Moritz Müller | Ruhr-Universität Bochum (original) (raw)
Paper by Moritz Müller
Technikgeschichte Jg. 88, H. 1, S. 11-42, 2021
Überblick Der Aufsatz untersucht verschiedene Zukünfte von Arbeit, die im Industrieroboter-Diskur... more Überblick Der Aufsatz untersucht verschiedene Zukünfte von Arbeit, die im Industrieroboter-Diskurs der IG Metall (IGM) während der 1970er und 1980er Jahre entwickelt wurden. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern Roboter in der Automobilindustrie als Chance bzw. Risiko für die Beschäftigten und ihre Stellung im Arbeitsprozess wahrgenommen wurden, und auf welchen Prämissen diese Einschätzungen und Prognosen fußten. Anhand von Betriebsreportagen in gewerkschaftlichen Periodika sowie Beiträgen von Gewerkschaftsfunktionären 1 zeigt der Aufsatz unter Rückgriff auf Ansätze der Historischen Technikanthropologie sowie der soziologischen und historischen Zukunftsforschung, dass zum einen soziotechnische Risikozukünfte entworfen wurden, deren Realisierung aus Sicht der IGM verhindert werden sollte. Zum anderen diente die Skizzierung "positiver" Gestaltungszukünfte dazu, Haltelinien für gewerkschaftliche Gestaltungsversuche von Arbeit und Technik als Arbeit an der Zukunft zu entwerfen. Bei den die skizzierten soziotechnischen Zukünfte prägenden Mensch-Maschinen-Verhältnissen handelte es sich für die Gewerkschaft letztlich um ein Verhältnis zwischen zwei Interessengruppen-Arbeitenden und Unternehmern. Der Aufsatz zeigt, dass Fragen des Verhältnisses von Mensch und Maschine die Politik der IGM stärker beeinfl ussten, als in der Forschung bislang angenommen wurde. Die Ergebnisse der Analyse lassen den Schluss zu, dass Gewerkschaften als Interessenvertretungsorgane der abhängig Beschäftigten angesichts der Kontingenz von Automatisierungsprozessen auch im Hier und in Zukunft nicht umhinkönnen, in ihren-notwendig in die Zukunft gerichteten-Debatten Risiko-und Gestaltungszukünfte zu entwerfen.
Arbeit - Bewegung - Geschichte, Jg. 20, H. 1, 2021
in: Dierk Hoffmann/Ulf Brunnbauer (Hg.): Transformation als soziale Praxis. Mitteleuropa seit den 1970er Jahren (Zeitgeschichte im Gespräch 32), Berlin 2020., 2020
in: Janina Henkes u.a. (Hg.): Ordnung(en) der Arbeit, Münster, S. 248-264, 2019
Martina Heßler (Hg.): Technikemotionen, Paderborn, S. 108-127, 2020
in: Culture, Practice & Europeanization, Vol. 4, No. 1, 135-148, 2019
This paper reviews some newer and older books and articles that relate to Polanyi's analysis of c... more This paper reviews some newer and older books and articles that relate to Polanyi's analysis of capitalism, the countermovement, and his own perspective concerning the future after the possible end of market society.
in: Nina Kleinöder, Stefan Müller, Karsten Uhl (Hg.): »Humanisierung der Arbeit« Aufbrüche und Konflikte in der rationalisierten Arbeitswelt des 20. Jahrhunderts, Bielefeld: transcript, 2019
Einem Bonmot von Terry Eagleton zufolge verhält es sich in politischen Auseinandersetzungen in de... more Einem Bonmot von Terry Eagleton zufolge verhält es sich in politischen Auseinandersetzungen in der Regel so, dass sich kein Akteur selbst als ideologisch bezeichnet. Ganz unabhängig davon, ob der Vorwurf nicht vielleicht doch zutreffen mag, weist man den Ideologievorwurf zumeist weit von sich, wirft dem Gegner jedoch ebendies vor. Damit ist Ideologie laut Eagleton »wie Mundgeruch immer das, was die anderen haben«, nie jedoch man selbst. 1 Vielleicht ist das ein Grund dafür, weshalb es um das Geschichtsbewusstsein der im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zusammengeschlossenen Gewerkschaften, zumindest was die letzten Jahrzehnte anbelangt, nicht zum Besten steht. Schließlich fürchten sich diese laut Jörg Neuheiser davor, ihre Organisationen »in unproduktive Neuauflagen vergangener interner Auseinandersetzungen zu verstricken«. 2 Fernab einer Betrachtung, die Ideologie rein pejorativ auffasst, bezeichnet der Soziologe Klaus Dörre Gewerkschaftsfunktionäre als »aktive Ideologieträger«, die nicht nur -wie jede/r -selbst ideologisch geprägt sind, sondern bestimmte »Integrationsideologien« produzieren und verbreiten. 3 Dörre entlehnt diese Bestimmung einem Text von Richard Hyman, in dem dieser Ideologie als strategischen Filter und »politische Machtquelle« bezeichnet. Ideologie wird hier nicht als »Gegenstück zu etwas Realem«, sondern als »eine von vielen anderen 1 Eagleton: Ideologie, 2000, S. 8. Für hilfreiche Kommentare danke ich Jan Kellershohn.
Von Menschen und Maschinen Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Gesellschaft und Technik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, 2020
Technikgeschichte Jg. 88, H. 1, S. 11-42, 2021
Überblick Der Aufsatz untersucht verschiedene Zukünfte von Arbeit, die im Industrieroboter-Diskur... more Überblick Der Aufsatz untersucht verschiedene Zukünfte von Arbeit, die im Industrieroboter-Diskurs der IG Metall (IGM) während der 1970er und 1980er Jahre entwickelt wurden. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern Roboter in der Automobilindustrie als Chance bzw. Risiko für die Beschäftigten und ihre Stellung im Arbeitsprozess wahrgenommen wurden, und auf welchen Prämissen diese Einschätzungen und Prognosen fußten. Anhand von Betriebsreportagen in gewerkschaftlichen Periodika sowie Beiträgen von Gewerkschaftsfunktionären 1 zeigt der Aufsatz unter Rückgriff auf Ansätze der Historischen Technikanthropologie sowie der soziologischen und historischen Zukunftsforschung, dass zum einen soziotechnische Risikozukünfte entworfen wurden, deren Realisierung aus Sicht der IGM verhindert werden sollte. Zum anderen diente die Skizzierung "positiver" Gestaltungszukünfte dazu, Haltelinien für gewerkschaftliche Gestaltungsversuche von Arbeit und Technik als Arbeit an der Zukunft zu entwerfen. Bei den die skizzierten soziotechnischen Zukünfte prägenden Mensch-Maschinen-Verhältnissen handelte es sich für die Gewerkschaft letztlich um ein Verhältnis zwischen zwei Interessengruppen-Arbeitenden und Unternehmern. Der Aufsatz zeigt, dass Fragen des Verhältnisses von Mensch und Maschine die Politik der IGM stärker beeinfl ussten, als in der Forschung bislang angenommen wurde. Die Ergebnisse der Analyse lassen den Schluss zu, dass Gewerkschaften als Interessenvertretungsorgane der abhängig Beschäftigten angesichts der Kontingenz von Automatisierungsprozessen auch im Hier und in Zukunft nicht umhinkönnen, in ihren-notwendig in die Zukunft gerichteten-Debatten Risiko-und Gestaltungszukünfte zu entwerfen.
Arbeit - Bewegung - Geschichte, Jg. 20, H. 1, 2021
in: Dierk Hoffmann/Ulf Brunnbauer (Hg.): Transformation als soziale Praxis. Mitteleuropa seit den 1970er Jahren (Zeitgeschichte im Gespräch 32), Berlin 2020., 2020
in: Janina Henkes u.a. (Hg.): Ordnung(en) der Arbeit, Münster, S. 248-264, 2019
Martina Heßler (Hg.): Technikemotionen, Paderborn, S. 108-127, 2020
in: Culture, Practice & Europeanization, Vol. 4, No. 1, 135-148, 2019
This paper reviews some newer and older books and articles that relate to Polanyi's analysis of c... more This paper reviews some newer and older books and articles that relate to Polanyi's analysis of capitalism, the countermovement, and his own perspective concerning the future after the possible end of market society.
in: Nina Kleinöder, Stefan Müller, Karsten Uhl (Hg.): »Humanisierung der Arbeit« Aufbrüche und Konflikte in der rationalisierten Arbeitswelt des 20. Jahrhunderts, Bielefeld: transcript, 2019
Einem Bonmot von Terry Eagleton zufolge verhält es sich in politischen Auseinandersetzungen in de... more Einem Bonmot von Terry Eagleton zufolge verhält es sich in politischen Auseinandersetzungen in der Regel so, dass sich kein Akteur selbst als ideologisch bezeichnet. Ganz unabhängig davon, ob der Vorwurf nicht vielleicht doch zutreffen mag, weist man den Ideologievorwurf zumeist weit von sich, wirft dem Gegner jedoch ebendies vor. Damit ist Ideologie laut Eagleton »wie Mundgeruch immer das, was die anderen haben«, nie jedoch man selbst. 1 Vielleicht ist das ein Grund dafür, weshalb es um das Geschichtsbewusstsein der im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zusammengeschlossenen Gewerkschaften, zumindest was die letzten Jahrzehnte anbelangt, nicht zum Besten steht. Schließlich fürchten sich diese laut Jörg Neuheiser davor, ihre Organisationen »in unproduktive Neuauflagen vergangener interner Auseinandersetzungen zu verstricken«. 2 Fernab einer Betrachtung, die Ideologie rein pejorativ auffasst, bezeichnet der Soziologe Klaus Dörre Gewerkschaftsfunktionäre als »aktive Ideologieträger«, die nicht nur -wie jede/r -selbst ideologisch geprägt sind, sondern bestimmte »Integrationsideologien« produzieren und verbreiten. 3 Dörre entlehnt diese Bestimmung einem Text von Richard Hyman, in dem dieser Ideologie als strategischen Filter und »politische Machtquelle« bezeichnet. Ideologie wird hier nicht als »Gegenstück zu etwas Realem«, sondern als »eine von vielen anderen 1 Eagleton: Ideologie, 2000, S. 8. Für hilfreiche Kommentare danke ich Jan Kellershohn.
Von Menschen und Maschinen Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Gesellschaft und Technik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, 2020