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Papers by Peter-Erwin Jansen
How to Critique Authoritarian Populism, 2021
Die Psychoanalyse galt Linken lange Zeit als ein Gedankengebäude, das theoretisch dem Biologismus... more Die Psychoanalyse galt Linken lange Zeit als ein Gedankengebäude, das theoretisch dem Biologismus huldigt und damit den Einfluß der Gesellschaft auf die Psyche der Menschen unterschätzt und sich praktisch ausschließlich um die seelischen Wehwehchen der Begüterten kümmert – kurzum, als bürgerliche Ideologie. Mit diesem Märchen gebrochen und die unschätzbare Bedeutung Freuds für die Gesellschaftsanalyse herausgearbeitet zu haben, ist eine der bedeutendsten Leistungen der kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Herbert Marcuse war, neben Erich Fromm, der wichtigste Fürsprecher einer fruchtbaren Verbindung von Marx und Freud. Während sich Fromm aber nach dem zweiten Weltkrieg der Ich-Psychologie zuwandte, blieb Marcuse zeitlebens den materialistischen Grundannahmen der Psychoanalyse treu. Nicht die Konflikte der verschiedenen Ich-Instanzen galten Marcuse als Ursachen psychischer Störungen, sondern der Konflikt zwischen Trieb- und Gesellschaftsstruktur. Sollten die dünne »Rindenschich...
Zeitschrift für kritische Theorie (ZkT), 2019
Peter-Erwin Jansen erinnert an Marcuses Kritik der technologischen Rationalität. Die Analyse der ... more Peter-Erwin Jansen erinnert an Marcuses Kritik der technologischen Rationalität. Die Analyse der Gründe für »die allgemeine Vergiftung und Verschmutzung unserer Umwelt« (Marcuse) erweise ihre Aktualität »im Zeitalter des Digitalismus« und des »Dataismus« (Jansen) aufs Neue – zumal, wenn sie im Kontext von Foucaults Wissens- und Macht-Archäologie und Hartmut Rosas Beschleunigungsanalyse gelesen werde.
Herbert Marcuse hatte sich schon früh in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und gegen den US... more Herbert Marcuse hatte sich schon früh in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und gegen den US-Krieg in Vietnam engagiert. Folgerichtig erkannte die »junge Protestbewegung« in dem »alten« kritischen Theoretiker daher ihren Kopf. »Marx, Mao, Marcuse«, das waren die drei als gefährlich geltenden »M« der 60er Jahre. Mit solidarischer Distanz reflektierte Marcuse die großen Schlagworte der Protestbewegung: Neue Sensibilität, Große Verweigerung, Solidarität, konkrete Utopie, Natur und Revolution. Die Nachlaßtexte, die in Die Studentenbewegung und ihre Folgen erstmals auf deutsch veröffentlicht werden, zeigen, wie eng der Kontakt Marcuses zu den revoltierenden Studenten in den USA und Europa war. Mit einflußreichen Akteuren der Bewegung wie Rudi Dutschke und Angela Davis verband Marcuse eine lange Freundschaft. Kaum eines der großen politischen Ereignisse während der 60er und 70er Jahre wurde von ihm nicht kommentiert und analysiert. Die Themen des vierten Bandes der Nachlaßausgabe rei...
Die westliche Demokratie ist heute jeder kritischen Diskussion entzogen. Sie scheint das politisc... more Die westliche Demokratie ist heute jeder kritischen Diskussion entzogen. Sie scheint das politische Ziel der Geschichte zu sein. Ihre Legitimität in Zweifel zu ziehen, ist mit einem Denkverbot belegt. Weshalb aber führen die westlichen Demokrarien Angriffskriege, sei es einst in Vietnam oder in Jugoslawien? Warum können sich die Wähler in diesen Demokratien meist nur zwischen zwei politischen Parteien, zwei Lagern, zwei Politik-Optionen entscheiden? Wieso werden unverhohlene Verächter der Humanität ebenso toleriert wie ihre Protagonisten? Herbert Marcuses Antwort ist ebenso einfach wie – zumindest heutzutage – unerhört: weil die westliche, bürgerliche Demokratie formal ist und nicht an materiale humanitäre Prinzipien gebunden. Diese Grundthese erlaubt es Marcuse, das Schicksal der bürgerlichen Demokratie zu thematisieren und nicht schon vor der Untersuchung zu deren Apologeten zu verkommen. Marcuses Haltung zur bürgerlichen Demokratie ist, bei aller Schärfe der Kritik, sehr differen...
Jedes Kunstwerk, und nur im Werk manifestiert sich Kunst, hat einen Doppelcharakter. Einerseits ü... more Jedes Kunstwerk, und nur im Werk manifestiert sich Kunst, hat einen Doppelcharakter. Einerseits übertüncht es als schöner Schein – oder zumindest als in sich stimmige Formgebung – die elende Wirklichkeit der Gesellschaft. Andererseits aber ist es gerade als gestalteter Ausdruck der Realität dieser enthoben und spricht so das Urteil über eine Gesellschaft, die hinter ihren Gestaltungsmöglichkeiten zurückbleibt. Herbert Marcuse hat die Beschäftigung mit Kunst und ihrer Theorie zeitlebens als ein Zentrum seines theoretischen Schaffens betrachtet, ja sie scheint ihm im Laufe seiner Entwicklung sogar immer wichtiger geworden zu sein. Je stärker die Sprache der eindimensionalen Gesellschaft zur Sprache von Propaganda und Werbung zu verkommen drohte, desto höher schätzte Marcuse die Bedeutung des unverdinglichten künstlerischen Ausdrucks ein. Trotz des immer auch affirmativen Charakters der Kunst war für Marcuse eine Befreiung der Menschen von gesellschaftlicher Fremdbestimmung ohne den ut...
Herbert Marcuses bahnbrechende Arbeiten für den US Geheimdienst über die Mentalität der Deutschen... more Herbert Marcuses bahnbrechende Arbeiten für den US Geheimdienst über die Mentalität der Deutschen im NS-Staat. Herbert Marcuse arbeitete von 1942 bis 1951 für den US-amerikanischen Geheimdienst, um aktiv an der Bekämpfung des NS-Systems teilzunehmen. Er fertigte Analysen über die psychische und ideologische Verfassung des autoritären deutschen Kollektivs an. Die Feinde, aus deren Mitte er selbst hervorgegangen war, wollte er begreifen, bekämpfen und, nachdem der Sieg errungen, wieder in die Zivilisation zu integrieren helfen. Marcuse zeigt, wie sich die technologische Rationalität und der Pragmatismus der Deutschen mit ihrem Hang zu mythischer Irrationalität zu einer »neuen deutschen Mentalität« verbinden. Jedes Projekt einer Befreiung und »Re-education« Deutschlands, so lautet Marcuses Fazit, habe diese spezifische Mentalität in ihr Kalkül aufzunehmen. Inhalt: Die neue deutsche Mentalität / Darstellung des Feindes / Staat und Individuum im Nationalsozialismus / Über psychologische ...
Enrahonar. An international journal of theoretical and practical reason, 2019
el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios... more el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios culminados en el trabajo sobre la novela del artista alemán, el intento de realizar una lectura marxiana de Ser y tiempo, las dificultades para habilitarse bajo la tutela de Heidegger, el acercamiento al instituto de investigación social de Frankfurt, su exilio tras el auge del nazismo y la ruptura definitiva con Heidegger finalizada la Segunda Guerra Mundial.
PhaenEx, 2010
The essay focuses on the impact of Marcuse’s Eros and Civilization in Germany in 1968. First, the... more The essay focuses on the impact of Marcuse’s Eros and Civilization in Germany in 1968. First, the essay discusses how Freud’s theory was used in the late twenties at the Institute for Social Research in Frankfurt. Then, it focuses on how certain of Adorno and Horkheimer’s ideas were developed in Eros and Civilization. Finally, it shows how Marcuse’s work became relevant for the intellectual development of the student movement in Germany.
Radical Philosophy Review, 2013
El siguiente artículo quiere contribuir a realizar una reconstrucción de la vida de Herbert Marcu... more El siguiente artículo quiere contribuir a realizar una reconstrucción de la vida de Herbert Marcuse, centrada principalmente en su dificultosa relación con Martin Heidegger entre los años 1927 y 1947. Apoyándose en su correspondencia inédita, que se encuentra hoy en el Archivo Marcuse de la Universidad de Frankfurt, el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios culminados en el trabajo sobre la novela del artista alemán, el intento de realizar una lectura marxiana de Ser y tiempo, las dificultades para habilitarse bajo la tutela de Heidegger, el acercamiento al instituto de investigación social de Frankfurt, su exilio tras el auge del nazismo y la ruptura definitiva con Heidegger finalizada la Segunda Guerra Mundial.The following article hopes to contribute to a reconstruction of Herbert Marcuse’s life, specifically with regard to his difficult relationship with Martin Heidegger between 1927 and 1947. Drawing from his unpublished c...
How to Critique Authoritarian Populism, 2021
Die Psychoanalyse galt Linken lange Zeit als ein Gedankengebäude, das theoretisch dem Biologismus... more Die Psychoanalyse galt Linken lange Zeit als ein Gedankengebäude, das theoretisch dem Biologismus huldigt und damit den Einfluß der Gesellschaft auf die Psyche der Menschen unterschätzt und sich praktisch ausschließlich um die seelischen Wehwehchen der Begüterten kümmert – kurzum, als bürgerliche Ideologie. Mit diesem Märchen gebrochen und die unschätzbare Bedeutung Freuds für die Gesellschaftsanalyse herausgearbeitet zu haben, ist eine der bedeutendsten Leistungen der kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Herbert Marcuse war, neben Erich Fromm, der wichtigste Fürsprecher einer fruchtbaren Verbindung von Marx und Freud. Während sich Fromm aber nach dem zweiten Weltkrieg der Ich-Psychologie zuwandte, blieb Marcuse zeitlebens den materialistischen Grundannahmen der Psychoanalyse treu. Nicht die Konflikte der verschiedenen Ich-Instanzen galten Marcuse als Ursachen psychischer Störungen, sondern der Konflikt zwischen Trieb- und Gesellschaftsstruktur. Sollten die dünne »Rindenschich...
Zeitschrift für kritische Theorie (ZkT), 2019
Peter-Erwin Jansen erinnert an Marcuses Kritik der technologischen Rationalität. Die Analyse der ... more Peter-Erwin Jansen erinnert an Marcuses Kritik der technologischen Rationalität. Die Analyse der Gründe für »die allgemeine Vergiftung und Verschmutzung unserer Umwelt« (Marcuse) erweise ihre Aktualität »im Zeitalter des Digitalismus« und des »Dataismus« (Jansen) aufs Neue – zumal, wenn sie im Kontext von Foucaults Wissens- und Macht-Archäologie und Hartmut Rosas Beschleunigungsanalyse gelesen werde.
Herbert Marcuse hatte sich schon früh in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und gegen den US... more Herbert Marcuse hatte sich schon früh in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und gegen den US-Krieg in Vietnam engagiert. Folgerichtig erkannte die »junge Protestbewegung« in dem »alten« kritischen Theoretiker daher ihren Kopf. »Marx, Mao, Marcuse«, das waren die drei als gefährlich geltenden »M« der 60er Jahre. Mit solidarischer Distanz reflektierte Marcuse die großen Schlagworte der Protestbewegung: Neue Sensibilität, Große Verweigerung, Solidarität, konkrete Utopie, Natur und Revolution. Die Nachlaßtexte, die in Die Studentenbewegung und ihre Folgen erstmals auf deutsch veröffentlicht werden, zeigen, wie eng der Kontakt Marcuses zu den revoltierenden Studenten in den USA und Europa war. Mit einflußreichen Akteuren der Bewegung wie Rudi Dutschke und Angela Davis verband Marcuse eine lange Freundschaft. Kaum eines der großen politischen Ereignisse während der 60er und 70er Jahre wurde von ihm nicht kommentiert und analysiert. Die Themen des vierten Bandes der Nachlaßausgabe rei...
Die westliche Demokratie ist heute jeder kritischen Diskussion entzogen. Sie scheint das politisc... more Die westliche Demokratie ist heute jeder kritischen Diskussion entzogen. Sie scheint das politische Ziel der Geschichte zu sein. Ihre Legitimität in Zweifel zu ziehen, ist mit einem Denkverbot belegt. Weshalb aber führen die westlichen Demokrarien Angriffskriege, sei es einst in Vietnam oder in Jugoslawien? Warum können sich die Wähler in diesen Demokratien meist nur zwischen zwei politischen Parteien, zwei Lagern, zwei Politik-Optionen entscheiden? Wieso werden unverhohlene Verächter der Humanität ebenso toleriert wie ihre Protagonisten? Herbert Marcuses Antwort ist ebenso einfach wie – zumindest heutzutage – unerhört: weil die westliche, bürgerliche Demokratie formal ist und nicht an materiale humanitäre Prinzipien gebunden. Diese Grundthese erlaubt es Marcuse, das Schicksal der bürgerlichen Demokratie zu thematisieren und nicht schon vor der Untersuchung zu deren Apologeten zu verkommen. Marcuses Haltung zur bürgerlichen Demokratie ist, bei aller Schärfe der Kritik, sehr differen...
Jedes Kunstwerk, und nur im Werk manifestiert sich Kunst, hat einen Doppelcharakter. Einerseits ü... more Jedes Kunstwerk, und nur im Werk manifestiert sich Kunst, hat einen Doppelcharakter. Einerseits übertüncht es als schöner Schein – oder zumindest als in sich stimmige Formgebung – die elende Wirklichkeit der Gesellschaft. Andererseits aber ist es gerade als gestalteter Ausdruck der Realität dieser enthoben und spricht so das Urteil über eine Gesellschaft, die hinter ihren Gestaltungsmöglichkeiten zurückbleibt. Herbert Marcuse hat die Beschäftigung mit Kunst und ihrer Theorie zeitlebens als ein Zentrum seines theoretischen Schaffens betrachtet, ja sie scheint ihm im Laufe seiner Entwicklung sogar immer wichtiger geworden zu sein. Je stärker die Sprache der eindimensionalen Gesellschaft zur Sprache von Propaganda und Werbung zu verkommen drohte, desto höher schätzte Marcuse die Bedeutung des unverdinglichten künstlerischen Ausdrucks ein. Trotz des immer auch affirmativen Charakters der Kunst war für Marcuse eine Befreiung der Menschen von gesellschaftlicher Fremdbestimmung ohne den ut...
Herbert Marcuses bahnbrechende Arbeiten für den US Geheimdienst über die Mentalität der Deutschen... more Herbert Marcuses bahnbrechende Arbeiten für den US Geheimdienst über die Mentalität der Deutschen im NS-Staat. Herbert Marcuse arbeitete von 1942 bis 1951 für den US-amerikanischen Geheimdienst, um aktiv an der Bekämpfung des NS-Systems teilzunehmen. Er fertigte Analysen über die psychische und ideologische Verfassung des autoritären deutschen Kollektivs an. Die Feinde, aus deren Mitte er selbst hervorgegangen war, wollte er begreifen, bekämpfen und, nachdem der Sieg errungen, wieder in die Zivilisation zu integrieren helfen. Marcuse zeigt, wie sich die technologische Rationalität und der Pragmatismus der Deutschen mit ihrem Hang zu mythischer Irrationalität zu einer »neuen deutschen Mentalität« verbinden. Jedes Projekt einer Befreiung und »Re-education« Deutschlands, so lautet Marcuses Fazit, habe diese spezifische Mentalität in ihr Kalkül aufzunehmen. Inhalt: Die neue deutsche Mentalität / Darstellung des Feindes / Staat und Individuum im Nationalsozialismus / Über psychologische ...
Enrahonar. An international journal of theoretical and practical reason, 2019
el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios... more el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios culminados en el trabajo sobre la novela del artista alemán, el intento de realizar una lectura marxiana de Ser y tiempo, las dificultades para habilitarse bajo la tutela de Heidegger, el acercamiento al instituto de investigación social de Frankfurt, su exilio tras el auge del nazismo y la ruptura definitiva con Heidegger finalizada la Segunda Guerra Mundial.
PhaenEx, 2010
The essay focuses on the impact of Marcuse’s Eros and Civilization in Germany in 1968. First, the... more The essay focuses on the impact of Marcuse’s Eros and Civilization in Germany in 1968. First, the essay discusses how Freud’s theory was used in the late twenties at the Institute for Social Research in Frankfurt. Then, it focuses on how certain of Adorno and Horkheimer’s ideas were developed in Eros and Civilization. Finally, it shows how Marcuse’s work became relevant for the intellectual development of the student movement in Germany.
Radical Philosophy Review, 2013
El siguiente artículo quiere contribuir a realizar una reconstrucción de la vida de Herbert Marcu... more El siguiente artículo quiere contribuir a realizar una reconstrucción de la vida de Herbert Marcuse, centrada principalmente en su dificultosa relación con Martin Heidegger entre los años 1927 y 1947. Apoyándose en su correspondencia inédita, que se encuentra hoy en el Archivo Marcuse de la Universidad de Frankfurt, el escrito repasa los estadios más importantes de su formación intelectual: sus primeros estudios culminados en el trabajo sobre la novela del artista alemán, el intento de realizar una lectura marxiana de Ser y tiempo, las dificultades para habilitarse bajo la tutela de Heidegger, el acercamiento al instituto de investigación social de Frankfurt, su exilio tras el auge del nazismo y la ruptura definitiva con Heidegger finalizada la Segunda Guerra Mundial.The following article hopes to contribute to a reconstruction of Herbert Marcuse’s life, specifically with regard to his difficult relationship with Martin Heidegger between 1927 and 1947. Drawing from his unpublished c...