Systemische Interventionen - Systemische Interaktionen? (original) (raw)

'Systematisches Desinteresse'

2015

Die Studie 'Antisemitismus als Problem und Symbol' des Zentrums für Antisemitismusforschung interpretiert sehr einseitig die eigene Empirie und relativiert heutigen Antisemitismus. Dass nicht-jüdische Wissenschaftler_innen Jüdinnen und Juden unterstellen, Antisemitismus zu dramatisieren, ist nicht neu. Derartige Debatten gab es bereits in der frühen Bundesrepublik. Das aktuelle Papier erinnert somit beispielsweise auch an die Auseinandersetzung um Daniel Goldhagens Buch 'Hitlers willige Vollstrecker'.

Die therapeutische Beziehung aus systemischer Sicht

PiD - Psychotherapie im Dialog, 2004

Der therapeutischen Beziehung wurde in der Entwicklung von Familien-und Systemischer Therapie teilweise sehr unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Die aktuelle Diskussion und Praxis gewichtet sie allerdings zentral. Konstruktive Kooperation ist dabei ein wesentliches Leitmotiv. In der praktischen Ausgestaltung zeigt sich dies vor allem in zwei Aspekten: positive affektive Rahmung und kontraktorientierte Haltung. Während die affektive Rahmung einer übergreifenden Metastabilität dient, unterstützt die kontraktorientierte Haltung das Ausgestalten der notwendigen Instabilität, die mit signifikanten Veränderungen verbunden ist.

Handlungs- und Interaktionskrisen. Eine Annäherung in systematisierender Absicht

Adloff, Frank; Antony, Alexander; Sebald, Gerd (Hg.) (2016): Handlungs- und Interaktionskrisen. Sonderheft 14 der Österreichischen Zeitschrift für Soziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 1-15.

Zusammenfassung: Der Beitrag führt in die Thematik des Sonderhefts ein und schlägt eine idealtypische Systematisierung von Handlungs- und Interaktionskrisen vor. Ausgehend von einer Arbeitsdefinition werden exemplarisch Ansätze aufgegriffen und skizziert, in denen krisenhaften Situationen eine theoriesystematisch relevante Bedeutung zukommt. Auf dieser Grundlage und der Zusammenschau der im Sonderheft versammelten Beiträge werden drei analytische Perspektiven auf Handlungs-und Interaktionskrisen ausbuchstabiert: die Akteur_innenperspektive, die "distanzierte" Beobachter_innenperspektive und die Darstellungsperspektive. Abschließend wird dafür votiert, Handlungs-und Interaktionskrisen jenseits der dichotomen Unterscheidung von Mikro-und Makro-Phänomenen in den Blick zu nehmen. // Abstract: The article introduces the special issue’s subject-matter and suggests a working definition and systematization of action and interaction crises. Based on the volume’s contributions as well as an outline of selected approaches to crises as theoretically relevant phenomena, it identifies three distinct analytical perspectives: that of the actor(s), that of the detached observer, and one that focuses on the crisis’s representation. Any productive analysis of action and interaction crises, the authors argue, must move beyond the traditional micro-macro dichotomy.

Was heißt schon „systemrelevant“?

Berliner Journal für Soziologie

Zu den Grundbegriffen der Gesellschaftsbeobachtung im frühen 21. Jahrhundert gehört, neben etwa "Prekarität" oder "Populismus", ohne Zweifel auch "Systemrelevanz"-nicht zuletzt deshalb ist er Gegenstand des Aufmachertextes von David Kaldewey im vorliegenden Heft. Die Karriere dieses Begriffs ist auffallend jung: Noch vor zwei Jahrzehnten war der Wortgebrauch selbst in den Sozialwissenschaften unüblich. Erst seit der Begriff als Rechtfertigungsformel für die öffentlichen Bail-out-Programme der Finanz-und Eurokrise nach 2008 auftauchte, hat sich das geändert. Seinerzeit verwies die Rede von Systemrelevanz auf den Umstand, dass in diesem Fall die üblichen Regeln der Marktgerechtigkeit nicht mehr galten. Zwar mochten große Investmentbanken für ihre Misere verantwortlich sein, bankrottgehen durften sie nicht: Der Fall Lehman Brothers stand als warnendes Beispiel vor Augen. Das Beharren auf Systemrelevanz erhielt so eine beinahe ohnmächtige Note-wobei sich der technische Klang des Wortes wie auch die Evokation von "Alternativlosigkeit" nur allzu gut in die expertokratische Sachzwangrhetorik der neoliberalen Ära fügten (Séville 2017).

Interdisziplinäre Impulse für den Begriff "Interaktion"

Informationswissenschaft zwischen virtueller Infrastruktur und materiellen Lebenswelten. Tagungsband des 13. Internationalen Symposiums für Informationswissenschaft (ISI 2013), 2013

Die benutzergerechte Gestaltung interaktiver Systeme ist einer der lebendigsten Schwerpunkte der Informationswissenschaft. Die größte Herausforderung für interdisziplinäre Arbeitsfelder wie die Mensch-Computer-Interaktion besteht darin, unterschiedliche Forschungslogiken und Begriffsgebäude produktiv zu vereinen. Besonders deutlich wird das anhand des für die HCI zentralen Begriffs „Interaktion“: Seine häufige Verwendung (auch als „Interaktivität“) steht einer inhaltlichen Unterbestimmtheit gegenüber. Im Hinblick auf dieses Problem präsentieren wir in unserem Beitrag einen Ansatz zur Integration disziplinärer Theoriebestände zur Arbeit am Interaktionsbegriff.

Überlegungen zu zwei Interventionstechniken und ihren Zielen: Szenische Darstellung und Dialog mit dem leeren Stuhl

2014

Summary: The article compares theoetical background and therapeutic aims of two therapeutic interventions, psychodramatic role playing and the empty chair technique in Gestalt therapy. Both interventions are used also in Gestalt Theoretical Psychotherapy in a specific Gestalt psychological understanding. Zusammenfassung: Theoretische Hintergründe und therapeutische Zielsetzungen zweier bekannter Interventionstechniken, nämlich der psychodramatischen „szenischen Darstellung“ und des gestalttherapeutischen „Dialoges mit dem leeren Stuhl“, die beide auch im integrativen Ansatz der Gestalttheoretischen Psychotherapie Anwendung finden, werden dargestellt. Dabei soll besonders die Ähnlichkeit beider Techniken in ihren therapeutischen Auswirkungen betont werden, auch wenn sich die therapeutischen Ansätze, in denen diese Techniken entwickelt haben, in ihren theoretischen Konzepten unterscheiden.

Die affektive Seite des Interaktionsrituals

Stimmungen und Atmosphären, 2017

Sind die Individuen erst einmal versammelt, so entlädt sich aufgrund des Tatbestands eine Art Elektrizität, die sie rasch in einen Zustand außerordentlicher Erregung versetzt. […] Jedes Bewußtsein findet sein Echo in den anderen."

Systemische Therapie und das »störungsspezifische Wissen«

Kontext, 2011

Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18. Dezember 2004, ich war noch Vorsitzender der SG, traf sich in Köln eine größere Gruppe, u. a. die Vorstände der beiden Gesellschaften, Kurt Ludewig und Jürgen Kriz, um eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, ob wir noch einmal den Weg gehen, uns um die Anerkennung der systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat zu bemühen oder nicht. Zwei Jahre vorher hatten wir ja die sogenannte Kölner Erklärung der SG formuliert, mit der wir uns aus diesem Prozess zurückgezogen hatten. Unsere Idee war, die Ablehnung durch den Wissenschaftlichen Beirat als ein Zeichen und »Geschenk« zu nehmen, dass wir sozusagen unbeschadet von irgendwelchen politischen Zwängen unsere systemische Identität weiterentwickeln können. Und in diesem Kontext der Kölner Erklärung machte mir damals dieser 18. Dezember 2004 heftig Bauschmerzen.