Wolfgang Loth | University Trier, Germany (original) (raw)
Papers by Wolfgang Loth
KONTEXT - Zeitschrift für systemische Perspektiven , 2022
Vorbemerkung (2024): Der hier vorliegende Text ist ein Beitrag zu einem „Debattenheft zum Konstru... more Vorbemerkung (2024):
Der hier vorliegende Text ist ein Beitrag zu einem „Debattenheft zum Konstruktivismus“ (= KONTEXT 53(4), 2022). Ein kritischer Beitrag von Christoph Schneider („Konstruktivistische Ketzereien“), insbesondere zu den impliziten ethischen Prinzipien eines „Radikalen Konstruktivismus“ wurde von einer Reihe von AutorInnen kommentiert. In meinem Beitrag unterstütze ich grundsätzlich einen kritischen Blick auf konstruktivistischen Wildwuchs, kritisiere jedoch die von Schneider gewählte Form, die der, wie ich meine, wichtigen Fragestellung nicht dient.
compilation, 2024
Abstract (2024) - aus der Serie "Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum ... more Abstract (2024) -
aus der Serie "Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen":
Jürgen Hargens, um den es in der hier vorliegenden Zusammenstellung geht, kann als derjenige betrachtet werden, der durch sein publizistisches Wirken dem genuin systemischen Denken im deutschsprachigen Raum den Weg frei gemacht hat. Mit der Gründung der Zeitschrift für systemische Therapie im Jahr 1983 war die Tür dafür geöffnet. Innovative AutorInnen wie Bradford Keeney, Paul Dell oder Max van Trommel waren nun im Gespräch. Es war die Zeit ungemein fruchtbarer Theoriediskussionen, sowie die Zeit, diese systemtheoretischen Überlegungen in Praxisanregungen zu übersetzen.
Mit der Serie "systemische studien" entzündete Hargens ein weiteres Leuchtfeuer. Auch in dieser Serie kamen Publikationen heraus, die das Entwickeln des systemischen Denkens hierzulande und die daran orientierte Praxis ungemein förderten, Dells "Klinische Erkenntnis" als erstes, dann kurz darauf "Das Mailänder Modell". Im Laufe der Jahre wurde die Serie dann zu einem Hort lösungs- und ressourcenorientierter Literatur.
Die folgende Zusammenstellung von Rezensionen und Texten soll diese Entwicklung dokumentieren und kommentieren. Nicht zuletzt verdeutlicht sie, in welch hohem Maß Jürgen Hargens auch als Netzwerker für das Entstehen systemischer Diskurse wichtig war.
Die Zusammenstellung:
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2004) Aller Anfang ist ein Anfang. Gestaltungsmöglichkeiten hilfreicher systemischer Gespräche (WL (2004) in Z.f. systemische Therapie u Beratung)
• Rezension zu: Jürgen Hargens (Hrsg.)(2005) "…und mir hat geholfen…" Psychotherapeutische Arbeit - was wirkt? Perspektiven und Geschichten der Beteiligten (WL (2005) in systeme)
• WL (2007) „Ich sachma: Karisma …“ - Jürgen Hargens zum 60. (in systhema)
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2010) So kann‘s gelingen … Rahmen hilfreicher Gespräche im beraterisch-therapeutischen Kontext. (WL (2010) in systeme).
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2015) Keine Tricks! Erfahrungen lösungsorientierter Therapie. Ein persönlicher Rückblick. (WL (2015) in systhema)
• Ein Ausschnitt aus einer E-mail-Korrespondenz zwischen Jürgen Hargens und Wolfgang Loth aus Anlass des 30jährigen Jubiläums der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung: „Es war eher so ein Kribbeln und die Möglichkeit, einen Raum zu schaffen, den andere füllen konnten und an dem ich dann teilhaben würde“ (2012, in: Z.f. systemische Therapie und Beratung)
book-chapter in: Hans Schindler & Arist von Schlippe (Hg.) 2005. Anwendungsfelder systemischer Praxis. Ein Handbuch. Dortmund: borgmann, S.25-54, 2005
Schlüsselbegriff: Auftragsklärung in systemischer Therapie und Beratung; Das Klären von Aufträge... more Schlüsselbegriff: Auftragsklärung in systemischer Therapie und Beratung;
Das Klären von Aufträgen, um das es in diesem Beitrag geht, ist zunächst ein methodischpraktisches Thema. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass in diesem Praxisthema mehr theoretische Implikationen herumgeistern als es die womöglich einfach erscheinende Methodik nahe legt. Das beschränkt sich nicht auf den notwendigen Hinweis, dass auch systemische Sichtweisen von professionellen Hilfen nicht ohne Bezug auf ethische Überlegungen auskommen (vgl. Reiter 1975, Reiter-Theil 1988, 1997, von Schlippe 1991). Bereits das Anerkennen, dass es im Rahmen systemischer Hilfen wichtig ist, Aufträge zu klären, schließt aus, die in Frage stehende Hilfe als triviale und trivialisierende Abfolge von kontextfreien Schritten zu betrachten. Es schließt somit aus, per se besser zu wissen, was gut sei für andere. Stattdessen wird Kooperieren zum zentralen Merkmal der Hilfe. Das Klären von Aufträgen ist in diesem Sinn eine spezielle Form des Verständigens darüber, wie wir kooperieren wollen.
Der vorliegende Beitrag diskutiert die zugrundeliegenden Prämissen und stellt als methodische Umsetzung das Entwickeln Klinischer Konrakte vor.
Michael White (2010) Landkarten der narrativen Therapie. Heidelberg: Carl-Auer, S.8-14, 2010
Mir scheint, dass mit diesem Buch eines jener vielleicht doch eher raren Spezies vorliegt, in dem... more Mir scheint, dass mit diesem Buch eines jener vielleicht doch eher raren Spezies vorliegt, in dem erlebtes Leben, unerschrockenes Reflektieren und Respektieren, Transparenz und Verantwortung auf glaubhafte Weise zusammenkommen.
Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 14(3): 16-36, 2004
Abstract (2023) Die These dieses Beitrags ist, dass Konflikte als eine Form von Kooperation anges... more Abstract (2023)
Die These dieses Beitrags ist, dass Konflikte als eine Form von Kooperation angesehen werden können. Als theoretische Basis gilt dabei Luhmanns Theorie sozialer Systeme, im Besonderen die daraus abgeleiteten Aussagen zu Kommunikation. Auf dieser Basis lassen sich auch verselbständigte Konflikte auf ihre Möglichkeiten hin abklopfen, als Ausgangspunkte für hilfreiche Veränderungen zu dienen. Für die praktische Umsetzung dieser Überlegung haben sich die Generischen Prinzipien (sensu Schiepek) als auch das Entwickeln Klinischer Kontrakte als brauchbar erwiesen. Ludewigs Konzept des Auftrags kommt dabei eine tragende Rolle zu. Das Leitmotiv ist Zusammenarbeit, was eine einseitig wirken sollende Interventionsabsicht ausschließt. Zur Vorsicht wird also geraten: Auch wenn der Begriff „Kontrakt“ nach Machbarkeit klingt, nach unbeeindrucktem Zähmen eines virulenten Geschehens, so sollte deutlich werden, dass die hier vorgestellten Überlegungen Möglichkeiten der Zusammenarbeit fördern sollen. Sie stellen kein kontextfreies Erfolgsrezept dar. Beispiele illustrieren die hier vorgestellten Überlegungen. Zum Kontext: Der vorliegende Beitrag entstand auf der Grundlage eines Vortrags auf den Viersener Therapietagen 2004. In der Zwischenzeit sind sowohl die Theorie der Selbstorganisation, insbesondere das Konzept der Generischen Prinzipien, als auch das im Text vorgestellte Modell der Kontraktorientierten Leistungsbeschreibung (KOLB) und das damit verbundene Entwickeln Klinischer Kontrakte weiterentwickelt worden. Entsprechende Literaturhinweise wurden nachträglich eingefügt.
Publiziert in: J. Hargens & W. Eberling (Hrsg.)(2000) Einfach kurz und gut. Teil 2. Ressourcen erkennen und nutzen. Dortmund: borgmann, S.37-57, 2000
Abstract (2023): In meiner seinerzeitigen Auseinandersetzung mit den Prämissen, Praktiken und Ko... more Abstract (2023):
In meiner seinerzeitigen Auseinandersetzung mit den Prämissen, Praktiken und Kontexten Lösungsorientierter Kurztherapie war ich an den Punkt gekommen, mich nicht mehr in diese Kategorie einordnen zu können, jedenfalls nicht ambivalenzfrei. Ursprünglich war mir dieser Ansatz als eine klare emanzipatorische Antwort auf objektivierende Verfahren erschienen. Die zunehmende Verwertung des „Lösungsorientierten“, insbesondere des „Kurzen“ daran in ökonomistischen Vorstellungen unserer Arbeit hatten Zweifel ausgelöst, ebenso wie die Schwierigkeiten, die Idee eines „lösungsorientiert zuerst“ mit den allfälligen Friktionen eines eigenen Alltagslebens in Einklang zu bringen. Der nachfolgende Buchbeitrag entstand in dieser Phase und markiert das Zurechtfinden in einem „Dazwischen“. Es ging mir darum, die förderlichen und weiterhin ermutigenden Aspekte des lösungsorientierten Ansatzes mit einem Vorgehen zu verbinden, das sich in erster Linie auf das Akzeptieren des (unter Umständen) problematischen Lebens einlässt und das als „Ausgangspunkt für einen nächsten guten Schritt“ anerkennt. Auf diesem Boden entstand dann parallel das Konzept des „Entwickelns Klinischer Kontrakte“. Darauf bezieht sich der Untertitel des folgenden Beitrags: „Notizen von unterwegs“.
Kontext 42(2): 129-138, 2011
Zusammenfassung (2023): Wie würde Systemische Therapie im Jahr 2020 dastehen? Was hätte sie bis d... more Zusammenfassung (2023): Wie würde Systemische Therapie im Jahr 2020 dastehen? Was hätte sie bis dahin erreicht, wie hätte sie sich auf diesem Weg verändert und was hätte Bestand gehabt? Unter dieser Fragestellung versammelte die Zeitschrift KONTEXT im Jahr 2011 Beiträge dazu in einem Themenheft (2/2011). Im vorliegenden Text stelle ich meine seinerzeitigen Überlegungen dazu vor. Es geht zunächst um Rahmenbedingungen dafür, dass überhaupt (noch) eine lebendige Diskussion stattfindet, bzw. stattfinden kann. Der über allem wirkende Hintergrund war die seinerzeitig frisch erfolgte wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie als psychotherapiefähiges Verfahren. Wie es aussah, konnte dieses Ereignis sowohl neue Entwicklungschancen eröffnen als auch in die Sackgasse kanonisierenden und normierenden Festschreibens führen. So ging es also vor allem um die Frage, ob genuin systemische Perspektiven auf dem Weg der Anpassung an die Vorgaben des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie an Bedeutung verlieren könnten. Zur Debatte stand auch, inwiefern die wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie als Marke genutzt hat, sowie, ob die Konzentration auf individuell zurechenbare Störungen das multiprofessionelle und transdisziplinäre Konzept systemischer Therapie relativiert. Im vorliegenden Text wird ebenfalls angesprochen, auf Basis welcher Theorien und Konzepte Systemische Therapie sich unter Berücksichtigung ihrer Prämissen weiterentwickeln könnte.
Psychotherapie im Dialog 8(2): 148-152, 2007
Der Beitrag diskutiert ein Verständnis von Therapie/Beratung als vereinbarte Kooperation für eine... more Der Beitrag diskutiert ein Verständnis von Therapie/Beratung als vereinbarte Kooperation für eine Zeit. Die prinzipiell nicht abschließbare Komplexität des Lebendigen wird als valider Ausgangspunkt anerkannt. Auf dieser Basis wird nach Möglichkeiten gesucht, sich auf „brauchbare“ Aufträge zu verständigen, die ein Thema herausgreifen, es zieldienlich reflektieren und zu einem akzeptierten provisorischen Ende bringen. Neuere Konzepte zu nichtlinearen dynamischen Systemen und partizipativ-konstruktivistische Positionen können zur theoretischen Reflexion dieser Prozesse miteinander verknüpft werden.
systeme 36 (1): 102-109, 2022
Nach einer kurzen Reflexion zum zeitlichen Kontext, in dem das hier besprochene Buch erschienen i... more Nach einer kurzen Reflexion zum zeitlichen Kontext, in dem das hier besprochene Buch erschienen ist („Ein notwendiges Innehalten heute“) stellt der vorliegende Essay Wilhelm Rotthaus‘ Plädoyer für einen Epochenwandel vor, skizziert dessen zentrale Argumentation und diskutiert deren Prämissen und Folgerungen.
systeme 36 (1): 5 -28 , 2022
Abstract/Zusammenfassung: Multi-Perspectivity as a Narrative. Reflecting on Systemic Topics by Me... more Abstract/Zusammenfassung:
Multi-Perspectivity as a Narrative. Reflecting on Systemic Topics by Means of Michael Hampe’s Narrative Philosophy
In the present paper I’m going to reconsider my reflections on systemic thinking and systemic practice. The work of philosopher Michael Hampe, especially his novels, which are transferring his thinking into narrative philosophizing proved to be stimulating in that. The upcoming ideas and interconnections seem to be proliferous concerning systemic thinking and practice. Its benefit results not from direct transfer, but from a consequent multi perspective tune even under difficult circumstances.
Zusammenfassung:
Wie lässt sich Systemisches aushalten? Im vorliegenden Essay gehe ich meinen Überlegungen zu systemischem Denken und systemischer Praxis noch einmal nach. Michael Hampes Lehren der Philosophie und insbesondere seine romanhaften Übersetzungen dieses Philosophierens haben mich dabei angeregt und begleitet. Die dabei entstehenden Ideen und Querverbindungen finde ich hilfreich für das eigene Zurechtfinden im Spannungsfeld zwischen dem Drinnen und Draußen systemischer Perspektiven. Der Gewinn liegt für mich nicht in einer unmittelbaren Übertragung, sondern in der konsequent multiperspektivischen Haltung auch unter erschwerten Bedingungen.
[= Kap.1 in: Johannes Schaller & Heike Schemmel (Hrsg.)(2013) Ressourcen… Ein Hand- und Lesebuch zur psychotherapeutischen Arbeit. (2. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). (S.21-32), Tübingen: dgvt-Verlag], 2013
Wenn Ressourcen bewegen, dann tun sie das nicht, weil sie nicht anders können (auch Ressourcen er... more Wenn Ressourcen bewegen, dann tun sie das nicht, weil sie nicht anders können (auch Ressourcen erweisen sich als kontingent), sondern weil und wenn sie ‚Sinn machen’. Sinn ist dabei die Leitunterscheidung sowohl für psychische als auch für soziale Systeme. Sinn definiert daher nicht nur das eine oder das andere, sondern verbindet auch beides: Wenn es gelingt, etwas miteinander als Ressource zu betrachten, so dass sich eine Situation (wieder) anfühlt wie eine gute Grundlage für einen nächsten guten Schritt (und womöglich darüber hinaus), dann wäre das ein Hinweis darauf, dass an der Sinngrenze Bewegung entsteht.
Kontext 52(4): 375-381, 2021, Dec 14, 2021
„Nachrichten von Unterschieden“ und „Muster, die verbinden“ - Rezensionsessay zu: Lina Nagel (... more „Nachrichten von Unterschieden“ und „Muster, die verbinden“ -
Rezensionsessay zu: Lina Nagel (2021): Kybernetik, Kommunikation und Konflikt. Gregory Bateson und (s)eine kybernetische Konflikttheorie (mit Vorworten von Arist von Schlippe und Anita von Hertel). Heidelberg: Verlag für systemische Forschung im Carl-Auer Verlag;
Publikation 2021 in: Kontext 52(4): 375-381
Z f systemische Therapie u Beratung, 2022
Gedanken zu einer kurzen Geschichte des systemischen Denkens – Rezensionsessay zu: Wolfram Lutter... more Gedanken zu einer kurzen Geschichte des systemischen Denkens – Rezensionsessay zu: Wolfram Lutterer (2021) Eine kurze Geschichte des systemischen Denkens. Heidelberg: Carl-Auer
(Publikation 2022 in: Z f systemische Therapie und Beratung 40(2): 82-85)
Kontext, 2011
Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18.... more Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18. Dezember 2004, ich war noch Vorsitzender der SG, traf sich in Köln eine größere Gruppe, u. a. die Vorstände der beiden Gesellschaften, Kurt Ludewig und Jürgen Kriz, um eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, ob wir noch einmal den Weg gehen, uns um die Anerkennung der systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat zu bemühen oder nicht. Zwei Jahre vorher hatten wir ja die sogenannte Kölner Erklärung der SG formuliert, mit der wir uns aus diesem Prozess zurückgezogen hatten. Unsere Idee war, die Ablehnung durch den Wissenschaftlichen Beirat als ein Zeichen und »Geschenk« zu nehmen, dass wir sozusagen unbeschadet von irgendwelchen politischen Zwängen unsere systemische Identität weiterentwickeln können. Und in diesem Kontext der Kölner Erklärung machte mir damals dieser 18. Dezember 2004 heftig Bauschmerzen. Aber es fiel die Entscheidung, wir machen das noch mal, und eine Arbeitsgruppe um Kirsten von Sydow wurde mit der Erstellung einer Expertise beauftragt. Dann entstand zwischen Jochen Schweitzer und mir die Überlegung, diese Expertise zu sekundieren mit einem Praxisbuch, das einfach selbstbewusst und prägnant sagt: »Wir sind auch in der Lage, in eurer Liga mitzuspielen, wir haben auch Ahnung in den klassischen klinischen Feldern.« Das war der erste Grundstein. Jochen Schweitzer (JS): Ein zweiter Grundstein war, dass wir als PID-Herausgeber ja beschlossen hatten, störungsspezifische Hefte zu machen. Also ein Heft über Depressionen, ein Heft über Borderline usw. Arist und ich standen immer wieder vor der Frage: Wer schreibt denn als Systemiker was über Borderline,
Die beiden Lehrbucherautoren Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer haben jetzt ein Kompendium ... more Die beiden Lehrbucherautoren Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer haben jetzt ein Kompendium systemischen Anwendungswissens herausgebracht, das sicherlich bald zur Standardlekture fur AusbilderInnen und AusbildungskandidatInnen werden durfte sowie zu einer bevorzugten Quelle fur allgemein am Thema Interessierte. Man merkt dem Text an, dass er aus der Fulle jahrzehntelanger Tatigkeit schopft sowie aus der im Lauf der letzten 20 Jahre entwickelten Eleganz, ein umfassendes und anspruchsvolles Ideengelande dermasen smooth zu portratieren und in Anwendungsvorschlage zu ubersetzen, dass man die Schlaglocher und Schotterstrecken kaum merken durfte, die es auch auf systemischen Wegen zuweilen gibt. Das ist alles gut gemacht, dient dem Zweck des uberblickartigen Informierens zu Lehr- und Lernzwecken ebenso wie der Selbstpositionierung auf Augenhohe in Bezug zu anderen Schulen professioneller psychosozialer Hilfen. Die systemischen Ideen und Konzepte zum Umgang mit Problemsystemen und For...
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgew... more In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Bücher von Kurt Ludewig aus den Jahren 1992, 2002 und 2005. Mit der 1992 erschienenen Monographie „Systemische Therapie. Grundlagen klinischer Theorie und Praxis“ hatte Ludewig das Fundament für eine theoretisch fundierte Betrachtung Systemischer Therapie gelegt. Mit dem Konzept des „Mitglieds“ brachte er eine praktikable Möglichkeit ins Spiel, personale und themenspezifische Sinnattraktoren als Gegenstand Systemischer Therapiekonzepte zu begreifen. Ludewigs Arbeiten dokumentieren den zunächst universal-praktischen Ansatz Systemischer Therapie als Sammelbecken für psychosoziale Hilfen unterschiedlicher Art. Im Zusammenhang mit den Bestrebungen, Systemische Therapie an das traditionelle Gesundheitssystem anzukoppeln, entwickelten sich dann unterschiedliche Ansätze, die sich je nach Intention eher fundamental oder eher pragmatisch orientierten. In seinem (in dieser Rezensionszusammenstellung nicht aufgeführten) Spätwerk „Entwicklungen systemischer Therapie“ (2013) gibt Ludewig selbst eine Standortbestimmung seiner Arbeit in diesem Zusammenhang (Rezensionsessay hier).Die hier versammelten Besprechungen werden ergänzt um einen bislang unveröffentlichten Kommentar zu einer Vorfassung von Ludewigs Aufsatz: Psychische Systeme – ein nützliches Konzept für die systemische Praxis?
Die Rechtschreibung der Originalrezensionen wurde aktualisiert.
Systhema, Bd. 14(1): 98-108, 2000
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgew... more In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die im Jahr 1999 als Buch erschienene Materialsammlung, die Günter Schiepek im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Systemische Therapie (AGST) erstellt hatte. Diese Materialsammlung sollte dazu dienen, beim Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesärztekammer den Antrag auf Anerkennung der Systemischen Therapie zu begründen. Das Vorhaben scheiterte seinerzeit am Votum des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie. Der entsprechende Antrag wurde abgelehnt.
Das Buch dokumentiert einen bedeutsamen Zwischenschritt auf dem Weg zur mittlerweile erfolgten wissenschaftlichen und sozialrechtlichen Anerkennung. Gleichzeitig dokumentiert es die bereits damals zutage tretende Spannung zwischen unterschiedlichen und zum Teil nicht zu vereinbarenden Verständnissen systemischer Perspektiven. Die Dynamik und ungewisse weitere Entwicklung dieser Situation spiegelt sich in der aktuellen Literatur etwa am Beispiel zweier gänzlich unterschiedlich ausgerichteter Grundlagenwerke: zum Fokus auf anerkannter Psychotherapie „Systemische Therapie in der Praxis“ (von Sydow & Borst (Hrsg.), 2018, Beltz), dagegen zum Fokus systemische Praxis im weiteren Sinn „Systemische Therapie jenseits des Heilauftrags“ (Kuhnert & Berg (Hrsg.), 2020, Vandenhoeck & Ruprecht). In dieser Form im Jahr 1999 noch in weiter Ferne, jedoch im Ansatz schon eine Entwicklung, die ihre Schatten vorauswarf. (Nov 2021, WL).
Z f systemische Therapie u Beratung 38(2): 83-86, 2020
Noch immer könnte ein Wespennest drohen, wenn ansteht zu klären, wodurch Psychotherapie zu dem wi... more Noch immer könnte ein Wespennest drohen, wenn ansteht zu klären, wodurch Psychotherapie zu dem wird, was sie vorgibt zu sein. Da ist zum einen die grundsätzliche Unterscheidung zwischen schulenspezifischer Profilierung und einem Trend zur Integration. Zum anderen sind da die spezifischen Profilierungsstrategien der einzelnen Schulen, die ihr Verständnis von Psychotherapie hervorheben und daraus mehr oder weniger spezifische Methodologien ableiten. Und dann gibt es da noch die relativ offen liegende Erkenntnis, dass Unterschiede eher von den HüterInnen der Theorie unterstrichen werden, während in der Praxis recht klar ein technischer Eklektizismus herrscht, der sich weniger um die theoretische Integration kümmert als um die praktische Passung. Ich war also gespannt auf das vorliegende Buch, das nicht weniger verspricht als das Erkunden von Essentials der Psychotherapie, von wesentlichen Bestimmungsstücken also, ohne die im Prinzip nichts gehen dürfte.
Z.f. systemische Therapie und Beratung 35(3): 128-130, 2017
Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht hat mit der neuen Reihe „Psychotherapeutische Dialoge“ ein span... more Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht hat mit der neuen Reihe „Psychotherapeutische Dialoge“ ein spannendes Experiment gestartet. Die Reihe wird herausgegeben von Uwe Britten, der jeweils ein Gespräch mit zwei AutorInnen zu einem Thema moderiert, das im Bereich der Psychotherapie für Konflikte gut ist. Für Konflikte gut sein meine ich hier wörtlich: Im besten Fall kann dabei eine lebendige Konversation entstehen, ein fundiertes, aufeinander bezogenes und geistesgegenwärtiges Durchdringen eines thematischen Feldes, das sich einem abschließenden Wissen nicht nur entzieht, sondern neue Fragen wie von selbst hervorbringt. Die Tiefe und Breite eines Bedeutungsfeldes wird erkennbar, die Querverbindungen zwischen einzelnen Beobachtungspositionen erschließen sich, das Feld löst sich aus einem vorher vielleicht statischen Rahmen und beginnt, sich als ein „schwingendes Gewebe“ zu erweisen. Der nun vorliegende erste Band der Serie scheint mir diesem Idealbild sehr nahe zu kommen. Uwe Britten gibt einerseits präzise Anstöße, lässt andererseits Raum für die beiden Diskutanten, wenn sie ihre Gedanken entwickeln, das Terrain aus ihrer jeweiligen Sicht erkunden. Dabei entsteht ein spezifischer Groove, der das Thema Diagnosen im psychotherapeutischen Geschehen tatsächlich aufleben lässt.
Z.f. systemische Therapie und Beratung 31(3): 130-132, 2013
Mit dem vorliegenden Buch hat Roland Schleiffer nach seinem „System der Abweichungen“ (2012) das... more Mit dem vorliegenden Buch hat Roland Schleiffer nach seinem „System der Abweichungen“ (2012) das bereits damals angekündigte Pendant nachgelegt. Während es im „System der Abweichungen“ um eine „systemtheoretische Neubegründung der Psychopathologie“ ging, richtet sich der Blick nun auf Verhaltensweisen, denen in der üblichen fachlichen Beschreibung das Etikett „Störung“ zugeordnet wird. Schleiffer spürt ihnen mit fundiertem systemtheoretischem Denken nach und beleuchtet auf diese Weise „Sinn und Funktion“ solcher „Verhaltensstörungen“. Im Kern dient auch hier die bereits im ersten Band dargelegte Funktionale Analyse als Herangehensweise der Wahl, mit der das jeweilige Verhalten als plausibler Lösungsversuch innerhalb eines bestimmten Kontextes und unter bestimmten Konditionen verstanden werden kann.
KONTEXT - Zeitschrift für systemische Perspektiven , 2022
Vorbemerkung (2024): Der hier vorliegende Text ist ein Beitrag zu einem „Debattenheft zum Konstru... more Vorbemerkung (2024):
Der hier vorliegende Text ist ein Beitrag zu einem „Debattenheft zum Konstruktivismus“ (= KONTEXT 53(4), 2022). Ein kritischer Beitrag von Christoph Schneider („Konstruktivistische Ketzereien“), insbesondere zu den impliziten ethischen Prinzipien eines „Radikalen Konstruktivismus“ wurde von einer Reihe von AutorInnen kommentiert. In meinem Beitrag unterstütze ich grundsätzlich einen kritischen Blick auf konstruktivistischen Wildwuchs, kritisiere jedoch die von Schneider gewählte Form, die der, wie ich meine, wichtigen Fragestellung nicht dient.
compilation, 2024
Abstract (2024) - aus der Serie "Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum ... more Abstract (2024) -
aus der Serie "Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen":
Jürgen Hargens, um den es in der hier vorliegenden Zusammenstellung geht, kann als derjenige betrachtet werden, der durch sein publizistisches Wirken dem genuin systemischen Denken im deutschsprachigen Raum den Weg frei gemacht hat. Mit der Gründung der Zeitschrift für systemische Therapie im Jahr 1983 war die Tür dafür geöffnet. Innovative AutorInnen wie Bradford Keeney, Paul Dell oder Max van Trommel waren nun im Gespräch. Es war die Zeit ungemein fruchtbarer Theoriediskussionen, sowie die Zeit, diese systemtheoretischen Überlegungen in Praxisanregungen zu übersetzen.
Mit der Serie "systemische studien" entzündete Hargens ein weiteres Leuchtfeuer. Auch in dieser Serie kamen Publikationen heraus, die das Entwickeln des systemischen Denkens hierzulande und die daran orientierte Praxis ungemein förderten, Dells "Klinische Erkenntnis" als erstes, dann kurz darauf "Das Mailänder Modell". Im Laufe der Jahre wurde die Serie dann zu einem Hort lösungs- und ressourcenorientierter Literatur.
Die folgende Zusammenstellung von Rezensionen und Texten soll diese Entwicklung dokumentieren und kommentieren. Nicht zuletzt verdeutlicht sie, in welch hohem Maß Jürgen Hargens auch als Netzwerker für das Entstehen systemischer Diskurse wichtig war.
Die Zusammenstellung:
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2004) Aller Anfang ist ein Anfang. Gestaltungsmöglichkeiten hilfreicher systemischer Gespräche (WL (2004) in Z.f. systemische Therapie u Beratung)
• Rezension zu: Jürgen Hargens (Hrsg.)(2005) "…und mir hat geholfen…" Psychotherapeutische Arbeit - was wirkt? Perspektiven und Geschichten der Beteiligten (WL (2005) in systeme)
• WL (2007) „Ich sachma: Karisma …“ - Jürgen Hargens zum 60. (in systhema)
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2010) So kann‘s gelingen … Rahmen hilfreicher Gespräche im beraterisch-therapeutischen Kontext. (WL (2010) in systeme).
• Rezension zu: Jürgen Hargens (2015) Keine Tricks! Erfahrungen lösungsorientierter Therapie. Ein persönlicher Rückblick. (WL (2015) in systhema)
• Ein Ausschnitt aus einer E-mail-Korrespondenz zwischen Jürgen Hargens und Wolfgang Loth aus Anlass des 30jährigen Jubiläums der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung: „Es war eher so ein Kribbeln und die Möglichkeit, einen Raum zu schaffen, den andere füllen konnten und an dem ich dann teilhaben würde“ (2012, in: Z.f. systemische Therapie und Beratung)
book-chapter in: Hans Schindler & Arist von Schlippe (Hg.) 2005. Anwendungsfelder systemischer Praxis. Ein Handbuch. Dortmund: borgmann, S.25-54, 2005
Schlüsselbegriff: Auftragsklärung in systemischer Therapie und Beratung; Das Klären von Aufträge... more Schlüsselbegriff: Auftragsklärung in systemischer Therapie und Beratung;
Das Klären von Aufträgen, um das es in diesem Beitrag geht, ist zunächst ein methodischpraktisches Thema. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass in diesem Praxisthema mehr theoretische Implikationen herumgeistern als es die womöglich einfach erscheinende Methodik nahe legt. Das beschränkt sich nicht auf den notwendigen Hinweis, dass auch systemische Sichtweisen von professionellen Hilfen nicht ohne Bezug auf ethische Überlegungen auskommen (vgl. Reiter 1975, Reiter-Theil 1988, 1997, von Schlippe 1991). Bereits das Anerkennen, dass es im Rahmen systemischer Hilfen wichtig ist, Aufträge zu klären, schließt aus, die in Frage stehende Hilfe als triviale und trivialisierende Abfolge von kontextfreien Schritten zu betrachten. Es schließt somit aus, per se besser zu wissen, was gut sei für andere. Stattdessen wird Kooperieren zum zentralen Merkmal der Hilfe. Das Klären von Aufträgen ist in diesem Sinn eine spezielle Form des Verständigens darüber, wie wir kooperieren wollen.
Der vorliegende Beitrag diskutiert die zugrundeliegenden Prämissen und stellt als methodische Umsetzung das Entwickeln Klinischer Konrakte vor.
Michael White (2010) Landkarten der narrativen Therapie. Heidelberg: Carl-Auer, S.8-14, 2010
Mir scheint, dass mit diesem Buch eines jener vielleicht doch eher raren Spezies vorliegt, in dem... more Mir scheint, dass mit diesem Buch eines jener vielleicht doch eher raren Spezies vorliegt, in dem erlebtes Leben, unerschrockenes Reflektieren und Respektieren, Transparenz und Verantwortung auf glaubhafte Weise zusammenkommen.
Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 14(3): 16-36, 2004
Abstract (2023) Die These dieses Beitrags ist, dass Konflikte als eine Form von Kooperation anges... more Abstract (2023)
Die These dieses Beitrags ist, dass Konflikte als eine Form von Kooperation angesehen werden können. Als theoretische Basis gilt dabei Luhmanns Theorie sozialer Systeme, im Besonderen die daraus abgeleiteten Aussagen zu Kommunikation. Auf dieser Basis lassen sich auch verselbständigte Konflikte auf ihre Möglichkeiten hin abklopfen, als Ausgangspunkte für hilfreiche Veränderungen zu dienen. Für die praktische Umsetzung dieser Überlegung haben sich die Generischen Prinzipien (sensu Schiepek) als auch das Entwickeln Klinischer Kontrakte als brauchbar erwiesen. Ludewigs Konzept des Auftrags kommt dabei eine tragende Rolle zu. Das Leitmotiv ist Zusammenarbeit, was eine einseitig wirken sollende Interventionsabsicht ausschließt. Zur Vorsicht wird also geraten: Auch wenn der Begriff „Kontrakt“ nach Machbarkeit klingt, nach unbeeindrucktem Zähmen eines virulenten Geschehens, so sollte deutlich werden, dass die hier vorgestellten Überlegungen Möglichkeiten der Zusammenarbeit fördern sollen. Sie stellen kein kontextfreies Erfolgsrezept dar. Beispiele illustrieren die hier vorgestellten Überlegungen. Zum Kontext: Der vorliegende Beitrag entstand auf der Grundlage eines Vortrags auf den Viersener Therapietagen 2004. In der Zwischenzeit sind sowohl die Theorie der Selbstorganisation, insbesondere das Konzept der Generischen Prinzipien, als auch das im Text vorgestellte Modell der Kontraktorientierten Leistungsbeschreibung (KOLB) und das damit verbundene Entwickeln Klinischer Kontrakte weiterentwickelt worden. Entsprechende Literaturhinweise wurden nachträglich eingefügt.
Publiziert in: J. Hargens & W. Eberling (Hrsg.)(2000) Einfach kurz und gut. Teil 2. Ressourcen erkennen und nutzen. Dortmund: borgmann, S.37-57, 2000
Abstract (2023): In meiner seinerzeitigen Auseinandersetzung mit den Prämissen, Praktiken und Ko... more Abstract (2023):
In meiner seinerzeitigen Auseinandersetzung mit den Prämissen, Praktiken und Kontexten Lösungsorientierter Kurztherapie war ich an den Punkt gekommen, mich nicht mehr in diese Kategorie einordnen zu können, jedenfalls nicht ambivalenzfrei. Ursprünglich war mir dieser Ansatz als eine klare emanzipatorische Antwort auf objektivierende Verfahren erschienen. Die zunehmende Verwertung des „Lösungsorientierten“, insbesondere des „Kurzen“ daran in ökonomistischen Vorstellungen unserer Arbeit hatten Zweifel ausgelöst, ebenso wie die Schwierigkeiten, die Idee eines „lösungsorientiert zuerst“ mit den allfälligen Friktionen eines eigenen Alltagslebens in Einklang zu bringen. Der nachfolgende Buchbeitrag entstand in dieser Phase und markiert das Zurechtfinden in einem „Dazwischen“. Es ging mir darum, die förderlichen und weiterhin ermutigenden Aspekte des lösungsorientierten Ansatzes mit einem Vorgehen zu verbinden, das sich in erster Linie auf das Akzeptieren des (unter Umständen) problematischen Lebens einlässt und das als „Ausgangspunkt für einen nächsten guten Schritt“ anerkennt. Auf diesem Boden entstand dann parallel das Konzept des „Entwickelns Klinischer Kontrakte“. Darauf bezieht sich der Untertitel des folgenden Beitrags: „Notizen von unterwegs“.
Kontext 42(2): 129-138, 2011
Zusammenfassung (2023): Wie würde Systemische Therapie im Jahr 2020 dastehen? Was hätte sie bis d... more Zusammenfassung (2023): Wie würde Systemische Therapie im Jahr 2020 dastehen? Was hätte sie bis dahin erreicht, wie hätte sie sich auf diesem Weg verändert und was hätte Bestand gehabt? Unter dieser Fragestellung versammelte die Zeitschrift KONTEXT im Jahr 2011 Beiträge dazu in einem Themenheft (2/2011). Im vorliegenden Text stelle ich meine seinerzeitigen Überlegungen dazu vor. Es geht zunächst um Rahmenbedingungen dafür, dass überhaupt (noch) eine lebendige Diskussion stattfindet, bzw. stattfinden kann. Der über allem wirkende Hintergrund war die seinerzeitig frisch erfolgte wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie als psychotherapiefähiges Verfahren. Wie es aussah, konnte dieses Ereignis sowohl neue Entwicklungschancen eröffnen als auch in die Sackgasse kanonisierenden und normierenden Festschreibens führen. So ging es also vor allem um die Frage, ob genuin systemische Perspektiven auf dem Weg der Anpassung an die Vorgaben des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie an Bedeutung verlieren könnten. Zur Debatte stand auch, inwiefern die wissenschaftliche Anerkennung der Systemischen Therapie als Marke genutzt hat, sowie, ob die Konzentration auf individuell zurechenbare Störungen das multiprofessionelle und transdisziplinäre Konzept systemischer Therapie relativiert. Im vorliegenden Text wird ebenfalls angesprochen, auf Basis welcher Theorien und Konzepte Systemische Therapie sich unter Berücksichtigung ihrer Prämissen weiterentwickeln könnte.
Psychotherapie im Dialog 8(2): 148-152, 2007
Der Beitrag diskutiert ein Verständnis von Therapie/Beratung als vereinbarte Kooperation für eine... more Der Beitrag diskutiert ein Verständnis von Therapie/Beratung als vereinbarte Kooperation für eine Zeit. Die prinzipiell nicht abschließbare Komplexität des Lebendigen wird als valider Ausgangspunkt anerkannt. Auf dieser Basis wird nach Möglichkeiten gesucht, sich auf „brauchbare“ Aufträge zu verständigen, die ein Thema herausgreifen, es zieldienlich reflektieren und zu einem akzeptierten provisorischen Ende bringen. Neuere Konzepte zu nichtlinearen dynamischen Systemen und partizipativ-konstruktivistische Positionen können zur theoretischen Reflexion dieser Prozesse miteinander verknüpft werden.
systeme 36 (1): 102-109, 2022
Nach einer kurzen Reflexion zum zeitlichen Kontext, in dem das hier besprochene Buch erschienen i... more Nach einer kurzen Reflexion zum zeitlichen Kontext, in dem das hier besprochene Buch erschienen ist („Ein notwendiges Innehalten heute“) stellt der vorliegende Essay Wilhelm Rotthaus‘ Plädoyer für einen Epochenwandel vor, skizziert dessen zentrale Argumentation und diskutiert deren Prämissen und Folgerungen.
systeme 36 (1): 5 -28 , 2022
Abstract/Zusammenfassung: Multi-Perspectivity as a Narrative. Reflecting on Systemic Topics by Me... more Abstract/Zusammenfassung:
Multi-Perspectivity as a Narrative. Reflecting on Systemic Topics by Means of Michael Hampe’s Narrative Philosophy
In the present paper I’m going to reconsider my reflections on systemic thinking and systemic practice. The work of philosopher Michael Hampe, especially his novels, which are transferring his thinking into narrative philosophizing proved to be stimulating in that. The upcoming ideas and interconnections seem to be proliferous concerning systemic thinking and practice. Its benefit results not from direct transfer, but from a consequent multi perspective tune even under difficult circumstances.
Zusammenfassung:
Wie lässt sich Systemisches aushalten? Im vorliegenden Essay gehe ich meinen Überlegungen zu systemischem Denken und systemischer Praxis noch einmal nach. Michael Hampes Lehren der Philosophie und insbesondere seine romanhaften Übersetzungen dieses Philosophierens haben mich dabei angeregt und begleitet. Die dabei entstehenden Ideen und Querverbindungen finde ich hilfreich für das eigene Zurechtfinden im Spannungsfeld zwischen dem Drinnen und Draußen systemischer Perspektiven. Der Gewinn liegt für mich nicht in einer unmittelbaren Übertragung, sondern in der konsequent multiperspektivischen Haltung auch unter erschwerten Bedingungen.
[= Kap.1 in: Johannes Schaller & Heike Schemmel (Hrsg.)(2013) Ressourcen… Ein Hand- und Lesebuch zur psychotherapeutischen Arbeit. (2. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage). (S.21-32), Tübingen: dgvt-Verlag], 2013
Wenn Ressourcen bewegen, dann tun sie das nicht, weil sie nicht anders können (auch Ressourcen er... more Wenn Ressourcen bewegen, dann tun sie das nicht, weil sie nicht anders können (auch Ressourcen erweisen sich als kontingent), sondern weil und wenn sie ‚Sinn machen’. Sinn ist dabei die Leitunterscheidung sowohl für psychische als auch für soziale Systeme. Sinn definiert daher nicht nur das eine oder das andere, sondern verbindet auch beides: Wenn es gelingt, etwas miteinander als Ressource zu betrachten, so dass sich eine Situation (wieder) anfühlt wie eine gute Grundlage für einen nächsten guten Schritt (und womöglich darüber hinaus), dann wäre das ein Hinweis darauf, dass an der Sinngrenze Bewegung entsteht.
Kontext 52(4): 375-381, 2021, Dec 14, 2021
„Nachrichten von Unterschieden“ und „Muster, die verbinden“ - Rezensionsessay zu: Lina Nagel (... more „Nachrichten von Unterschieden“ und „Muster, die verbinden“ -
Rezensionsessay zu: Lina Nagel (2021): Kybernetik, Kommunikation und Konflikt. Gregory Bateson und (s)eine kybernetische Konflikttheorie (mit Vorworten von Arist von Schlippe und Anita von Hertel). Heidelberg: Verlag für systemische Forschung im Carl-Auer Verlag;
Publikation 2021 in: Kontext 52(4): 375-381
Z f systemische Therapie u Beratung, 2022
Gedanken zu einer kurzen Geschichte des systemischen Denkens – Rezensionsessay zu: Wolfram Lutter... more Gedanken zu einer kurzen Geschichte des systemischen Denkens – Rezensionsessay zu: Wolfram Lutterer (2021) Eine kurze Geschichte des systemischen Denkens. Heidelberg: Carl-Auer
(Publikation 2022 in: Z f systemische Therapie und Beratung 40(2): 82-85)
Kontext, 2011
Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18.... more Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18. Dezember 2004, ich war noch Vorsitzender der SG, traf sich in Köln eine größere Gruppe, u. a. die Vorstände der beiden Gesellschaften, Kurt Ludewig und Jürgen Kriz, um eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, ob wir noch einmal den Weg gehen, uns um die Anerkennung der systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat zu bemühen oder nicht. Zwei Jahre vorher hatten wir ja die sogenannte Kölner Erklärung der SG formuliert, mit der wir uns aus diesem Prozess zurückgezogen hatten. Unsere Idee war, die Ablehnung durch den Wissenschaftlichen Beirat als ein Zeichen und »Geschenk« zu nehmen, dass wir sozusagen unbeschadet von irgendwelchen politischen Zwängen unsere systemische Identität weiterentwickeln können. Und in diesem Kontext der Kölner Erklärung machte mir damals dieser 18. Dezember 2004 heftig Bauschmerzen. Aber es fiel die Entscheidung, wir machen das noch mal, und eine Arbeitsgruppe um Kirsten von Sydow wurde mit der Erstellung einer Expertise beauftragt. Dann entstand zwischen Jochen Schweitzer und mir die Überlegung, diese Expertise zu sekundieren mit einem Praxisbuch, das einfach selbstbewusst und prägnant sagt: »Wir sind auch in der Lage, in eurer Liga mitzuspielen, wir haben auch Ahnung in den klassischen klinischen Feldern.« Das war der erste Grundstein. Jochen Schweitzer (JS): Ein zweiter Grundstein war, dass wir als PID-Herausgeber ja beschlossen hatten, störungsspezifische Hefte zu machen. Also ein Heft über Depressionen, ein Heft über Borderline usw. Arist und ich standen immer wieder vor der Frage: Wer schreibt denn als Systemiker was über Borderline,
Die beiden Lehrbucherautoren Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer haben jetzt ein Kompendium ... more Die beiden Lehrbucherautoren Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer haben jetzt ein Kompendium systemischen Anwendungswissens herausgebracht, das sicherlich bald zur Standardlekture fur AusbilderInnen und AusbildungskandidatInnen werden durfte sowie zu einer bevorzugten Quelle fur allgemein am Thema Interessierte. Man merkt dem Text an, dass er aus der Fulle jahrzehntelanger Tatigkeit schopft sowie aus der im Lauf der letzten 20 Jahre entwickelten Eleganz, ein umfassendes und anspruchsvolles Ideengelande dermasen smooth zu portratieren und in Anwendungsvorschlage zu ubersetzen, dass man die Schlaglocher und Schotterstrecken kaum merken durfte, die es auch auf systemischen Wegen zuweilen gibt. Das ist alles gut gemacht, dient dem Zweck des uberblickartigen Informierens zu Lehr- und Lernzwecken ebenso wie der Selbstpositionierung auf Augenhohe in Bezug zu anderen Schulen professioneller psychosozialer Hilfen. Die systemischen Ideen und Konzepte zum Umgang mit Problemsystemen und For...
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgew... more In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Bücher von Kurt Ludewig aus den Jahren 1992, 2002 und 2005. Mit der 1992 erschienenen Monographie „Systemische Therapie. Grundlagen klinischer Theorie und Praxis“ hatte Ludewig das Fundament für eine theoretisch fundierte Betrachtung Systemischer Therapie gelegt. Mit dem Konzept des „Mitglieds“ brachte er eine praktikable Möglichkeit ins Spiel, personale und themenspezifische Sinnattraktoren als Gegenstand Systemischer Therapiekonzepte zu begreifen. Ludewigs Arbeiten dokumentieren den zunächst universal-praktischen Ansatz Systemischer Therapie als Sammelbecken für psychosoziale Hilfen unterschiedlicher Art. Im Zusammenhang mit den Bestrebungen, Systemische Therapie an das traditionelle Gesundheitssystem anzukoppeln, entwickelten sich dann unterschiedliche Ansätze, die sich je nach Intention eher fundamental oder eher pragmatisch orientierten. In seinem (in dieser Rezensionszusammenstellung nicht aufgeführten) Spätwerk „Entwicklungen systemischer Therapie“ (2013) gibt Ludewig selbst eine Standortbestimmung seiner Arbeit in diesem Zusammenhang (Rezensionsessay hier).Die hier versammelten Besprechungen werden ergänzt um einen bislang unveröffentlichten Kommentar zu einer Vorfassung von Ludewigs Aufsatz: Psychische Systeme – ein nützliches Konzept für die systemische Praxis?
Die Rechtschreibung der Originalrezensionen wurde aktualisiert.
Systhema, Bd. 14(1): 98-108, 2000
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgew... more In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die im Jahr 1999 als Buch erschienene Materialsammlung, die Günter Schiepek im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Systemische Therapie (AGST) erstellt hatte. Diese Materialsammlung sollte dazu dienen, beim Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesärztekammer den Antrag auf Anerkennung der Systemischen Therapie zu begründen. Das Vorhaben scheiterte seinerzeit am Votum des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie. Der entsprechende Antrag wurde abgelehnt.
Das Buch dokumentiert einen bedeutsamen Zwischenschritt auf dem Weg zur mittlerweile erfolgten wissenschaftlichen und sozialrechtlichen Anerkennung. Gleichzeitig dokumentiert es die bereits damals zutage tretende Spannung zwischen unterschiedlichen und zum Teil nicht zu vereinbarenden Verständnissen systemischer Perspektiven. Die Dynamik und ungewisse weitere Entwicklung dieser Situation spiegelt sich in der aktuellen Literatur etwa am Beispiel zweier gänzlich unterschiedlich ausgerichteter Grundlagenwerke: zum Fokus auf anerkannter Psychotherapie „Systemische Therapie in der Praxis“ (von Sydow & Borst (Hrsg.), 2018, Beltz), dagegen zum Fokus systemische Praxis im weiteren Sinn „Systemische Therapie jenseits des Heilauftrags“ (Kuhnert & Berg (Hrsg.), 2020, Vandenhoeck & Ruprecht). In dieser Form im Jahr 1999 noch in weiter Ferne, jedoch im Ansatz schon eine Entwicklung, die ihre Schatten vorauswarf. (Nov 2021, WL).
Z f systemische Therapie u Beratung 38(2): 83-86, 2020
Noch immer könnte ein Wespennest drohen, wenn ansteht zu klären, wodurch Psychotherapie zu dem wi... more Noch immer könnte ein Wespennest drohen, wenn ansteht zu klären, wodurch Psychotherapie zu dem wird, was sie vorgibt zu sein. Da ist zum einen die grundsätzliche Unterscheidung zwischen schulenspezifischer Profilierung und einem Trend zur Integration. Zum anderen sind da die spezifischen Profilierungsstrategien der einzelnen Schulen, die ihr Verständnis von Psychotherapie hervorheben und daraus mehr oder weniger spezifische Methodologien ableiten. Und dann gibt es da noch die relativ offen liegende Erkenntnis, dass Unterschiede eher von den HüterInnen der Theorie unterstrichen werden, während in der Praxis recht klar ein technischer Eklektizismus herrscht, der sich weniger um die theoretische Integration kümmert als um die praktische Passung. Ich war also gespannt auf das vorliegende Buch, das nicht weniger verspricht als das Erkunden von Essentials der Psychotherapie, von wesentlichen Bestimmungsstücken also, ohne die im Prinzip nichts gehen dürfte.
Z.f. systemische Therapie und Beratung 35(3): 128-130, 2017
Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht hat mit der neuen Reihe „Psychotherapeutische Dialoge“ ein span... more Der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht hat mit der neuen Reihe „Psychotherapeutische Dialoge“ ein spannendes Experiment gestartet. Die Reihe wird herausgegeben von Uwe Britten, der jeweils ein Gespräch mit zwei AutorInnen zu einem Thema moderiert, das im Bereich der Psychotherapie für Konflikte gut ist. Für Konflikte gut sein meine ich hier wörtlich: Im besten Fall kann dabei eine lebendige Konversation entstehen, ein fundiertes, aufeinander bezogenes und geistesgegenwärtiges Durchdringen eines thematischen Feldes, das sich einem abschließenden Wissen nicht nur entzieht, sondern neue Fragen wie von selbst hervorbringt. Die Tiefe und Breite eines Bedeutungsfeldes wird erkennbar, die Querverbindungen zwischen einzelnen Beobachtungspositionen erschließen sich, das Feld löst sich aus einem vorher vielleicht statischen Rahmen und beginnt, sich als ein „schwingendes Gewebe“ zu erweisen. Der nun vorliegende erste Band der Serie scheint mir diesem Idealbild sehr nahe zu kommen. Uwe Britten gibt einerseits präzise Anstöße, lässt andererseits Raum für die beiden Diskutanten, wenn sie ihre Gedanken entwickeln, das Terrain aus ihrer jeweiligen Sicht erkunden. Dabei entsteht ein spezifischer Groove, der das Thema Diagnosen im psychotherapeutischen Geschehen tatsächlich aufleben lässt.
Z.f. systemische Therapie und Beratung 31(3): 130-132, 2013
Mit dem vorliegenden Buch hat Roland Schleiffer nach seinem „System der Abweichungen“ (2012) das... more Mit dem vorliegenden Buch hat Roland Schleiffer nach seinem „System der Abweichungen“ (2012) das bereits damals angekündigte Pendant nachgelegt. Während es im „System der Abweichungen“ um eine „systemtheoretische Neubegründung der Psychopathologie“ ging, richtet sich der Blick nun auf Verhaltensweisen, denen in der üblichen fachlichen Beschreibung das Etikett „Störung“ zugeordnet wird. Schleiffer spürt ihnen mit fundiertem systemtheoretischem Denken nach und beleuchtet auf diese Weise „Sinn und Funktion“ solcher „Verhaltensstörungen“. Im Kern dient auch hier die bereits im ersten Band dargelegte Funktionale Analyse als Herangehensweise der Wahl, mit der das jeweilige Verhalten als plausibler Lösungsversuch innerhalb eines bestimmten Kontextes und unter bestimmten Konditionen verstanden werden kann.
systhema 38(2): 186-199, 2024
Das hier vorgestellte Buch gibt nicht nur einen Überblick über die technologische Entwicklung der... more Das hier vorgestellte Buch gibt nicht nur einen Überblick über die technologische Entwicklung der Digitalisierung und deren mittlerweile erreichte Praxis. Es verdeutlicht die radikalen Veränderungen, die sich dadurch ergaben. Radikale Veränderungen in persönlichen Gewohnheiten, sozialen Beziehungen, gesellschaftlichen Verflechtungen und darüber hinaus im globalen Maßstab. Im Prinzip zeigt sich da eine Dynamik, die die systemisch bedeutsamen Konzepte der Multidimensionalität und Multiperspektivität geradezu idealtypisch illustriert. Und mir scheint, dass diese Dynamik das ideelle Selbstverständnis des systemischen Ansatzes mit realen Herausforderungen konfrontiert.
systeme. Interdisziplinäre Zeitschrift für systemtheoretisch orientierte Forschung und Praxis in den Humanwissenschaften 36(2): 212-218, 2022
Wie die Herausgebenden selbst zusammenfassen, beleuchtet das vorliegende Buch neben einigen grund... more Wie die Herausgebenden selbst zusammenfassen, beleuchtet das vorliegende Buch neben einigen grundlegenden Erörterungen zur Idee des Narrativen „methodische Prozesse narrativen Arbeitens, seine Kontexte und Settings, aber auch die Pluralität von Arbeitsweisen, die sich dem narrativen Verständnis verpflichtet fühlen“. Damit ist der Rahmen gesteckt. Und dieser Rahmen verbindet sowohl eine Reihe von zentralen Bestimmungsstücken als auch eine Vielfalt von Verwirklichungsweisen in unterschiedlichen Zusammenhängen. Die hier versammelten Beiträge vermitteln eindrücklich und glaubwürdig, wie Narrative Praxis wohltuend wirken kann. Insbesondere die Beiträge, die sich Zeit und Raum dafür nahmen, diesem Geschehen konkret nachzuspüren, machen das deutlich. Aber auch die eher theoretisch gehaltenen Beiträge lassen überwiegend diesen Spirit erkennen.
Praxis d. Kinderpsychologie u. Kinderpsychiatrie 39(1): 28-30, 1990
Einleitung (2024): Kürzlich erinnerte Tom Levold im systemagazin an Mara Selvini-Palazzoli, anläs... more Einleitung (2024):
Kürzlich erinnerte Tom Levold im systemagazin an Mara Selvini-Palazzoli, anlässlich ihres Todestags vor 25 Jahren (https://systemagazin.com/mara-selvini-palazzoli-15-8-1916-21-6-1999-4/). Levold berichtet auch davon, dass heutzutage die Erinnerung an die bahnbrechenden Arbeiten von Selvini-Palazzoli und des Mailänder Teams verblasst ist. Dabei sind eine Reihe der auch heute noch gängigen Standards in der systemischen Praxis in der seinerzeitigen Zusammenarbeit dieses Teams entstanden. Und viele der Wegbereiter systemischen Denkens im deutschsprachigen Raum wurden durch die Arbeiten der Mailänder dazu angeregt, diesen Ansatz hierzulande zu verbreiten. Insofern scheint es mir unumgänglich, in der Serie „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ auch an ein Buch zu erinnern, dass seinerzeit den Weg der Mailänder prägnant zusammenfasste. Es wurde publiziert, nachdem sich das Mailänder Team getrennt hatte, sich Selvini-Palazzoli und Prata einerseits und Boscolo und Cecchin andererseits separat weiterentwickelten. Im hier wieder aufgegriffenen Buch strukturieren Lynn Hoffman und Peggy Penn den seinerzeitigen Stand der Dinge im Gespräch mit Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin.
Z.f. systemische Therapie u. Beratung 42(1): 33-35, 2024
Dieses Buch ist ein Kompendium, das präzise und verständlich über Humanistische Psychotherapie in... more Dieses Buch ist ein Kompendium, das präzise und verständlich über Humanistische Psychotherapie informiert. Es wird seinem Titel in vollem Umfang gerecht: Grundlagen, Richtungen und Evidenz der HPT werden ausgeleuchtet und nahegebracht. Die „Grundlagen“ stellen ein Musterbeispiel dafür dar, wie vermittelt werden kann, warum etwas als Fundament für psychotherapeutisches Handeln taugt. Wer sich speziell für die Richtungen interessiert, erhält eine hilfreiche Orientierung. Und wem es etwas bedeutet, wie über Wirksamkeit psychotherapeutischen Helfens fundiert und redlich zugleich gesprochen werden kann, ist bei Jürgen Kriz an einer Quelle ersten Ranges.
compilation, 1988
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgew... more In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ nehmen die frühen Publikationen von Günter Schiepek eine wegweisende Position ein. In diesen lassen sich bereits die späteren Entwicklungen erkennen, in denen Schiepek die Gratwanderung der Systemischen Therapie zwischen Geistes- und Naturwissenschaften vorzeichnet. Die beiden Rezensionen zu frühen Publikationen fokussieren zum einen auf Fragen der Diagnostik, zum anderen auf die Einbindung Systemischer Therapie in den Bereich der Klinischen Psychologie. Mit beiden Themen hat sich das Selbstverständnis Systemischer Therapie schwergetan und entlang beider Themen dürfte die Verwerfungslinie zu verorten sein, die die spätere, bzw. aktuelle Lage Systemischer Therapie kennzeichnet. In den weiteren Rezensionsessays zum Werk Günter Schiepeks wird das deutlicher (siehe Auflisten am Ende dieser Datei). Die Rechtschreibung wurde aktualisiert.
compilation, 2024
(abstract 2024) In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am... more (abstract 2024)
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ darf die Rezeption der Lehrbücher von Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer nicht fehlen. Bei seinem ersten Erscheinen 1996 bezeugte das „Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung“ zum einen, dass die systemische Therapie angekommen war und eine Marke darstellte, die sich behaupten konnte. Zum anderen wurde es zu einem Vademecum für die sich nun rasch und flächendeckend entwickelnde Verbreitung. Die Nachfrage war so groß, dass die Autoren 16 Jahre warten konnten, bis sie eine gründlich überarbeitete und erweiterte Neuauflage auf den Markt brachten. Die Neuauflage übernahm dann sowohl eine Art Kanonisierung als auch die Gratwanderung zwischen den Erwartungen an eine sozialrechtliche Anerkennung und den Selbst-Verständnissen als inspirierte Bewegung. Die beiden hier wiedergegebenen Rezensionen bringen das zum Ausdruck. Auf weitere Titel, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, wird hingewiesen. Sie sind als separate Texte auf academia.edu zu finden. Die entsprechenden links sind eingefügt.
compilation, 2024
Vorbemerkung (April 2024): Die erste Auflage des hier besprochenen Buches von Dan Short, für die ... more Vorbemerkung (April 2024):
Die erste Auflage des hier besprochenen Buches von Dan Short, für die deutschsprachige Übersetzung in Zusammenarbeit mit Claudia Weinspach, erschien 2007. Dennoch kann dieses Buch noch einmal als ein besonderes herausgestellt werden, da es aus meiner Sicht eindrucksvoll den Scheideweg beleuchtet, der für die systemische Therapie mittlerweile beschrieben werden kann. Das vorliegende Buch unterstreicht die Notwendigkeit eines idiografisch ausgerichteten Vorgehens und kann insofern als ein Gegengewicht zu nomothetischen Bestimmungen professionellen Helfens gelesen werden. Das Buch hat sich als brauchbar für die längere Strecke erwiesen. Mittlerweile liegt die 4. Auflage vor.
systhema 12(1): 95-96, 1998
(abstract 2024) In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum a... more (abstract 2024)
In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ soll in lockerer Folge auf seinerzeit wegweisende Publikationen hingewiesen werden. Jürgen Kriz‘ Arbeiten stehen in diesem Zusammenhang in besonderer Weise für das Einbeziehen von selbstorganisations- und chaostheoretischen Perspektiven in das Erkunden von systemisch verstandenen Zusammenhängen. Zu nennen sind hier vor allem seine Einführungen (1992, 1997). Im Verein mit seiner frühen Publikation zur „Methodenkritik empirischer Sozialforschung“ (1981) haben sie die wissenschaftliche Fundierung systemischen und systemtheoretischen Denkens für den psychosozialen Bereich erheblich gestärkt.
Im vorliegenden Beitrag sind nun zunächst zwei Rezensionen wiedergegeben, die einen speziellen Aspekt der Anwendung Kriz’schen Denkens thematisieren. Es geht in den beiden besprochenen Büchern darum, wie Selbstorganisationstheorie und Chaosforschung den Zugang zum Verständnis des urmenschlichen Bedürfnisses erleichtern, mit erlebter Unsicherheit umzugehen. Eine weitere Besprechung stellt eine Festschrift zum 60. Geburtstag von Jürgen Kriz vor, in der Personzentrierung und Systemtheorie mal mehr, mal weniger explizit im Hinblick auf Kriz‘ Arbeiten thematisiert werden. Die Rezensionen sind 1998 und 2005 erschienen. Die Texte sind leicht aktualisiert und an die mittlerweile gängige Rechtschreibung angepasst.
Systhema, 1988
Abstract (2024): In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum a... more Abstract (2024): In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall geht es vor allem um die Rezeption der Arbeiten Luhmanns zu sozialen Systemen. Insbesondere ab Ende der 1980er Jahre war Niklas Luhmann in wegweisenden Kongressen und Publikationen präsent. Das erwies sich als ein ungemein kräftiger Motor für das Weiterentwickeln systemischen Denkens – allerdings fast ganz auf den deutschsprachigen Bereich begrenzt. Während die Bezugnahme auf Luhmann für eine Zeit formal geradezu unumgänglich schien, blieb die vertiefte Auseinandersetzung mit seinem Anregungsreichtum für PraktikerInnen eher zurückhaltend. Meist blieb eher unklar, was genau der Nutzen eines Bezugs auf Luhmann in der therapeutischen, bzw. beraterischen Arbeit sei. Manchmal gehörte er einfach auch nur zum „guten Ton“. Kritik gab es vor allem durch Jürgen Kriz, fruchtbare Aufnahme u.a. durch Roland Schleiffer, Peter Fuchs und Günter Emlein. Der entscheidende Unterschied für Pro oder Contra dürfte letztlich gewesen sein, ob Luhmanns Theorie ontologisch aufgegriffen wurde oder als Orientierungshilfe für das eigene Zurechtfinden in der Komplexität der Ereignisse.
Die folgenden Rezensionen, bzw. Diskussionstexte, die ich zwischen 1988 und 2006 verfasst habe, geben mein Anliegen wieder, den Anregungsüberschuss der Luhmannschen Theorie für die systemische Praxis aufzuschließen. Es sind auch Dokumente zur blühenden Theoriediskussion in der Frühzeit der systemischen Therapie, bzw. systemtherapeutischen Denkens im deutschsprachigen Raum (Rechtschreibung wurde aktualisiert).
systeme – Interdisziplinäre Z f systemtheoretisch orientierte Forschung und Praxis in den Humanwissenschaften 37 (1): 90-96, 2023
In seinem Postskriptum spricht Bleckwedel von einer „Geschichte der Menschwerdung, die hier erzäh... more In seinem Postskriptum spricht Bleckwedel von einer „Geschichte der Menschwerdung, die hier erzählt wurde“. Damit ist die Latte ziemlich hoch gehängt. Doch kann zumindest der Versuch auf der hier dargelegten Grundlage als sorgfältig vorbereitet angesehen werden. Und im Ergebnis spricht einiges dafür, dass es valide ist. Die Komplexität des Zwischenmenschlichen wird angemessen gewürdigt und nicht auf einige Versatzstücke reduziert. Die Konsequenzen für das praktische Wirken werden nicht vorgekaut, sondern müssen erarbeitet werden. Das Buch erweist sich auf diese Weise als eine solide Grundlage sowohl für die Ausbildung als auch für eigenes Nachdenken.
Z f systemische Therapie u Beratung 41(2): 94-96, 2023
Im weitesten Sinn ist es ein politisches Buch, das Arist von Schlippe hier vorlegt. Bei aller lok... more Im weitesten Sinn ist es ein politisches Buch, das Arist von Schlippe hier vorlegt. Bei aller lokalen Fokussierung geht die globale Komponente des Themas nicht verloren geht. Arist von Schlippe gelingt dabei eine Gratwanderung – eine Gratwanderung zwischen der gewissenhaften Draufschau auf das zerstörerische Potenzial von Empörung und Eskalation einerseits, und andererseits dem geduldigen Aufzeigen notwendiger Schritte, wie der Sog solcher beziehungserschütternden Entwicklungen eingedämmt werden kann. Dem Autor gelingt das in einer Sprache, die sowohl wissenschaftlichen Gepflogenheiten gerecht wird als auch den Verstehenswünschen von Leserinnen und Lesern, die sich nicht im Bereich der Wissenschaften zuhause fühlen.
systeme. Interdisziplinäre Z f systemtheoretisch orientierte Forschung und Praxis in den Humanwissenschaften 37(1): 97-100, 2023
In diesem kleinen, schmalen und doch gewichtigen Büchlein werden die „Innenansichten des Kranksei... more In diesem kleinen, schmalen und doch gewichtigen Büchlein werden die „Innenansichten des Krankseins“ auf eine Art beschrieben, die nicht nur unmittelbar berührt, sondern durch ihre Rahmung Themen auf den Punkt bringt und zu weiterer Beschäftigung damit anregt, die für unsere Profession unverzichtbar sind. Ich halte das für umso weniger verzichtbar, je mehr der Eindruck entstehen kann, dass professionelles Helfen sich in einem Kosten‑Nutzen‑Denken verheddert, das menschliche Werte monetarisiert.
The original German version appeared in: Systhema 37(2), 2023, pp. 249–251, 2023
How do stories unfold? How do they take on particular meanings in particular contexts? These ques... more How do stories unfold? How do they take on particular meanings in particular contexts? These questions seem to me to be central to Hugh Crago's work. Following his unusually approachable books on the 'entrancing' effect of stories (2014) and on emotional development over the individual lifespan (2017)-supplemented by an examination of interactions within his own family of origin (2019)-he now offers us a work which focuses on central aspects of individual children's books. Self and Story is concerned with the interplay of a child's mental development and the stimulation which children receive from their parents through reading aloud and looking at picture-books together.
systeme 32(2): 246-248, 2018
Schlüsselwörter: Familienrekonstruktion > theoretische Prämissen, Methodik, Kontextsensibilität, ... more Schlüsselwörter: Familienrekonstruktion > theoretische Prämissen, Methodik, Kontextsensibilität, Praxis
key words: family constellation > premises and theory, methodology, context sensitivity
Bücher für die Praxis können leicht als Sammlung von „how-to“-Anleitungen daherkommen. Interessant werden sie für mich jedoch erst, wenn sie ihr Thema weiter fassen und über den Tellerrand der reinen Intervention hinausschauen. Das vorliegende Buch von Ilke Crone ist dafür ein schönes Beispiel. Mir scheint, das Buch dient drei Zielen: systemisch-praktische Anregungen zu geben, theoretisch-konstruktive Begriffsklärung, sowie das Fördern politisch-gesellschaftlicher Wachheit.
systeme, 2021
(Oktober 2022): Auch wenn sich der Mainstream Systemischer Therapie (und anderer systemischer An... more (Oktober 2022):
Auch wenn sich der Mainstream Systemischer Therapie (und anderer systemischer Anwendungsfelder) auf eine interventive Oberfläche konzentriert, scheint es mir notwendig, diese Oberfläche einzubetten in eine Umwelt, die die Aufmerksamkeit für eigene blinde Flecken unterstützt. Das, was als systemtheoretische Draufsicht den Blick für mögliche Zusammenhänge, Wechselwirkungen und dynamische Verhältnisse weitet, benötigt, wie ich es sehe, ein Pendant, das in der Lage ist, diese Draufsicht mit einer empathischen und binnenkommunikativen Begegnungsfähigkeit zu verbinden. Das Philosophieren Karl Jaspers‘, insbesondere sein Fokus auf Existenzielle Kommunikation, scheint mir dabei eine hilfreiche Quelle zu sein. Im Folgenden finden sich zwei Rezensions-Essays zu Büchern über Karl Jaspers, die die Hintergründe seiner Vorstellungen über Existenzielle Kommunikation beleuchten und ihn im Kontakt mit für ihn wesentliche Gegenüber erkennbar werden lassen. Die beiden Essays wurden zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift „systeme“ (2021, Heft 1 und 2)
Z.f. systemische Therapie u. Beratung 35 (4): 180-182, 2017
Corina Ahlers hat sich mit dem vorliegenden Buch ein zentrales Kapitel unserer Profession vorgeno... more Corina Ahlers hat sich mit dem vorliegenden Buch ein zentrales Kapitel unserer Profession vorgenommen. Es geht um die Frage, wie unsere Arbeit gelehrt werden kann. Speziell, wie sie gelehrt werden kann unter der Prämisse, dass konstruktivistische und konstruktionistische Ideen als Leitmotive gelten. „Systemisch“ lässt sich nicht einfach definieren durch Bezug auf festgelegte und festlegende Inhalte. „Systemisch“ bedeutet stattdessen eine Gratwanderung zwischen Ausweitung und Konzentration. Ausweiten der Reflexionszone auf Kontexte und Umwelt, auf die Lebenswelt und das In-Betracht-Ziehen von noch nicht zugänglicher Umgebung. Und Konzentration gleichzeitig auf das Nadelöhr des subjektiven Wahrnehmens und Entwickelns von Bedeutung und Sinn. (…) Als Schlüsselbegriff nimmt Corina Ahlers den der kommunikativen Kompetenz. Das Leitmotiv des vorliegenden Buches ist jedoch weniger die Darstellung von Struktur und Dynamik eben dieser kommunikativen Kompetenz, sozusagen das Ergebnis der Bemühungen, sondern der Weg dahin. Der Weg der Wahl, auf den sich die Autorin hier bezieht, ist das Rollenspiel, in diesem Fall: das Rollenspiel in der Ausbildung systemischer PsychotherapeutInnen.
systhema 33(3): 274-280, 2019
Das vorliegende Buch von Mathias Berg ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten konstruktiver ... more Das vorliegende Buch von Mathias Berg ist ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten konstruktiver Wechselwirkung von Praxis und Wissenschaft. Grundlage des Buches ist die Dissertation des Autors. (…) Nach der Lektüre dieser Arbeit kann ich sagen, dass sowohl die erwartbaren als auch die wünschbaren Aspekte zum Tragen gekommen sind. Die Erfahrungen des Autors als Mitarbeiter einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle haben dazu sicherlich ebenso beigetragen wie die Einbindung des Autors in ein unterstützendes und waches Team. Die Struktur der im vorliegenden Buch geschilderten Forschung ist alleine nicht zu leisten. Sie ist insofern auch ein Signal für die Wichtigkeit und Wirksamkeit der bislang immer noch geltenden Rahmenrichtlinien für Erziehungsberatungsstellen, die das Zusammenwirken in einem multidisziplinären Team zwingend vorschreiben.
systemagazin, 2021
Kraft und Bedeutung des Gemeinschaftlichen sind Ken Gergens Thema seit vielen Jahren. Das Gemeins... more Kraft und Bedeutung des Gemeinschaftlichen sind Ken Gergens Thema seit vielen Jahren. Das Gemeinschaftliche in den Vordergrund zu rücken gegenüber der in unseren Breiten dominierenden individualistischen Weltsicht ist sein Anliegen, und er hat das konsequent weiterverfolgt auch gegen Widerstände. Der Begriff des Sozialen Konstruktionismus ist untrennbar mit ihm und seiner Frau Mary verbunden1. Das nun vorliegende Buch erschien im Original vor etwas mehr als 10 Jahren unter dem Titel Relational Being: Beyond Self and Community (20092). Trotz der Prominenz, die die Gergens auch im deutschsprachigen Raum genießen, war es bis jetzt nicht ins Deutsche übersetzt worden. Thorsten Padberg hat diese Lücke nun geschlossen, er hat das Buch übersetzt und ihm ein ausführliches Vorwort gewidmet: "Aufforderung zum Tanz-Kenneth Gergens Psychologie des Zusammenseins".
Systeme 33(1): 76-80, 2019
Die Erstauflage des vorliegenden Buches erschien vor 10 Jahren. Die Welt, so scheint es, ist in d... more Die Erstauflage des vorliegenden Buches erschien vor 10 Jahren. Die Welt, so scheint es, ist in der Zwischenzeit noch unübersichtlicher geworden, schneller und fraktionierter zugleich, ein Tummelplatz galoppierender Orientierungsreaktionen. Das Private, das Refugium und Medium der Wünsche nach Unversehrtheit, Selbstwirksamkeit und wohltuenden Beziehungen bleibt davon nicht unberührt. Insofern wundert es nicht, dass das vorliegende Buch auch in seiner Wiederauflage nach wie vor aktuell erscheint. Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen - „an sich“ erwartbar - erhalten durch die angedeuteten Entwicklungen fortlaufend wahrnehmungsverschärfende Differenzhinweise: Man kann sich nicht abschließend daran gewöhnen. (Nachtrag Nov 2021: Zum Zeitpunkt der Publikation war Covid-19 noch kein Thema. Die Beobachtungen dazu, die mittlerweile vorliegen, unterstreichen die Aktualität des vorliegenden Buches. Insbesondere ein Kapitel zu „Bewältigung als Konsistenzsicherung und Verteidigung des Selbst“ erscheint mir in dieser Hinsicht geradezu hellsichtig).
Systeme 33(2): 157-159, 2019
In einer Zeit, in der es den Anschein hat, dass systemische Praxis im Wesentlichen nur noch über ... more In einer Zeit, in der es den Anschein hat, dass systemische Praxis im Wesentlichen nur noch über ihr Methodenarsenal und ihre technische Versiertheit beschrieben wird, setzen Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer nun einen Kontrapunkt. Aus systemischer Sicht sind es ja nicht die Inhalte „an sich“, auf die sich die weiterführende Aufmerksamkeit richtet, sondern die jeweils spezifische Einbettung dieser Inhalte in Kontexte. Aus einer solchen Perspektive geht es also nicht nur darum: Was ist im Methodenkoffer drin? Sondern auch: Warum wurde er so gepackt? Woraus leitet sich das ab? Letztlich auch: Wer packt? Mit welchem Interesse? In Resonanz auf was?
WS-Paper; Kongress „Kraft des Zweifelns“; Heidelberg, Oktober 2016 , 2016
(abstract 02/2024): Im Unterschied zur in sich schlüssigen Plausibilität von Theorien, die bestim... more (abstract 02/2024): Im Unterschied zur in sich schlüssigen Plausibilität von Theorien, die bestimmte Formen der Praxis anleiten und fundieren sollen, erweist sich Praxis in der Regel als deutlich kontingenter denn erwünscht. Der Unterschied ergibt sich aus den beiden Zugängen zur Praxis, einerseits dem „Beobachten drinnen“ und andererseits dem „Beobachten draußen“. Drinnen geht es um Anschluss(fähigkeit) und oft genug um Umgang mit Unerwartetem. Das Unmittelbare dominiert. Draußen lassen sich Beobachtungen filtern, auswerten, in größeren Zusammenhängen formulieren, usw. Hier stehen Mittel und Vermittelbares im Vordergrund.
Das Konzept des Entwickelns Klinischer Kontrakte wird als ein Weg skizziert, damit grundsätzlich umzugehen. Dazu korrespondiert eine Kontraktorientierte Leistungsbeschreibung.
Als Beispiele für das Übersetzen von spezifischen Theorien in Praxisfragen werden hier die Theorie der Selbstbestimmung (Ryan & Deci), Salutogenese (Antonovsky), sowie die Generischen Prinzipien (Schiepek) vorgestellt.
Key words: dynamics of theory and practice, reflective practitioner, developing clinical contracts, contract-oriented specifications, self-determination theory, salutogenesis, and generic principles
Presentation OEAS-congress, Salzburg, June 8-10th, 2023, 2023
In diesem Handout zu dem gleichnamigen Workshop auf dem Kongress der ÖAS im Juni 2023 skizziere i... more In diesem Handout zu dem gleichnamigen Workshop auf dem Kongress der ÖAS im Juni 2023 skizziere ich die Funktion von Narrativen und Narrationen im Hinblick auf „Lebenswirklichkeiten“. Dem Konzept der Lebenswirklichkeiten nähere ich mich heuristisch an und skizziere Ideen zu Lebenswirklichkeiten als Ausdruck physischer, kommunikativer und kulturell-gesellschaftlicher Existenz. Lebenswirklichkeiten sind dabei stets im Plural gedacht. Im Hinblick auf psychische Existenz steht dagegen Lebenswirklichkeit im Singular. In ihr, so meine Annahme, werden im Prinzip (und anfänglich) unverbundene Momentaufnahmen zu Elementen einer möglichst kohärenten und fortlaufenden Geschichte gebündelt. Eine weitere zentrale These ist, dass Narrative für die Grammatik eines Gesamten stehen, und Narrationen dazu passende Geschichten erzählen. Das Verhältnis von Narrativen und Narrationen wird dabei als ein rekursives beschrieben. Es geht dabei um die Fragen: Was bietet Sinn an? Und: Was sorgt dafür, dass es sinnvoll weitergeht?
Kurze Einführung darin, was mit Systemischer Therapie gemeint ist. Die Grundannahme hier: Ein the... more Kurze Einführung darin, was mit Systemischer Therapie gemeint ist. Die Grundannahme hier: Ein therapeutischer Ansatz, der individuell erlebtes Leiden als eine Systemdynamik versteht. Überlegungen zum Thema „Systemdynamik“. Unterscheidung von Problem- und Hilfesystemen; Grundlagen und Methoden systemischer Praxis. Und schließlich: was es heißt, dass „Kein Gespräch ist wie das andere“. Ausführliche Hinweise auf Literatur.
Zusammenfassung / abstract: [Diagnosis in Psychosocial Counselling Work – Contribution to the pan... more Zusammenfassung / abstract:
[Diagnosis in Psychosocial Counselling Work – Contribution to the panel: What is the case? And what's behind all this? (Heidelberg, May 26th, 2017]
Der Beitrag diskutiert das Thema der Diagnosen in Beratungsstellen anhand folgender Fragen:
- Was ist hier mit „Diagnosen“ gemeint? Und machte es einen Unterschied, wenn im Titel „Diagnostik“ stünde?
- Welchen Stellenwert im Ablauf haben Diagnosen in Beratungsstellen?
- In welchen Zusammenhängen gewinnt die Frage der Diagnosen/ Diagnostik überhaupt an Brisanz?
- Wie könnte eine sinnvolle Zukunft von „Diagnosen in Beratungsstellen“ aussehen?
[The present paper discusses the topic of diagnoses in psychosocial counselling work by means of the following questions:
- what is meant with the term diagnosis in this context?
- of which significance are diagnoses in the process of professional psychosocial help?
- in which context would the topic of diagnosis cause trouble?
- what could be said about a meaningful future of diagnosis in this context?]
Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen. Das Entwickeln Klinischer Kontrakte. Dortmund: verlag modernes lernen, 1998
Das Buch „Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen“ ist 1998 erschienen. In der Zwischenzeit hat ... more Das Buch „Auf den Spuren hilfreicher Veränderungen“ ist 1998 erschienen. In der Zwischenzeit hat sich die Welt weitergedreht und viele der seinerzeitigen Überlegungen scheinen nicht mehr aktuell. Dennoch dürften einige der grundlegenden Überlegungen weiterhin tragfähig sein. Wie etwa die seinerzeitigen Überlegungen zu „Evaluation“. Im Konzept des „Entwickelns klinischer Kontrakte“ spielt Evaluation eine besondere Rolle. Der Begriff lässt jedoch zu viel Spielraum, um den Sinn zu vermitteln, den Evaluation in diesem Konzept gewinnt. Daher fokussiert der Begriff im hier vorgestellten Verständnis auf „Evaluation-im-Kontext“. Dabei spielen die Begriffe Kunde, Kundenorientierung, Kundigkeit eine Rolle und werden im vorliegenden Kapitel kritisch auf ihre Brauchbarkeit für psychosoziale Hilfeleistungen überprüft. Professionelle psychosoziale Hilfen verlieren gemäß den hier wiedergegebenen Überlegungen ihren emanzipatorischen Gehalt, wenn sie wie Waren behandelt werden. Insofern spielt auch die Unterscheidung zwischen Kunden- und Institutionsorientierung eine wichtige Rolle, sowie auch das Suchen nach Kriterien, wie sich eine förderliche Wechselwirkung einstellen kann. Damit ist auch das Thema Qualität im Spiel und der vorliegende Auszug enthält Überlegungen auch dazu.
Insgesamt kann der vorliegende Auszug auch als ein Dokument gelesen werden, das einen Einblick in den seinerzeitigen Spirit systemischer Diskurse erlaubt. Viele der kontroversen Diskurse im aktuellen Zustandsbild der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum lassen sich auf dieser Grundlage vielleicht etwas mehr nachvollziehen.