Münster (Westphalia) as an example, this paper discusses the impact and interpretation of the war by exploring it through the notion of ‘glocalization’. Analysed through the prisms of mobility, communication and power, this concept traces the formation of local and global spaces. In Münster, no lasting awareness to fight a truly world war can be found. Instead inhabitants’ image of war was determined by social relations and parochial concerns; everyday life was dominated by a Festungsdenken (‘fortress mentality’). Münster’s First World War was not so much a global war, but a large-scale European war with distinctly international influences.

Research paper thumbnail of Unfälle sind keine Zufälle. Plädoyer für eine Geschichte des Unfalls und der Risikoakzeptanz im Militär am Beispiel von Bundeswehr und NVA

Deutsche Militärgeschichte in Europa 1945‑1990 Repräsentation, Organisation und Tradition von Streitkräften in Demokratie und Diktatur, 2022

Offenbar gab es kaum etwas Alltäglicheres als Unfälle – im Militär wie auch in den zivilen Bereic... more Offenbar gab es kaum etwas Alltäglicheres als Unfälle – im Militär wie auch
in den zivilen Bereichen der Gesellschaft. Dennoch gibt es bislang keine wissenschaftliche Geschichte des Unfalls im Militär.
In einem ersten Schritt bestimmt der Beitrag das Phänomen des militärischen Unfalls und überführt es in historische Analysekategorien. Daraufhin klärt er, weshalb Unfälle in Militärorganisationen als Krise aufgefasst wurden. Abschließend werden am Beispiel von Verkehrsunfällen einige Muster des Risikomanagements – verstanden als planmäßiges Bestreben einer
Organisation, die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Schadensereignisse zu senken – im deutschen Militär während des Ost-West-Konflikts herausgearbeitet.

Research paper thumbnail of Zur Ambivalenz der Zermürbung - Die "Nerven" der Frontsoldaten in öffentlichen und privaten Kriegsdeutungen 1914-1918

Nerven und Krieg Psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen in Deutschland (1900–1939), hg. Gundula Gahlen, Ralf Gnosa, Oliver Janz, 2020

Mit seiner langen Dauer und ungeheuren Intensität verursachte der Erste Weltkrieg grundlegende Ve... more Mit seiner langen Dauer und ungeheuren Intensität verursachte der Erste Weltkrieg grundlegende Veränderungen in den Sozialbeziehungen. Während der Euphorie der Anfangsmonate des Krieges konnte der Soziologe Emil Lederer noch vermerken, dass nunmehr »alle gruppenbildenden Einflüsse suspendiert und alles Interesse, aller Wille und alle Tat auf ein Gemeinsames gerichtet« seien. 1 Die mobilisierende Kraft des Krieges brachte jedoch nicht die Gemeinschaft aller Deutschen hervor, wie manch einer gehofft hatte. Mit der Zeit brachen auch seine destruktiven und transformierenden Potenziale im Feld des Sozialen durch. Sie bewirkten, dass die deutsche Gesellschaft 1918 nur noch wenig gemein hatte mit jener von 1914. Doch blieb die transformierende und revolutionierende Kraft des Krieges nicht bei materiellen Gütern stehen, sondern wirkte sich auch auf Sprache, Sinnwelten und Mentalitäten aus. Das Sprechen von »Nerven« ist ein Beispiel dafür, wie Diskurse der Vorkriegszeit auf den Krieg reagierten. Mit dem Begriff »Nerven« wird ein sprachliches System von Attributionen und Selbstbeschreibungen bezeichnet, mit dem einzelne Akteure, Gruppen und Gesellschaften ihre Identität verhandelten und ihr Verhältnis zum Krieg bestimmten. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts waren »Nerven« von einer medizinischen Diagnose zu einem Mittel für die Beschreibung sozialer Verhältnisse und Identitäten geworden. 2 »Nerven« bezeichnen nicht allein eine körperliche, sondern eine verkörperlichte Form von Erfahrungen, also ein Sprachfeld, das aus der medizinischen Diagnostik erwuchs. Es hatte deren Grenzen aber

Research paper thumbnail of Modern warfare: camouflage tactics (‘Tarnung’) in the German army during the First World War

First World War Studies, 2015

This article takes camouflage as an example in considering the First World War as a conflict that... more This article takes camouflage as an example in considering the First World War as a conflict that fundamentally transformed the conduct and face of the military, ultimately witnessing the breakthrough of modern warfare. The war was shaped by the large-scale implementation of technology and a permanent reassessment of tactics. Already contemporaries shared the view that these developments signified something new that distinguished this war from all other previous wars and thus made it modern. Camouflage tactics are an example of the influence of modernity on the military as they were premised upon scientific principles and were created on the basis of contemporary technology and tactics. Camouflage tactics were an object of continuous reconsideration throughout the conflict. While working on positions, aerial photographs were taken to test the effectiveness of their camouflage. By examining camouflage, the paper argues that the First World War was a caesura, as it saw a large-scale implementation of camouflage which fundamentally changed the appearance of the armies and their tactical layout. The article deals with the three principles of camouflage: to render invisible, to obscure and to feign. The First World War, which can be labelled a scout war, made it necessary to make entire armies and their infrastructure vanish in the field. Due to their inferiority on the Western Front since 1915, the German Army was under intense pressure to quickly develop efficient and innovative camouflage techniques. But it remains clear that perfect camouflage could rarely be realized in the actual conditions of war. Rather than concentrating on soldiers whose trenches already provided adequate cover, camouflage mainly focused on military positions such as artillery emplacements, equipment and infrastructure which were highly immobile and hard to replace if lost. During the war, camouflage featured on an unforeseen scale and became everyday practice on the front line as early as 1916.

Research paper thumbnail of Psychische Versehrungen im Zeitalter der Weltkriege: Zur Einführung

Portal Militärgeschichte, 2015

Kriege sind zerstörerisch und verletzend – physisch und psychisch. Den psychischen Versehrungen v... more Kriege sind zerstörerisch und verletzend – physisch und psychisch. Den psychischen Versehrungen von Kriegsteilnehmern verschiedener Länder im Zeitalter der Weltkriege widmen sich die sechs Beiträge des Themenschwerpunktes, die in loser Folge in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Sie gewähren Einblick in die neueste, breit gefächerte Forschung zum Thema und zeigen, dass das Erscheinungsbild, die Diagnose und die Anerkennung psychischer Kriegsleiden keineswegs auf universellen Standards beruhten, sondern zutiefst historisch waren – nämlich das Ergebnis eines nach Zeit und Ort unterschiedlich verlaufenden, konflikthaften Aushandlungsprozesses, der sich bis in unsere Gegenwart fortsetzt.

Research paper thumbnail of Was ist neu am "spatial turn"? Potentiale und Grenzen deutscher geschichtswissenschaftlicher Raumkonzepte vom 19. Jahrhundert bis heute

Historische Mitteilungen, 2015

In der jüngeren Debatte um historische Räume wurde kaum über die Raumkon-zepte der Geschichtswiss... more In der jüngeren Debatte um historische Räume wurde kaum über die Raumkon-zepte der Geschichtswissenschaften selber gesprochen. Das Fach verfügt seit dem 19. Jahrhundert über ein breites Instrumentarium an Methoden und Ansätzen, die jedoch einem Wandel unterworfen waren und zuweilen in Vergessenheit gerieten. Das erklärt die unterschiedlichen Urteile, die über die historiographische Raum-forschung gefällt wurden. Franz Irsigler gelangte 1987 zu dem Befund, dass die "Erforschung von historischen Räumen" schon "seit den späten 50er Jahren in der deutschen und der internationalen Forschung einen außerordentlichen Auf-schwung genommen hat." Damit pflichtete er Reinhart Koselleck bei, der die Ge-schichte von "Raum-Vorstellungen" als "gut untersucht" bezeichnete.

Research paper thumbnail of Reise in die Vergangenheit, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Rezension zu: Susan Neiman, Von den Deutschen lernen

Research paper thumbnail of Die DDR, Rumänien und das Manöver "Waffenbrüderschaft" 1970

Sozialistische Waffenbrüder?, 2020

Research paper thumbnail of Warscapes. Managing Space on the Western Front, 1914-1918

Past Societies, 2020

It is quite common to call the First World War a ‘machine war’ or a ‘total war’. Both concepts hi... more It is quite common to call the First World War a ‘machine war’ or a ‘total war’. Both
concepts highlight structural dynamics of warfare between 1914‑1918 but hardly take
geography or landscapes into account. Nevertheless, war might just as well be seen as
a large-scale spatial encounter. This paper aims to show that the spaces of World War
One were man-made and highly dynamic.
Firstly, it is assumed that a spatial analysis of the First World War needs to specify
the relevant concepts. It is deficient just to make space a catchy label without developing
a concise notion of space. Instead, it is necessary to identify particular physical or
mental spaces which shall become the objects of research.
Secondly, by applying this assumption, this paper will elaborate on three categories
of warscapes and ask how the German soldiers grappled with these spaces on the
Western Front. The environment posed an enduring threat to the soldiers. Weather
and ground conditions affected their living situation and forced them to develop ingenious
techniques of trench building. The conditions of the terrain were under constant
change: novel tactics were developed which permanently produced new spatial
structures. At the same time, the soldiers had to learn about the microstructures of the
front zone in order to stay orientated and to deal with the terrain during battle. Thus,
a constant training of cognition and moves was necessary. The soldiers were well aware
of the landscapes. While conceiving the destroyed countryside, they reflected on the
war. Interestingly enough, they were able to make sense of all the chaos and destruction.
Some welcomed the war as an opportunity to master nature, others complained
about the devastation. In very different ways, landscapes served as a medium to come
to terms with the war experiences. These three spatial studies show how the soldiers
struggled to adapt to the warscapes of the Western Front.

Research paper thumbnail of Between Alliance Obligations and National Interests: East Germany, Romania and the Exercise "Brotherhood in Arms '70"

Review of Military History, 2019

This paper takes a Warsaw Pact manoeuvre as an example for considering the political and military... more This paper takes a Warsaw Pact manoeuvre as an example for considering the political and military relationship between East Germany, Romania and the Soviet Union. It took place in 1970 at a time of ambivalences, when the tensions of the Cold War could still be felt but détente was already underway. Although Romania took a distant stance in the Eastern alliance, it was eventually obliged to participate in the manoeuvre. It is argued here that this was not a failure, but a success, as it could maintain its course of making only a minimal contribution to the Eastern alliance. The GDR, in turn, could present itself as a fully-fledged military power.

To demonstrate this, the paper takes up recent research trends that underline the symbolical dimensions of the Cold War as ‘imaginary war’ and emphasise the importance of smaller states in this period. The paper proceeds in three steps. Firstly, it outlines the international relations of East Germany and Romania around 1970. Secondly, it analyses the negotiation processes within the Eastern alliance. Finally, it examines the ambivalent role of the Romanian armed forces during the manoeuvre.

Research paper thumbnail of Der Staat gestützt auf Blut und Eisen. Das Militär im Staatsdenken Bismarcks

Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen. Das Staatsverständnis Otto von Bismarcks (ed. Lappenküper, Morgenstern), 2019

Es gibt nur wenige historische Persönlichkeiten, die zu so unterschiedlichen Deutun-gen Anlass ge... more Es gibt nur wenige historische Persönlichkeiten, die zu so unterschiedlichen Deutun-gen Anlass gegeben haben wie Otto von Bismarck. Waren für die einen Kürassier-rock und Pickelhaube eindrucksvoller Beleg für sein militaristisches Denken, ver-wiesen die anderen auf die zahlreichen internationalen Krisen, in denen Bismarck sich als Friedenswahrer gegen die Präventivkriegsvorstellungen der Generäle durch-gesetzt hatte. Für jede Betrachtungsweise hat Bismarck selbst Belege geliefert. So ließ er 1863 den preußischen Gesandten in Paris wissen, dass er "in keiner Weise kriegsscheu" sei. 1 1888 wählte er im Reichstag Worte, die berühmt wurden: ,,Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt". Im anhebenden "lebhaften Bravo" der Abgeordneten ging der zweite, noch immer weitaus unbekanntere Teil des Satzes beinahe unter, in dem es hieß: ,,und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt". 2 Solche Ambivalenzen begründeten nicht nur das Interesse an Person und Wirken Bismarcks, sondern sorgten auch dafür, dass er lange Zeit eine der umstrittensten Figuren der deutschen Geschichte war. Heute ist das nicht mehr der Fall. Bismarck ist uns fremd geworden, denn seine politischen Prämissen scheinen überholt, die drängenden Fragen seiner Zeit beant-wortet. So betrieb er als preußischer Ministerpräsident eine Machtpolitik, die andere Staaten als Rivalen betrachtete, den Krieg nicht scheute und den Weg für die Grün-dung des deutschen Kaiserreiches 1871 bereitete. Die heutige deutsche Politik hat solchen Prinzipien nicht zuletzt aus historischen Gründen eine grundsätzliche Absa-ge erteilt, zumal sie sich zusammen mit anderen europäischen Staaten auf suprana-tionale Institutionen verständigt hat. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist auch die seit 1945 offene Frage, ob das von Bismarck geschaffene Kleindeutschland nur eine historische Episode bleiben sollte, beantwortet. Dennoch ist eine Beschäftigung mit Bismarck auch weiterhin lohnend, und das gerade auf dem hier interessierenden Feld von Staat und Militär. Denn bei näherem Hinsehen wirken in der Bismarckzeit geschaffene Strukturen heute noch fort. So sind immer noch (National-) Staaten die zentralen Akteure auf der politischen Büh-ne. Sie leisten sich einen nach Prinzipien des 19. Jahrhunderts aufgestellten Militär

Research paper thumbnail of Sicherheit, Ausnahmezustand, Burgfrieden. Opferökonomien in der Lokalgeschichte der "Heimatfront" zu Beginn des Ersten Weltkrieges

Eines der bestimmenden Themen der Forschung zum Ersten Weltkrieg ist immer noch das Durchhalten, ... more Eines der bestimmenden Themen der Forschung zum Ersten Weltkrieg ist immer noch das Durchhalten, denO: recht bald nach Ausbruch der Kämpfe offenbarte sich, dass diese entgegen der vielfach geäußerten Erwartung kein rasches Ende nehmen würden. Damit stellt sich die Frage, weshalb und in welchem Ausmaß die Bevölkerung in den beteiligten Staaten den Krieg über mehr als vier Jahre unterstützte. Sie zielt darauf, Sinnstiftungen und Hand­ lungen zu untersuchen, die als strukturierende Träger eines Konsenses über die Notwendigkeit des Krieges angesehen werden können. 1 Eine umstrittene Antwort lautet, dass die »Kriegskultur« das Durchhalten möglich gemacht habe. Darunter verstehen einige französische Historiker Repräsentationen des Krieges, die von einem tiefgreifenden Hass auf den Gegner zeugen, der unbedingt vernichtet werden müsse. 2 Andere hingegen wollen mit dem Be­ griff »Kriegskultur« nur sagen, dass der Krieg ohne eine kulturelle Mobili­ sierung vor allem in Form von »Propaganda und Indoktrination« niemals so lange hätte geführt werden können.3 Eine weitere Antwort wurde im Forschungskonzept des »Totalen Krie­ ges« gefunden. Auch dieser Ansatz ist umstritten, weil er dazu verleitet, eine Entwicklungslinie des Krieges hin zu seiner radikalen Reinform zu zeichnen. Aus vielen Gründen scheint der Zweite Weltkrieg dieser Form sehr nahe zu kommen. Der Blick von 1939-45 her auf die Kriegsgeschichte wird indes dem historischen Ort früherer gewaltsamer Konflikte nicht gerecht. Mittlerweile

Research paper thumbnail of Fremde Welten Kriegslandschaften und die Anthropologie des Soldaten, 1914-1933, Historische Anthropologie 24 (2016)

Es ist eine düstere Szene, die heute zu einer Ikone des Ersten Weltkrieges geworden ist. Ein deut... more Es ist eine düstere Szene, die heute zu einer Ikone des Ersten Weltkrieges geworden ist. Ein deutscher Soldat steht-den Rücken dern Betrachter zugewendet-auf einem Baurnstarnrn und blickt hinein in eine von heftigen Kämpfen völlig zerstört Land-schaft. Von dern Wald, der offenbar zuvor die Gegend bedeckt hat, sind nur noch Stümpfe und ein Gewirr von Zweigen geblieben. In Granattrichtern sammelt sich bereits das Wasser. Es scheint ein feuchtes Gebiet zu sein, das auf einem Holzsteg überquert werden muss. Die von einem unbekannten Fotografen während der deut-schen Frühjahrsoffensiven 1918 irn Gebiet urn Armentieres geschossene Aufnahme hat bereits eine längere öffentliche Karriere hinter sich: Schon irn selben Jahr findet sie sich in einem Band, der von Kriegsberichterstattern der 6. Armee herausgegeben wurde. Heute druckt rnan sie auf dern Buchdeckel wissenschaftlicher Publikationen zurn Weltkrieg ab, wobei allerdings nur noch ein Bildausschnitt gezeigt wird. Der helle Steg, der Abstand zurn Bild schafft, fehlt-auf diese Weise rücken die Be-trachter unmittelbar an die Rückenfigur heran. 1 Die für die Buchumschläge derart überarbeitete Fotografie ist als Einladung zu verstehen, sich rnit dern abgebildeten Soldaten zu identifizieren und die Kriegslandschaft auf sich wirken zu lassen. In-sofern steht das Bild symbolisch für das gegenwärtige Bedürfnis, etwas über die " Stimmung" und die " Wirklichkeit an der Front" zu erfahren. 2 So versuchen einige Museen, ihren Besuchern die Kriegszeit durch sogenannte " living histories" näher zu bringen: Die zeitliche Distanz zu den Ereignissen soll für die Zuschauenden abge-baut werden, indem durch sinnliche Effekte ein " Aktionsraum" geschaffen wird. 3 Diese sinnliche Aneignung der Geschehnisse prägt allerdings nicht nur den heuti-gen Umgang rnit dern Ersten Weltkrieg, sondern war bereits unter den Zeitgenossen verbreitet. Landschaften hatten irn Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, die rnit nie gekanntem Landesausbau und intensivierter Ressourcennutzung einher

Research paper thumbnail of Herzlichkeit als Handarbeit. Zur Bildgeschichte des Truppenbesuchs von Erich Honecker bei der NVA 1984

Research paper thumbnail of Neuvermessungen der Gewaltgeschichte. Über den "langen Ersten Weltkrieg" (1900–1930), in: Mittelweg 36 24 (2015), S. 225–248

Research paper thumbnail of Durchhalten und Überleben an der Westfront. Raum und Körper im Ersten Weltkrieg, Paderborn u.a. 2014

Research paper thumbnail of Wie global war der Erste Weltkrieg? Der "Weltkrieg" aus Sicht der deutschen Provinz, in: Comparativ 24 (2014), S. 84-107

How global was the First World War? The ‘Weltkrieg’ seen from the German provinces This paper exa... more How global was the First World War? The ‘Weltkrieg’ seen from the German provinces
This paper examines whether the First World War was a global war. Contemporary research posits that the 1914-1918 conflict was a global war due to its spatial extent and international reverberations. This, however, is not necessarily a purely contemporary contention. Taking the everyday life in the city of Münster (Westphalia) as an example, this paper discusses the impact and interpretation of the war by exploring it through the notion of ‘glocalization’. Analysed through the prisms of mobility, communication and power, this concept traces the formation of local and global spaces. In Münster, no lasting awareness to fight a truly world war can be found. Instead inhabitants’ image of war was determined by social relations and parochial concerns; everyday life was dominated by a Festungsdenken (‘fortress mentality’). Münster’s First World War was not so much a global war, but a large-scale European war with distinctly international influences.

Research paper thumbnail of Neue Forschungen zur Kultur- und Sozialgeschichte des Ersten Weltkriegs. Themen, Tendenzen, Perspektiven, in: H-Soz-Kult 2011

Research paper thumbnail of Das Niemandsland als Grenze. Raumerfahrungen an der Westfront im Ersten Weltkrieg, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2 (2008), S. 41-52

Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2 (2008), S. 41-52

Research paper thumbnail of Bismarck und die Legitimität der Diktatur. Zur "Gleichschaltung" politischer Mythen im Nationalsozialismus, 1933-1939, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1 (2015), S. 5-27

Dieser Beitrag untersucht die Entwicklung der Bismarck-Mythen im nationalsozialistischen Staat. A... more Dieser Beitrag untersucht die Entwicklung der Bismarck-Mythen im nationalsozialistischen Staat. Ausgehend von dem Befund, dass politische Herrschaft durch Mythen nicht nur legitimiert, sondern auch kritisiert werden kann, wird gezeigt, wie die Nationalsozialisten die Bismarck-Mythen einhegten. 1933 erlebte Bismarck eine politische Renaissance. Zahlreiche konservative Gruppen – allen voran die DNVP – versuchten jetzt, ihre politischen Vorstellungen mit Bismarck zu untermauern. Die Nationalsozialisten verboten nicht nur deren Organisationen, sondern machten sich daran, die politische Kultur Deutschlands in ihrem Sinne zu gestalten. Sie etablierten ihre Variante des Bismarck-Mythos, die nach Maßgabe der NS-Ideologie geformt war. Bis Ende der 1930er-Jahre hatte sich in der Öffentlichkeit ein Bismarck-Monomythos durchgesetzt, der die Vielfalt der bis dahin mit Bismarck verbundenen politischen Ideen verdrängte.

Research paper thumbnail of Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft. Propaganda und Alltag im Ersten Weltkrieg in Münster

Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft. Propaganda und Alltag im Ersten Weltkrieg in Münster, 2008

"Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche", verkündete Kaiser Wilhelm II. bei Ausbru... more "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche", verkündete Kaiser Wilhelm II. bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Diese Burgfriedenspolitik sollte während des Krieges gesellschaftlichen Zusammenhalt gewährleisten. Nicht nur in Berlin, auch in Münster unternahmen Militär, Stadt und Universität propagandistische Anstrengungen, die Kriegsgesellschaft durch Verbreitung eines Gemeinschaftsgefühls für den Krieg zu mobilisieren.
Gab es die viel beschworene Einigkeit der Deutschen im Krieg? Waren die konservativen Eliten in Münster zu politischen Zugeständnissen bereit?

Research paper thumbnail of Dokumente zur deutschen Militärgeschichte 1945-1990. Bundesrepublik und DDR im Ost-West-Konflikt

Dieser Band versammelt zahlreiche bislang unveröffentlichte Dokumente zur Militärgeschichte der B... more Dieser Band versammelt zahlreiche bislang unveröffentlichte Dokumente zur Militärgeschichte der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Sie stammen aus den Verteidigungsministerien, den Streitkräften, den Protestbewegungen oder aus privater Hand. Mit dieser breiten Basis wird die Geschichte des deutschen Militärs während des Ost-West-Konflikts in ihren politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Dimensionen erstmals umfassend in Quellen präsentiert.
In insgesamt 217 Dokumenten und vier Karten werden zahlreiche Themen behandelt. Dazu zählen die sicherheitspolitische Einbindung beider deutscher Staaten in den internationalen Kontext, militärische Selbst- und Fremdbilder, Repräsentationen des Militärischen in einer medialisierten Gesellschaft oder das Verhältnis von Frauen und Jugend zum Militär. Auf diese Weise macht der Band erschließbar, wie das Militärische die deutsch-deutsche Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung prägte.

Research paper thumbnail of Krise ohne Ende? Kriegserwartungen und Kriegsbereitschaft in Europa vor dem Ersten Weltkrieg

Research paper thumbnail of Die Mobilisierung der Kriegsgesellschaft. Propaganda und Alltag im Ersten Weltkrieg in Münster

Research paper thumbnail of Durchhalten und Überleben an der Westfront. Raum und Körper im Ersten Weltkrieg