Mark Schrödter - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Mark Schrödter
Handbuch Ganztagsbildung, 2020
Otto H-U, Albus S, Polutta A, Schrödter M, Ziegler H. Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wir... more Otto H-U, Albus S, Polutta A, Schrödter M, Ziegler H. Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wirkungen im Feld der Sozialpädagogik und Sozialarbeit - Literaturvergleich nationaler und internationaler Diskussion. Expertise im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ. Berlin: AGJ; 2007
Bildung über die Lebenszeit
Die transnationale Globalisierungspolitik steht an der Schwelle von einer den imperialen, freien ... more Die transnationale Globalisierungspolitik steht an der Schwelle von einer den imperialen, freien Marktgesetzen ausgesetzten Phase zu einer staatlich regulierten, aber doch ebenfalls den Zweckrationalitäten des Marktes folgenden Periode. Die politisch gewollte und von den Vertretern und Vertreterinnen nationaler und internationaler Unternehmen und Konzerne praktizierte Globalisierung erfordert zur allseitigen Durchsetzung verbindliche Rahmenvereinbarungen. Auch die Freiheit zu investieren erfordert verbindliche Normierungen. Diese triviale Markierung betrifft sowohl den klassischen Waren-als auch den noch relativ jungen Dienstleistungsmarkt. Eine Positionierung der "Sozialen Arbeit" im Rahmen des "General Agreement on Trade in Services" (GATS) der Welthandelsorganisation (WTO) steht bisher weitgehend aus. Dies überrascht, denn der Regulierungsbedarf, der sich über das Abkommen ergibt, ist beachtlich und in Bezug auf die Dienstleistungssphäre umfassend. Neben dem Post-und Telekommunikationsmarkt, der Energie-und Wasserversorgung, Tourismus und Transport, Handel und Bauwesen wird in dem Abkommen auch der grenzüberschreitende Dienstleistungssektor für die gesellschaftlichen Bereiche Kultur, Bildung sowie medizinische und soziale Dienste umschrieben. Gesellschaftliche Subsysteme, die bisher nur indirekt den marktförmig orientierten Vergesellschaftungszusammenhängen unterlagen-und hierzu zählen partiell das Gesundheitssystem, der Bildungs-und Sozialbereich-sollen im Zuge einer globalisierten Neuausrichtung der Politik "entstaatlicht" und den freien Marktspielen einer neuen Bildungs-und "Sozialindustrie" überantwortet werden. In dem Agreement sind deutliche Formulierungen
Qualität in der Sozialen Arbeit, 2004
Die Frage nach der Qualitat Sozialer Arbeit ist nicht neu. Mittlerweile kann auf eine umfangliche... more Die Frage nach der Qualitat Sozialer Arbeit ist nicht neu. Mittlerweile kann auf eine umfangliche Literaturlage sowie auf eine Reihe pragmatischer Entwurfe von Qualitatsverfahren und -konzepten verwiesen werden. Zugleich fehlt bislang eine theoretisch-analytische Bearbeitung von Qualitat fast ganzlich (vgl. z.B. Kopp/Neumann 2003; Schaarschuch 2003; Dewe/Galilaer 2002). Die mit der Thematisierung und Implementation von Qualitatskonzeptionen und -verfahren verbundenen Erwartungen und Hoffnungen, sozialpadagogische Dienstleistungen konnten durch Qualitatsmasnahmen transparenter, effektiver, leichter steuerbar, fachlich hochwertiger, zuverlassiger und starker an den Wunschen, Interessen und Bedurfnissen der Adressaten ausgerichtet werden, wurden kaum erfullt (vgl. dazu Banner 2001; Dahme/Wohlfahrt 2003; Messmer 2003; Nauerth 2003). Ein Qualitatsverstandnis, das die vielfaltigen Anspruche theoretisch zu fassen vermag, liegt nicht vor. Auch wenn es an der kritischen Reflexion der vielfaltigen »Qualitatspraxen« (Cole/Scott 1999) nicht mangelt, ist die Disziplin offensichtlich bislang nicht in der Lage, die Praxis auf ein theoretisches Fundament zu stellen.
Bildungsungleichheit revisited, 2011
Prekäres Aufwachsen heißt überwiegend Erziehung in Armut bzw. in vielen Fällen auch Erziehung zur... more Prekäres Aufwachsen heißt überwiegend Erziehung in Armut bzw. in vielen Fällen auch Erziehung zur Armut. Gegenwärtig sind in der Bundesrepublik 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betroffen, in Armut zu leben. Mehr als 30% der Jugendlichen in Deutschland rechnen nicht damit, künftig eine anspruchsvolle Arbeit zu finden. Für Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind es nach regierungsamtlicher Auskunft alleine vier Millionen Kinder, die unter schwierigen Lebensverhältnissen aufwachsen. Ihnen wird von Anfang an eine Chance zur Entfaltung ihrer eigenen Möglichkeiten und einer damit verbundenen notwendigen Förderung systematisch vorenthalten. Die vorhandenen Schulkonzeptionen sind bislang in der Regel nicht in der Lage, die notwendigen Korrekturen in der Lebensperspektive der betroffenen Kinder und Jugendlichen und eine damit verbundene notwendige Förderung systematisch umzusetzen. Eine kulturalistische Interpretation von Armut, wie sie teilweise immer wieder von konservativen Wissenschaftlern versucht wird, nimmt individualisierende Kompetenzdefizitzuschreibungen vor und geht so an der Realität sozialstrukturell bedingter Ungerechtigkeiten vorbei. Vor diesem Hintergrund wird hier in der Bestimmung und Definition von Handlungsbefähigung der Versuch unternommen, sowohl pädagogisch als auch sozialanalytisch einen Gerechtigkeitsbegriff zu fundieren, der für die erziehungswissenschaftliche Problemdefinition von Bildungsungleichheit eine Neuorientierung begründet. In der empirischen Bildungsforschung wird soziale Ungleichheit zunehmend mithilfe des Kompetenzbegriffs untersucht. Es werden milieu-, geschlechts-und migrationsspezifische Kompetenzunterschiede festgestellt und nach den Verursachungsbedingungen sowie den Möglichkeiten des Ausgleichs dieser Disparitäten gesucht. Aus einer bildungstheoretischen Perspektive ist zu fragen, ob der Kompetenzbegriff geeignet erscheint, Bildungsungleichheiten theoretisch weiterführend zu konzipieren und bildungs-und sozialpolitisch kritisch in den Blick zu nehmen. In einer derzeit einflussreichen Definition wird Kompetenz verstanden als vermittelbare, steigerbare, kontextspezifische, kognitive Leistungsdispositionen. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass der Anspruch, dieser Kompetenzbegriff könne als Grundbegriff einer kritischen empirischen Bildungsforschung und Bildungspolitik fungieren, theoretisch und empirisch noch nicht eingelöst ist. Es zeichnet sich bislang nicht ab, wie dieser Kompetenzbegriff Bildungsprozesse auf eine Weise zu modellieren erlaubt, die mehr als bloße Kompetenzerweiterung darstellt, und inwiefern er Bildungsungleichheiten normativ gehaltvoll zu erfassen vermag. Darüber hinaus wird argumentiert, dass Kompetenzkonzepte, wie sie im Kompetenzdiskurs bislang verhandelt werden, soziale Bildungsbedingungen ausblenden und Bildung auf Humankapitalproduktion und Employabilitätssicherstellung zu reduzieren geneigt sind und damit Bildung lediglich als instrumentellen Wert zur Lösung extern gesetzter Probleme wertschätzen-auch wenn diese Verengungen durch die Verwendung des Kompetenzbegriffes allein nicht zwingend H. Krüger et al. (Hrsg.
Handbuch Soziale Arbeit, 4. Auflage, 2011
Grundriss Soziale Arbeit, 2012
Der Begriff der Gerechtigkeit ist fur die Soziale Arbeit von wesentlicher Be-deutung. In ihrer De... more Der Begriff der Gerechtigkeit ist fur die Soziale Arbeit von wesentlicher Be-deutung. In ihrer Definition von Sozialer Arbeit hebt etwa die International Fe-deration of Social Workers hervor, dass das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit „fundamental fur die Soziale Arbeit“ sei. In der deutschen sozialpadagogischen Debatte ist ein solcher Gerechtigkeitsbezug vor allem von Micha Brumlik (2004) im Sinne einer „advokatorischen Ethik“ entfaltet worden. Andere Autorinnen begrunden den Gerechtigkeitsbezug Sozialer Arbeit gesellschaftstheoretisch. So wird bei Lothar Bohnisch, Wolfgang Schroer, und Hans Thiersch (1999) Soziale Arbeit Teil des modernen Projekts der Realisierung von Gerechtigkeit in Form sozialer Gerechtigkeit (vgl. auch Thiersch 2003). Mark Schrodter (2007) schlieslich argumentiert, dass Soziale Arbeit sich ausschlieslich in dem Bezug auf den gesellschaftlichen Zentralwert der sozialen Gerechtigkeit von angrenzenden Professionen wie Psychotherapie, Medizin und Juristerei oder von Tatigkeitsfeldern wie Polizei und Politik unterscheiden kann. Strukturelle wie personenbezogene Formen der Wohlfahrtsproduktion konnen offensichtlich nicht ohne normative Legitimations- und Bezuggrosen auskommen und ihr zentraler Wert ist der der sozialen Gerechtigkeit. Doch was bedeutet „Gerechtigkeit“?
Soziale Passagen, 2022
Im DFG-geförderten Projekt „Fallkonstitutive Urteilsbildung am Beispiel von Kindeswohlgefährdungs... more Im DFG-geförderten Projekt „Fallkonstitutive Urteilsbildung am Beispiel von Kindeswohlgefährdungseinschätzungen – das Zusammenwirken von Jugendämtern und Familiengerichten“ führen wir unsere Forschungen zur Urteils- und Entscheidungspraxis im Kinderschutz weiter. Es handelt sich um ein ethnographisches Projekt, in dem wir das von uns bereits erschlossene Urteilsnetzwerk innerhalb der Jugendämter durch weitere Akteur*innen ergänzen und dabei vor allem den Blick auf den zentralen Stellenwert der Familiengerichte in der Urteilspraxis lenken. Ziel ist es, zu einem breiteren Verständnis der Praktiken im Kinderschutz zu gelangen, jenseits einfacher Defizitzuschreibungen hinsichtlich der Professionalität von Fachkräften.
Sobald man behauptet, ein Teil der Mitglieder einer Population hätte etwas gemeinsam, das sie von... more Sobald man behauptet, ein Teil der Mitglieder einer Population hätte etwas gemeinsam, das sie von Mitgliedern anderer Populationen unterscheidet, hat bereits Klassifikation bereits stattgefunden (vgl. Kendell 1978: 7). Sozialpädagogen müssen solche Aussagen treffen, denn sie sehen für unterschiedliche Fälle unterschiedliche Interventionsmaßnahmen vor. Dies gilt zumindest dort, wo Soziale Arbeit unter der Rücksicht der Krisenintervention thematisch ist. Diese Krisenintervention ist zwar nur ein Teil dessen, was Sozialpädagogen in ihrem Alltag tun. Aber sie ist Kern und somit Konstitutivum professionalisierten sozialpädagogischen Handelns.
Bedingungslose Jugendhilfe, 2019
In diesem Kapitel wird skizziert, was eine Bedingungslose Jugendhilfe in rechtlicher Hinsicht bed... more In diesem Kapitel wird skizziert, was eine Bedingungslose Jugendhilfe in rechtlicher Hinsicht bedeuten konnte. Das Konzept der Bedingungslosigkeit wird vor dem Hintergrund verschiedener Leistungen des Gesamtsystems der Kinder- und Jugendhilfe illustriert. Daruber hinaus wird aufgezeigt, inwiefern bedingungslose Hilfen wohlfahrtsstaatstheoretisch als universalistische Sozialleistungen gefasst werden konnen, die sich von bedurftigkeitsgepruften, selektivistischen Leistungen unterscheiden. Schlieslich wird anhand des aus der international vergleichenden Wohlfahrtsforschung bekannten Verteilungsparadoxes diskutiert, inwiefern die universalistische Gewahrung erzieherischer Hilfen nicht nur ethisch akzeptabler ware, weil sie Stigmatisierungen vermeidet, sondern sich auch in okonomischer Hinsicht als effizienter erweisen konnte als die bisherige, selektivistische Form der Gewahrung erzieherischer Hilfen. Anhand der stationaren Erziehungshilfen wird abschliesend programmatisch illustriert, inwiefern die Bedingungslose Jugendhilfe eine sozialpadagogische Neuorientierung der erzieherischen Hilfen erfordert.
Sozial Extra, 2006
ABSTRACT Ohne Zusammenfassung
Soziale Passagen, 2014
Judgement is a key mode of professional social work. Professionals are only capable of acting by ... more Judgement is a key mode of professional social work. Professionals are only capable of acting by assessing situations and making predictions to come to a decision about their actions despite of unclear information and insufficient resources. But there is little knowledge about how professionals achieve this task in daily practice. In decision making research there are theories that base on the idea of an ideal judgement. From this point of view they show professionals biases in their daily work. The article systemizes the actual state of knowledge about how professionals come to their decisions in a practice characterized by paradox demands and contingent conditions using the example of child protection. Furthermore there are related research gaps shown and the benefit of an ethnomethodological approach.
Handbuch Ganztagsbildung, 2020
Otto H-U, Albus S, Polutta A, Schrödter M, Ziegler H. Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wir... more Otto H-U, Albus S, Polutta A, Schrödter M, Ziegler H. Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wirkungen im Feld der Sozialpädagogik und Sozialarbeit - Literaturvergleich nationaler und internationaler Diskussion. Expertise im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ. Berlin: AGJ; 2007
Bildung über die Lebenszeit
Die transnationale Globalisierungspolitik steht an der Schwelle von einer den imperialen, freien ... more Die transnationale Globalisierungspolitik steht an der Schwelle von einer den imperialen, freien Marktgesetzen ausgesetzten Phase zu einer staatlich regulierten, aber doch ebenfalls den Zweckrationalitäten des Marktes folgenden Periode. Die politisch gewollte und von den Vertretern und Vertreterinnen nationaler und internationaler Unternehmen und Konzerne praktizierte Globalisierung erfordert zur allseitigen Durchsetzung verbindliche Rahmenvereinbarungen. Auch die Freiheit zu investieren erfordert verbindliche Normierungen. Diese triviale Markierung betrifft sowohl den klassischen Waren-als auch den noch relativ jungen Dienstleistungsmarkt. Eine Positionierung der "Sozialen Arbeit" im Rahmen des "General Agreement on Trade in Services" (GATS) der Welthandelsorganisation (WTO) steht bisher weitgehend aus. Dies überrascht, denn der Regulierungsbedarf, der sich über das Abkommen ergibt, ist beachtlich und in Bezug auf die Dienstleistungssphäre umfassend. Neben dem Post-und Telekommunikationsmarkt, der Energie-und Wasserversorgung, Tourismus und Transport, Handel und Bauwesen wird in dem Abkommen auch der grenzüberschreitende Dienstleistungssektor für die gesellschaftlichen Bereiche Kultur, Bildung sowie medizinische und soziale Dienste umschrieben. Gesellschaftliche Subsysteme, die bisher nur indirekt den marktförmig orientierten Vergesellschaftungszusammenhängen unterlagen-und hierzu zählen partiell das Gesundheitssystem, der Bildungs-und Sozialbereich-sollen im Zuge einer globalisierten Neuausrichtung der Politik "entstaatlicht" und den freien Marktspielen einer neuen Bildungs-und "Sozialindustrie" überantwortet werden. In dem Agreement sind deutliche Formulierungen
Qualität in der Sozialen Arbeit, 2004
Die Frage nach der Qualitat Sozialer Arbeit ist nicht neu. Mittlerweile kann auf eine umfangliche... more Die Frage nach der Qualitat Sozialer Arbeit ist nicht neu. Mittlerweile kann auf eine umfangliche Literaturlage sowie auf eine Reihe pragmatischer Entwurfe von Qualitatsverfahren und -konzepten verwiesen werden. Zugleich fehlt bislang eine theoretisch-analytische Bearbeitung von Qualitat fast ganzlich (vgl. z.B. Kopp/Neumann 2003; Schaarschuch 2003; Dewe/Galilaer 2002). Die mit der Thematisierung und Implementation von Qualitatskonzeptionen und -verfahren verbundenen Erwartungen und Hoffnungen, sozialpadagogische Dienstleistungen konnten durch Qualitatsmasnahmen transparenter, effektiver, leichter steuerbar, fachlich hochwertiger, zuverlassiger und starker an den Wunschen, Interessen und Bedurfnissen der Adressaten ausgerichtet werden, wurden kaum erfullt (vgl. dazu Banner 2001; Dahme/Wohlfahrt 2003; Messmer 2003; Nauerth 2003). Ein Qualitatsverstandnis, das die vielfaltigen Anspruche theoretisch zu fassen vermag, liegt nicht vor. Auch wenn es an der kritischen Reflexion der vielfaltigen »Qualitatspraxen« (Cole/Scott 1999) nicht mangelt, ist die Disziplin offensichtlich bislang nicht in der Lage, die Praxis auf ein theoretisches Fundament zu stellen.
Bildungsungleichheit revisited, 2011
Prekäres Aufwachsen heißt überwiegend Erziehung in Armut bzw. in vielen Fällen auch Erziehung zur... more Prekäres Aufwachsen heißt überwiegend Erziehung in Armut bzw. in vielen Fällen auch Erziehung zur Armut. Gegenwärtig sind in der Bundesrepublik 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betroffen, in Armut zu leben. Mehr als 30% der Jugendlichen in Deutschland rechnen nicht damit, künftig eine anspruchsvolle Arbeit zu finden. Für Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind es nach regierungsamtlicher Auskunft alleine vier Millionen Kinder, die unter schwierigen Lebensverhältnissen aufwachsen. Ihnen wird von Anfang an eine Chance zur Entfaltung ihrer eigenen Möglichkeiten und einer damit verbundenen notwendigen Förderung systematisch vorenthalten. Die vorhandenen Schulkonzeptionen sind bislang in der Regel nicht in der Lage, die notwendigen Korrekturen in der Lebensperspektive der betroffenen Kinder und Jugendlichen und eine damit verbundene notwendige Förderung systematisch umzusetzen. Eine kulturalistische Interpretation von Armut, wie sie teilweise immer wieder von konservativen Wissenschaftlern versucht wird, nimmt individualisierende Kompetenzdefizitzuschreibungen vor und geht so an der Realität sozialstrukturell bedingter Ungerechtigkeiten vorbei. Vor diesem Hintergrund wird hier in der Bestimmung und Definition von Handlungsbefähigung der Versuch unternommen, sowohl pädagogisch als auch sozialanalytisch einen Gerechtigkeitsbegriff zu fundieren, der für die erziehungswissenschaftliche Problemdefinition von Bildungsungleichheit eine Neuorientierung begründet. In der empirischen Bildungsforschung wird soziale Ungleichheit zunehmend mithilfe des Kompetenzbegriffs untersucht. Es werden milieu-, geschlechts-und migrationsspezifische Kompetenzunterschiede festgestellt und nach den Verursachungsbedingungen sowie den Möglichkeiten des Ausgleichs dieser Disparitäten gesucht. Aus einer bildungstheoretischen Perspektive ist zu fragen, ob der Kompetenzbegriff geeignet erscheint, Bildungsungleichheiten theoretisch weiterführend zu konzipieren und bildungs-und sozialpolitisch kritisch in den Blick zu nehmen. In einer derzeit einflussreichen Definition wird Kompetenz verstanden als vermittelbare, steigerbare, kontextspezifische, kognitive Leistungsdispositionen. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass der Anspruch, dieser Kompetenzbegriff könne als Grundbegriff einer kritischen empirischen Bildungsforschung und Bildungspolitik fungieren, theoretisch und empirisch noch nicht eingelöst ist. Es zeichnet sich bislang nicht ab, wie dieser Kompetenzbegriff Bildungsprozesse auf eine Weise zu modellieren erlaubt, die mehr als bloße Kompetenzerweiterung darstellt, und inwiefern er Bildungsungleichheiten normativ gehaltvoll zu erfassen vermag. Darüber hinaus wird argumentiert, dass Kompetenzkonzepte, wie sie im Kompetenzdiskurs bislang verhandelt werden, soziale Bildungsbedingungen ausblenden und Bildung auf Humankapitalproduktion und Employabilitätssicherstellung zu reduzieren geneigt sind und damit Bildung lediglich als instrumentellen Wert zur Lösung extern gesetzter Probleme wertschätzen-auch wenn diese Verengungen durch die Verwendung des Kompetenzbegriffes allein nicht zwingend H. Krüger et al. (Hrsg.
Handbuch Soziale Arbeit, 4. Auflage, 2011
Grundriss Soziale Arbeit, 2012
Der Begriff der Gerechtigkeit ist fur die Soziale Arbeit von wesentlicher Be-deutung. In ihrer De... more Der Begriff der Gerechtigkeit ist fur die Soziale Arbeit von wesentlicher Be-deutung. In ihrer Definition von Sozialer Arbeit hebt etwa die International Fe-deration of Social Workers hervor, dass das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit „fundamental fur die Soziale Arbeit“ sei. In der deutschen sozialpadagogischen Debatte ist ein solcher Gerechtigkeitsbezug vor allem von Micha Brumlik (2004) im Sinne einer „advokatorischen Ethik“ entfaltet worden. Andere Autorinnen begrunden den Gerechtigkeitsbezug Sozialer Arbeit gesellschaftstheoretisch. So wird bei Lothar Bohnisch, Wolfgang Schroer, und Hans Thiersch (1999) Soziale Arbeit Teil des modernen Projekts der Realisierung von Gerechtigkeit in Form sozialer Gerechtigkeit (vgl. auch Thiersch 2003). Mark Schrodter (2007) schlieslich argumentiert, dass Soziale Arbeit sich ausschlieslich in dem Bezug auf den gesellschaftlichen Zentralwert der sozialen Gerechtigkeit von angrenzenden Professionen wie Psychotherapie, Medizin und Juristerei oder von Tatigkeitsfeldern wie Polizei und Politik unterscheiden kann. Strukturelle wie personenbezogene Formen der Wohlfahrtsproduktion konnen offensichtlich nicht ohne normative Legitimations- und Bezuggrosen auskommen und ihr zentraler Wert ist der der sozialen Gerechtigkeit. Doch was bedeutet „Gerechtigkeit“?
Soziale Passagen, 2022
Im DFG-geförderten Projekt „Fallkonstitutive Urteilsbildung am Beispiel von Kindeswohlgefährdungs... more Im DFG-geförderten Projekt „Fallkonstitutive Urteilsbildung am Beispiel von Kindeswohlgefährdungseinschätzungen – das Zusammenwirken von Jugendämtern und Familiengerichten“ führen wir unsere Forschungen zur Urteils- und Entscheidungspraxis im Kinderschutz weiter. Es handelt sich um ein ethnographisches Projekt, in dem wir das von uns bereits erschlossene Urteilsnetzwerk innerhalb der Jugendämter durch weitere Akteur*innen ergänzen und dabei vor allem den Blick auf den zentralen Stellenwert der Familiengerichte in der Urteilspraxis lenken. Ziel ist es, zu einem breiteren Verständnis der Praktiken im Kinderschutz zu gelangen, jenseits einfacher Defizitzuschreibungen hinsichtlich der Professionalität von Fachkräften.
Sobald man behauptet, ein Teil der Mitglieder einer Population hätte etwas gemeinsam, das sie von... more Sobald man behauptet, ein Teil der Mitglieder einer Population hätte etwas gemeinsam, das sie von Mitgliedern anderer Populationen unterscheidet, hat bereits Klassifikation bereits stattgefunden (vgl. Kendell 1978: 7). Sozialpädagogen müssen solche Aussagen treffen, denn sie sehen für unterschiedliche Fälle unterschiedliche Interventionsmaßnahmen vor. Dies gilt zumindest dort, wo Soziale Arbeit unter der Rücksicht der Krisenintervention thematisch ist. Diese Krisenintervention ist zwar nur ein Teil dessen, was Sozialpädagogen in ihrem Alltag tun. Aber sie ist Kern und somit Konstitutivum professionalisierten sozialpädagogischen Handelns.
Bedingungslose Jugendhilfe, 2019
In diesem Kapitel wird skizziert, was eine Bedingungslose Jugendhilfe in rechtlicher Hinsicht bed... more In diesem Kapitel wird skizziert, was eine Bedingungslose Jugendhilfe in rechtlicher Hinsicht bedeuten konnte. Das Konzept der Bedingungslosigkeit wird vor dem Hintergrund verschiedener Leistungen des Gesamtsystems der Kinder- und Jugendhilfe illustriert. Daruber hinaus wird aufgezeigt, inwiefern bedingungslose Hilfen wohlfahrtsstaatstheoretisch als universalistische Sozialleistungen gefasst werden konnen, die sich von bedurftigkeitsgepruften, selektivistischen Leistungen unterscheiden. Schlieslich wird anhand des aus der international vergleichenden Wohlfahrtsforschung bekannten Verteilungsparadoxes diskutiert, inwiefern die universalistische Gewahrung erzieherischer Hilfen nicht nur ethisch akzeptabler ware, weil sie Stigmatisierungen vermeidet, sondern sich auch in okonomischer Hinsicht als effizienter erweisen konnte als die bisherige, selektivistische Form der Gewahrung erzieherischer Hilfen. Anhand der stationaren Erziehungshilfen wird abschliesend programmatisch illustriert, inwiefern die Bedingungslose Jugendhilfe eine sozialpadagogische Neuorientierung der erzieherischen Hilfen erfordert.
Sozial Extra, 2006
ABSTRACT Ohne Zusammenfassung
Soziale Passagen, 2014
Judgement is a key mode of professional social work. Professionals are only capable of acting by ... more Judgement is a key mode of professional social work. Professionals are only capable of acting by assessing situations and making predictions to come to a decision about their actions despite of unclear information and insufficient resources. But there is little knowledge about how professionals achieve this task in daily practice. In decision making research there are theories that base on the idea of an ideal judgement. From this point of view they show professionals biases in their daily work. The article systemizes the actual state of knowledge about how professionals come to their decisions in a practice characterized by paradox demands and contingent conditions using the example of child protection. Furthermore there are related research gaps shown and the benefit of an ethnomethodological approach.