Ulrike Jureit - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Ulrike Jureit
Von Generation zu Generation
Historische Zeitschrift, 2021
Vergessene Vielfalt, 2014
Historische Zeitschrift, 2017
Insgesamt bietet der Band für Studierende, Multiplikatoren und interessierte Laien einen guten Üb... more Insgesamt bietet der Band für Studierende, Multiplikatoren und interessierte Laien einen guten Überblick, auch wenn viele Forschungsergebnisse bereits andernorts publiziert wurden. Experten werden weiterhin wohl eher auf die einschlägigen Monographien zurückgreifen. Der Band trägt aber zweifellos dazu bei, bisher nur auf Deutsch publizierte Arbeiten international bekannt zu machen.
Begriffsdimensionen und Forschungsperspektiven "Generation" ist ein geschichtlicher Grundbegriff.... more Begriffsdimensionen und Forschungsperspektiven "Generation" ist ein geschichtlicher Grundbegriff. 1 Er verspricht, eine spezifische Ausprägung des Denkens, Fühlens und Handelns zu erklären, indem die unterstellte dauerhafte und gleichartige Wirkung von Sozialisationsbedingungen auf eine Gruppe von Menschen als kollektive Erfahrung aufgefasst wird. Das parallele Erleben von Geschichte, die als vergleichbar empfundene biografische Erfahrungsschichtung sowie die Phantasie, einen gemeinsamen (zeitlichen) Ursprung zu haben-solche Zusammenhänge sind für das Verstehen generationeller Vergemeinschaftungen von grundlegender Bedeutung. Die Annahme, durch die Gleichzeitigkeit des Erfahrungsgewinns entstünde eine gefühlte Verbundenheit zwischen Angehörigen verwandter Jahrgänge, beruht wesentlich auf der modernen Vorstellung von Verzeitlichung, denn zu den entscheidenden Veränderungen der Moderne gehört die Denaturalisierung bis dahin vorherrschender Zeiterfahrungen. Mit der Aufklärung wurde die Lehre von den letzten Dingen vom Wagnis einer offenen Zukunft abgelöst, wie Reinhart Koselleck es formulierte. 2 Im Zuge dieser Dynamisierung erfuhr der Generationenbegriff eine Nuancierung, durch die sich das zuvor dominante genealogische Verständnis, das die Menschheitsgeschichte als Abfolge von Generationen entwirft, zu einer Rhythmik des modernen Fortschritts variierte. "Generation" dient seither dazu, historischen Wandel in einer lebensgeschichtlich überschaubaren Zeitspanne kollektiv wahrzunehmen und ihn mit der generativen Erneuerung von Gesellschaften in Zusammenhang zu bringen. Individuelle Lebenszeiten, Generationszeiten und historische Zeiten sind seither aufeinander bezogene erfahrungsgeschichtliche Kategorien, die für die Wahrnehmung und Ordnung von Geschichte grundlegend
Clio-online e.V. und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Clio-onli... more Clio-online e.V. und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Clio-online Projekts "Docupedia-Zeitgeschichte" und darf vervielfältigt und veröffentlicht werden, sofern die Einwilligung der Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren
Historische Zeitschrift, 2022
Historische Zeitschrift, 2020
Historische Zeitschrift, 2017
lebende. Die Entscheidung, die Züge (anders als die aus Frankreich oder Belgien) nicht nach Ausch... more lebende. Die Entscheidung, die Züge (anders als die aus Frankreich oder Belgien) nicht nach Auschwitz (mit seinen geringen Überlebenschancen), sondern Sobibor (mit fast nicht existenten Überlebensquoten) zu schicken, fällten nicht die Niederländer. Auf frühere Arbeiten greifen Andrea Löw (Tagebücher aus dem Ghetto Litzmannstadt) und Annette Eberle (Egodokumente aus Zwangsfürsorge, Psychiatrie und KZ) zurück. Barbara Distel betont die Bedeutung der Aufzeichnungen der Häftlinge Edgar Kupfer-Koberwitz und Hans Litten für die Rekonstruktion des KZ-Alltags. Der Band schließt mit einem Beitrag von Dietmar Süß zum Luftkrieg in Tagebuchaufzeichnungen. Alle Artikel stammen von bewährten Historikerinnen und Historikern und oszillieren zwischen Überblickdarstellungen und Fallbeispielen. Allerdings sind methodische Überlegungen zu kurz gekommen. Eine systematischere Herangehensweise an die Vielzahl der Egodokumente hätte den Eindruck der Beliebigkeit gemindert und die Kohärenz der Beiträge gesteigert. So besteht zwischen Tagebüchern (die primär der Selbstreflexion dienen) und Briefen (mit mindestens einem Adressaten) ein nicht unerheblicher Unterschied. Viele Beiträge analysieren die Dokumente nur auf die Frage hin, was die Zeitgenossen von NS-Verbrechen und Holocaust wussten bzw. wie unterschiedlich Ereignisse wahrgenommen wurden. Lediglich vier Beiträge befassen sich mit nichtdeutschen Quellen. Die soziokulturellen Hintergründe der Schreibenden, die häufig dem Bildungsbürgertum entstammten, werden nur am Rande reflektiert. Ein Vergleich mit offiziellen Kriegstagebüchern militärischer Einheiten bzw. Ghettochroniken hätte neue Perspektiven eröffnet.
The purpose of this article is to rethink the concept of Lebensraum and its significant role in N... more The purpose of this article is to rethink the concept of Lebensraum and its significant role in Nazi policies. During World War II, the notion of Lebensraum increasingly transcended its original geographic–geopolitical and agricultural frameworks. Nazi policy was based on the idea of racially homogenizing existing as well as conquered space. As opposed to earlier colonial land seizure, the Nazi policies of resettlement, expulsion, and murder of racially undesirable population groups were not the consequences of the occupation policy, but rather their very purpose and objective. Focusing on the category of space, this essay identifies certain continuities as well as significant breaks between colonialism and National Socialism. The author contends that the goal of colonial rule was the economic and political subjugation of the conquered countries, which necessitated heterogeneity as a structural principle. Lebensraum, on the other hand, represented a different and unprecedented model...
Geschichte im Rampenlicht, 2020
Historisches Reenactment, 2021
Neue Politische Literatur, 2019
Von Generation zu Generation
Historische Zeitschrift, 2021
Vergessene Vielfalt, 2014
Historische Zeitschrift, 2017
Insgesamt bietet der Band für Studierende, Multiplikatoren und interessierte Laien einen guten Üb... more Insgesamt bietet der Band für Studierende, Multiplikatoren und interessierte Laien einen guten Überblick, auch wenn viele Forschungsergebnisse bereits andernorts publiziert wurden. Experten werden weiterhin wohl eher auf die einschlägigen Monographien zurückgreifen. Der Band trägt aber zweifellos dazu bei, bisher nur auf Deutsch publizierte Arbeiten international bekannt zu machen.
Begriffsdimensionen und Forschungsperspektiven "Generation" ist ein geschichtlicher Grundbegriff.... more Begriffsdimensionen und Forschungsperspektiven "Generation" ist ein geschichtlicher Grundbegriff. 1 Er verspricht, eine spezifische Ausprägung des Denkens, Fühlens und Handelns zu erklären, indem die unterstellte dauerhafte und gleichartige Wirkung von Sozialisationsbedingungen auf eine Gruppe von Menschen als kollektive Erfahrung aufgefasst wird. Das parallele Erleben von Geschichte, die als vergleichbar empfundene biografische Erfahrungsschichtung sowie die Phantasie, einen gemeinsamen (zeitlichen) Ursprung zu haben-solche Zusammenhänge sind für das Verstehen generationeller Vergemeinschaftungen von grundlegender Bedeutung. Die Annahme, durch die Gleichzeitigkeit des Erfahrungsgewinns entstünde eine gefühlte Verbundenheit zwischen Angehörigen verwandter Jahrgänge, beruht wesentlich auf der modernen Vorstellung von Verzeitlichung, denn zu den entscheidenden Veränderungen der Moderne gehört die Denaturalisierung bis dahin vorherrschender Zeiterfahrungen. Mit der Aufklärung wurde die Lehre von den letzten Dingen vom Wagnis einer offenen Zukunft abgelöst, wie Reinhart Koselleck es formulierte. 2 Im Zuge dieser Dynamisierung erfuhr der Generationenbegriff eine Nuancierung, durch die sich das zuvor dominante genealogische Verständnis, das die Menschheitsgeschichte als Abfolge von Generationen entwirft, zu einer Rhythmik des modernen Fortschritts variierte. "Generation" dient seither dazu, historischen Wandel in einer lebensgeschichtlich überschaubaren Zeitspanne kollektiv wahrzunehmen und ihn mit der generativen Erneuerung von Gesellschaften in Zusammenhang zu bringen. Individuelle Lebenszeiten, Generationszeiten und historische Zeiten sind seither aufeinander bezogene erfahrungsgeschichtliche Kategorien, die für die Wahrnehmung und Ordnung von Geschichte grundlegend
Clio-online e.V. und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Clio-onli... more Clio-online e.V. und Autor, alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk entstand im Rahmen des Clio-online Projekts "Docupedia-Zeitgeschichte" und darf vervielfältigt und veröffentlicht werden, sofern die Einwilligung der Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren
Historische Zeitschrift, 2022
Historische Zeitschrift, 2020
Historische Zeitschrift, 2017
lebende. Die Entscheidung, die Züge (anders als die aus Frankreich oder Belgien) nicht nach Ausch... more lebende. Die Entscheidung, die Züge (anders als die aus Frankreich oder Belgien) nicht nach Auschwitz (mit seinen geringen Überlebenschancen), sondern Sobibor (mit fast nicht existenten Überlebensquoten) zu schicken, fällten nicht die Niederländer. Auf frühere Arbeiten greifen Andrea Löw (Tagebücher aus dem Ghetto Litzmannstadt) und Annette Eberle (Egodokumente aus Zwangsfürsorge, Psychiatrie und KZ) zurück. Barbara Distel betont die Bedeutung der Aufzeichnungen der Häftlinge Edgar Kupfer-Koberwitz und Hans Litten für die Rekonstruktion des KZ-Alltags. Der Band schließt mit einem Beitrag von Dietmar Süß zum Luftkrieg in Tagebuchaufzeichnungen. Alle Artikel stammen von bewährten Historikerinnen und Historikern und oszillieren zwischen Überblickdarstellungen und Fallbeispielen. Allerdings sind methodische Überlegungen zu kurz gekommen. Eine systematischere Herangehensweise an die Vielzahl der Egodokumente hätte den Eindruck der Beliebigkeit gemindert und die Kohärenz der Beiträge gesteigert. So besteht zwischen Tagebüchern (die primär der Selbstreflexion dienen) und Briefen (mit mindestens einem Adressaten) ein nicht unerheblicher Unterschied. Viele Beiträge analysieren die Dokumente nur auf die Frage hin, was die Zeitgenossen von NS-Verbrechen und Holocaust wussten bzw. wie unterschiedlich Ereignisse wahrgenommen wurden. Lediglich vier Beiträge befassen sich mit nichtdeutschen Quellen. Die soziokulturellen Hintergründe der Schreibenden, die häufig dem Bildungsbürgertum entstammten, werden nur am Rande reflektiert. Ein Vergleich mit offiziellen Kriegstagebüchern militärischer Einheiten bzw. Ghettochroniken hätte neue Perspektiven eröffnet.
The purpose of this article is to rethink the concept of Lebensraum and its significant role in N... more The purpose of this article is to rethink the concept of Lebensraum and its significant role in Nazi policies. During World War II, the notion of Lebensraum increasingly transcended its original geographic–geopolitical and agricultural frameworks. Nazi policy was based on the idea of racially homogenizing existing as well as conquered space. As opposed to earlier colonial land seizure, the Nazi policies of resettlement, expulsion, and murder of racially undesirable population groups were not the consequences of the occupation policy, but rather their very purpose and objective. Focusing on the category of space, this essay identifies certain continuities as well as significant breaks between colonialism and National Socialism. The author contends that the goal of colonial rule was the economic and political subjugation of the conquered countries, which necessitated heterogeneity as a structural principle. Lebensraum, on the other hand, represented a different and unprecedented model...
Geschichte im Rampenlicht, 2020
Historisches Reenactment, 2021
Neue Politische Literatur, 2019